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Sitzungen halten sollte. Die umfangreiche Linnenhalle
im nördlichen Teil der Stadt ist längst ihrem ursprünglichen
Zweck entfremdet und dient jetzt als
Warenlager.
Die eigentliche Stadt innerhalb der Munizipalgrenzen nimmt eine Oberfläche von 1542 Hektar ein und zählte 1881: 249,602 Einw. (1861: 254,808). Der Polizeibezirk, der indes neben den Vorstädten auch Kingstown (s. d.) umfaßt, erstreckt sich über 4330 Hektar und hatte 1881: 349,648 Einw. (1861: 313,437).
Als Fabrikstadt kann Dublin [* 2] mit andern, günstiger gelegenen Städten nur schwer konkurrieren, denn es fehlt ihm an Wasserkraft, und Kohlen müssen aus größerer Entfernung zugeführt werden. Immerhin aber beschäftigen die gewerblichen Anstalten der Stadt (1881) noch 23,432 Menschen. Wichtig sind namentlich die Maschinenbauwerkstätten (mit 710 Arbeitern), die Gießereien, Möbelfabriken, Kutschenfabriken, chemischen Fabriken, eine Reede für den Bau eiserner Schiffe, [* 3] die Textilfabriken, Buchdruckereien (mit 1480 Arbeitern), Glashütten, Tabaksfabriken, Brauereien und Whiskeybrennereien.
Weltbekannt sind Dubliner Stout (Guinneß) und Whiskey (Kinahans »L.-L.«, d. h. Lord-Lieutenants). Die von den Hugenotten eingeführte Weberei [* 4] halbseidener Stoffe (Poplins) wird noch immer betrieben, wenn auch weniger schwunghaft als gegen Ende des 18. Jahrh. Von großer Bedeutung ist der Handel. Zum Hafengebiet (einschließlich des 9 km entfernten Kingstown) gehörten 1884: 478 Seeschiffe von 59,293 Ton. Gehalt und 429 Fischerboote. Im J. 1884 liefen 7892 Schiffe von 2,144,377 T. ein. Eingeführt wurden vom Ausland Produkte im Wert von 2,439,915 Pfd. Sterl., namentlich Getreide, [* 5] Zucker, [* 6] Spirituosen, Petroleum und Tabak. [* 7] Die Ausfuhr betrug 109,864 Pfd. Sterl. Sehr lebhaft ist der Verkehr mit Großbritannien, [* 8] nach welchem wöchentlich 56 Passagierdampfer abfahren.
Von den ungemein zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten sind zu erwähnen: 2 Armenhäuser (6036 Arme), 27 Krankenhäuser (mit 1881: 1420 Kranken), 2 Irrenanstalten (1120 Patienten), 3 Taubstummenanstalten, 3 Blindenanstalten, 29 Versorgungshäuser, 4 Waisenanstalten und ein großes Invalidenhaus (Kilmainham Hospital) für alte Soldaten und Matrosen. Insgesamt lebten 1881: 10,611 Personen in 80 Wohlthätigkeitsanstalten.
Die der Wissenschaft und dem öffentlichen Unterricht gewidmeten Anstalten sind ungemein zahlreich und vielseitig. An ihrer Spitze steht das 1591 von Elisabeth aufs neue gegründete Trinity College, eine der am reichsten dotierten Universitäten Europas. Das prachtvolle, 1759 von Sir William Chambers im griechischen Stil erbaute Universitätsgebäude umfaßt drei Höfe, an welche ein 8 Hektar großer Garten [* 9] stößt. Im ersten Hof [* 10] befinden sich die Hörsäle und Wohnungen der Stiftsherren, ein naturwissenschaftliches Museum und die Kirche, im zweiten Hof die aus 200,000 Bänden bestehende Bibliothek.
Ein
anatomisches Theater, ein botanischer
Garten und eine
Sternwarte
[* 11] (bei Dunsink) gehören zur Anstalt, deren Vorteile alle
ohne Ansehen der
Religion genießen können. Neben ihr besteht eine 1854 gegründete katholische
Universität,
unter Leitung der
Geistlichkeit, mit vorläufig 3
Fakultäten und 33
Professoren. Für
Bildung von
Ärzten sind außer obigen
Anstalten noch 4
Schulen thätig, deren eine vom
College of Surgeons geleitet wird, während das
College of Physicians, ganz
wie in
England, sich auf Erteilung von
Diplomen beschränkt, eine juristische
Bildung durch die Advokateninnung
von
King's
Inn möglich gemacht wird.
