mehr
Pulver verwandelt werden. Unter den Teilen von Tieren liefern unstreitig die Knochen [* 2] den geschätztesten Dünger, weil sie die in den Ackererden spärlicher vorkommenden und mit den Ernten, besonders denen der Körner, in größerer Menge den Feldern entzogenen Phosphate enthalten. Auch ihr Stickstoffgehalt ist von Bedeutung. Man benutzt die Knochen gemahlen (Knochenmehl, s. d.) oder gebrannt (Knochenasche, Knochenkohle, Beinschwarz u. dgl.) oder mit Schwefel- oder Salzsäure in sogen. Superphosphat verwandelt; in dieser Form sind sie am löslichsten, also auch am raschesten wirksam.
Die fein gemahlenen Knochen lassen sich sehr vollkommen verteilen und werden durch kohlensäurehaltiges Wasser, wie es sich immer im Ackerboden findet, leicht zersetzt. Ammoniaksalze, Kochsalz, Chilisalpeter und dergleichen Dungmittel wirken ebenfalls im Sinn besserer Verbreitung, also entgegen der Absorptionsthätigkeit der Krume, durch welche die Phosphorsäure gebunden und zurückgehalten wird. Kleinere Knochen kann man auch und zwar ziemlich rasch im Pferdemist zersetzen und grob gemahlene in wirksamern Dünger umwandeln, wenn man sie auf Haufen schüttet und bis zum Gebrauch feucht erhält.
Der prozentige Gehalt in Knochenpräparaten ist folgender: in Knochenmehl aus festen Knochenteilen 3,5 Stickstoff, 0,1 Kali, 33,0 Kalk, 1,0 Magnesia, 25,2 Phosphorsäure;
in solchen aus lockern Knochenteilen, Knorpel [* 3] etc. 4,0 Stickstoff, 0,2 Kali, 29,0 Kalk, 1,0 Magnesia, 20,0 Phosphorsäure;
im Mittel 3,8 Stickstoff, 0,2 Kali, 31,3 Kalk, 1,0 Magnesia, 23,2 Phosphorsäure.
Der Gehalt der Knochenkohle in Form von Superphosphat, wie sie im Handel vorkommt, schwankt zwischen 12-16-18-23 Proz. Phosphorsäure. Auch fossile Knochen und Koprolithen werden vielfach zu D. verarbeitet und ebenso phosphatige Mineralien, [* 4] wie Apatit, [* 5] Phosphorit, Sombrero-Guano u. dgl. Solche finden sich in vielen Gebirgsschichten und werden vorzugsweise zu Körnerfrüchten, mit Vorteil auch noch zu Kartoffeln, Rüben, Klee, Obst etc. verwendet und entweder vor oder nach der Saat, am liebsten bei guter Durchdüngung mit Mist gegeben.
Superphosphate bringt man meistens nur seicht in den Acker und zwar kurz vor der Saat, schwer zersetzliche Phosphate aber ackert man lieber unter und zwar im Winter. Für viele Blumen bilden gebrannte, zu Pulver gemahlene Knochen einen sehr wertvollen Dünger, z. B. für Fuchsien, Rosen u. dgl. pro Topf in Gaben von einem Theelöffel voll. Klauen schlägt man gern verkehrt mit der Öffnung nach oben in den Wiesenboden, wo sie allmählich sich zersetzen; Hörner sind als Hornspäne in der Gärtnerei beliebt, werden aber häufig auch in dieser Form zur Fälschung des Knochenmehls verwendet. Federn, Borsten, Wollabfälle, Haare, [* 6] Hautstücke und Leder müssen kompostiert oder gedämpft werden, um wirken zu können. Sie sind sehr hygroskopisch und deshalb auch physikalisch nützlich, besonders im trocknen Sandboden, in welchem sie das Wasser zurückhalten.
[Exkremente.]
Am allgemeinsten gebräuchlich und schon von den Griechen und Römern geschätzt ist die Düngung mit den Exkrementen der Tiere und Menschen und zumal die durch Vermischung derselben mit Streumitteln, d. h. die als Mist oder Stalldünger. Die Ausscheidungen enthalten die unverdauten Reste des verzehrten Futters, vermischt mit schleimigen und andern aus dem Tierkörper ausgeschiedenen Stoffen, welche selbst wieder nichts andres darstellen als umgewandeltes Futter.
