Hafenort an der Danakilküste des
RotenMeers, südöstlich von
Massaua,
[* 9] wurde 1840 von französischen Kaufleuten
erworben, aber 1867 an die ägyptische
Regierung verkauft.
Stadt in der niederländ.
ProvinzNordholland, nordöstlich von
Amsterdam,
[* 10] am Nordostende des
Purmers, in der
Nähe der
Zuidersee, hat (1883) 5824 Einw., die
Schiffbau und
Gerbereien unterhalten. Edam ist besonders bekannt
wegen seiner sehr bedeutenden Käsemessen; die EdamerKäse, die zwar nach Edam benannt, aber in der Gegend von
Hoorn und
Alkmar verfertigt werden, gehören zu den Süßmilchkäsen, wiegen 2-10 kg und sind von vorzüglicher
Güte.
In E. wurde 1784 die
sich besonders mit dem Volksunterricht beschäftigende
Gesellschaft
»TotNut van't Algemeen« (»Zum allgemeinen Nutzen«) gestiftet
(s.
Amsterdam, S. 511).
Bezeichnung für zwei verschiedene
Denkmäler der altnordischen Litteratur, genannt die ältere
und die jüngere Edda. Der
Name bedeutet »Urgroßmutter«; alle andern
Erklärungen der ältern Zeit sind ebenso unhaltbar wie
die neuesten von
Vigfusson, der das
Wort zu einem keltischen stempeln will, und von
Gislason, nach dem es
»Poetik« bedeuten würde.
Die ältere Edda enthält
Lieder, welche
Stoffe der germanischenGötter- und
Heldensage behandeln. Über
Heimat
und
Alter dieser Gedichte ist vielfach gestritten worden. Während einerseits (namentlich von dänischen
Gelehrten) angenommen
wurde, daß dieselben als gemeinsamer
Besitz des gesamten skandinavischen
Nordens anzusehen seien, also in eine Zeit hinaufreichten,
wo die Trennung der drei nordischen
Völker noch nicht eingetreten war, und einzelne (darunter Svend
Grundtvig)
sogar zu der Behauptung sich verstiegen, daß die
Lieder dänischen Ursprungs seien, hat anderseits die norwegische
Schule
(Keyser und
Munch) die ältere Edda ausschließlich für
Norwegen
[* 11] in Anspruch genommen und den Isländern nur die schriftliche
Fixierung und
Erhaltung der aus dem Mutterland mitgebrachten
Dichtungen zuerkennen wollen.
Diesen einseitigen
Anschauungen gegenüber hatte sich seit dem Ende der 60er Jahre in eingehender und vorurteilsloser
Untersuchung der einzelnen
Lieder
(durch Edda
Jessen u. a.) mehr und mehr die Überzeugung
Bahn gebrochen, daß in der ältern
Edda
Produkte aus verschiedenen
Zeiten (9.-11. Jahrh.) vereinigt seien, und daß
nur für einen kleinen Teil
der Gedichte norwegischer Ursprung angenommen werden könne, während die Hauptmasse erst in
Island
[* 12] (oder zum Teil in der
isländischen
KolonieGrönland), wenn auch vielleicht teilweise mit Benutzung älterer
Gesänge, entstanden sei. Dieses
Resultat
wird heute nur insofern zu modifizieren sein, als auch den Bewohnern der nordschottischen Inselgruppen einiger
Anteil an der
eddischen
Dichtung, wenn auch durchaus nicht in dem von
Vigfusson angenommenen
Maß, zugestanden werden muß.
Ihren Hauptwert haben die
Lieder der ältern Edda als
Quelle
[* 13] für die germanische
Mythologie, über welche uns aus
Deutschland
[* 14] und
England nur höchst ungenügende und fragmentarische Nachrichten erhalten sind, und für die ältere Gestalt
der deutschen
Heldensage. Dieser Wert würde allerdings in hohem
Grad geschmälert sein, wenn die Behauptungen Sophus
Bugges
sich als wahr erweisen ließen, welcher in jüngster Zeit den Nachweis zu führen versuchte, daß ein großer Teil der in der
ältern Edda behandelten
Götter- und
Heldensagen nicht in autochthoner Volksüberlieferung wurzele, sondern
seine wesentlichsten
Züge altklassischen
Mythen und christlichen
Legenden verdanke, mit denen die Nordgermanen während der
Wikingerzeit auf den britischen
Inseln bekannt geworden seien
(»Studier over de nordiske
Gude- og Heltesagns Oprindelse«,
Christiania
[* 15] 1881 ff.;
deutsch von O.
