in die industrielle Bewegung. Mit Scribe gab er noch die Oper »Vêpres siciliennes« (1855) heraus und veröffentlichte außerdem
die Aufsehen machenden Schriften: »L'avenir et les Bonaparte« (1864) und »La civilisation et la démocratie française«
(1865). Er starb in Paris.
3) Henri, franz. Afrikareisender, Sohn des vorigen, geb.
erhielt seine Erziehung zum Teil in Deutschland (auf der Handelsschule in Leipzig), genoß in London eine Zeitlang den Umgang von
Heinr. Barth und machte von 1859 an mehrere Reisen in Algerien, Tunis und Tripolis, namentlich in den zur Sahara gehörigen Grenzgebieten
derselben. Seine Beobachtungen legte er nieder in dem Werk »Exploration du Sahara« (Bd. 1: »Les
Touaregs du Nord«, Par. 1864), das für das Muster eines Reisewerks gilt, und wofür ihm die goldene Medaille der Pariser Geographischen
Gesellschaft zu teil wurde.
Für das Bülletin dieser Gesellschaft lieferte er öfters Beiträge, schrieb auch zahlreiche Artikel für die »Annales
des voyageurs« und die »Revue algérienne et coloniale«. Der Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach Neiße. Danach übernahm
er (1878) mit Maunoir die Herausgabe der von Vivien de Saint-Martin begründeten geographischen Revue »L'année géographique«
und wurde Mitarbeiter an dessen »Dictionnaire de géographie universelle«. Neuerdings schrieb er: »La Tunisie«
(1881).
(lat.), »Führer«, sowohl in militärischer als in jeder andern Beziehung. Seit der neuen Organisierung der Provinzen
des oströmischen Reichs durch Konstantin d. Gr. wurde Dux Titel der dem Magister militum untergeordneten Anführer der in den
Provinzen stehenden Heeresabteilungen (vgl. Comes); daher kam es, daß das Wort zur Bezeichnung eines bestimmten
Ranges gebraucht wurde und in dieser Bedeutung auch in die neuern Sprachen übergegangen ist (franz. duc, ital. duca, engl.
duke, deutsch Herzog). - In der Musik heißt Dux das Thema einer Fuge (s. Fuge).
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Teplitz, nahe am Erzgebirge, 10 km von Teplitz, hat
ein gräflich Waldsteinsches Schloß, eine Dechanteikirche, ein Bezirksgericht, eine Bergschule, gewerbliche Fortbildungsschule,
Zucker-, Glas-, Thonwarenfabrikation, Dampfmühle, Bierbrauerei und Spiritusfabrik, sehr ausgedehnten und ergiebigen Braunkohlenbergbau
(Produktion des Duxer Beckens 1883: 38,2 Mill. metr. Ztr.)
und (1880) 7363 (1869 erst 3301) Einw. Das Schloß enthält eine ansehnliche Bibliothek (24,000 Bände),
bei welcher J. ^[Giacomo] Casanova in seinen letzten Jahren angestellt war, eine Gemäldegalerie und Waffensammlung, ein Kunst-
und Naturalienkabinett, ein Wasserbecken, das der Herzog von Friedland 1630 aus eroberten schwedischen Kanonen gießen ließ,
und ein ganzes Museum Friedlandscher Erinnerungen. Die interessanten Sammlungen und der schöne Schloßpark machen Dux zu
einem Lieblingsausflug der Teplitzer Badegäste. Gegenwärtig ist Dux wegen seiner Kohlenwerke ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt
im nördlichen Böhmen; daselbst münden die Aussig-Teplitzer und die Dux-Bodenbacher Bahn, beide westlich bis Komotau fortgesetzt,
die Prag-Duxer und die Pilsen-Priesener Eisenbahn.
Adolf, ungarisch-deutscher Schriftsteller, geb. zu Preßburg, absolvierte daselbst die juridischen
Studien und betrat noch während derselben die Schriftstellerlaufbahn. Er starb in Budapest, wo er seit 1855 fast
ununterbrochen gelebt hatte. Dux
war der erste, der Petöfi mit einem Bändchen ausgewählter Gedichte (Wien 1847) in die deutsche Litteratur
einführte. Außerdem übersetzte er die ungarische Tragödie »Bánk Bán« von J. ^[József] Katona (Leipz.
1858) und zahlreiche andre Dichtungen in Versen und Prosa, z. B. Eötvös' »Kartäuser« (7. Aufl., Wien 1878). An Originalwerken
veröffentlichte er teils Novellen, wie: »Deutsch-Ungarisches« (Wien 1871) u. a., teils litterar- und kulturhistorische Studien,
die unter dem Titel: »Aus Ungarn« (Leipz. 1880) gesammelt erschienen.
(spr. döxberi), Dorf an der Küste des nordamerikan. Staats Massachusetts, 60 km südöstlich
von Boston, wo das von Brest ausgehende Telegraphenkabel 1869 gelandet wurde.
(spr. deukink), Everte Augustus, amerikan. Schriftsteller, geb. 1816 zu New York, gründete 1840 die Monatsschrift
»Arcturus«, die aber nach zwei Jahren wieder einging. 1847 verband er sich mit seinem jüngern Bruder, George
Long Duyckinck (gest. 1863),
zu gemeinsamer litterarischer Thätigkeit. Sie gaben bis 1853 die Wochenschrift »Literary
World« heraus und veröffentlichten dann die »Cyclopaedia of American literature«
(1855, neue Ausgabe von Simons, Philad. 1877, 2 Bde.),
das erste ausführliche Werk über die amerikanische Litteratur. Außerdem erschienen von ihnen: »History
of the war for the Union« (1861-65) und »History of the world« (1870, 4 Bde). Duyckinck starb in
New York.
