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Mangelhafte Surrogate bilden Torfgruß, Sägespäne, Gerberlohe und gut getrocknete thonige Erde. Der Mist der Pferde [* 2] (Esel, Maultiere) ist reich an Stroh, trocken und entwickelt bei seiner Zersetzung große Wärme, [* 3] daher er vorzüglich zu Treibbeeten und für bindige, kalte, thonige Felder sich eignet. Er ist relativ reicher an Stickstoff als der der andern Haustiere. Der Schweinemist ist meistens wässeriger, kalt, langsam sich zersetzend, reich an Unkrautsamen; er findet vorzugsweise auf trocknem, lockerm Boden und auf Wiesen und Futterfeldern Verwendung, paßt aber, gut behandelt, überallhin.
Der Schafmist (Ziegenmist) ist trocken, reich an Stickstoff und Aschenbestandteilen und enthält die am feinsten zerkleinerten Pflanzenreste. Da man den Schafen weniger einstreut als den andern Tieren, so enthält er mehr Fäces bei gleichem Volumen, ist also auch wirksamer. Er zersetzt sich aber sehr ungleich im Stall und sehr rasch im Boden, ist also nicht nachhaltig. Man verwendet ihn am liebsten zu Ölpflanzen und auf feuchtem, thonig-kaltem Boden; gut verrottet eignet er sich für alle Pflanzen und jeden Boden.
Man will von ihm Nachteile für die Güte des Weins, des Leins, der Zuckerrüben, der Gerste [* 4] und andrer Pflanzen, bei welchen die Güte des Produkts mehr als die Menge in Betracht kommt, beobachtet haben. Am geschätztesten ist der Rindviehmist, obwohl er ärmer an Stickstoff ist. Die breiigen Exkremente des Rindes mischen sich am gleichartigsten mit der Streu zu einem homogenen Ganzen mit langsamerer, aber nachhaltiger Zersetzung, so daß er auf allen Feldern anwendbar ist und in seinem gesamten Verhalten dem gemischten Mist am nächsten steht.
Die Brauchbarkeit des Mistes hängt jedoch wesentlich von seiner Behandlung ab; frisch gibt er das größte Volumen und wirkt am nachhaltigsten, ist aber auch im gegebenen Volumen oder Gewicht am ärmsten an Nährstoffen und nur für bindigen Boden, welchen er lockert, vorzuziehen. Halb verrottet wird er am meisten angewendet, weil er dann gleichartiger, reicher und doch noch nachhaltig und lockernd genug ist. Ganz verrottet (speckig) ist er am konzentriertesten, am raschesten wirksam, bindend für Sandboden, aber auch am wenigsten geeignet, den Boden zu erwärmen, zu lockern und mit zersetzenden Gasen zu bereichern.
Man verwendet ihn frisch, entweder direkt aus dem Stall, oder nach längerm Liegenlassen im Stall oder auf den Dungstätten. Hier ist er der Luft, der Sonne [* 5] und dem Regen ausgesetzt (wenn nicht ein Dach [* 6] angebracht wird, was viele vorziehen, andre verwerfen) und muß deshalb vor Verlusten geschützt werden. Das geschieht durch gute Anlage der Gruben, in welche kein Tagwasser fließen darf, und von deren Boden die Jauche gut in die besondern Behälter abfließen muß, durch dichtes Übereinanderschichten, Festtreten, Bestreuen mit Gips [* 7] oder ähnlich wirkendem Material, durch Bedecken mit Erde, durch fleißiges Bespritzen mit der Jauche und durch Anlage von Abteilungen, damit nicht zuviel Mist übereinander geschichtet und ungleiches Material benutzt werden muß.
Bei der Aufbewahrung im Stall bedarf es weniger Vorkehrungen für die Konservierung des Mistes, wohl aber solcher für das Vieh, damit nicht die vermehrte Wärme, Ausdünstung und Ammoniakentwickelung demselben schade, vor allem also guter Ventilation und außerdem noch der beweglichen Krippen und Raufen, um diese bei der allmählichen Anhäufung des Mistes höher stellen zu können, zumal auch die Streu reichlicher gegeben werden muß. Gemischter Mist enthält bis 75 Proz. Wasser, frisch etwa 24 Proz. organische Stoffe und bis 2 Proz. Aschenbestandteile; in ganz verrottetem Mist vermindern sich jene bis auf 16 Proz. und darüber und vermehren sich diese bis auf 8 Proz. und darüber. Der Verlust betrifft hauptsächlich den Kohlenstoff und Wasserstoff, welche größtenteils unter Aufnahme von Sauerstoff zu Kohlensäure und Wasser verbrennen; der Stickstoff kann ganz erhalten werden, wenn täglich Gips, schwefelsaure Magnesia etc. angewendet werden.
