Das obere Rotliegende ist zum größten Teil aus dem Trümmermaterial der während der Dyasperiode selbst erumpierten
Porphyre
zusammengesetzt und wird deshalb als postporphyrisch bezeichnet. Den
Zechstein eröffnet ein
Konglomerat, darüber liegt der
wenig mächtige (gewöhnlich 0,6, selten 2-3 m), aber in horizontaler
Richtung über große
Flächen verbreitete
Kupferschiefer;
dann folgt der eigentliche
Zechstein, hierauf
Rauchwacke und
Asche und endlich ein
Wechsel von
Mergel,
Anhydrit
und
Gips,
[* 6] bisweilen auch
Steinsalz als das oberste
Glied.
[* 7] Am meisten verbreitet und am vollständigsten entwickelt ist die Dyasformation zunächst
in
Deutschland
[* 8] am
Harz, in
Thüringen
(Mansfeld,
Saalfeld)
[* 9] und in
Hessen.
[* 10]
Freilich nicht oberflächlich anstehend, aber als steinsalzführend in der Tiefe nachgewiesen ist sie
namentlich in der
Magdeburger Gegend
(Staßfurt)
[* 11] bis in die
MarkBrandenburg
[* 12]
(Sperenberg) und bis
Holstein
(Segeberg). In
Sachsen
[* 13] (Erzgebirge) und Süddeutschland
(Fichtelgebirge,
Odenwald,
Schwarzwald,
Vogesen) ist fast nur die untere Abteilung, das Rotliegende,
entwickelt, ebenso im Saarbecken und in
Böhmen.
[* 14] Am ehesten gestattet noch die englische Dyasformation eine Parallelisierung
mit der deutschen
Entwickelung, wobei der Lower-new-red-sandstone unserm Rotliegenden, der
Magnesian-limestone dem
Zechstein
entsprechen würden. Die Verhältnisse in Rußland, wo die Dyasformation ganz außerordentlich großartig entwickelt
ist (fast das ganze
europäische Rußland wird von der Dyasformation gebildet), sind wesentlich andre: dort wechseln Landpflanzen
führende
Schichten mit solchen, welche Meereskonchylien enthalten, vielfältig ab, also eine Art wiederholter
Wechsellagerung
zwischen Rotliegendem und
Zechstein. Im westlichen
Nordamerika
[* 15] endlich sind nur marine
Schichten entwickelt. - Die vulkanische
Thätigkeit lieferte während der Dyasperiode
Melaphyr,
Porphyrite und besonders Quarzporphyre, deren
Tuffe
(Thonstein) an vielen
Stellen sich wesentlich am Schichtenaufbau beteiligen.
Obgleich
von letzterm nur eine
Schicht von etwa 0,1 m
Mächtigkeit bauwürdig ist, welche die
Kupfererze (2-3 Proz.
Kupfer
[* 18] und dieses
0,5 Proz.
Silber haltend) in staubförmigen Teilen beigemengt führt, ist doch der großartige
MansfelderBergbau
[* 19] (1882 gegen 12 Mill.
kg
Kupfer und 63,000 kg
Silber) ausschließlich auf Ausbeutung des
Kupferschiefers angewiesen.
(spr. deis),Alexander, engl. Litterarhistoriker, geb. zu
Edinburg,
[* 22] studierte
Theologie, bekleidete mehrere
geistliche
Ämter und ließ sich 1827 in
London
[* 23] nieder, um sich litterarhistorischen
Arbeiten zu widmen. Er starb hier Dyce hat
eine große Anzahl von Werken älterer englischer Dichter und Schriftsteller (z. B. vonCollins, G.
Peele,
R.
Greene, J.
^[John]
Webster,
Beaumont und
Fletcher,
Marlowe etc.), mit
Biographien der Verfasser und Anmerkungen versehen, herausgegeben
und gründete mit
Collier, Halliwell und
Wright 1840 die
Percy Society zur Herausgabe von altenglischen
Balladen,
Schauspielen
und Gedichten.
Sein Hauptwerk ist eine kritische
Ausgabe der »Works of
Shakespeare« (Lond. 1853-58, 6 Bde.),
der 1864-66 eine 2. verbesserte
Auflage in 8
Bänden folgte. Eine 4., von
Forster besorgte
Auflage erschien 1885-86 in 10
Bänden,
sein »Glossary to the works of
Shakespeare« in neuer
Ausgabe 1880.