(spr. deuse), Prudens van, vläm. Dichter und Gelehrter,
geb. zu Dendermonde, starb als Archivar der Stadt Gent Duyse versuchte sich in allen
Dichtungsarten und entwickelte eine große Fruchtbarkeit, die freilich dem innern Gehalt seiner Produktionen nicht gerade von
Nutzen war. Ihr Hauptwert lag in der dadurch bewirkten Förderung der national-vlämischen Bewegung. Eine erste Sammlung von
»Gedichten« erschien 1831;
ihr folgten: »Vaderlandsche poezij« (Gent 1839, 3 Bde.);
»Natalia« (das. 1842);
»Het klaverblad« (Brüssel 1848);
»Dichterbespiegeling« (Dendermonde 1849);
»Gedichtjes vor kinderen«;
»Nieuwe kindergedichtjes«
u. a. Hierzu kommen noch mehrere dramatische Arbeiten und einige Abhandlungen über die vaterländische Geschichte.
Für sein
episches Gedicht »Jakob van Artevelde« (Gent 1858) und seine letzte Gedichtsammlung, »De Nazomer« (das. 1859), erhielt er von der
belgischen Regierung den Fünfjahrpreis für vlämische Litteratur. Der in den 40er Jahren blühende Duitsch-Vlaamisch
Zangverbond hatte Duyse zum Gründer und Mittelpunkt.
jemand mit Du anreden, eine Sitte, die bei allen alten Völkern üblich war. Im Mittelalter, nachweislich im 9. Jahrh.,
kam das Ihrzen (mit Ihr anreden) auf. Bis zum 13. Jahrh. hatte sich etwa
folgende Gewohnheit ausgeprägt: geihrzt wurden Höhere von Niedern, der Vater von den Kindern, Geistliche, Fremde, vornehmere
Eheleute untereinander etc.;
geduzt wurden Niedere von Höhern, Kinder von Eltern, das gemeine Volk untereinander etc. Im 15. und 16. Jahrh.
ward es Sitte, daß Könige, Fürsten und hohe Würdenträger, statt mit Ihr, vielmehr mit ihrem Titel: Majestät,
Fürstliche Gnaden, Fester etc. angeredet wurden, und nun ging die Rede in der dritten Person fort und zwar im Singular oder im
Plural, je nachdem die Anrede war;
in direkter Beziehung auf den Angeredeten wurde jedoch noch geihrzt.
Seit dem 17. Jahrh.
wurde »Herr« und »Frau« in der Anrede bloßes Höflichkeitszeichen; man verband damit anfangs noch Ihr,
aber bald fing man
mehr
an, die indirekte dritte Person dazuzusetzen (Erzen und Siezen im Singular). So blieb es, als später auch »Herr« und »Frau« weggelassen
wurde. Die Anrede per Ihr ward nun eine gewisse Mittelstufe zwischen der tiefsten des Duzens und der höchsten des Erzens
und Siezens. Gegen Ende des 17. Jahrh. (die ersten Spuren zwischen 1680 und 1690) begann die feinste Höflichkeit,
die Anrede aus der dritten Person des Singulars in die dritte des Plurals zu setzen (Siezen im Plural), und um 1740 war diese
Sitte oder Unsitte in der vornehmen Welt allgemein herrschend. In neuester Zeit hat das Duzen, besonders in vertraulichen
Kreisen, wieder mehr Platz gegriffen.
Quäker und Tiroler, besonders außerhalb ihres Landes, reden alle Welt mit Du an, und bei erstern ist es Glaubenssache; auch
der Dichter hat die Freiheit des Duzens. Von den übrigen europäischen Völkern brauchen die Holländer meist Ihr (gij). In
Frankreich wird Du (tu) nur bei dem vertraulichsten Verkehr unter intimen Freunden und in der Familie angewendet.
Nimmt das Gespräch selbst unter diesen eine weniger vertraute Wendung, so tritt oft plötzlich das gebräuchlichere vous
an dessen Stelle.
Auch Kinder werden von Fremden und Lehrern vous genannt. Die dritte Person wird von Franzosen nur bei höhern Titeln
angewendet. In England gehört die Anrede Du (thou) zu den seltensten Ausnahmen; in der Regel beschränkt sich deren Anwendung
auf das Gedicht und das Gebet bei der Anrufung Gottes. Dagegen ist in Italien lei, Sie, in Spanien usted und in Portugal vóssê,
eine Zusammenziehung aus vossa mercê (span. vuestra merced, Euer Gnaden), mit der dritten Person des Singulars
üblich und nur in vertraulicherer Rede Du oder Ihr im Brauch.
Den Schweden ist Du (du) die vertrauliche und väterliche Anrede, er die an weniger bekannte Personen von geringerm Stand und
ni das Zeichen besonderer Hochachtung; die Dänen brauchen stufenweise Du (du), Ihr (j) und Sie im Plural
(de); doch konstruieren Dänen wie Schweden zu ihrer pluralen Anrede das Verbum im Singular. Die vornehmen Russen, Böhmen, Serben,
überhaupt die Slawen, reden, wie die Neugriechen, mit Ihr an; nur die Polen duzen sich oder sprechen in der dritten Person mit
Pan oder Pani (Herr oder Frau).