ü. M. (mit 220 m Höhenunterschied der höchsten und tiefsten
Punkte), Sitz eines Amtsgerichts, einer Oberforstmeisterei und
eines
Hauptzollamtes, hat eine
Pfarrkirche und (1880) 6707 evang. Einwohner. Eibenstock
[* 2] ist
der
Mittelpunkt der Spitzenverfertigung mittels der Tamburier- und
Nähnadel, hat mechanische
Stickerei
(Weiß- und Buntstickerei),
Spitzenklöppelei, Korsettfabrikation und
Viehzucht.
[* 3] Die Tamburierstickerei wurde 1775 durch Klara Angermann
aus
Thorn
[* 4] hier eingeführt; der früher bedeutende
Bergbau
[* 5] auf
Silber
(Zinn) hat aufgehört. Eibenstock wurde 1534 zur Bergstadt erklärt.
See in hochromantischer Gegend der
Bayrischen Alpen, am Nordfuß der
Zugspitze, 959 m ü. M., 3 km lang, 1 km
breit, mit mehreren
Inseln und ohne sichtbaren Abfluß. Am
Ufer mehrere den zigeunerhaften Besitzern des
Sees gehörige
Hütten.
[* 6]
Gattung aus der
Familie der
Kupuliferen, hohe
Bäume und
Sträucher mit rissiger
Rinde, meist großen, ganz schmalen oder breiten und dann oft buchtig gelappten oder fiederspaltigen,
abfallenden oder mehrere Jahre bleibenden Blättern und monözischen
Blüten, von denen die männlichen geknäuelt in unterbrochenen,
fadenförmigen
Kätzchen, die weiblichen in wenig- oder einblütigen Blütenständen stehen. Die längliche
Frucht wird von der
schalenförmigen, aus zahlreichen verkümmerten Deckblättern (oder
Schuppen) bestehenden Fruchthülle mehr
oder weniger umgeben oder eingeschlossen. Von den 280
Arten gehören
Asien
[* 8] 148,
Amerika
[* 9] 142 und
Europa
[* 10] 17 an.
Afrika
[* 11] besitzt keine
eigentümlichen und
Australien
[* 12] gar keine
Eichen.
Fast sämtliche
Arten haben enge Verbreitungsbezirke.
A.
Eichen der
Alten Welt mit imHerbst abfallenden Blättern. Die Sommereiche (Stieleiche, Q. RoburL.,Q. pedunculataEhrh., s. Tafel,
[* 1]
Fig. 1-5), mit kurzgestielten, fast sitzenden Blättern
mit ohrähnlichen Anhängseln an der
Basis und nicht leicht mehr als fünf
Lappen an jeder Seite, blüht mit der Entfaltung
der
Blätter und trägt 1-3 sitzende
Früchte an einem langen Stiel. Der
Stamm hält sich in den ersten 50
Jahren
glatt, bildet aber im höhern
Alter tiefrissige
Borke; die
Krone ist nie dicht und wird von vielfach gekrümmten und geknickten
Ästen und
Zweigen gebildet.
Die Pfahlwurzel dringt bis 2,5 m tief in den
Boden, und außerdem treibt der
Baum zahlreiche kräftige
Seitenwurzeln. Diese Eiche fordert deshalb auch einen tiefgrundigen oder wenigstens bis in bedeutende Tiefe durchdringbaren
Boden. Am besten gedeiht sie auf fruchtbarem, lockerm Aueboden der
Ebene, wächst aber auch noch in lehmigem, frischem Sandboden,
während sie in höhern
Lagen gewöhnlich der folgenden Art weicht. Sie findet sich in ganz
Europa, im
Orient, wahrscheinlich auch in Nordafrika und bildet im russischen Tiefland einen breiten Waldgürtel zwischen dem
FinnischenMeerbusen und der Steppengrenze, geht also ostwärts weit über die Buchenwälder hinaus, jedoch nur bis zum
Ural, der sie
von
Sibirien trennt.
