Die
Folgen der
Eiterung für den
Organismus sind abhängig von der Dauer derselben und von der
Menge des Eiters, welcher für
den
Körper gewöhnlich verloren geht, ferner von dem Sitz der
Eiterung und dem
Grade der Zerstörung, welche
die betreffenden
Organe durch die
Eiterung erleiden. Langdauernde und sehr reichliche Eiterverluste haben
Blutarmut und Verwässerung
des
Bluts mit
Neigung zur
Wassersucht, nicht selten
Amyloidentartung der Unterleibsdrüsen zur
Folge; sie führen durch fortschreitende
Erschöpfung allmählich den
Tod herbei. Im engen Zusammenhang mit der alten falschen
Ansicht, daß der
Eiter eine krankhafte, dem
Organismus fremdartige
Materie sei, deren sich der
Körper entledigen müsse, steht die
Lehre
[* 2] von der
Eiterresorption und Eitervergiftung des
Bluts.
Man hielt früher den Übergang von Eiter in das
Blut für einen höchst verhängnisvollen Vorgang. Dies
ist er jedoch keineswegs. Die
Resorption des guten, gesunden und frischen Eiters ist nicht bloß vollständig gefahrlos, sondern
in gewissem
Sinn selbst ein
Gewinn, weil dem
Blute damit
Stoffe wieder zurückgegeben werden, welche ihm durch die
Eiterung entzogen
worden sind, und nur die
Aufnahme zersetzten Eiters erregt die sogen.Pyämie
(Septichämie). Unter spezifischem
Eiter versteht man einen solchen, welcher zugleich
Träger
[* 3] eines Ansteckungsstoffs ist, und durch welchen man daher bestimmte
Krankheiten von einem
Individuum auf ein andres
übertragen kann (z. B. Trippereiter, syphilitischer Eiter, Pockeneiter etc.).
In morphologischer und chemischer Beziehung ist der spezifische Eiter durchaus nicht von dem gewöhnlichen Eiter zu
unterscheiden. Vgl.
Entzündung,
Absceß.
(griech.
Pyurie), das Vorkommen von
Eiter im
Harn, setzt voraus, daß derHarn auf seinem
Weg von den
Nieren nach außen eine geschwürige oder doch stark entzündete
Stelle passiert hat, deren genauern Sitz man indessen
aus dem
Eiter allein nicht erkennen kann.
Von den sehr zahlreichen Möglichkeiten ist der Harnröhrentripper sicher die allerhäufigste
Ursache des Eiterharnens.
Robert, Musikhistoriker, geb. zu
Breslau,
[* 6] machte dort unter
Brosigs Leitung seine
Studien, ging 1853 nach
Berlin,
[* 7] trat daselbst als Klaviervirtuose und
Komponist von Klavierstücken und Liedern auf, widmete
sich aber von 1863 an ausschließlich dem Lehrfach. 1869 rief er die
Gesellschaft für Musikforschung ins
Leben und trat als
Redakteur der »Monatshefte für Musikgeschichte«,
von obiger
Gesellschaft herausgegeben, an die
Spitze derselben. Auf seine Veranlassung wurde 1873 auch noch mit der
»Publikation
älterer praktischer und theoretischer Musikwerke« begonnen. Die historischen
ArbeitenEitners sind zum größten Teil in
den
oben bezeichneten periodisch erscheinenden Werken zu finden; doch hat er auch eineReihe größerer,
rein bibliographischer Werke herausgegeben, wie die
»Bibliographie der Musiksammelwerke des 16. und 17.
Jahrhunderts« (Berl.
1877) u. a. Seit 1880
hat er seinen
Wohnsitz in
Templin
(Ukermark).
(Albumin), ein im
Tier- und
Pflanzenreich weitverbreiteter
Proteinkörper, findet sich am reinsten im
Weißen der
Eier
[* 9] und bildet getrocknet eine gelbliche, durchsichtige, zu weißem
Pulver zerreibbare, geruch- und geschmacklose
Masse, welche
sich in
Wasser, aber nicht in
Alkohol und
Äther löst. Dies Eiweiß enthält noch
Fett, welches man durch
Auswaschen
mit
Äther, und mineralische
Bestandteile, die man durch
Dialyse
[* 10] entfernen kann. Derartig gereinigtes Eiweiß reagiert schwach sauer,
während das rohe Eiweiß schwach alkalisch reagiert.