Feste und flüssige Auswurfstoffe zusammen enthalten die Gesamtheit der Bestandteile des Futters, also auch die der Pflanzen, und bilden demnach zusammen unter allen Umständen einen Generaldünger. Der Harn für sich allein ist sehr reich an Stickstoff in Form von Harnstoff, Harn- und Hippursäure, welche beim Faulen des Urins sehr bald in kohlensaures Ammoniak sich verwandeln. Dieses muß deshalb, will man Verluste vermeiden, gebunden werden, z. B. durch Gips [* 7] oder Schwefelsäure [* 8] oder Vitriol und dergleichen Substanzen.
Der Harn enthält außerdem eine gewisse Menge von Mineralstoffen und zwar relativ viel Phosphorsäure, Kali, Kochsalz. Je nach Tierart, Gesundheitszustand, Alter, Gebrauch, Fütterung etc. ist er sehr verschiedenartig in seiner Zusammensetzung und für den Landwirt mehr oder minder wertvoll. Frischer Harn ist nur selten für sich anwendbar, vielmehr läßt man ihn erst abfaulen oder vermengt ihn mit Exkrementen (Gülle, Pfuhl) und, falls er verbessert werden soll, mit Substanzen, deren Bestandteile ihm fehlen, oder welche er nur in geringen Mengen enthält (Knochenmehl, Kalk, Gips, Ölkuchen, Kalisalze etc.). Er wird sorgfältig in gemauerten und zementierten Gruben, welche durch Rinnen und Kanäle mit den Stallungen in Verbindung stehen, gesammelt und vor Zufluß von Regenwasser thunlichst geschützt, da die Jauche an und für sich schon 92-98 Proz. Wasser enthält und eine Vermehrung des Wassergehalts die Qualität der Jauche verringert und die Transportkosten zum Kompost und Feld, soweit sie nicht zur Feuchterhaltung des Düngers auf der Dungstätte nötig ist, verteuert (man fährt in einem zweispännigen Fuder nur 18-72 kg düngende Stoffe aus, der Rest ist Wasser). Die Jauche enthält im Mittel 1,5 pro Mille Stickstoff und 1 Proz. Asche, 1/10000 Proz. Phosphorsäure, aber ½ Proz. Kali.
Der Harn wird gewöhnlich in Fässern mit ähnlicher Einrichtung, wie man sie in den Städten zum Besprengen der Straßen anwendet, auf die Felder und Wiesen gefahren (auch im Winter über den Schnee), [* 9] seltener mittels Leitung, wie das Rieselwasser, oder mittels Röhren, [* 10] Röhrenaufsätzen und darangeschraubter Schläuche, aus welchen durch Dampfkraft die Masse ausgetrieben wird, verteilt (England). Praktischer als letzteres Verfahren ist folgendes, welches mit Erfolg in größern Rübenwirtschaften Anwendung fand: die Jauche, vermengt mit konzentrierten Dungmitteln, wird gemeinsam mit den Fabrikwassern in hoch gelegene Reservoirs gepumpt und vermittelst natürlichen Gefälles auf die zu düngenden Felder geleitet und hier oberirdisch durch offene Furchen und Rinnen verteilt.
Ackerland, welches stark zum Krustieren geneigt, überhaupt bindig ist, eignet sich nicht für Jauchen- und Pfuhldüngung, um so besser aber leichter, lockerer Boden und geschlossenes Gras- und Futterland. Obstbäume düngt man in der Art, daß man seitwärts Löcher anbringt und diese mit Jauche zu wiederholten Malen vollgießt. Will man Jauche und Pfuhl allein anwenden, so muß man das Düngen öfters wiederholen, da sie sehr rasch, also nicht nachhaltig wirken.
Die Fäces werden nur selten für sich allein verwendet; in Gärtnereien wirft man Schafbollen in Wassertonnen und begießt aus denselben mit großem Vorteil Gemüse, Erdbeeren, Obstbäume etc. In Holland und Belgien [* 11] hat man Stalleinrichtungen, in welchen die Tiere auf Latten ruhen, und aus welchen Fäces und Harn mit Wasser in außerhalb angebrachte Gruben gespült werden, um daselbst durchzufaulen. Auch in der Schweiz [* 12] ist diese Benutzungsweise ziemlich verbreitet. Durch die Tiere selbst läßt man Felder und Wiesen direkt bedüngen, indem man sie über ¶
mehr
Nacht in aus Horden gebildete Umzäunungen treibt (Pferch, Pferchen). Am gebräuchlichsten ist dies bei Schafen; im Rayon der Koppel- und Schlagwirtschaften (s. Betriebssystem, S. 831) geschieht es aber auch mit Rindvieh, wenigstens für Ackerland, und zwar mit und ohne Strohunterlage; Wiesen pfercht man auch mit Schweinen. Der Pferchdünger wirkt ebenfalls nicht nachhaltig; er wird am liebsten zu Ölfrüchten oder zu Gras und Futterpflanzen andrer Art angewendet.
