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Nacht in aus Horden gebildete Umzäunungen treibt (Pferch, Pferchen). Am gebräuchlichsten ist dies bei Schafen; im Rayon der Koppel- und Schlagwirtschaften (s. Betriebssystem, S. 831) geschieht es aber auch mit Rindvieh, wenigstens für Ackerland, und zwar mit und ohne Strohunterlage; Wiesen pfercht man auch mit Schweinen. Der Pferchdünger wirkt ebenfalls nicht nachhaltig; er wird am liebsten zu Ölfrüchten oder zu Gras und Futterpflanzen andrer Art angewendet.
Für entlegene Felder und solche, welche dem Mistwagen schwer zugänglich sind, bildet er nebst Grün- und Handelsdünger oft die allein anwendbare Düngung. Je nach der Zahl der in bestimmtem Hordenumfang vereinigten Tiere und der Dauer der Nächte spricht man von starker, mittlerer und schwacher Pferchdüngung (z. B. 0,8-2 qm Raum pro Schaf). [* 2] Zweckmäßig bestreut man nach dem Austreiben der Tiere die bedüngten Flächen mit Gips, [* 3] um das sich bildende Ammoniak zu binden.
Die mensch
lichen
Exkremente enthalten gleichfalls die sämtlichen
Nährstoffe der
Pflanzen und sind in gleichem
Grad wie diese zersetzlich, in der
Regel aber zu sehr mit
Wasser (90-96 Proz.), Kehricht u. dgl.
vermischt, so daß die Landwirte nicht immer geneigt sind, sie abzunehmen (s.
Exkremente). Der mittlere prozentige
Gehalt der
mensch
lichen
Exkremente an Pflanzennährstoffen ist: 0,7
Stickstoff, 0,2
Kali, 0,26
Phosphorsäure. Nach
Heiden produziert
ein erwachsener
Mensch jährlich an
Fäces und
Harn 486,75 kg, darin enthalten 34,45 kg feste
Stoffe, mit 28,15 kg organ.
Substanz, 5,15 kg Stickstoff, 1,14 kg Phosphorsäure und 1,07 kg Kali. Auf die Felder bringt man die Kloakenstoffe entweder frisch, entsprechend mit Wasser verdünnt, oder abgegoren, oder zu Kompost verarbeitet, oder als Kunstpräparat in trocknem, pulverförmigem Zustand (Poudrette). In der Gärtnerei, auf lockerm Ackerland und zum Berieseln von Grasland verwendet man flüssige Massen; pulverförmige eignen sich zu jeder Kultur. Alle diese Dünger wirken nicht nachhaltig, Kloakenstoffe für sich allein geben in der Regel auch nicht in genügendem Grad Ersatz; sie bedürfen der Zugabe von Phosphat und Kalisalzen, da diese in zu geringen Mengen darin enthalten sind. Ihre große zersetzende Kraft [* 4] eignet sie vorzüglich zur Mischung mit schwer zersetzlichen Vegetabilien, Schilf u. dgl. In Japan [* 5] und China bilden sie den Hauptdünger; Stallmist kennt man daselbst nicht.
[Guano.]
Die Exkremente der Vögel [* 6] waren schon bei den Römern hoch geschätzt; sie sind trocken und werden bald staubförmig, reich an Stickstoff und Phosphaten, gehören sie zu den kräftigsten, am energischten wirkenden Dungstoffen. Die der Gänse und Enten [* 7] können frisch und für sich allein nicht verwendet werden, weil sie ätzend wirken; die der Hühner [* 8] und Tauben [* 9] mischt man am besten mit Erde, Gips, Asche u. dgl. oder streut sie direkt auf den Boden. Am wirksamsten ist der Guano (s. d.), bestehend aus Exkrementen von Seevögeln, angesammelt auf Inseln oder an Küsten im trocken-heißen Klima, [* 10] oft in mächtigen Schichten sich findend.
Der Peru-Guano hat in Südamerika [* 11] schon seit alten Zeiten Verwendung als Dünger gefunden. Die Inkakönige erließen Verordnungen zum Schutz der Vögel und bedrohten das Betreten der Inseln während der Brütezeit mit dem Tod. Jedes Guanolager hatte seinen Aufseher und war für gewisse Provinzen des Landes bestimmt. Auch noch zu Anfang dieses Jahrhunderts düngte man in Peru [* 12] mit Guano, und 50 kleine Schiffe [* 13] waren beständig beschäftigt, den Guano herbeizuführen. Als Humboldt 1802 hierüber berichtete und die ersten Guanoproben nach Europa [* 14] brachte, machten diese Mitteilungen wenig Eindruck, weil man sich vom Guano wenig Wirkung versprach.