Für technische
Zwecke wird Eiweiß aus
Eiern und
Blut dargestellt. Man trennt das
Weiße sorgfältig vom
Dotter
der
Eier, seiht es durch ein feines Haarsieb, entfernt nach etwa 24
Stunden alle abgeschiedenen
Häute und trocknet es in flachen
Zink- oder Porzellangefäßen in einer gut geheizten und ventilierten
Kammer bei 38-40°. In 30-36
Stunden erhält
man eine blätterige, blaßgelbe, in dünnen
Stücken völlig durchsichtige fast geruchlose und in
Wasser ohne merkliche Trübung
lösliche
Masse. Bei der
Darstellung von Eiweiß aus
Blut läßt man letzteres in Zinkschüsseln unberührt gerinnen, gießt etwa
abgeschiedenes
Serum ab, zerschneidet den
Kuchen in 3-4
ccm große
Würfel, bringt diese in Abtropfsiebe
und trennt das zuerst abfließende dunklere
Serum von dem später folgenden hellern, welches wie Hühnereiweiß
¶
mehr
getrocknet wird. Um das schwach gefärbte Eiweiß zu bleichen, säuert man es mit Schwefelsäure
[* 12] an, peitscht es mit 0,25 Proz.
Terpentinöl (Patentalbumin), entfernt die sich abscheidenden Unreinigkeiten, neutralisiert mit Ammoniak und verdampft. Auf
Ausbeute und Qualität des Blutalbumins haben Gesundheitszustand, Fütterungsart, die Schlachtmethode und die Gattung des Tiers
großen Einfluß; man erhält etwa die Hälfte des Bluts an Serum und aus diesem 9 Proz. Eiweiß. Durch methodisches
Auslaugen des abgetropften Blutkuchens mit Wasser und Verdampfen der Flüssigkeit erhält man ein dunkles Albumin.
Eiweiß ist wohl der wichtigste und regelmäßigste Bestandteil aller pflanzlichen und tierischen Nahrungssäfte. Es scheint für
das Zellenleben unentbehrlich zu sein und erleidet in der Pflanze wie im Tier die mannigfachsten Modifikationen.
Wegen seiner großen Wandelbarkeit begünstigt es auch die leichte Zersetzung der abgestorbenen Tier- und Pflanzenteile, die
sich in der Regel viel besser halten, wenn man das Eiweiß durch Erhitzen zum Gerinnen bringt, da geronnenes Eiweiß viel
weniger leicht der Zersetzung unterliegt. Eiweiß hat die größte Bedeutung als Nahrungsstoff; in der Technik dient es zum Klären
trüber Flüssigkeiten, indem es bei der durch Erhitzung herbeigeführten Gerinnung alle trübenden Teilchen einschließt
und mit sich niederreißt; außerdem benutzt man es, mit Kalk gemischt, als Kitt, zum Grundieren bei der
Vergoldung und zur Bereitung von Albuminpapier, welches meist durch Überziehen von Papier mit frischem Eiweiß hergestellt und
in der Photographie verwendet wird.
Die ausgedehnteste Verwendung findet Eiweiß aber in der Zeugdruckerei, indem man Mischungen desselben mit Körperfarben, wie Ultramarin,
Eisenocker, Chromgelb, aufdruckt und dann das Gewebe
[* 13] bis zur Gerinnung des Eiweißes erhitzt. Die Farben
allein würden von der Faser nicht festgehalten werden, aber das gerinnende Eiweiß haftet an letzterer und schließt den Farbkörper
ein. Albumin dient aber auch gewissermaßen als Mordant oder Beize in der Färberei. Druckt man z. B. auf Baumwolle
[* 14] eine wässerige
Lösung von Anilinviolett und Eiweiß, so ist die Farbe nach dem Trocknen matt und glanzlos und haftet auch noch
nicht fest auf dem Gewebe; sobald man aber den Stoff mit Wasserdampf erhitzt, so entsteht zugleich mit der Gerinnung eine wirkliche
Färbung des Albumins, die schön violette Nüance tritt hervor, und zugleich ist der Farbstoff auf dem Gewebe
befestigt. Tränkt man Baumwolle mit Eiweißlösung und setzt sie heißen Dämpfen aus, so kann sie auf dieselbe Weise wie Wolle
mit Anilinfarbstoffen gefärbt werden, während diese von reiner Baumwolle nicht fixiert werden. Das trockne Albumin wird besonders
in Deutschland,
[* 15] Österreich,
[* 16] aber auch in Südamerika
[* 17] und Australien
[* 18] dargestellt, wo die Fleischextraktindustrie
massenhaft über Tierblut verfügt.