in die industrielle
Bewegung. Mit
Scribe gab er noch die
Oper »Vêpres siciliennes« (1855) heraus und veröffentlichte außerdem
die Aufsehen machenden
Schriften: »L'avenir et les
Bonaparte« (1864) und »La civilisation et la démocratie française«
(1865). Er starb in
Paris.
[* 2]
Für das Bülletin dieser
Gesellschaft lieferte er öfters Beiträge, schrieb auch zahlreiche
Artikel für die »Annales
des voyageurs« und die
»Revue algérienne et coloniale«. Der
Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach
Neiße.
[* 7] Danach übernahm
er (1878) mit Maunoir die Herausgabe der von
Vivien de Saint-Martin begründeten geographischen
Revue »L'année géographique«
und wurde Mitarbeiter an dessen
»Dictionnaire de géographie universelle«. Neuerdings schrieb er: »La Tunisie«
(1881).
(lat.), »Führer«, sowohl in militärischer als in jeder andern Beziehung. Seit der neuen Organisierung der
Provinzen
des oströmischen
Reichs durch
Konstantin d. Gr. wurde Dux
Titel der dem
Magister militum untergeordneten Anführer der in den
Provinzen stehenden Heeresabteilungen (vgl.
Comes); daher kam es, daß dasWort zur Bezeichnung eines bestimmten
Ranges gebraucht wurde und in dieser Bedeutung auch in die neuern
Sprachen übergegangen ist (franz. duc, ital. duca, engl.
duke, deutsch
Herzog). - In der
Musik heißt Dux das
Thema einer
Fuge (s.
Fuge).
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Teplitz, nahe am
Erzgebirge, 10 km von
Teplitz, hat
ein gräflich Waldsteinsches
Schloß, eine Dechanteikirche, ein Bezirksgericht, eine
Bergschule, gewerbliche
Fortbildungsschule,
Zucker-,
Glas-, Thonwarenfabrikation,
[* 8] Dampfmühle, Bierbrauerei
[* 9] und Spiritusfabrik, sehr ausgedehnten und ergiebigen Braunkohlenbergbau
(Produktion des Duxer
Beckens 1883: 38,2 Mill. metr. Ztr.)
und (1880) 7363 (1869 erst 3301) Einw. Das
Schloß enthält eine ansehnliche
Bibliothek (24,000
Bände),
bei welcher J. ^[Giacomo]
Casanova in seinen letzten
Jahren angestellt war, eine
Gemäldegalerie und
Waffensammlung, ein
Kunst-
und Naturalienkabinett, ein Wasserbecken, das der
Herzog von
Friedland 1630 aus eroberten schwedischen
Kanonen gießen ließ,
und ein ganzes
Museum Friedlandscher
Erinnerungen. Die interessanten Sammlungen und der schöne Schloßpark machen Dux zu
einem Lieblingsausflug der
Teplitzer Badegäste. Gegenwärtig ist Dux wegen seiner Kohlenwerke ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt
im nördlichen
Böhmen;
[* 10] daselbst münden die
Aussig-Teplitzer und die Dux-Bodenbacher
Bahn, beide westlich bis
Komotau fortgesetzt,
die
Prag-Duxer und die
Pilsen-PriesenerEisenbahn.
Adolf, ungarisch-deutscher Schriftsteller, geb. zu
Preßburg,
[* 11] absolvierte daselbst die juridischen
Studien und betrat noch während derselben die Schriftstellerlaufbahn. Er starb in
Budapest,
[* 12] wo er seit 1855 fast
ununterbrochen gelebt hatte. Dux
war der erste, der
Petöfi mit einem Bändchen ausgewählter Gedichte
(Wien
[* 13] 1847) in die
deutsche Litteratur
einführte. Außerdem übersetzte er die ungarische
Tragödie
»BánkBán« von J. ^[József]
Katona (Leipz.
1858) und zahlreiche andre
Dichtungen in
Versen und
Prosa, z. B.
Eötvös'
»Kartäuser« (7. Aufl.,
Wien 1878). An Originalwerken
veröffentlichte er teils
Novellen, wie: »Deutsch-Ungarisches«
(Wien 1871) u. a., teils litterar- und kulturhistorische
Studien,
die unter dem
Titel: »Aus
Ungarn«
[* 14] (Leipz. 1880) gesammelt erschienen.
(spr. deukink),EverteAugustus, amerikan. Schriftsteller, geb. 1816 zu
New York, gründete 1840 die Monatsschrift
»Arcturus«, die aber nach zwei
Jahren wieder einging. 1847 verband er sich mit seinem jüngern
Bruder,
GeorgeLong Duyckinck (gest. 1863),
zu gemeinsamer litterarischer Thätigkeit. Sie gaben bis 1853 die Wochenschrift »Literary
World« heraus und veröffentlichten dann die »Cyclopaedia of American literature«
(1855, neue
Ausgabe von
Simons, Philad. 1877, 2 Bde.),
das erste ausführliche Werk über die
amerikanische Litteratur. Außerdem erschienen von ihnen: »History
of the war for the
Union« (1861-65) und »History of the world« (1870, 4 Bde). Duyckinck starb in
New York.