Erst seit 1840 wurde der Peru-Guano Handelsgegenstand, und mit solcher Hast wurden die Lager [* 15] von der peruanischen Regierung und ihren Agenten ausgebeutet, daß dieselben, welche 1853 einen Vorrat von ca. 11,500 Mill. kg repräsentierten, jetzt zum bei weitem größten Teil erschöpft sind. Mit dem Aufblühen des Guanohandels traten auch kolossale Fälschungen auf, welchen in Deutschland [* 16] erst durch die von den landwirtschaftlichen Versuchsstationen eingeführte Kontrolle und durch die Reellität der Importeure wirksam begegnet wurde. Nach 1847 traten dann auch andre Guanosorten, wie Ichaboe-, Bolivia-, Chile-, Saldanha-, Baker-, Jarvis-Guano etc., auf; man stellte künstlichen Guano aus Knochenmehl, Asche, Ammoniaksalzen etc. her und belegte auch Präparate aus Fischen, Waltieren und den Rückständen der Fleischextraktfabrikation mit dem Namen Guano (s. oben).
Kein Guano enthält alle Bestandteile der Pflanzen, wohl aber wirkt jeder in hohem Grad zersetzend auf den Nährstoffvorrat im Boden. Diese Wirkung erfolgt außerordentlich rasch, weil er leicht löslich ist; noch mehr gilt dies von dem gemahlenen und mit Schwefelsäure [* 17] behandelten, aufgeschlossenen Guano. Man streut den Guano für sich oder mit Erde, Kohlenpulver, Knochenmehl, Gips und selbst nur mit Sand vermischt über die Felder, vor und nach der Saat, oder löst ihn in Wasser im Verhältnis von 1:20 auf, in welcher Form er bei den Gärtnern sehr beliebt ist.
Die besten und reichsten Guanolager sind bereits erschöpft, und die alte, unter dem Namen Baker-Guano bekannte Sorte ist nicht mehr im Handel. Fast alljährlich werden neue Guanolager entdeckt, die zum Teil den besten bekannten Sorten nicht nachstehen; bei jetzigen Konjunkturen sind jedoch diese gehaltreichen Sorten, welche sich vorzugsweise auf afrikanischen und australischen Inseln finden, schwer mit Gewinn in den Handel zu bringen, da der Bedarf an stickstoff- und phosphorsäurehaltigen Dungmitteln noch billiger durch den Chilisalpeter, das schwefelsaure Ammoniak, durch aufgeschlossene geringe Guanosorten Amerikas und durch die in heimischen Zuckerfabriken abfallende Knochenkohle und endlich durch Knochenmehl gedeckt werden kann.
Der dem
Guano gemachte Vorwurf, daß er die
Felder schnell erschöpfe, ist durchaus haltlos; bei einseitiger
und fortgesetzter Düngung mit
Stickstoff und
Phosphorsäure wird selbstredend der Vorrat der übrigen düngenden
Stoffe im
Boden reduziert, ob man mit
Guano oder anderm stickstoff-phosphorsäurehaltigen Dünger düngt; bei jedem intensiven Betrieb wird
das Augenmerk sich stets auf den vollen
Ersatz aller
Nährstoffe richten müssen
, sobald der
Bedarf sich
durch zurückgehende
Ernten zeigt.
Vgl. Meyn, Die richtige Würdigung des Peru-Guanos in der Landwirtschaft für den Rest des Jahrhunderts (Halle [* 18] 1872);
Derselbe, Die natürlichen Phosphate (Leipz. 1873).
[Stallmist.]