Der Mist enthält zwar alle Aschenbestandteile der Pflanzen, der auf irgend einem Gut gewonnene aber nicht die Gesamtheit der den Feldern entzogenen Mengen, wenn nicht von außerhalb Futter im großen erworben oder nur, wie z. B. bei Brennereimastbetrieb, vorzugsweise organische Bestandteile verkauft werden. Hinsichtlich der Felder muß der Mist in der Summe seiner Wirkungen für unersetzlich erklärt werden. Er lockert und erwärmt den Boden, bindet den losen Sand und verhindert die zu große Einwirkung der Sonnenstrahlen;
er erhält die Feuchtigkeit und befördert die Verdunstung;
er entwickelt Kohlensäure und Ammoniak, welche zersetzend auf den Mineralbestand des Bodens wirken;
er liefert im Maße seiner fortschreitenden Verwesung den Pflanzen die Nährstoffe und begünstigt die Aneignung der atmosphärischen Dungstoffe durch dieselben;
vor allem aber kommt in Betracht, daß er die Witterungsextreme minder fühlbar macht und, entsprechend angewendet, die gegebenen Bodenzustände korrigieren läßt (vgl. Humus im Artikel Boden).
Seinen physikalischen Eigenschaften gebührt unbedingt der Vorzug, da die chemischen (die Nahrungszufuhr) auch durch andre Dungmittel zu beschaffen sind, jene aber nur je einzeln durch spezielle Kulturmittel und doch nie mit gleicher Sicherheit des Erfolgs. Mit Recht hält ihn daher der Landwirt trotz des hohen Erzeugungspreises und trotz des großen Aufwandes für Transport und Unterbringung hoch in Ehren; mit nicht minderm Recht aber bestrebt sich die Technik, Mittel aufzufinden, um ihn möglichst zu ersetzen, und lehrt die Chemie, daß er in weitaus den meisten Fällen für sich allein nicht genügt, wenn man ihm nicht die ihm fehlenden Quantitäten der wichtigsten Nährstoffe (Kali, Phosphorsäure, auch oft Magnesia) zusetzt oder ihn mit anderm Dünger ergänzt. Es liefern pro Jahr ein Stück Rindvieh 10-14, ein Pferd [* 8] 8, ein Schwein [* 9] 1-2, ein Schaf [* 10] ½-1 Fuder Mist, das Fuder zu 20 Ztr. gerechnet.
Bei seiner Anwendung hat man hauptsächlich für möglichst gleichmäßiges Ausstreuen über das Feld zu sorgen; ob er am besten gleich untergeackert oder breit liegen gelassen wird bis zum Unterackern, hängt von dem Boden ab; letzteres Verfahren hat den Vorzug da, wo Neigung zum Krustieren gegeben ist, und bei gutem Thongehalt der Krume, da dieser der Auslaugung entgegenwirkt. Das Liegenlassen des Mistes in kleinen, unbedeckten Häufchen ist zu verwerfen. Stark heißt eine Düngung von 800 Ztr. und darüber pro Hektar; man gibt sie nur zu Wurzelfrüchten, Raps u. dgl., zu Hopfen, [* 11] Hanf, Bohnen, Tabak, [* 12] Futterwicken, Mais, seltener auch zu Kartoffeln und stets für mehrere Jahre, resp. Pflanzen nach diesen Früchten. Mittlere Düngung mit bis 600 Ztr. pro Hektar lieben die Getreidearten, Wein und Obst, Lein, Erbsen, Zuckerrüben, Möhren, Kartoffeln, Mohn; schwache bis mit 400 Ztr. wendet man nur für Getreide, [* 13] auf Wiesen, auf Kleeumbruch und als Nachdüngung an. Je nach der Zahl der Jahre, für welche eine Mistdüngung gegeben wird, spricht man von der Stellung der Früchte in erster, zweiter, dritter Tracht etc. ¶
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II. Die mineralischen Dungmittel
enthalten nicht alle Bestandteile der Pflanzen und, abgesehen von der Holzasche, auch nicht alle Mineralstoffe, deren diese bedürfen; die Mehrzahl derselben kann also für sich allein nicht zum vollen Ersatz genügen, selbst wenn es gelänge, die Atmosphärilien nach Bedarf aufnehmen zu lassen. Sie üben vermöge ihrer Beschaffenheit nur spezielle Wirkungen auf den Boden aus und erweisen sich bei Mangel an Feuchtigkeit und Humus oft als ganz oder größtenteils unwirksam, oft geradezu als schädlich für keimende Saaten und junge Wurzeltriebe.