In dem Werkchen »A few notes on
Shakespeare« (Lond. 1853)
hatte er sich entschieden gegen die von
Collier (s. d.) veröffentlichten Emendationen zu den Shakespeareschen
Dramen erklärt.
(spr. deik),Anthonis van, niederländ.
Maler, geb. zu
Antwerpen
[* 24] als der Sohn des Handelsmanns
Franz
van Dyck und dessen
FrauMariaCuypers. 1610 finden wir ihn im Gildebuch eingeschrieben als
Schüler von Hendrik vanBalen.
Er trat jedoch nach wenigen
Jahren in die Werkstatt von
Rubens ein, bei welchem sich erst sein
Stil ausbildete, und war bei
ihm noch eine Zeitlang thätig, nachdem er schon als
Freimeister in die Lukasgilde aufgenommen worden war. In einem
Dokument vom welches die von
Rubens auszuführende Ausschmückung der Jesuitenkirche in
Antwerpen
betrifft, wird van Dyck noch unter den
Gehilfen von
Rubens genannt. Wie
eng er sich anfangs an diesen angeschlossen, beweisen
unter anderm der im Wetteifer mit einem ähnlichen
Bild von
Rubens entstandene
Hieronymus in der
DresdenerGalerie,
¶
mehr
die Verspottung Christi, die Ausgießung des HeiligenGeistes und die beiden Johannes im Berliner
[* 26] Museum und die Kreuztragung in der
Dominikanerkirche zu Antwerpen. Im Juli 1620 befand sich van Dyck noch in Rubens' Haus; er muß aber bald darauf nach England gegangen
sein, wo er für Jakob I. thätig und noch anwesend war. Im Dezember 1622 befand er sich wieder
in seiner Vaterstadt. Im folgenden Jahr ging er nach Italien.
[* 27] Die Geschichte von des Malers Liebe zu einem Bauernmädchen von
Saventhem ist ein Märchen; das Bild mit dem heil. Martin, das zu jener Anekdote die Veranlassung gab, wurde
bei ihm bestellt und erst 1629 vollendet.
Zuerst begab sich van Dyck nach Venedig,
[* 28] wo die Werke der dortigen großen Koloristen, besonders Tizians und Veroneses, den größten
Eindruck auf ihn machten und seine Kunstweise bestimmen halfen; es gibt namentlich Porträte
[* 29] von ihm, deren Behandlung wie
ihr goldiges Kolorit an Tizian erinnern. Hierauf begab sich van Dyck nach Genua,
[* 30] von da nach Rom,
[* 31] wo er im
Palast des Kardinals Bentivoglio wohnte und dessen Bildnis (Florenz,
[* 32] PalazzoPitti) malte. Die Anfeindungen des niederländischen
Malerklubs (Schildersbent) sollen ihn zum Weggang nach Genua bewogen haben.
Keine Stadt ist so reich an Porträten von van Dyck wie die letztere, wo die vornehmsten Edelleute sich von
ihm darstellen ließen: Werke, deren frische, noch an Rubens erinnernde Auffassung, verbunden mit dem Adel italienischer Vorbilder,
von dem Künstler nicht mehr übertroffen wurde. Auch Palermo,
[* 33] ferner Florenz und andre Städte besuchte er und trat dann vermutlich 1626 die
Rückreise nach Brabant an. 1627 entstand die großartige Kreuzigung im Dom zu Mecheln.
[* 34] 1629 schenkte er den
tief empfundenen Christus am Kreuz
[* 35] (jetzt im Museum von Antwerpen) den Dominikanerinnen; in demselben Jahr entstand das Gemälde
mit der heil. Rosalie und 1630 das mit dem Prämonstratenser St. Hermann, die beide zu den Zierden des WienerBelvedere gehören.
Auf Einladung König Karls I. von England begab sich der Künstler im Frühjahr 1632 nach London, wo ihn die größten Ehren und
zahllose Aufträge von seiten des Hofs und der Aristokratie erwarteten; am 5. Juli d. J. wurde er Ritter, und erhielt
er vom König eine jährliche Rente von 200 Pfd. Sterl. Mit dieser Übersiedelung war ein entscheidender
Wendepunkt in van Dycks Kunstweise eingetreten: er malte jetzt fast ausschließlich Bidnisse ^[richtig: Bildnisse] und kam
kaum noch dazu, sein großes Talent für die Historienmalerei weiter zu verwerten. Er stiftete in London nach dem Vorbild
der Antwerpener St. Lukasgilde einen St. Lukasklub und verheiratete sich mit der armen, aber schönen MariaRuthven, Tochter
des Arztes Patr.
