Im N. des europäisch-asiatischen
Kontinents finden sich überall die Strömungen in Übereinstimmung mit dem
Gesetz der Rechtsablenkung
durch die Rotationswirkung der
Erde. An den
Nordküsten sind die Strömungen durchweg nach O. gerichtet. Sie führen von S.
herkommendes und daher warmesWasser aus dem Atlantischen
Ozean und den sibirischen
Flüssen und halten
die Kontinentalküste während des
Sommers eisfrei. Dieselbe Anlehnung an die rechtsseitige
Küste weist der Nordstrom an den
Westküsten von
Spitzbergen und
Nowaja Semlja, der Südstrom an den Ostküsten dieser selben
Inseln aus. Auch im N. der
Beringsstraße
wendet sich die dem
Lauf der
Küste folgende Strömung rechts nach
KapBarrow zu. Vgl.
Nordpolarländer.
[* 2]
Das
Südliche Eismeer oder
AntarktischePolarmeer hat keine Landgrenze wie das Nördliche, sondern hängt mit den südlichen Hälften
des Atlantischen,
Indischen und
StillenOzeans in offener Wasserverbindung zusammen. Das
Areal dieses
Meers läßt sich nur schätzungsweise
auf etwa 352,000 QM. angeben,
da man nicht weiß, wieviel Land um den
Südpol gelagert ist. Denn einer
Erforschung dieser
Regionen stellen sich noch größere Schwierigkeiten entgegen als im N., da hier
Eisfelder und Eismassen
ein noch ausgedehnteres Gebiet haben. So reicht die nördlichste
Grenze des
Treibeises südlich von
Afrika
[* 3] bis
über den 45° nach N. hinüber.
Die große
Menge ausgedehnter
Eisberge, welche nach N., namentlich in den Atlantischen
Ozean, gelangen, macht aber das Vorhandensein
eines großen antarktischen
Landes sehr wahrscheinlich. Die wichtigste Expedition in diese
Region ist die des englischen
KapitänsRoß 1839-1843, der bis jetzt am weitesten gegen den
Südpol vorgedrungen ist (bis 78° 11'). Die
Namen
seiner
Schiffe,
[* 4]
Erebus und Terror, übertrug man auf
feuerspeiende Berge des dort entdeckten und gegenwärtig als antarktischer
Kontinent angesehenen Victorialandes.
Weiterm Vordringen stellte sich eine kolossale Eismauer von 65-70 m
Höhe entgegen, die fest zusammenhängend
Hunderte von
englischen
Meilen sich hinzog. Soweit
Beobachtungen vorliegen, ist das
Südliche Eismeer flach. Die Lotungen
von
Roß erreichen meist nur Tiefen von weniger als 900
m, auch die im südlichen
IndischenOzean gefundenen mäßigen Tiefen
deuten auf eine allmähliche
Erhebung des Meeresbodens nach dem
Südpol hin. Die Strömungen des Südlichen Eismeers werden
im allgemeinen aus den direkten Strombeobachtungen ostwärts und nordwärts gefunden.
Dagegen hat man aus dem Verlauf der Treibeisgrenze den
Schluß gezogen, daß südlich von der Kergueleninsel, südlich von
Neufundland und südwestlich vom
KapHorn warme Strömungen in das
Südliche Eismeer hineinfließen. Während nämlich die Treibeisgrenze
im Südatlantischen
Ozean bis in etwa 40°, imIndischenOzean zwischen 40 und 50°, im
StillenOzean auf
50° südl.
Br. zu setzen ist, weicht sie im
SW. vom
KapHorn auf 57° und an den beiden andern bezeichneten
Stellen auf etwa
61° zurück (vgl.
Neumayer, Die Erforschung des Südpolargebiets, Berl. 1872). Über die Eisverhältnisse der
Polargegenden s.Polareis.
(Eiskarton, Alabasterpapier), ein mit einer zarten
Schicht von
Kristallen bedecktes starkes
Papier, zu Visitenkarten
etc. dienend, wird hergestellt, indem man eine
Lösung von
Bleizucker auf
Papier kristallisieren läßt.