Sie lassen sich nur in kleinern Quantitäten anwenden und sind daher schwer zu verteilen (Mischung mit Erde oder Sand); in der Regel sind sie rasch wirksam und enthalten nur wenige Prozente wertloser Bestandteile. Ihre ausschließliche Anwendung setzt aber vorzüglich bearbeiteten Boden, höchste Absorptionsfähigkeit desselben und Erhaltung des Humusbestandes durch Gründünger und vorzugsweisen Futterbau voraus. In der Regel dienen sie nur als Bei- oder Hilfsdünger zur Ergänzung des Stallmistes oder zur Hervorrufung bestimmter Wirkungen.
Da aller Boden durch Zertrümmerung und Verwitterung von Gesteinen entstanden ist, so könnten diese selbst zu D. verarbeitet werden oder doch Material dazu liefern. Man hat jedoch bis jetzt nur erst einzelne Bestandteile derselben direkt in Dünger verwandeln gelernt, z. B. die Phosphate und Feldspate, letztere durch Einwerfen in Jauche, in welcher sie nach und nach löslich werden. Schon den alten Ägyptern bekannt als vorzüglicher Dünger war die Asche, besonders die von verbrannten Vegetabilien; minder wirksam, aber auch noch verwendbar sind Torf- und Braunkohlenasche, und kaum mehr als physikalisch beachtenswert ist die Steinkohlenasche.
Gute Holzasche wird nur noch selten zu haben sein, da sie in der Technik lohnender verwendet werden kann. Die leicht löslichen Bestandteile derselben (das kohlensaure Kali besonders) wirken rasch und energisch, die schwerer löslichen, worunter die Phosphate am wertvollsten, nachhaltig; jene können bei mangelnder Feuchtigkeit ätzend (verbrennend) auf die Pflanzen einwirken und im Boden bedeutsame Umwandlungsprozesse hervorrufen. Sie zersetzen den Humus, zerstören vielerlei Unkraut, besonders Seggen, Binsen, saure Gräser, [* 15] Moos, begünstigen das Wachstum aller der Pflanzen, welche Kali in größerer Menge bedürfen (Kleearten, Getreide, Rüben), halten schädliche Insekten [* 16] ab, neutralisieren die Säuren im Boden und bilden mit den Mineralstoffen desselben leicht lösliche Salze.
Man gibt die Asche am liebsten im Herbst für Futterfelder, auf sauren Wiesen, auf bindigen, feuchten, humusreichen Böden, auf Feldern im zeitigen Frühjahr, entweder für sich allein oder gemischt mit Gips, Knochenmehl, Jauche, Mist und Kompost, vor und nach der Saat. In Wirkung ähnlich, aber schwächer ist die ausgelaugte Asche oder der Äscherich. Asche von stark schwefelhaltigen Kohlen wird am besten nur zum Kompost verwendet. Bei der Moorbodenkultur verbrennt man den überschüssigen Humus auf dem Feld selbst und erzeugt dadurch die erforderliche Menge von Asche, während das Feuer zugleich die Verwitterung des Bodenbestandes begünstigt. Im Rayon der Hackwaldwirtschaft verbrennt man deshalb auch alles Astholz, Laub u. dgl. auf dem Boden und in Heidegegenden die Plaggen (s. Betriebssystem).
