mehr
man aber die Zunge o d bei b anlegt, so entsteht neben der Zunge n c ein ebenso großer Zwischenraum bei a. Solange das Ausweichgeleise geschlossen ist, kann zwar kein Wagen vom Hauptgeleise in dasselbe einfahren;
wohl aber vermag der Spurkranz eines vom Ausweichgeleise kommenden Wagens die Zungenspitze b o so viel seitlich zu verschieben, daß der Wagen ins Hauptgeleise treten kann;
ebenso drückt, wenn die Zungenspitze a n anliegt, ein von y herkommender Wagen dieselbe zur Seite;
bei falscher Weichenstellung gelangen die Fahrzeuge also unter Umständen in ein unrichtiges Geleise, aber sie bleiben immer auf den Schienen.
Die gleichzeitige Zungenbewegung wird durch Zugstangen (Schubstangen, a a in [* 1] Fig. 19) bewirkt. Die Zungen sind selten zugespitzte, gewöhnliche Schienen, häufiger erhalten sie einen abweichenden Querschnitt, z. B. wie in [* 1] Fig. 19 einen L-förmigen; sie sind am festen Ende mit der letzten Schiene verlascht oder mit lotrechten Drehzapfen versehen oder auf beide Arten festgemacht. Die Stellvorrichtung in [* 1] Fig. 19, ein Hebel, [* 2] darf nur in den beiden Endlagen in Ruhe bleiben, damit die Zunge nie halb offen stehe, wobei der Spurkranz eines Wagens ihre Spitze treffen und der Wagen entgleisen könnte. In [* 1] Fig. 19 u. 19 a verhindert dieses das Gewicht P, welches den Hebel stets in eine Endstellung, sei es rechts, sei es links unten, bringt. Um die Weichenbedienung zu erleichtern, werden neuerdings die Stellhebel gruppenweise an passenden Orten nebeneinander gestellt, und je eine längere oder kürzere, von kleinen Rollen [* 3] unterstützte Stange überträgt die Bewegung jedes einzelnen Hebels bis zu seinem zugehörigen Wechsel. Wichtigere Wechsel sind, damit ihre Stellung leicht erkennbar sei, mit einem bei Tag und Nacht sichtbaren Weichensignal, z. B. einer flachen Laterne mit entsprechend gezeichneten Scheiben, versehen, welche sich bei einer Umstellung des Wechsels drehen muß.
Bei allen Weichen kommen Schienenkreuzungen vor; sie werden durch ein Herzstück vermittelt. Liegen, wie gewöhnlich, die betreffenden Schienen in gleicher Höhe, so müssen die beiden Stränge unterbrochen werden, damit die Spurkränze durchfahren können, und das Herzstück zeigt zwei sich kreuzende Rillen. Ältere Herzstücke wurden aus gewöhnlichen Schienen zusammengesetzt, während man sie heute aus Hartguß [* 1] (Fig. 20) oder Flußstahl gießen läßt.
Eine Schiebebühne (Geleisekarren) ist ein Stück Bahngeleise, welches auf einem Gerüst ruht; dieses läuft mittels Rädern oder Rollen auf einem zweiten, das erste rechtwinkelig kreuzenden Geleise. Hat man mehrere parallele Geleise, so kann man mit einer Schiebebühne einen Wagen auf dem kürzesten Weg aus dem einen ins andre bringen. Man unterscheidet Schiebebühnen, deren Aufnahmegeleise c d [* 1] (Fig. 21) in gleicher Höhe mit den übrigen Strängen bei a und b liegt, und die in vertieften Gruben rollen, und solche, bei denen das Gerüst höher liegt als a und b, so daß der Karren [* 4] mit geneigten Auffahrten für die zu verschiebenden Wagen versehen sein muß. Erstere Bauweise ist einfacher, aber nur in Nebenanlagen vor Werkstätten u. dgl. zulässig, da bei unrichtiger Stellung der Schiebebühne ein Zug in die Grube stürzen kann.
