Jakob, schweizer. Staatsmann, geb. zu Affoltern
im Kanton Zürich,
[* 6] studierte 1840-43 zu Bern,
[* 7]
Heidelberg
[* 8] und Zürich
[* 9]
Jurisprudenz, wurde 1846 in seiner
Heimat kantonaler Verhörrichter, 1849
Staatsanwalt, 1853
Präsident
des
GroßenRats,
dem er seit 1847 angehörte, 1854
Regierungsrat und 1855 Regierungspräsident. Als Erziehungsdirektor schuf
er das zürcherische Schulgesetz von 1859. Als Mitglied des schweizerischen
Nationalrats,
dem er seit 1849 angehörte, und
dem er 1854 präsidierte, als eidgenössischer Verhörrichter und Mitglied des
Bundesgerichts nahm er hervorragenden
Anteil an der Realisierung der neuen Bundesinstitutionen.
Seit 1855
Abgeordneter seines
Kantons im Ständerat, wurde er 1857 dessen
Präsident und war regelmäßig Mitglied aller wichtigern
Kommissionen, wie ihm unter anderm auch die Berichterstattung in der
Neuenburger wie in der Savoyer
Frage zufiel. Wegen
dieser letztern kam es zwischen ihm und
Stämpfli und dessen Gesinnungsgenossen zum
Bruch. Gleichwohl wurde Dubs nach
FurrersTod 1861 in den
Bundesrat gewählt und 1863 bei den Erneuerungswahlen erstes Mitglied desselben und für 1864
Bundespräsident.
Als solcher bot er seinen Einfluß namentlich für das Zustandekommen des französisch-schweizerischen Handelsvertrags und
der mit demselben in
Verbindung stehenden Judenemanzipation auf. Als es sich um die
Revision der schweizerischen
Verfassung
handelte, reichte Dubs 1872 seine Entlassung als
Bundesrat ein, weil die zentralistische
Richtung, welche die
Revision charakterisierte,
namentlich die erstrebte
Militär- und Rechtseinheit, seinen
Ansichten nicht entsprach, und trug in
Rede undSchrift
zur
Verwerfung der revidierten
Verfassung bei.
(spr. dübüf),Edouard, franz.
Maler, geb. zu
Paris, lernte bei seinem
VaterClaudeMarie Dubufe und bei
Delaroche und stellte zuerst 1839 eine
Verkündigung Mariä und eine Jägerin aus. Von 1841 an pflegte
er fünf Jahre lang die religiöse
Malerei, um sich aber dann fast ausschließlich der Porträtmalerei zuzuwenden. Namentlich
malte er viele Frauenbildnisse, darunter das der
KaiserinEugenie und der
RosaBonheur. Die Teilnehmer am
PariserKongreß stellte
er 1857 in einem großen
Bilde dar. Im
Salon von 1866 erschien eine große
Komposition vom verlornen Sohn, welche sich im
Kolorit
wie in der Kostümierung der
Figuren an
Veronese anschloß. Von da ab malte er wiederum nur Bildnisse, darunter
Gounod, Alex.
Dumas den jüngern und
EmileAugier. DieEleganz und
Glätte seines
Kolorits machten ihn besonders bei der
vornehmen
Welt beliebt, welche keinen Anstoß daran nahm, daß mit jenen Vorzügen auch Süßlichkeit und Flauheit gepaart
waren. Er starb in
Versailles.
[* 12]
JosephLouis, franz.
Architekt, geb. zu
Paris, erhielt im 23. Jahr den römischen
Preis und führte während seines Aufenthalts in
Italien
[* 16] zahlreiche
Zeichnungen etruskischer
Gräber, der
Häuser von
Pompeji,
[* 17] der
Tempel
[* 18] von
Sizilien
[* 19] und eine
Restauration des
Kolosseums aus, welche wegen ihrer trefflichen Ausführung allgemeine
Anerkennung
fand.
Sein erstes Werk von größerer Bedeutung, das er in der
Heimat schuf, war die Julisäule, sein größtes
das aus verschiedenen ältern und neuern
Bestandteilen zusammengewachsene, hauptsächlich durch die monumentale Gestaltung
der Innenräume hervorragende
Palais de Justice, das ihm 1869 einen
Ehrenpreis eintrug, mit welchem das bedeutendste architektonische
Kunstwerk der Neuzeit in
Frankreich belohnt werden sollte. Reinheit des
Stils, klug ausgedachte
Komposition
und große
Eleganz in allen
Details zeichnen seine
Arbeiten aus, welche von dem
Geist eines edlen, aber strengen Klassizismus
erfüllt sind. Duc starb
(spr. dükáng),Maxime, franz. Schriftsteller, geb. zu
Paris, unternahm schon im Jünglingsalter eine
Reise nach dem
Orient, kämpfte dann in den Junitagen 1848 mit Auszeichnung gegen
¶
mehr
die Insurrektion und führte 1849-51 im Auftrag der Regierung eine zweite große Orientreise aus, die er in den Werken: »Éypte,
Nubie, Palestine et Syrie« (1852) und »Le
[* 21] Nil, Égypte et Nubie« (1854, 4. Aufl. 1877) wie die erstere in »Souvenirs et paysage
d'Orient« (1848) beschrieb. Nach seiner Rückkehr widmete er sich einer eifrigen Pflege der Poesie und
Romanschriftstellerei. In seinen politischen Neigungen sehr unbeständig, schloß sich Ducamp, der Konservative von 1848, 12 Jahre
später der Garibaldischen Expedition der Tausend nach Sizilien an, was ihn indes nicht hinderte, nach abermals 15 Jahren unter
dem Titel: »Les convulsions de Paris« (1875-79, 4 Bde.; sechsmal
aufgelegt) eine auf polizeilichen Quellen beruhende und daher sehr einseitige Geschichte des Kommuneaufstandes zu veröffentlichen,
die ihm den tödlichen Haß der Republikaner und namentlich der radikalen Kreise
[* 22] zuzog.
Von seinem lyrischen Talent zeugen die »Chants modernes« (neue Ausg. 1860),
»Les Convictions« (1858) und »Chants de la matière«;
von seinen Romanen verdienen Erwähnung: »Mémoires d'un suicidé« (1853);
»Les six aventures« (1857);
»L'homme au bracelet d'or« (1862) und »Les
buveurs de cendre« (1866);
auch »L'eunuque, mœurs musulmanes« (1856) mag hier angereiht werden. Ducamp vertritt
in der Poesie das Prinzip des ausgesprochensten Realismus und weist ihr als Aufgabe zu, den Triumph des Menschen
über die Materie zu verherrlichen.
Seine neuern Werke sind, außer der schon erwähnten Arbeit über die Kommune: »Orient et
Italie«, Reiseerinnerungen (1868);
»Les ancêtres de la commune. L'attentat Fieschi« (1877);
»Histoire et critique. Études
sur la révolution française« (1877);
sein Hauptwerk: »Paris, ses organes, ses fonctions et sa vie« (1869-75, 6 Bde.; 7. Aufl.
1884),
das bedeutendste und wichtigste Buch, welches über das materielle und geistige Leben der Weltstadt in diesem Jahrhundert
geschrieben worden ist;
die »Souvenirs littéraires« (1882-83, 2 Bde.) und »La
charité privée à Paris« (1884; deutsch, Hannov. 1884).
Ducamp wurde 1880 zum Mitglied der Akademie ernannt.
Früher ständiger Mitarbeiter des »Journal des Débats«, zählt er jetzt zu den wertvollsten Kräften der »Revue des DeuxMondes«.