[* 11]
(AlcedoL.),
Gattung aus der
Ordnung der
Klettervögel
[* 12] und der
Familie der Eisvögel (Alcedinidae),
Vogel mit langem,
dünnem, geradem, von der starken
Wurzel
[* 13] an nach und nach zugespitztem, an den scharfen
Schneiden ein wenig
eingezogenem
Schnabel, kurzem
Hals, kurzen
Flügeln, in denen die zweite und dritte
Schwinge am längsten sind, sehr kurzem
Schwanz,
sehr kleinen, kurzen
Füßen, an denen die beiden äußern der drei Vorderzehen bis zum zweiten
Gelenk verwachsen sind, und
zu einer kleinen
Holle verlängerten Hinterkopffedern.
17
cm lang, 27-28
cm breit, auf Oberkopf und Hinterhals grünschwarz, meerblau schmal quergebändert,
Schultern, Flügeldecken und Außenfahne
der braunschwarzen
Schwingen dunkel meergrün, die mittlern Teile der Oberseite schön blau, ein
Streifen über den dunklern
Zügeln, ein Längsfleck am untern Augenrand bis hinter die Ohrgegend, die Unterseite und die untern
Schwanz- und Flügeldecken lebhaft zimt-rostrot,
Kinn und
Kehle gelblichweiß, ein breiter
Streifen, der sich an der Schnabelwurzel
herabzieht, die
Enden der obern Brustseitenfedern, die seitlichen Schwanzdecken und die Schwanzfedern dunkelblau; das
Auge
[* 14] ist braun, der
Schnabel schwarz, die
Wurzel des Unterschnabels rot, der
Fuß lackrot; er findet sich in
ganz
Europa
[* 15] bis
Dänemark,
[* 16]
Livland,
[* 17]
Esthland, im westlichen
Mittelasien und Nordwestafrika, lebt bei uns einzeln an bewaldeten
Flußufern und
Bächen mit klarem
Wasser, in den
Alpen
[* 18] bis 1800
m, und bleibt, wenn das
Wasser bei schnellem
Lauf nicht zufriert,
selbst im
Winter, während er unter minder günstigen Verhältnissen wandert und dann bis
Griechenland
[* 19] und Nordostafrika geht. Er hält sich stets sehr versteckt, schläft unter einer überhängenden Uferstelle oder in einer
Höhlung, fliegt reißend schnell über das
Wasser hin, nährt sich von kleinen
Fischen,
Krebsen und
Kerbtieren, ist sehr gefräßig
und stößt von seinem Sitz am
Ufer aus pfeilschnell auf vorüberschwimmende
Fische.
[* 20]
¶
mehr
Unverdauliche Teile seiner Nahrung speit er in Gewöllen aus. Er hackt an trocknen, schroffen Uferrändern ein 60 cm tiefes
Loch von 5 cmDurchmesser, erweitert es am hintern Ende, pflastert es mit Fischgräten und legt hier im Mai oder Juni 6-7 sehr
große, weiße Eier
[* 22] (s. Tafel »Eier I«,
[* 21]
Fig. 1), welche das Weibchen in 14-16 Tagen ausbrütet. Jung eingefangene
Vögel
[* 23] gewöhnen sich leicht, alte nicht immer an die Gefangenschaft. Bei den Alten war der Eisvogel Gegenstand
vieler Mythen und Fabeleien (vgl. Halkyone). Er baute angeblich sein Nest auf dem Wasser aus Fischgräten, versah es mit einer
Thür, die nur er zu öffnen vermochte, und brütete im Dezember an heitern Tagen (Halkyonische Tage).
Das Weibchen sollte dem Männchen mit treuer Liebe anhängen, es im Alter mit sich herumtragen und bis zum Tod füttern, aber
nach dem Tode des Männchens unter kläglichem Gesang ebenfalls sterben. Der tote Eisvogel sollte den Blitz ablenken,
Frieden in das Haus, Windstille aufs Meer bringen und wurde gleichsam als Kompaß
[* 24] benutzt; daher verglich Shakespeare die Hofschranzen
mit dem der in seinen Bewegungen der Richtung des Windes folgt. Er ist als winterlicher Vogel dem St. Martin, dem heiligen Totengräber,
geweiht und bestreut bei Shakespeare unbegrabene Leichen mit Totenblumen. - Im Pelzhandel versteht man unter
Eisvogel das pelzähnliche Gefieder des Eistauchers.