Der Stallmist enthält die Exkremente, gemischt mit Streumitteln, von welchen das Stroh den Zweck am besten erfüllt. Es mischt sich gut mit den Exkrementen, zieht viel Feuchtigkeit (Harn) an und vermehrt durch seine Bestandteile den Dungwert des Gemenges. Man verwendet besonders Roggen-, Weizen-, Raps- und Kartoffelstroh. Schilf, Farnkraut, Ginster, Heide, Besenpfrieme u. dgl. sind hart und schwerer zersetzlich, die Waldstreu ist weniger voluminös und nicht so hygroskopisch und gehaltvoll. ¶
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Mangelhafte Surrogate bilden Torfgruß, Sägespäne, Gerberlohe und gut getrocknete thonige Erde. Der Mist der Pferde [* 20] (Esel, Maultiere) ist reich an Stroh, trocken und entwickelt bei seiner Zersetzung große Wärme, [* 21] daher er vorzüglich zu Treibbeeten und für bindige, kalte, thonige Felder sich eignet. Er ist relativ reicher an Stickstoff als der der andern Haustiere. Der Schweinemist ist meistens wässeriger, kalt, langsam sich zersetzend, reich an Unkrautsamen; er findet vorzugsweise auf trocknem, lockerm Boden und auf Wiesen und Futterfeldern Verwendung, paßt aber, gut behandelt, überallhin.
Der Schafmist (Ziegenmist) ist trocken, reich an Stickstoff und Aschenbestandteilen und enthält die am feinsten zerkleinerten Pflanzenreste. Da man den Schafen weniger einstreut als den andern Tieren, so enthält er mehr Fäces bei gleichem Volumen, ist also auch wirksamer. Er zersetzt sich aber sehr ungleich im Stall und sehr rasch im Boden, ist also nicht nachhaltig. Man verwendet ihn am liebsten zu Ölpflanzen und auf feuchtem, thonig-kaltem Boden; gut verrottet eignet er sich für alle Pflanzen und jeden Boden.
Man will von ihm Nachteile für die Güte des Weins, des Leins, der Zuckerrüben, der Gerste [* 22] und andrer Pflanzen, bei welchen die Güte des Produkts mehr als die Menge in Betracht kommt, beobachtet haben. Am geschätztesten ist der Rindviehmist, obwohl er ärmer an Stickstoff ist. Die breiigen Exkremente des Rindes mischen sich am gleichartigsten mit der Streu zu einem homogenen Ganzen mit langsamerer, aber nachhaltiger Zersetzung, so daß er auf allen Feldern anwendbar ist und in seinem gesamten Verhalten dem gemischten Mist am nächsten steht.
Die Brauchbarkeit des Mistes hängt jedoch wesentlich von seiner Behandlung ab; frisch gibt er das größte Volumen und wirkt am nachhaltigsten, ist aber auch im gegebenen Volumen oder Gewicht am ärmsten an Nährstoffen und nur für bindigen Boden, welchen er lockert, vorzuziehen. Halb verrottet wird er am meisten angewendet, weil er dann gleichartiger, reicher und doch noch nachhaltig und lockernd genug ist. Ganz verrottet (speckig) ist er am konzentriertesten, am raschesten wirksam, bindend für Sandboden, aber auch am wenigsten geeignet, den Boden zu erwärmen, zu lockern und mit zersetzenden Gasen zu bereichern.
Man verwendet ihn frisch, entweder direkt aus dem Stall, oder nach längerm Liegenlassen im Stall oder
auf den Dungstätten. Hier ist er der Luft, der Sonne
[* 23] und dem Regen ausgesetzt (wenn nicht ein Dach
[* 24] angebracht wird, was viele
vorziehen, andre verwerfen) und muß
deshalb vor Verlusten geschützt werden. Das geschieht durch gute Anlage der Gruben, in
welche kein
Tagwasser fließen darf, und von deren Boden die Jauche gut in die besondern Behälter abfließen
muß
, durch dichtes Übereinanderschichten, Festtreten, Bestreuen mit Gips oder ähnlich wirkendem Material, durch Bedecken
mit Erde, durch fleißiges Bespritzen mit der Jauche und durch Anlage von Abteilungen, damit nicht zuviel Mist übereinander
geschichtet und ungleiches Material benutzt werden muß.
Bei der Aufbewahrung im Stall bedarf es weniger Vorkehrungen für die Konservierung des Mistes, wohl aber solcher für das Vieh,
damit nicht die vermehrte Wärme, Ausdünstung und Ammoniakentwickelung demselben schade, vor allem also guter Ventilation und
außerdem noch der beweglichen Krippen und Raufen, um diese bei der allmählichen Anhäufung des Mistes
höher stellen zu können, zumal auch die Streu reichlicher gegeben werden muß.
