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»Histoires de mes bêtes« (1867) und »Nanon« (1867), gingen
ziemlich spurlos vorüber; auch andre
Unternehmungen, wie die
Gründung eines
Theaters, Vorlesungen und
Vorträge, die er 1865 sogar
im
Ausland
(Wien,
[* 2]
Pest,
Venedig)
[* 3] fortsetzte, schließlich eine Saucenfabrik, wollten ebensowenig glücken, und müde und gebrochen
an
Körper und
Geist starb Dumas
während der Belagerung von
Paris
[* 4] im Dörfchen
Puys bei
Dieppe
[* 5] und
wurde im Pfarrdorf
Neuville begraben. Dumas
ist der Begründer der modernen, der
Romantik entgegentretenden realistischen
Richtung
in der französischen Litteratur.
Der Wert seiner
Romane ist ein sehr verschiedener; sittlicher
Gehalt fehlt fast allen, um so reicher sind
sie an grellen, mit gröbsten
Farben aufgetragenen
Effekten. Dabei aber fesselt er durch großes
Talent im Erzählen, unerschöpfliche
Lebhaftigkeit der
Phantasie und
Geschick im dramatischen
Arrangement der Ereignisse und
Personen. Im historischen
Drama hätte
Dumas
bei unbestreitbarem dramatischen
Talent dauernde Erfolge erringen können, wenn er sich Zeit genommen hätte, ernstere
Studien zu machen und seine
Entwürfe sorgfältiger auszuführen.
So, wie sie sind, besitzen seine bessern Stücke wohl Bühnenwirksamkeit, aber die Prüfung einer strengern Kritik bestehen sie selten. Von sonstigen Werken sind noch verschiedene historische oder auf der Grenze von Geschichte und Roman stehende Werke nachträglich zu erwähnen, wie: »Jeanne d' Arc« (1842),
»Les Médicis« (1845),
»Michel-Ange et Raphaël Sanzio« (1846),
»Louis XIV et son siècle« (1847),
»Louis XV« (1849),
»Louis XVI« (1850) u. a., sowie seine »Mémoires« (1852-54, 22 Bde.; 1866, 2 Bde.). Aus seinem Nachlaß erschien 1872 ein »Grand dictionnaire de cuisine« (!),
und ein nachgelassenes Bühnenstück: »La jeunesse de Louis XIV«, wurde 1873 mit günstigem Erfolg aufgeführt. Von seinen Hauptwerken sind mehrere Gesamtausgaben erschienen, z. B. im »Musée littéraire« und in der »Bibliothèque contemporaine« der Gebrüder Lévy in Paris. Sein »Théâtre complet« kam 1874 in 15 Bänden heraus.
Vgl.
Fitzgerald, Life and adventures of
Alexandre
Dumas
(Lond. 1873);
Blaze de Bury,
A. Dumas
, sa vie, son temps, son œuvre (1885);
Glinel,
A. Dumas
et son œuvre
(1885).
4) Alexandre, der jüngere (»fils«),
franz. Romanschriftsteller und dramatischer Dichter, geb. zu Paris, natürlicher Sohn des vorigen, betrat 17jährig, nachdem er kaum die Bänke des Collège Bourbon verlassen hatte, die schriftstellerische Laufbahn mit einem Bändchen Gedichte: »Péchés de jeunesse«, begleitete dann seinen Vater auf dessen Reise durch Spanien [* 6] und Nordafrika und veröffentlichte nach seiner Rückkehr einen phantastischen sechsbändigen Roman: »Histoire de quatre femmes et d'un perroquet« (1847),
der zum mindesten die Neugierde des großen Publikums erregte. Eine ganze Reihe andrer Romane, wie: »Le [* 7] roman d'une femme« (1848),
»Césarine« (1848),
»La dame aux camélias« (1848),
»Le docteur Servans« (1849),
»Antonine« (1849),
»Trois hommes forts« (1850),
»Diane de Lys« (1851),
»Sophie Printemps« (1853),
»La boîte d'argent« (1855),
»Vie à vingt ans« (1856) u. a., folgte in wenigen Jahren nach. Von allen diesen Werken zeigte eine eigentümliche Physiognomie nur die »Kameliendame«, weil dieselbe unmittelbar nach der Natur gearbeitet war, d. h. die nur wenig idealisierte Geschichte einer früh an der Schwindsucht gestorbenen Pariser Kurtisane enthielt. Der ungewöhnliche Erfolg, den der Roman hatte, steigerte sich noch, als derselbe nach vielen Schwierigkeiten, welche die Zensur erhob, 1852 dramatisiert über die Bretter des Vaudevilletheaters ging; von diesem Tag an datieren die Franzosen ihr modern-realistisches Drama.
Das Stück zeichnete sich allerdings durch überaus scharfe Beobachtung der gesellschaftlichen Zustände, sichere Behandlung der dramatischen Form und einen lebendigen, prickelnden Dialog aus; allein dies konnte über das Bedenkliche des Themas, die Verherrlichung und Rehabilitierung des Lasters, nicht hinwegtäuschen, und der Stoff war und blieb ein vom sittlichen Standpunkt aus höchst fragwürdiger, allerdings auch für die Epoche höchst charakteristischer. In zwei spätern Stücken: »Diane de Lys« (1853) und »Le demi-monde« (1855), behandelt der Dichter fast denselben Vorwurf, doch in wesentlich satirischer Absicht und mehr, um nach dem Rechte des Komödiendichters seiner Zeit einen Spiegel [* 8] vorzuhalten.