Der Ruß wirkt physikalisch günstig durch seine dunkle Farbe, welche die Sonnenstrahlen absorbiert, so daß der Boden rascher erwärmt wird, ferner durch die Abhaltung von Ungeziefer aller Art und chemisch besonders durch den Stickstoff, welchen der aus Steinkohlenfeuer gewonnene am meisten enthält. Er kann nur im kleinen Anwendung finden und wird obenauf gestreut, oft über den Schnee, [* 17] um diesen rascher auftauen zu lassen. Salpeter galt schon im Mittelalter als vorzüglicher Dünger, ward jedoch allgemein erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verwendet.
Der Kalisalpeter, wichtig für die Industrie und besonders zur Pulverfabrikation, ist am wirksamsten, weil er außer der Salpetersäure das für die Pflanze bedeutungsvolle Kali enthält; sein hoher Preis verbot aber bisher seine Verwendung zur Düngung. Seit 1835 kennt man den Natron- oder Chilisalpeter, welcher außer etwas Kochsalz und schwefelsaurem Natron nur Salpetersäure und Natron den Pflanzen bietet, aber bedeutsame Umwandlungen im Boden hervorruft.
Der Natronsalpeter ist im Wasser leicht löslich, wirkt also sehr rasch und zwar in der Art, daß er sich mit dem von der Feinerde absorbierten Kali und mit den Kalksalzen des Bodens zu salpetersaurem Kali und salpetersaurem Kalk, welche die Pflanze aufnimmt, umsetzt, während das Natron in andrer Verbindung durch das Wasser fortgeführt wird; außerdem macht er zugleich die Phosphate löslicher. Am besten eignet er sich für stickstoffarmen, an Mineralstoffen reichen Boden und für Obenaufdüngung im Frühjahr. Er beschleunigt die Aneignung der Mineralstoffe, also die Erschöpfung des Bodens, und liefert den Pflanzen den ihnen wichtigen Stickstoff in bester Form.
Ähnlich in der Wirkung sind die Ammoniaksalze, welche neuerdings in größerer Menge in den Handel kommen. Das Ammoniak wird durch die Feinerde absorbiert und dann zu Salpetersäure oxydiert. Am wertvollsten ist das phosphorsaure Ammoniak, welches auch noch Phosphorsäure liefert; das schwefelsaure Ammoniak wirkt auch durch die Schwefelsäure, [* 18] und der Salmiak oder das salzsaure Ammoniak bildet durch das Chlor lösliche Chloride, welche nicht immer günstig wirken.
Das Gaswasser liefert nur kohlensaures Ammoniak, gleicht also diesem in seiner Wirkung, enthält aber meist eine den Pflanzen giftige Verbindung. Das Kochsalz, bestehend aus Chlor und Natrium, wird vielfach als Dungmittel gepriesen und schon seit 1740 als solches verwendet. Man weiß den Vorzug der sogen. Salzwiesen zu schätzen, und daß das Vieh auf mit Salz [* 19] gedüngten Stellen das Gras mit Vorliebe frißt. Die Bestandteile des Salzes kommen aber als Pflanzennahrungsmittel kaum in Betracht; das Chlor wirkt sogar schädlich auf zarte Keime und junge Wurzeltriebe.
Günstig kann Kochsalz nur durch seine Einwirkung auf die Phosphate wirken. Man verwendet pro Hektar von 4-15 Ztr., von den oben erwähnten Salzen nur bis zu 8 Ztr. höchstens. Die Kalisalze aus Staßfurt [* 20] bilden neuerdings sehr gesuchte und in Tausenden von Zentnern in den Handel gebrachte Dungmittel, mittels deren man den Pflanzen das oft fehlende Kali zu liefern vermag. Anfangs kannte man nur die Chlorkaliumpräparate, welche auch heute noch des billigen Preises wegen von vielen vorgezogen werden. Der Chlorgehalt macht aber deren Anwendung bedenklich, zum mindesten während der Vegetationszeit. Im Herbst auf Wiesen- und Futterfelder gestreut, schaden sie dagegen nicht; am besten aber finden sie ihre Verwertung bei der Kompostbereitung, als Überstreu über den Mist und auf Bruch- und Moorboden. Vermöge der im Boden vor sich gehenden Umwandlungen kommt durch diese Salze das Kali in tiefere Schichten, was für tief ¶