an, die indirekte dritte
Person dazuzusetzen
(Erzen und Siezen im
Singular). So blieb es, als später auch
»Herr« und
»Frau« weggelassen
wurde. Die Anrede per Ihr ward nun eine gewisse Mittelstufe zwischen der tiefsten des Duzens und der höchsten des Erzens
und Siezens. Gegen Ende des 17. Jahrh. (die ersten
Spuren zwischen 1680 und 1690) begann die feinste
Höflichkeit,
die Anrede aus der dritten
Person des
Singulars in die dritte des
Plurals zu setzen (Siezen im
Plural), und um 1740 war diese
Sitte oder Unsitte in der vornehmen
Welt allgemein herrschend. In neuester Zeit hat das Duzen, besonders in vertraulichen
Kreisen, wieder mehr Platz gegriffen.
Quäker und
Tiroler, besonders außerhalb ihres
Landes, reden alle
Welt mit
Du an, und bei erstern ist es Glaubenssache; auch
der Dichter hat die
Freiheit des Duzens. Von den übrigen europäischen Völkern brauchen die
Holländer meist Ihr (gij). In
Frankreich wird
Du (tu) nur bei dem vertraulichsten
Verkehr unter intimen
Freunden und in der
Familie angewendet.
Nimmt das Gespräch selbst unter diesen eine weniger vertraute Wendung, so tritt oft plötzlich das gebräuchlichere vous
an dessen
Stelle.
Auch
Kinder werden von
Fremden und
Lehrern vous genannt. Die dritte
Person wird von
Franzosen nur bei höhernTiteln
angewendet. In
England gehört die Anrede
Du (thou) zu den seltensten Ausnahmen; in der
Regel beschränkt sich deren Anwendung
auf das Gedicht und das
Gebet bei der Anrufung
Gottes. Dagegen ist in
Italien
[* 2] lei, Sie, in
Spanien
[* 3] usted und in
Portugal vóssê,
eine Zusammenziehung aus vossa mercê (span. vuestra merced,
EuerGnaden), mit der dritten
Person des
Singulars
üblich und nur in vertraulicherer
RedeDu oder Ihr im Brauch.
Den
Schweden
[* 4] ist
Du (du) die vertrauliche und väterliche Anrede, er die an weniger bekannte
Personen von geringerm
Stand und
ni das Zeichen besonderer Hochachtung; die
Dänen brauchen stufenweise
Du (du), Ihr (j) und Sie im
Plural
(de); doch konstruieren
Dänen wie
Schweden zu ihrer pluralen Anrede das
Verbum im
Singular. Die vornehmen
Russen,
Böhmen,
[* 5]
Serben,
überhaupt die
Slawen, reden, wie die
Neugriechen, mit Ihr an; nur die
Polen duzen sich oder sprechen in der dritten
Person mit
Pan
[* 6] oderPani
(Herr oder
Frau).
(spr. dworschák),Anton,
Komponist, geb. zu
Mühlhausen
[* 7] bei
Kralup im
PragerKreis
[* 8] als Sohn eines
Gastwirts,
sollte das Metzgerhandwerk erlernen, trieb aber mit dem Schullehrer des
Dorfs, der ihn im Violinspiel und
Gesang unterrichtete,
lieber
Musik und begab sich 1857 auf gutGlück nach
Prag,
[* 9] wo er als Violinspieler in eine
Kapelle trat und
sich zugleich in die damals blühende, unter Pitzsch' Leitung stehende Organistenschule aufnehmen ließ. Unter materiell
kümmerlichen Verhältnissen absolvierte er hier seine
Studien, erhielt beim
Austritt aus der Anstalt den zweiten
Preis und
nahm 1862 ein
Engagement als erster Bratschist beim
Nationaltheater an. In dieser
Stellung machte er sich
mit der Opernlitteratur vollkommen vertraut, während er zugleich als
Organist an verschiedenen
Kirchen der Stadt fungierte
und auch als
Komponist thätig war.
Indessen gelang es ihm erst 1873, eins seiner Werke, einen
Hymnus für gemischten
Chor mit Orchesterbegleitung, in
Prag zur
Aufführung zu bringen. Der Erfolg war durchschlagend, und Dvorak widmete sich nun, aus dem
Theater
[* 10] austretend und durch ein mehrjähriges
Staatsstipendium unterstützt, ausschließlich der
Komposition. Er schrieb
Lieder,
Duette,
Chorgesänge,
Sonaten und kleinere
Sachen für
Klavier,
Kammermusikstücke,
Symphonien sowie verschiedene
Opern, von welchen Werken mehrere, wie namentlich die
»SlawischenTänze«,
»Klänge aus
Mähren«
(Duette),
Die
Höhe des
Tempels beträgt bis zur
Kuppel 23
m und bis zur
Spitze der daraufgesetzten reich ornamentierten,
aber sehr verwahrlosten Turmpyramide 42,5 m.
(spr. -nitzki),Joseph, poln.
General, geb. zu
Warschau,
[* 13] schloß sich 1809 mit
einer aus eignen
Mitteln ausgerüsteten Reiterschar dem in
Galizien eindringenden polnischen
Heer unter
Poniatowski an, wurde
darauf zum Eskadronschef ernannt und zog 1812 mit nach Rußland. Er zeichnete sich hier in dem
KorpsDombrowskis, welches den
kleinen
Krieg bei
Mohilew und
Bobruisk führte, durch kühne und rasche
Unternehmungen aus, bewies sich auf
dem
Rückzug den
Russen als furchtbarer Feind und ward
Kommandant des neuorganisierten 15. Ulanenregiments.
Nach der
Schlacht von
Grochow nach
Wolhynien gesandt, um daselbst den
Aufstand zu organisieren, wurde er von dem überlegenen
Rüdigerschen
Korps(27. April) genötigt, nach
Galizien überzutreten. Hier wurde sein
Korps von den österreichischen
Behörden entwaffnet und kriegsgefangen nach
Ungarn
[* 19] geführt, während man ihm selbst
Laibach
[* 20] und später
Steier als
Wohnsitz
anwies. Von da ging er 1832 nach
Frankreich und endlich nach
London.
[* 21] 1848 kehrte er auf das dem
Grafen Zamoyski gehörige
Gut
Lopatyn in
Galizien zurück, wo er im
Dezember 1857 starb. Seine
»Memoiren« gab Plagowski heraus (Lemb.
1870).