Die Drehscheiben stellen kreisförmige Ausschnitte aus dem Oberbau dar, welche sich um ihren Mittelpunkt drehen lassen. Sie ersetzen einerseits die Weichen, indem sie den Übergang einzelner Fuhrwerke aus einem Geleise ins andre vermitteln, anderseits ermöglichen sie auch das Umwenden eines Wagens
[* 1] ^[Abb.: Fig. 19. Gleichzeitige Zungenbewegung durch Schubstangen.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 19 a. Stellvorrichtung.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 20. Durchschnitt ab. Herzstücke aus Gußstahl zu Weichen.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 21. Geleisekarren.] ¶
mehr
oder einer Lokomotive, [* 6] auch einer Lokomotive mit Tender, wenn diese ihre Fahrrichtung ändern sollen. In noch häufigerm Gebrauch als in Deutschland [* 7] stehen sie in England, wo die Wagen kürzer sind und die Drehscheiben in ganzen Reihen bei gewöhnlicher Geleisentfernung nebeneinander Platz finden. Je nach der Länge der umzustellenden Fuhrwerke schwankt der Durchmesser der Drehscheiben von 4,4 bis etwa 13 m. Ihr Bau wechselt außerordentlich in Bezug auf Anordnung des mittlern Drehzapfens, der Herstellung des Scheibenkörpers aus Gußeisen, Schweißeisen oder Stahl, auch Holz, [* 8] der Anzahl und der Anbringung der äußern Laufräder, Rollen oder selbst Kugeln, und [* 5] Fig. 22 deutet nur eine der vielen Arten an.
Bahnhöfe, Wasserstationen.
Bahnhöfe sind zur Aufnahme und Abgabe von Personen und Gütern nötig. Die einfachsten derartigen Anlagen, die Haltestellen, dienen bloß dem Personenverkehr und unterscheiden sich von der laufenden Strecke etwa durch Vorhandensein eines Perrons, welcher das Besteigen des Zuges erleichtert, und einer Wartehalle. Wo Güter verladen werden sollen, muß schon ein Geleise hinzugefügt werden, in welchem der mitzunehmende Wagen wartet und der angekommene Wagen entladen wird. Eine weitere Entwickelung tritt ein, wenn die Station [* 5] (Fig. 23) außer den Ladegeleisen, in denen die Wagen während des Befrachtens und Entladens stehen, Geleise enthält, welche zur Herstellung einer neuen Zugordnung (zum Rangieren) dienen und das Überholen eines Zuges gestatten.
Bei einer zweigeleisigen Bahn ist es vorgeschrieben, ob die Züge rechts (Preußen) [* 9] oder links (Österreich, [* 10] Frankreich) fahren sollen. Damit nun der Verkehr der Personenzüge auf den durchgehenden Hauptgeleisen (I, II) nicht unterbrochen werde, stellen sich die umzurangierenden Güterzüge je nach ihrer (durch Pfeile angedeuteten) Fahrrichtung auf den Gütergeleisen III und IV auf. Soll ein von B nach A fahrender Güterzug umgeordnet werden, so hält er im Geleise III; seine Maschine [* 11] fährt mit dem vordersten Wagen des Zuges, während die andern losgekuppelt sind, bis über die Weiche 3 ins Ausziehgeleise und schiebt dann den Wagen zurück, z. B. ins Geleise 8. Sie nimmt die nächsten Wagen und schiebt sie in 7, die folgenden in 6 u. s. f. Nun holt sie in geänderter Reihenfolge die Wagen wieder heraus, und der umrangierte Zug kann abfahren.
Die Anzahl der Personengeleise und der Ladegeleise kann bei großem Ortsverkehr und der Rangiergeleise bei bedeutendem Bahnverkehr so sehr anwachsen, daß es bei der Schwierigkeit, im Innern großer Städte eine Fläche von genügender Ausdehnung [* 12] zu erhalten, häufig vorteilhaft erscheint, Güterbahnhof, Personenbahnhof und Rangierbahnhof vollständig zu trennen. Die Personenbahnhöfe werden zuweilen als Kopfstation ausgebildet, so daß alle Geleise innerhalb der Bahnhofshalle enden und an einer Seite die Ankunftsperrons, an der andern die Abfahrtsperrons, Wartesäle, Schalter etc. liegen.
Zur Wasserbeschaffung für die Lokomotiven (s. d.) dienen Wasserstationen mit Brunnen, [* 13] Pumpe, [* 14] Wasserbehälter, Wasserleitung [* 15] vom Behälter und Wasserkränen, aus deren Ausgußrohren das Wasser in die Tender läuft. Zur Abwägung der Eisenbahn-
[* 5] ^[Abb.: Fig. 22. Drehscheibe der Österreichischen Südbahn.
Fig. 23. Geleisesystem einer Station.] ¶