Brenner,
Münch. 1881 ff.). Indessen wird
man so lange an der Richtigkeit dieser Behauptungen,
welche zum Teil durch höchst gewagte
Etymologien gestützt werden, zu zweifeln befugt sein, bis es
Bugge gelingt, die keltischen
Mittelglieder, welche den Skandinaviern die Kenntnis der antiken und christlichen Litteratur zugeführt haben sollen, als
wirklich existierend nachzuweisen.
Die
Lieder der ältern Edda, welche zuerst unzweifelhaft nur mündlich überliefert sind, wurden
im 13. Jahrh. auf
Island gesammelt und niedergeschrieben. Leider ist uns der Archetypus nicht erhalten, auch keine unmittelbaren
Abschriften. Die wichtigste und umfangreichste
Handschrift, der
Codex regius (auf der königlichen
Bibliothek in
Kopenhagen),
[* 16] aus dem Ende des 13. Jahrh., bietet jetzt noch auf 45 Quartblättern 29
Lieder und Liedbruchstücke; der
Codex arnamagnaeanus (auf der Universitätsbibliothek in
Kopenhagen) bringt auf sechs Blättern größtenteils schon im
Codex
regius Enthaltenes, nur ein neues
Lied kommt noch hinzu.
Einige
Lieder liegen zerstreut in andern
Handschriften vor, so im Regius und Wormianus der prosaischen Edda, in dem Hauksbók
und Flateyjarbók. Gegenüber dieser altenÜberlieferung sind die zahlreichen Papierhandschriften des 17. und 18. Jahrh.
für die
Kritik wertlos und ihre
Abweichungen nur als
Konjekturen gelehrter
Schreiber zu betrachten, seit sie durch Sophus
Bugge
(in der
Einleitung zu seiner
Ausgabe der
Lieder, s. unten) lediglich als
Abschriften der uns erhaltenen Pergamenthandschriften
nachgewiesen sind.
Der
Name Edda gilt für diese
Lieder erst, seitdem der
SkalholterBischof Brynjulf Sveinsson zwischen 1639 und 1643 den
Codex regius wiedergefunden. Er bezeichnete sie als Edda Saemundi multiscii,
weil er der
Ansicht war, daß die seiner Zeit allein
bekannte prosaische Edda des
Snorri (s. unten) nur
Auszug eines verlornen Werkes des hochberühmten gelehrten
¶
mehr
isländischen Priesters Sämundr inn Frodhi (1056-1133) sei; dies glaubte er nun im Codex regius zu finden. Lange galt Sämundr
unbestritten als Verfasser, später schrieb man ihm wenigstens die Sammlung und die Urheberschaft der Prosa zu. Jetzt ist
wohl allgemein anerkannt, daß er nichts mit unsern Liedern zu thun hat (vgl.
Möbius in Zachers »Zeitschrift für deutsche Philologie«, I, 399 ff.). Nicht einmal der Name Edda ist authentisch für die Lieder;
doch paßt seine Bedeutung für ihren Inhalt zu treffend, als daß man ihn ausmerzen sollte.
Zum Unterschied von Snorris erst um 1230 entstandener, größtenteils Prosa enthaltender Edda gebraucht man für
sie die Ausdrücke ältere, poetische oder Lieder-Edda. Die Gedichte nun, die vermöge ihrer alten Überlieferung hierher gehören,
sind, 33 an der Zahl, mehr oder minder vollständig und ursprünglich; nur in der Hälfte und zwar meist in den sagenhistorischen
Liedern finden sich eingeschobene Prosastücke des Sammlers, die teils dunkle Stellen erläutern, teils
Lücken der poetischen Darstellung ergänzen, teils den sachlichen Zusammenhang mehrerer Lieder geben sollen.
wie Odin als Vegtamr in der Unterwelt die Zauberin
nötigt, ihm Baldrs Tod zu weissagen;
Alvísmál (»Des Allwissenden Lied«) handelt von Synonymen der himmlischen, irdischen
und unterirdischen Wesen in der Dichtersprache;
Rígsthula oder Rigsmál, erzählt die Entstehung der
drei sozialen Stände durch Heimdall, der unter dem Namen Rigr die Welt durchwandert;
Hyndluljódh, mit dem in der Tradition die
Völuspá hin skamma (die kürzere Völuspa) zusammengewachsen ist, berichtet, wie die Zauberin Hyndla, um den Erbschaftsstreit
zwischen Angantyr und Ottar zu schlichten, die Abstammung der Helden von den Göttern beweist.
Außer diesen
elf hat man früher allgemein auch einige nur in Papierhandschriften überlieferte Lieder mythischen Inhalts zur Edda gerechnet.