Auch nach N. hin ist sie weit jenseit der Buchengrenze verbreitet; die Polargrenze weicht vom Atlantischen
Meer bis zum
Ural nur wenig von den
Isothermen 2-3°
R. ab. Von der norwegischen
Küste (63°) senkt sie sich allmählich über
Petersburg
[* 13] bis zur
Breite
[* 14] von
Perm und fällt fast überall mit der Polargrenze des
Weizens zusammen. Die Vegetationszeit beträgt
in
Brüssel
[* 15] 6, in
Petersburg 5
Monate. In doppelter Hinsicht verhält sich die Eiche anders als die
Buche: sie
fordert zur Belaubung eine etwas höhere
Temperatur (9-10° R.), verliert aber im
Herbste die
Blätter erst, wenn die tägliche
Wärme
[* 16] tiefer gesunken ist als zu Anfang der
Vegetationsperiode (in
Petersburg unter 2°). Hierdurch wird
es der Eiche möglich, so viel weiter als die
Buche in das
Klima
[* 17] Rußlands einzudringen, obgleich die Vegetationszeit fast dieselbe
ist.
In denAlpen
[* 18] geht die
Buche bis 1370, alsStrauch bis 1510 m, die Eiche aber nur bis 918 m. In
Deutschland
[* 19] kommen die schönsten,
aber niemals ganz reinen Stieleichenwälder in der fruchtbaren mitteldeutschen
Ebene und am
Niederrhein
vor. In früherer Zeit scheint diese und die folgende Art in der
Ebene und auf den niedrigen
Gebirgen herrschender gewesen
zu sein als jetzt. Die
Eicheln bleiben nur in dem Jahr nach der
Reife keimfähig, keimen aber sehr leicht; die jungen
Pflanzen wachsen in den ersten 4-6
Jahren sehr ungerade und knickig, erst bei 15-20
Jahren beginnt der
Stamm sich zu strecken;
im mittlern
Lebensalter hat die den stärksten
Zuwachs, im hohen
Alter setzt sie nur noch sehr dünne
Jahresringe an, und wegen
der alsdann eintretenden
Kernfäule macht in derRegel ein
Sturm dem
Leben alter
Bäume ein Ende.
Eine Eiche bei
Saintes,
DepartementCharente-Inférieure, von
ca. 19 m
Höhe und 8,7 m
Durchmesser wird auf 2000 Jahre geschätzt,
und einige
Eichen des
MuskauerParks sollen aus der Heidenzeit stammen. Viele Forstmänner bestreiten aber, daß die Eiche ein
so hohes
Alter erreicht. Fruchtbar wird die Eiche ziemlich früh; Samenjahre kehren etwas häufiger als bei
der
Buche wieder, und ganz samenlose Jahre sind selten. Die Eiche ist sehr vielen
Krankheiten ausgesetzt (Sonnenbrand,
Stock- und
Kernfäule,
Wipfeldürre,
Krebs).
[* 20]
KeinBaum beherbergt so viel
Insekten
[* 21] wie sie; besonders bemerkenswert sind die
Gallwespen, die hauptsächlich
auf
Eichen leben. Schädlich werden der der
Maikäfer,
Prozessionsspinner,
[* 22] Eichenblattwickler; aber nur in mehreren aufeinander
folgenden
Jahren wiederholte Entlaubung kann jungen
Eichen tödlich werden, alte
Eichen sind durch ihr großes Ausschlagsvermögen
geschützt. Das
Holz der
[* 23] Eiche hat sehr dicke und breite
Markstrahlen
(Spiegel,
[* 24]
Spiegelfasern) und sehr weiteGefäße;
das
Kernholz ist heller oder dunkler rötlich graubraun, bisweilen fast braunschwarz, das 8-13 Jahre umfassende Splintholz
ist bedeutend heller.
Die
Härte ist mittelmäßig und die
Dichtigkeit ziemlich gering. Es ist unter allen Verhältnissen sehr dauerhaft und dient
in der
Technik als das wichtigste
Schiff- und Wasserbauholz, auch sonst als sehr geschätztes
Bau-, Nutz-
und Werkholz. Sehr viel wird es zu Fässern benutzt. Als
Brenn- und Kohlholz steht es dem Buchenholz etwas nach; die
Rinde
dient als Gerbmaterial (s.