Diesen schließen sich an ein Priesterseminar und eine Anstalt für
Ausbildung katholischer
Missionäre
(All Hallows
College). Auch
Alexandra
College (für
Damen)
[* 1] ^[Abb.: Situationsplan von Dublin.] ¶
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verdient Erwähnung. Das 1868 eröffnete Royal College of Science (mit 14 Professoren) ist eine polytechnische Schule, die sich eines Staatszuschusses von 7000 Pfd. Sterl. erfreut. Auch die landwirtschaftliche Akademie von Glasnevin (Albert Institution) wird vom Staat unterhalten. An der Spitze der Anstalten für Förderung der Kunst steht die R. Hibernian Academy, welche nicht nur Kunstausstellungen veranstaltet, sondern auch eine Kunstschule unterhält.
Neben ihr sind zu nennen die Metropolitan School of Art (im Nationalmuseum) und die Akademie der Musik. Das erwähnte Nationalmuseum umfaßt eine Bibliothek, naturgeschichtliche und landwirtschaftliche Sammlungen, eine Gemäldesammlung und einen botanischen Garten (bei Glasnevin). Unter den gelehrten Gesellschaften gebührt der erste Rang der 1786 gegründeten Royal Irish Academy für Förderung der Wissenschaften und Altertumskunde, mit wertvoller Bibliothek und Museum.
Die 1750 gegründete Royal Society bezweckt Förderung des Ackerbaues und der Gewerbe. Außerdem verdienen Erwähnung die Zoologische Gesellschaft (mit zoologischem Garten im Phönixpark), die Geologische Gesellschaft, die Chemische [* 13] Gesellschaft, die Naturhistorische Gesellschaft, der Verein für keltische Altertümer und der Landwirtschaftliche Verein. Die 231 Volksschulen der Stadt wurden 1881 von 26,653 Schülern, die 48 höhern Schulen von 4410 Schülern besucht.
Die Volksschullehrer werden in der Anstalt für Volkserziehung (National Education) Irlands ausgebildet. An öffentlichen Vergnügungsorten
besitzt die Stadt 3 Theater,
[* 14] mehrere Konzertsäle und Musikhallen
und einen aus dem Ausstellungsgebäude
[* 15] vom Jahr 1873 hergestellten Wintergarten mit Park, ähnlich dem Kristallpalast Londons. Dublin ist Sitz des Statthalters (Lord-Lieutenants)
von Irland, eines katholischen und eines protestantischen Erzbischofs, eines deutschen Konsuls und der höchsten Gerichtshöfe
des Landes, welche ihre Sitzungen in den sogen. Four Courts, einem imposanten, 1766-1800 errichteten Gebäude,
halten, dessen Hauptfassade (138 m lang) dem Liffey zugewendet ist.
Außerdem gibt es einen Assisengerichtshof (Session House), ein Stadtgericht, 4 Gefängnisse, 2 Anstalten für jugendliche Verbrecher und 8 Kasernen. Die städtische Verwaltung ruht in den Händen von 15 Aldermen und 45 Councillors (Stadtverordneten), an deren Spitze der jährlich aus den Aldermen hervorgehende Lord-Mayor steht. Das Mansion House (Wohnung des Lord-Mayors) und das mit Bildsäulen gezierte Rathaus (City Hall) [* 16] sind, nebst den bereits erwähnten Gefängnissen und den zwei öffentlichen Armenhäusern, die wichtigsten städtischen Gebäude. Eine vorzüglich organisierte, militärisch ausgerüstete Polizei von 1500 Mann sorgt für Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe.
Dublin wird von einigen für das Eblana des Ptolemäos gehalten, und sowohl dieser Name als die später gebrauchten Namen Dyvelin, Dyflin und Dublin werden von dem keltischen Dubh-linn (»schwarzer Pfuhl«) abgeleitet. Schon früh ließen sich Normannen hier nieder, bauten ein Fort und bekriegten die Eingebornen, bis sie ihrerseits den 845 angekommenen Dänen weichen mußten. Das Bistum daselbst wurde 1038 gegründet und 1152 zum Erzbistum erhoben. Im J. 1170 eroberte der englische Graf Strongbow die Stadt, die darauf dem König Heinrich II. huldigte und bis ins 15. Jahrh. die Hauptstadt einer besondern Grafschaft war. 1205 wurde das Schloß gebaut und die Stadt erweitert, 1215 die erste steinerne Brücke [* 17] errichtet. 1409 erhielt der Ort einen Mayor, seit 1665 mit dem Lordstitel, und 1541 ward er Sitz des Vizekönigs. Bis auf die neueste Zeit herab hatte die politische und kirchliche Opposition Irlands gegen die englische Regierung ihren Hauptsitz in Dublin ist der Geburtsort der Dichter John Denham, John Swift, Richard Steele, des Redners Prinsley Sheridan und andrer berühmter Männer.
Vgl. Gilbert, History of the city of Dublin (Dubl. 1859, 3 Bde.).