Weiter abwärts hat die Eger von
Elbogen bis
Kaaden ein tiefes, felsiges
Bett,
[* 13] von
Kaaden an links bedeutende
Höhen, aber von
Klösterle abwärts ganz niedrige
Ufer, die sie überschwemmt und sumpfig macht. Sie mündet unterhalb
Theresienstadt,
Leitmeritz
gegenüber, in 128 m Meereshöhe. Bis Eger beträgt das
Gefälle 46 m auf 10 km, von da bis zur Mündung 10 m. Von einigen
nach N. gerichteten
Strecken abgesehen, behält die Eger östliche Hauptrichtung bei und während ihres
ganzen
Laufs auch ihre rötliche
Farbe, die aus dem
Ocker der
Quellen entsteht. Der
Fluß ist 310 km lang und sehr fischreich;
die
Schiffahrt wird durch sein starkes
Gefälle und zahlreiche Felsblöcke im
Bett verhindert. Unter seinen Nebenflüssen sind
noch zu nennen: rechts die
Tepl, links die Zwoda. Das sogen. Egerland, mit deutschen Einwohnern,
die sich durch Lebensweise,
Tracht und
Sitten auszeichnen, fällt im wesentlichen mit der böhmischen Bezirkshauptmannschaft
Eger zusammen. -
[* 9] (tschech. Cheb), Stadt im nordwestlichen
Böhmen, auf einer Anhöhe am rechten
Ufer der Eger, 410 m ü. M., im
fruchtbaren Egerland gelegen, aus der eigentlichen Stadt und drei Vorstädten bestehend, hat 5
Kirchen (darunter die prächtige
zweigetürmte Stadtpfarr- und eine evang.
Kirche), eine
Kommende des Kreuzherrrenordens ^[richtig: Kreuzherrenordens] und Klöster
der
Dominikaner (seit 1296) und
Franziskaner (vor 1256 gegründet), ein Stadthaus (1600 erbaut) mit
Museum
(verschiedene Kuriositäten und
Erinnerungen an
Wallenstein enthaltend), ein
Rathaus (von 1728), ein neues Stadttheater, ein
Zentralschulhaus, einen Zentralbahnhof für die sechs einmündenden Eisenbahnlinien
(Sächsische Staatsbahn,
Bayrische Staatsbahn
mit 3
Linien,
Buschtiehrader und
Franz-Josephsbahn) und
(1880) 17,148 Einw., welche
starken
Handel und
Gewerbe treiben.
In der Stadt befinden sich eine Dampfmühle, Bautischlerei und Schlosserei, Maschinenfabrik und eine große Bierbrauerei;
[* 15] auch sind Zinnfolienerzeugung,
Weberei,
[* 16]
Wirkerei
[* 17] und Schuhwarenfabrikation hier vertreten. An merkantilen Anstalten bestehen
in Eger eine
Filiale der
Österreichisch-UngarischenBank, eine Eskomptegesellschaft und eine
Sparkasse (6,7 Mill.
Gulden Einlagen).
Eger ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion,
eines Hauptzoll- und
Hauptsteueramts, einer
Handels- undGewerbekammer und hat ein Obergymnasium, eine
Lehrerbildungsanstalt,
eine
Gewerbeschule und ein
Gewerbemuseum, ein Kranken- und ein Waisenhaus. Von der alten kaiserlichen
Burg (in welcher
WallensteinsGefährten Terzky,
Illo,
Kinsky und
Neumann fielen) sind die prächtige, unten romanische,
oben frühgotische
Doppelkapelle, der »schwarze
Turm«
[* 18] und
Ruinen des Saalbaues übrig. 2 km von Eger liegt der Kammerbühl (497 m), ein ausgebrannter
Vulkan, und 2 km weiter
Franzensbad (s. d.). -
GeorgPodiebrad nötigte hier 1459 die sächsischen
Fürsten,
Böhmens Lehnshoheit für mehrere meißnische Besitzungen anzuerkennen.
Während des Dreißigjährigen
Kriegs wurde Eger 1631 und nochmals 1647 von den
Schweden
[* 19] genommen und auf
dem dortigen Stadthaus Wallenstein ermordet. Im österreichischen
Erbfolgekrieg wurde die Stadt von den
Franzosen unter
Moritz von
Sachsen
[* 20] genommen, aber schon 1743 wieder an die
Österreicher übergeben. 1809 wurden die Festungswerke
geschleift.
Vgl. Drivok,Ältere Geschichte der deutschen Reichsstadt Eger (Leipz. 1874);
eine
Quell- und Geburtsgöttin der alten
Latiner, welche auch die
Gabe der
Weissagung besaß, und aus deren
Quellvor derPorta Capena zu
Rom
[* 22] die
Vestalinnen das
Wasser zu den täglichen
Reinigungen zu schöpfen pflegten.
Nach der römischen
Sage war sie die Gemahlin und Beraterin des
KönigsNuma, der sich in geheimen nächtlichen Zusammenkünften
von ihr über
Staats- und Religionswesen belehren ließ. Nach
NumasTod floh sie in den
Hain am Heiligtum der
Diana bei
Aricia
und beweinte jenen, bis sie von
Diana in eine
Quelle
[* 23] verwandelt wurde. Die Reste eines antiken Brunnenheiligtums
im
Thal des Almo bei
Rom (mit der verstümmelten
Statue des Wassergottes über der frisch sprudelnden
Quelle) führen noch jetzt,
wiewohl irrtümlich, den
Namen
»Grotte der Egeria«.
(Ekersund), Hafenstadt im norweg.
AmtStavanger,
[* 24] südlich von der Stadt
Stavanger, mit der Egersund durch
Eisenbahn
verbunden ist, hat einen guten, durch die vorliegende
InselEgerö gebildeten
¶
mehr
und durch Batterien geschützten Hafen und (1876) 2419 Einw., welche ergiebigen Heringsfang betreiben.
Egersund ist Sitz eines deutschen Konsuls.