Eichenrinden), auch die
Eicheln finden vielfache Verwendung.
Gallwespen erzeugen auf den Blättern
Galläpfel, an den jungen
FrüchtenKnoppern, die aber wenig wertvoll sind.
In der
Kultur befinden sich zahlreiche
Varietäten der Sommereiche, z. B. Pyramideneiche (Q. pyramidalis Gmd.),
mit pappelartigem Pyramidenwuchs; Trauereiche (Q. pendula), mit dünnen, langen, hängenden
Zweigen. Auch hat man
Varietäten
mit tiefer und feiner geschlitzten, bunten Blättern und niedrige, strauchartige
Formen. Die Wintereiche (Steineiche, Q. sessilifloraSalisb., Q. Robur Mill., s. Tafel,
[* 1]
Fig. 6-9) hat
deutlich gestielte
Blätter ohne ohrähnliche Anhängsel an der
Basis und trägt gedrängt stehende, mehr eiförmige
Eicheln
auf einem
¶
mehr
sehr kurzen Fruchtstiel (daher Traubeneiche); sie blüht mit Entfaltung der Blätter, schlägt aber etwa 14 Tage später aus
als die vorige Art. Die Blätter haben 6-8 regelmäßigere Einschnitte und sind zierlicher. Der Baum bleibt meist niedriger,
erscheint gedrungener, erreicht kein so hohes Alter und verbreitet sich nicht so weit nach O. und N. wie
die Sommereiche; im BayrischenWald steigt er bis 714, in den südlichen Alpen bis 1359 m. Sonst gilt von ihm, was von der vorigen
Art gesagt ist.
Auch von der Wintereiche werden mehrere Formen kultiviert. Die Färber- oder Galleiche (Q. infectoriaOliv.), meist strauchartig,
sehr buschig, 2 m hoch, mit kurzgestielten, länglich verkehrt-eiförmigen Blättern, trägt auf einem
kurzen Stiel 1-3 untereinander stehende, walzige, 4 cm lange Früchte. Sie wächst in Rumelien, Griechenland,
[* 26] Cypern,
[* 27] Kleinasien,
Syrien, Persien
[* 28] und liefert besonders die Galläpfel. Die weichhaarige Eiche. (Weiß- oder Schwarzeiche, Q. lanuginosa Thuill., Q.pubescensWilld.) hat deutlich gestielte, in der Jugend auf beiden Flächen grau behaarte, später fast
kahle Blätter, bleibt kleiner als unsre Eichen, wächst in ganz Südeuropa, auch diesseit der Alpen, in Süddeutschland, im
Orient bis an das Kaspische Meer, wahrscheinlich auch in Nordafrika und liefert Eichenrinde.
Die weiße Eiche (Q. albaL.), mit fiederspaltigen, selten buchtig gelappten, in einen deutlichen Stiel verschmälerten,
in der Jugend behaarten, später fast kahlen Blättern und ziemlich großen Früchten, ein schöner, bis 25 m
hoher Baum, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder und liefert viel Gerbrinde. Die großfrüchtige Eiche (Q. macrocarpaMchx.), mit ziemlich lang gestielten, 36 cm langen, tief, aber ungleich fiederspaltigen, im Alter nur auf der Unterfläche,
aber meist bleibend behaarten Blättern und 5 cm langen Früchten, die zu zwei Dritteln oder fast ganz
von der breiten, am obern Ende mit haarförmigen Schuppen besetzten Fruchthülle umschlossen sind und mild schmecken, ist
ein großer Baum, der in den Vereinigten Staaten sehr verbreitet ist und große Wälder bildet.
C. Eichen mit immergrünen Blättern. Die immergrüne Eiche (Q.IlexL.), mit gestielten, rundlichen oder
länglichen, am Rand ganzen oder buchtig gezahnten, fast kahlen oder, besonders auf der Unterfläche, filzigen Blättern,
wächst meist als sparriger, 2,5-3,8 m hoherStrauch in den Mittelmeerländern und auf den Inseln, liefert viele Kulturformen.