Fortan war es überhaupt die Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft, wie sie Gesetz und Sitte speziell in Frankreich geschaffen haben, die er in den meisten seiner Bühnenstücke, nicht immer gleich glücklich, aber mit großer dramatischer und dialektischer Kraft, [* 9] diskutiert. Wir nennen: »Le fils naturel« (1858);
»L'ami des femmes« (1864);
»Le supplice d'une femme« (1865);
»Héloise Paranquet« (1866);
»Les idées de Madame Aubray« (1867);
»Une visite de noces«, das schlüpfrigste und gewagteste seiner Dramen, und »La princesse Georges« (beide 1871);
»La femme de Claude« und »Monsieur [* 10] Alphonse« (beide 1873);
»L'étrangère« (1877).
Außerdem legte er seine Theorie von den Rechten und Pflichten des Weibes und den Gebrechen der einschlägigen Gesetzgebung und gesellschaftlichen Anschauung noch in einem Roman: »L'affaire Clémenceau« (1864),
nieder, sowie in mehreren Flugschriften, wie: »Lettres sur les choses du jour«, »L'homme-femme«, »Tue-la!«, »Les femmes qui tuent et les femmes qui votent« (1872-80),
und in einer größern Streitschrift: »Le divorce« (1880).
Seine
Ideen über diesen Gegenstand sind indessen, obgleich immer mit großer Prätension vorgetragen, nicht
frei von
Widersprüchen
gröbster Art, und die genannten
Schriften haben nur das
Verdienst, durch ihre glänzende und kecke
Dialektik
ein großes
Publikum zum Nachdenken über eine der wichtigsten Seiten der sozialen
Frage angeregt zu haben. Als Bühnentechniker
hat sich Dumas
unstreitig einen der hervorragendsten
Plätze unter den Dramatikern der Gegenwart errungen.
Fast alle oben genannten Werke sowie der »Père prodigue« (1859),
für welchen ihm sein eigner Vater Modell saß, gehören zu den beliebtesten Repertoirestücken. Von seinen Werken aus früherer Zeit sind noch nachzutragen: »Les Revenants«, eine Phantasie, in welcher er Werther und Lotte, Paul und Virginie, Manon Lescaut und Ritter des Grieux sich in Braunschweig [* 11] zusammenfinden läßt (1852);
»Le régent Mustel« (1852) und ein Band [* 12] »Contes et nouvelles« (1853).
Tadellos
in seinem Privatleben, anspruchslos im
Umgang und hilfsbereit für seine
Freunde, dabei der
Politik grundsätzlich fern stehend,
erfreut sich Dumas
persönlich allgemeiner Beliebtheit; 1875 erfolgte seine
Wahl in die französische
Akademie.
Vgl. Potvin, De la corruption littéraire en France (Brüssel [* 13] 1873);
Lacour, Trois théâtres (Par. 1880).
5) Jean Baptiste André, Chemiker, geb. zu Alais (Gard), erlernte die Apothekerkunst, studierte in Genf [* 14] Botanik und Chemie und kam 1821 nach Paris, wo er 1823 zunächst als Repetent der Chemie an der polytechnischen Schule, dann als Professor am Athénée, an der von ihm ¶
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mitbegründeten École centrale des arts et manufactures und endlich an der Sorbonne angestellt wurde. Seit dieser Zeit lieferte er eine lange Reihe chemischer Arbeiten, die größtenteils von bedeutendem Einfluß auf die gegenwärtige Gestaltung der chemischen Anschauungen waren. Seine Hauptleistungen betreffen die Alkaloide, die Äthyl- und Amidverbindungen, den Holzgeist und seine Verbindungen, den Indigo, [* 16] die Weinsäure, die Zusammensetzung der fetten Säuren und die Einwirkungen der Alkalien auf organische Körper.
Auch aus dem Gebiet der physiologischen Chemie war Dumas
sehr thätig. Für die theoretische Chemie sind namentlich seine Arbeiten
über die Substitution epochemachend gewesen. Während der Julimonarchie war Dumas
Mitglied des öffentlichen
Unterrichtsrats und 1849-51 Minister des Ackerbaues und Handels; nach dem Staatsstreich trat er in die Commission consultative
und wurde sodann Senator und Mitglied des Oberrats des öffentlichen Unterrichts und 1856 dessen Vizepräsident.
Seit 1875 Mitglied der Akademie, starb er Von seinen größern Werken nennen wir: »Traité de chimie appliquée aux arts« (Par. 1828-46, 8 Bde.; deutsch von Buchner, Nürnb. 1844-49, 8 Bde.);
»Leçons sur la philosophie chimique« (Par. 1837; deutsch von Rammelsberg, Berl. 1839);
»These sur la question de l'action du calorique sur les corps organiques« (Par. 1838);
»Essai sur la statique chimique des êtres organisés« (das. 1841, 3. Aufl. 1844; deutsch von Vieweg, Leipz. 1844).
Vgl. A. W. Hofmann, Zur Erinnerung an J. B. A. Dumas
(Berl. 1885).
6) Erneste, franz. Münzwardein, Sohn des vorigen, geb. 1827 zu Paris, trat 1847 in die Bergwerksschule, ward 1850 Sekretär [* 17] im Handelsministerium, 1852 Münzdirektor zu Rouen, [* 18] 1860 zu Bordeaux [* 19] und ist seit 1869 Wardein im Garantiebüreau zu Paris. Dumas schrieb: »Lois et règlements relatifs au drainage en Angleterre« (Par. 1854);
»Essai sur la fabrication des monnaies« (Rouen 1856);
»Notes sur l'émission en France des monnaies décimales de bronze« (Par. 1868).