Ruthven, des fünften Sohns des Grafen von Gowrie. Zu Anfang des Herbstes 1640 ging van Dyck mit seiner Gemahlin nach Antwerpen
und von da nach Paris,
[* 36] wo er Aufträge zur Ausmalung der großen Galerie des Louvre zu erhalten hoffte,
sich aber getäuscht sah, da ihmNic. Poussin vorgezogen wurde. Er wandte sich darauf nach England zurück, wo inzwischen der
Streit Karls I. mit dem Parlament sich immer kritischer gestaltet hatte. Seine zum Teil durch Ausschweifungen erschütterte
Gesundheit erhielt durch die Strapazen einer beschleunigten Reise den letzten Stoß. Er starb in
London. Zwei Tage darauf wurde er im Chor der alten St. Paulskirche beigesetzt.
Van Dyck ist nach Rubens der größte vlämische Maler des 17. Jahrh. Im Anfang seiner Laufbahn zeigt er sich noch direkt von
seinem Lehrer beeinflußt, wie die oben genannten Bilder
beweisen; hier ist die Fleischfarbe noch warm gelblich,
die Muskeln
[* 37] schwülstig, das Gefühl derb. Die italienische Reise führte ihn zu feinerer Formauffassung; das Gefühl wird gemäßigter,
die Form edler, und die Farbe gewinnt eine feierliche und gehaltene Stimmung. Die genuesischen Porträte und historischen
Kompositionen gehören dieser Epoche an. Nach Antwerpen zurückgekehrt, schuf van Dyck wieder eine größere Zahl von Historienbildern,
von denen oben einige genannt sind; auch die Fesselung Simsons im WienerBelvedere, die ihn noch stark abhängig von Rubens zeigt,
gehört wohl in diese Periode.
Mit besonderm Glück malte er Darstellungen, worin sich Schmerz und Trauer aussprechen, daher besonders gern
die Beweinung Christi (schönstes Exemplar im Museum zu Antwerpen), ferner heilige Familien und überhaupt ruhigere, gemessenere
Gegenstände, als es bei Rubens der Fall ist, dessen kühne Bewegtheit und unerschöpfliche Phantasie ihm fehlten. Eine dunkle
Färbung, woran freilich oft der unglücklich angewandte Bolusgrund die Schuld trägt, war die natürliche
Folge dieser Anschauung.
Herrliche Historienbilder dieser Art sind: die Beweinung Christi in München,
[* 38] Christus am Kreuz in Wien,
[* 39] desgleichen in Antwerpen,
die Madonna mit der heil. Rosalie in Wien, eine heilige Familie mit dem Engeltanz in St. Petersburg.
[* 40] Hervorragende Bildnisse dieser
dritten Periode befinden sich namentlich in München, Berlin,
[* 41] im Louvre und in St. Petersburg. Von den Porträten
seiner letzten Periode ist ganz England voll; so edel und vornehm auch der Ausdruck darin ist, so kann man doch nicht verkennen,
daß die Frische des Rubens in denselben, namentlich was die spätesten anbelangt, immer mehr gewichen
ist, und daß öfter eine oberflächliche Behandlung und eine gewisse Flauheit vorherrschen, was zum Teil darin begründet
ist, daß er die ihm massenhaft zuströmenden Aufträge nur mit Gehilfen bewältigen konnte.
Bei der Leichtigkeit, womit van Dyck die Arbeit von statten ging, hat er trotz seines frühen Todes eine Menge
von Werken hinterlassen. Sein Heimatsland besitzt deren noch ziemlich viele; so werden in Antwerpen noch gegen 24 gezählt.
Im BrüsselerMuseum befinden sich eine KreuzigungChristi, ein trunkener Silen und mehrere Porträte. Vorzüglich reich an Werken
van Dycks ist die MünchenerPinakothek;
hervorzuheben sind darunter eine kleine Pietà, von wunderbarer
Stimmung;