Die meist langen Früchte der immergrünen Eiche werden in Spanien,
[* 32] Südfrankreich und Nordafrika ganz allgemein
gegessen und heißen Ballota (daher Q.BallotaDesf.), die Rinde wird zum Gerben benutzt.
Eine Form dieser Eiche ist Q. occidentalisGay, mit jährlichem Blattwechsel und im zweiten Jahre reifenden
Früchten. Sie bildet in Westfrankreich große Bestände und liefert wie die vorige Kork und Gerbrinde. Auf der Scharlacheiche
(Zwerg-, Kermeseiche, Q. cocciferaL.), in Südeuropa bis Istrien und in Nordafrika, wohnt die als Kermesbeeren in
den Handel kommende Schildlaus (CoccusIlicisFabr.). Die Wurzelrinde (Garouille, Rusque) wird wie die weniger wertvolle Stammrinde
zum Gerben benutzt.
Die weidenblätterige Eiche (Q. PhellosL.), mit kurzgestielten, schmal elliptischen, in der Jugend behaarten, später kahlen,
meist ganzrandigen, abfallenden Blättern, ist einer Silberweide ähnlich, wird 20 m hoch, ist auf der
Westseite Nordamerikas verbreitet. Die Wassereiche (Q. nigraL.), mit gestielten, an jungen Pflanzen buchtig gelappten, an
großen Bäumen keilförmigen, ganzrandigen, meist zwei und mehrere Jahre ausdauernden Blättern, wächst an feuchten Stellen
in Nordamerika, besonders im W., liefert Gerbrinde.
Die Färbereiche (Q. velutinaLam., Q. tinctoriaBarts., s. Tafel »Färbepflanzen«) hat langgestielte,
tief fiederspaltige, auf der Unterfläche behaarte, im Herbst sich braunrot färbende, bis 30 cm lange Blätter und eine dicke,
sehr gefurchte Rinde, wird 30 m hoch, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder und liefert die Quercitronrinde. Die
sehr ähnliche Scharlacheiche (Q. coccineaWangenh.) hat einen roten Blattstiel und roten Mittelnerv,
wird im Herbst scharlachrot, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder; ihr Holz wird vielfach nach England ausgeführt
und ihre Rinde zum Gerben benutzt.
Die Roteiche (Q. rubraL.), mit langgestielten, fiederspaltigen, nur in der Jugend behaarten, 20-30 cm
langen Blättern und großen, eirunden Früchten, ein schöner, großer Baum, bildet vom Huronensee bis Florida und Texas ausgedehnte
Wälder und liefert viel Gerbrinde. Dasselbe gilt von der sehr schnellwüchsigen Sumpfeiche(Q. palustrisDur.), mit sehr langgestielten,
tief fiederspaltigen Blättern und kleinen Früchten. Die kastanienblätterige Eiche (Q. castaneaefolia C. A. Mey.),
mit gestielten, schmal länglich lanzettförmigen, mit zehn sehr oberflächlichen, in eine borstenförmige
Spitze auslaufenden Abschnitten auf jeder Seite versehenen, den Winter über ausdauernden, im Frühjahr abfallenden Blättern,
ist der Kastanie ähnlich, wird 20-25 m hoch und bildet in Rumelien, Kleinasien und Nordpersien bis zum KaspischenMeer große
Wälder.
Die Knopperneiche (Valoneneiche, Q. valloneaKotschy), mit gestielten, länglich elliptischen, groß und
ungleich gezahnt-gesägten, an den Zähnen spitzen bis stachelspitzigen, den Winter ausdauernden, im Frühjahr abfallenden,
auf der Unterfläche behaarten Blättern, einzeln sitzenden, von der Fruchthülle ganz oder fast eingeschlossenen Fruchthüllen
u. abstehenden oder zurückgekrümmten, schmal länglichen Schuppen auf den letztern, ist ein ziemlich
hoher Baum in Rumelien, Griechenland und Kleinasien, dessen Fruchthüllen als Valonen in den Handel kommen (vgl. Dodona). Die Eicheln
dieser Art nährten die ältesten Bewohner Griechenlands. Valonen liefern auch einige andre Eichen,
¶