Aber von dem einen, dem Forspjallsljódh oder Hrafnagaldr Odhins (trübe Träume und dunkle Ahnungen der Asen vor Baldrs Tod),
hat Bugge
nachgewiesen, daß es ein Kunstprodukt des 17. Jahrh. und gemacht ist als Einleitung zur Vegtamskvidha,
die selbst auch interpoliert wurde. Jener Einleitung dürfte der Name Forspjallsljódh, dieser erweiterten Vegtamskvidha der
Name Hrafnagaldr (oder Hrævagaldr, »Totenzauberlied«?) gehören.
Zwei andre: Grógaldr (worin der Geist der gestorbenen Zauberin Groa ihrem Sohn kräftige Zaubersprüche mitteilt) und Fjölsvinnsmál
(unter dem Namen Fiölsvidr kommt der Held Svipdagr zur Burg seiner Geliebten Menglöd, der Wächter wehrt
den Eingang; lange Unterredung beider, bis Menglöd herbeieilt), sind philosophische Gedichte des spätern gelehrten Mittelalters.
Bugge freilich faßt sie als Teile eines noch in dänisch-schwedischer Nachdichtung erhaltenen Volksliedes, der Svendalsvise,
auf und bezeichnet sie demnach als Svipdagsmál I und II. Neuerdings hat dies Bergmann (»Vielgewandts
Sprüche und Groas Zaubersang«, Straßb. 1874) bekämpft (vgl.
auch Kölbing in »Germania«,
[* 19] Bd. 19, 359 ff.).
Ebensowenig dürfen die Sólarljódh zur Edda gerechnet werden, die aus christlicher Zeit, aber kaum von Sämund herrühren
und die christliche Mythologie mit altheidnischen Bildern ausschmücken.
Den Hauptteil der Edda machen die sagenhistorischen Lieder aus, von denen jedoch nur vier ihren Stoff der heimisch-nordischen
Sage entnehmen: drei Lieder von Helgi (s. d.) und der Grottasöngr (die Frieden mahlenden Riesenmägde prophezeien dem Frodi
nahen Untergang). Die Völundarkvidha zeigt die nordische Gestaltung der gemeingermanischen Sage vom SchmiedWieland. Sämtliche
übrigen Lieder behandeln die deutsche Siegfried- (nord. Sigurdhr) und Nibelungensage, die in früher Zeit (etwa im 6. Jahrh.)
im Norden
[* 20] bekannt wurde und sich in den Liedern reiner erhielt, während sie im deutschen Stammland in lebhafter Entwickelung
blieb.
Man unterscheidet zunächst drei Sigurdlieder (Sigurdarkvidhur Fáfnisbana). Im ersten läßt sich Sigurd
von seinem Oheim Gripir sein Schicksal vorhersagen (daher besser Grípisspá, »Gripirs Prophezeiung«).
Im zweiten wird dem Sigurd vom Zwerg Regin der Ursprung des Horts erzählt und er angestachelt, den Horthüter Fafnir zu töten;
doch rächt Sigurd erst den Tod seines Vaters (besser Reginsmál). Darauf berichten die Fáfnismál erst von der TötungFafnirs und Regins und Sigurds Besitznahme von dem Schatz, die Sigrdrífumál Sigurds Zusammentreffen, Unterhaltung und Verlobung
mit Brynhild (Sigrdrifa als Walküre), bis das eigentliche (dritte) Sigurdlied uns erzählt, wie Sigurd an Giukis (deutsch
Gibich) Hof
[* 21] kommt, sich mit Gudrun vermählt und Gunnar und Brynhild zusammenbringt, wie dann Brynhild sich
durch Ermordung Sigurds rächt, aber ihm freiwillig in den Tod folgt.
Die Mordgeschichte nebst den nähern Umständen danach liegt noch in einem Liedfragment vor, dem sogen.
Brot
[* 22] af Sigurdharkvidhu (auch Brynhildarkvidhu). Die Helreidh Brynhildar beschreibt Brynhilds Fahrt in die Unterwelt. Drei Gudhrunarkvidhur
schildernden gewaltigen Schmerz und die KlageGudruns um Sigurd, wie sie dazu gebracht wird, sich mit Atli
zu vermählen, und wie sie, der Untreue beschuldigt, sich durch den Kesselfang vom Verdacht reinigt. Die beiden Atlilieder (Atlakvidha
und Atlamál in groenlensku ^[grœnlensku]) zeigen schon durch ihre Form relativ späte Entstehung; sie erzählen (das zweite
ausführlicher) Einladung, Fahrt und Tod der Nibelungen bei Atli (Etzel) und GudrunsRache. Zwei andre Lieder
führen uns in die Ermanarichsage. Ermanarich hat seine FrauSwanhilde¶