Gemischter Mist enthält bis 75 Proz. Wasser,
frisch etwa
24 Proz. organische Stoffe und bis 2 Proz. Aschenbestandteile; in ganz verrottetem Mist vermindern sich jene bis
auf 16 Proz. und darüber und vermehren sich diese bis auf 8 Proz.
und darüber. Der Verlust betrifft hauptsächlich den Kohlenstoff und Wasserstoff, welche größtenteils unter Aufnahme von
Sauerstoff zu Kohlensäure und Wasser verbrennen; der Stickstoff kann ganz erhalten werden, wenn täglich Gips, schwefelsaure Magnesia
etc. angewendet werden.
Der Mist enthält zwar alle Aschenbestandteile der Pflanzen, der auf irgend einem Gut gewonnene aber nicht
die Gesamtheit der den Feldern entzogenen Mengen, wenn nicht von außerhalb Futter im großen erworben oder nur, wie z. B. bei
Brennereimastbetrieb, vorzugsweise organische Bestandteile verkauft werden. Hinsichtlich der Felder muß
der Mist in der Summe
seiner Wirkungen für unersetzlich erklärt werden. Er lockert und erwärmt den Boden, bindet den losen
Sand und verhindert die zu große Einwirkung der Sonnenstrahlen;
er erhält die Feuchtigkeit und befördert die Verdunstung;
er entwickelt Kohlensäure und Ammoniak, welche zersetzend auf den Mineralbestand des Bodens wirken;
er liefert im Maße seiner fortschreitenden Verwesung den Pflanzen die Nährstoffe und begünstigt die Aneignung der atmosphärischen Dungstoffe durch dieselben;
vor allem aber kommt in Betracht, daß er die Witterungsextreme minder fühlbar macht und, entsprechend angewendet, die gegebenen Bodenzustände korrigieren läßt (vgl. Humus im Artikel Boden).
Seinen physikalischen Eigenschaften gebührt unbedingt der Vorzug, da die chemischen (die Nahrungszufuhr) auch durch andre Dungmittel zu beschaffen sind, jene aber nur je einzeln durch spezielle Kulturmittel und doch nie mit gleicher Sicherheit des Erfolgs. Mit Recht hält ihn daher der Landwirt trotz des hohen Erzeugungspreises und trotz des großen Aufwandes für Transport und Unterbringung hoch in Ehren; mit nicht minderm Recht aber bestrebt sich die Technik, Mittel aufzufinden, um ihn möglichst zu ersetzen, und lehrt die Chemie, daß er in weitaus den meisten Fällen für sich allein nicht genügt, wenn man ihm nicht die ihm fehlenden Quantitäten der wichtigsten Nährstoffe (Kali, Phosphorsäure, auch oft Magnesia) zusetzt oder ihn mit anderm Dünger ergänzt. Es liefern pro Jahr ein Stück Rindvieh 10-14, ein Pferd [* 25] 8, ein Schwein [* 26] 1-2, ein Schaf ½-1 Fuder Mist, das Fuder zu 20 Ztr. gerechnet.
Bei seiner Anwendung hat man hauptsächlich für möglichst gleichmäßiges Ausstreuen über das Feld zu sorgen; ob er am besten gleich untergeackert oder breit liegen gelassen wird bis zum Unterackern, hängt von dem Boden ab; letzteres Verfahren hat den Vorzug da, wo Neigung zum Krustieren gegeben ist, und bei gutem Thongehalt der Krume, da dieser der Auslaugung entgegenwirkt. Das Liegenlassen des Mistes in kleinen, unbedeckten Häufchen ist zu verwerfen. Stark heißt eine Düngung von 800 Ztr. und darüber pro Hektar; man gibt sie nur zu Wurzelfrüchten, Raps u. dgl., zu Hopfen, [* 27] Hanf, Bohnen, Tabak, [* 28] Futterwicken, Mais, seltener auch zu Kartoffeln und stets für mehrere Jahre, resp. Pflanzen nach diesen Früchten. Mittlere Düngung mit bis 600 Ztr. pro Hektar lieben die Getreidearten, Wein und Obst, Lein, Erbsen, Zuckerrüben, Möhren, Kartoffeln, Mohn; schwache bis mit 400 Ztr. wendet man nur für Getreide, [* 29] auf Wiesen, auf Kleeumbruch und als Nachdüngung an. Je nach der Zahl der Jahre, für welche eine Mistdüngung gegeben wird, spricht man von der Stellung der Früchte in erster, zweiter, dritter Tracht etc. ¶