(spr. deuse),Prudens van, vläm. Dichter und Gelehrter,
geb. zu
Dendermonde, starb als Archivar der Stadt
Gent
[* 16] Duyse versuchte sich in allen
Dichtungsarten und entwickelte eine große
Fruchtbarkeit, die freilich dem innern
Gehalt seiner
Produktionen nicht gerade von
Nutzen war. Ihr Hauptwert lag in der dadurch bewirkten
Förderung der national-vlämischen
Bewegung. Eine erste Sammlung von
»Gedichten« erschien 1831;
ihr folgten: »Vaderlandsche poezij«
(Gent 1839, 3 Bde.);
»Nieuwe kindergedichtjes«
u. a. Hierzu kommen noch mehrere dramatische
Arbeiten und einige Abhandlungen über die vaterländische Geschichte.
Für sein
episches Gedicht
»Jakob van
Artevelde«
(Gent 1858) und seine letzte Gedichtsammlung,
»De Nazomer« (das. 1859), erhielt er von der
belgischen
Regierung den Fünfjahrpreis für vlämische Litteratur. Der in den 40er
Jahren blühende Duitsch-Vlaamisch
Zangverbond hatte Duyse zum
Gründer und
Mittelpunkt.
jemand mit
Du anreden, eine
Sitte, die bei allen alten Völkern üblich war. Im
Mittelalter, nachweislich im 9. Jahrh.,
kam das Ihrzen (mit Ihr anreden) auf. Bis zum 13. Jahrh. hatte sich etwa
folgende
Gewohnheit ausgeprägt: geihrzt wurden
Höhere von Niedern, der
Vater von den
Kindern,
Geistliche,
Fremde, vornehmere
Eheleute untereinander etc.;
geduzt wurden Niedere von
Höhern,
Kinder von Eltern, das gemeine
Volk untereinander etc. Im 15. und 16. Jahrh.
ward es
Sitte, daß
Könige,
Fürsten und hohe Würdenträger, statt mit Ihr, vielmehr mit ihrem
Titel: Majestät,
Fürstliche
Gnaden,
Fester etc. angeredet wurden, und nun ging die
Rede in der dritten
Person fort und zwar im
Singular oder im
Plural, je nachdem die Anrede war;
in direkter Beziehung auf den Angeredeten wurde jedoch noch geihrzt.
Seit dem 17. Jahrh.
wurde
»Herr« und
»Frau« in der Anrede bloßes Höflichkeitszeichen; man verband damit anfangs noch Ihr,
aber bald fing man
¶
mehr
an, die indirekte dritte Person dazuzusetzen (Erzen und Siezen im Singular). So blieb es, als später auch »Herr« und »Frau« weggelassen
wurde. Die Anrede per Ihr ward nun eine gewisse Mittelstufe zwischen der tiefsten des Duzens und der höchsten des Erzens
und Siezens. Gegen Ende des 17. Jahrh. (die ersten Spuren zwischen 1680 und 1690) begann die feinste Höflichkeit,
die Anrede aus der dritten Person des Singulars in die dritte des Plurals zu setzen (Siezen im Plural), und um 1740 war diese
Sitte oder Unsitte in der vornehmen Welt allgemein herrschend. In neuester Zeit hat das Duzen, besonders in vertraulichen
Kreisen, wieder mehr Platz gegriffen.
Quäker und Tiroler, besonders außerhalb ihres Landes, reden alle Welt mit Du an, und bei erstern ist es Glaubenssache; auch
der Dichter hat die Freiheit des Duzens. Von den übrigen europäischen Völkern brauchen die Holländer meist Ihr (gij). In
Frankreich wird Du (tu) nur bei dem vertraulichsten Verkehr unter intimen Freunden und in der Familie angewendet.
Nimmt das Gespräch selbst unter diesen eine weniger vertraute Wendung, so tritt oft plötzlich das gebräuchlichere vous
an dessen Stelle.
Auch Kinder werden von Fremden und Lehrern vous genannt. Die dritte Person wird von Franzosen nur bei höhern Titeln
angewendet. In England gehört die Anrede Du (thou) zu den seltensten Ausnahmen; in der Regel beschränkt sich deren Anwendung
auf das Gedicht und das Gebet bei der Anrufung Gottes. Dagegen ist in Italien
[* 19] lei, Sie, in Spanien
[* 20] usted und in Portugal vóssê,
eine Zusammenziehung aus vossa mercê (span. vuestra merced, EuerGnaden), mit der dritten Person des Singulars
üblich und nur in vertraulicherer RedeDu oder Ihr im Brauch.
Den Schweden
[* 21] ist Du (du) die vertrauliche und väterliche Anrede, er die an weniger bekannte Personen von geringerm Stand und
ni das Zeichen besonderer Hochachtung; die Dänen brauchen stufenweise Du (du), Ihr (j) und Sie im Plural
(de); doch konstruieren Dänen wie Schweden zu ihrer pluralen Anrede das Verbum im Singular. Die vornehmen Russen, Böhmen, Serben,
überhaupt die Slawen, reden, wie die Neugriechen, mit Ihr an; nur die Polen duzen sich oder sprechen in der dritten Person mit
Pan
[* 22] oder Pani (Herr oder Frau).