Für entlegene Felder und solche, welche dem Mistwagen schwer zugänglich sind, bildet er nebst Grün- und Handelsdünger oft die allein anwendbare Düngung. Je nach der Zahl der in bestimmtem Hordenumfang vereinigten Tiere und der Dauer der Nächte spricht man von starker, mittlerer und schwacher Pferchdüngung (z. B. 0,8-2 qm Raum pro Schaf). [* 14] Zweckmäßig bestreut man nach dem Austreiben der Tiere die bedüngten Flächen mit Gips, um das sich bildende Ammoniak zu binden.
Die menschlichen Exkremente enthalten gleichfalls die sämtlichen Nährstoffe der Pflanzen und sind in gleichem Grad wie diese zersetzlich, in der Regel aber zu sehr mit Wasser (90-96 Proz.), Kehricht u. dgl. vermischt, so daß die Landwirte nicht immer geneigt sind, sie abzunehmen (s. Exkremente). Der mittlere prozentige Gehalt der menschlichen Exkremente an Pflanzennährstoffen ist: 0,7 Stickstoff, 0,2 Kali, 0,26 Phosphorsäure. Nach Heiden produziert ein erwachsener Mensch jährlich an Fäces und Harn 486,75 kg, darin enthalten 34,45 kg feste Stoffe, mit 28,15 kg organ.
Substanz, 5,15 kg Stickstoff, 1,14 kg Phosphorsäure und 1,07 kg Kali. Auf die Felder bringt man die Kloakenstoffe entweder frisch, entsprechend mit Wasser verdünnt, oder abgegoren, oder zu Kompost verarbeitet, oder als Kunstpräparat in trocknem, pulverförmigem Zustand (Poudrette). In der Gärtnerei, auf lockerm Ackerland und zum Berieseln von Grasland verwendet man flüssige Massen; pulverförmige eignen sich zu jeder Kultur. Alle diese Dünger wirken nicht nachhaltig, Kloakenstoffe für sich allein geben in der Regel auch nicht in genügendem Grad Ersatz; sie bedürfen der Zugabe von Phosphat und Kalisalzen, da diese in zu geringen Mengen darin enthalten sind. Ihre große zersetzende Kraft [* 15] eignet sie vorzüglich zur Mischung mit schwer zersetzlichen Vegetabilien, Schilf u. dgl. In Japan [* 16] und China bilden sie den Hauptdünger; Stallmist kennt man daselbst nicht.
[Guano.]
Die Exkremente der Vögel [* 17] waren schon bei den Römern hoch geschätzt; sie sind trocken und werden bald staubförmig, reich an Stickstoff und Phosphaten, gehören sie zu den kräftigsten, am energischten wirkenden Dungstoffen. Die der Gänse und Enten [* 18] können frisch und für sich allein nicht verwendet werden, weil sie ätzend wirken; die der Hühner [* 19] und Tauben [* 20] mischt man am besten mit Erde, Gips, Asche u. dgl. oder streut sie direkt auf den Boden. Am wirksamsten ist der Guano (s. d.), bestehend aus Exkrementen von Seevögeln, angesammelt auf Inseln oder an Küsten im trocken-heißen Klima, [* 21] oft in mächtigen Schichten sich findend.
Der Peru-Guano hat in Südamerika [* 22] schon seit alten Zeiten Verwendung als Dünger gefunden. Die Inkakönige erließen Verordnungen zum Schutz der Vögel und bedrohten das Betreten der Inseln während der Brütezeit mit dem Tod. Jedes Guanolager hatte seinen Aufseher und war für gewisse Provinzen des Landes bestimmt. Auch noch zu Anfang dieses Jahrhunderts düngte man in Peru [* 23] mit Guano, und 50 kleine Schiffe [* 24] waren beständig beschäftigt, den Guano herbeizuführen. Als Humboldt 1802 hierüber berichtete und die ersten Guanoproben nach Europa [* 25] brachte, machten diese Mitteilungen wenig Eindruck, weil man sich vom Guano wenig Wirkung versprach.
Erst seit 1840 wurde der Peru-Guano Handelsgegenstand, und mit solcher Hast wurden die Lager [* 26] von der peruanischen Regierung und ihren Agenten ausgebeutet, daß dieselben, welche 1853 einen Vorrat von ca. 11,500 Mill. kg repräsentierten, jetzt zum bei weitem größten Teil erschöpft sind. Mit dem Aufblühen des Guanohandels traten auch kolossale Fälschungen auf, welchen in Deutschland [* 27] erst durch die von den landwirtschaftlichen Versuchsstationen eingeführte Kontrolle und durch die Reellität der Importeure wirksam begegnet wurde. Nach 1847 traten dann auch andre Guanosorten, wie Ichaboe-, Bolivia-, Chile-, Saldanha-, Baker-, Jarvis-Guano etc., auf; man stellte künstlichen Guano aus Knochenmehl, Asche, Ammoniaksalzen etc. her und belegte auch Präparate aus Fischen, Waltieren und den Rückständen der Fleischextraktfabrikation mit dem Namen Guano (s. oben).
Kein Guano enthält alle Bestandteile der Pflanzen, wohl aber wirkt jeder in hohem Grad zersetzend auf den Nährstoffvorrat im Boden. Diese Wirkung erfolgt außerordentlich rasch, weil er leicht löslich ist; noch mehr gilt dies von dem gemahlenen und mit Schwefelsäure behandelten, aufgeschlossenen Guano. Man streut den Guano für sich oder mit Erde, Kohlenpulver, Knochenmehl, Gips und selbst nur mit Sand vermischt über die Felder, vor und nach der Saat, oder löst ihn in Wasser im Verhältnis von 1:20 auf, in welcher Form er bei den Gärtnern sehr beliebt ist.
Die besten und reichsten Guanolager sind bereits erschöpft, und die alte, unter dem Namen Baker-Guano bekannte Sorte ist nicht mehr im Handel. Fast alljährlich werden neue Guanolager entdeckt, die zum Teil den besten bekannten Sorten nicht nachstehen; bei jetzigen Konjunkturen sind jedoch diese gehaltreichen Sorten, welche sich vorzugsweise auf afrikanischen und australischen Inseln finden, schwer mit Gewinn in den Handel zu bringen, da der Bedarf an stickstoff- und phosphorsäurehaltigen Dungmitteln noch billiger durch den Chilisalpeter, das schwefelsaure Ammoniak, durch aufgeschlossene geringe Guanosorten Amerikas und durch die in heimischen Zuckerfabriken abfallende Knochenkohle und endlich durch Knochenmehl gedeckt werden kann.
Der dem Guano gemachte Vorwurf, daß er die Felder schnell erschöpfe, ist durchaus haltlos; bei einseitiger und fortgesetzter Düngung mit Stickstoff und Phosphorsäure wird selbstredend der Vorrat der übrigen düngenden Stoffe im Boden reduziert, ob man mit Guano oder anderm stickstoff-phosphorsäurehaltigen Dünger düngt; bei jedem intensiven Betrieb wird das Augenmerk sich stets auf den vollen Ersatz aller Nährstoffe richten müssen, sobald der Bedarf sich durch zurückgehende Ernten zeigt.
Vgl. Meyn, Die richtige Würdigung des Peru-Guanos in der Landwirtschaft für den Rest des Jahrhunderts (Halle [* 28] 1872);
Derselbe, Die natürlichen Phosphate (Leipz. 1873).
[Stallmist.]
Der Stallmist enthält die Exkremente, gemischt mit Streumitteln, von welchen das Stroh den Zweck am besten erfüllt. Es mischt sich gut mit den Exkrementen, zieht viel Feuchtigkeit (Harn) an und vermehrt durch seine Bestandteile den Dungwert des Gemenges. Man verwendet besonders Roggen-, Weizen-, Raps- und Kartoffelstroh. Schilf, Farnkraut, Ginster, Heide, Besenpfrieme u. dgl. sind hart und schwerer zersetzlich, die Waldstreu ist weniger voluminös und nicht so hygroskopisch und gehaltvoll. ¶