37-38° östl. L. v. Gr., am Südfuß des mächtigen
SchneebergsKilima Ndscharo gelegen, erhebt sich aus der 600 m hohen
Ebene bis zu 1500 m am genannten
Berg, ist äußerst fruchtbar
und von den nach S. strömenden
Flüssen Weri-Weri, Mué,
Moschi, Kilema, Mambo, Lumi u. a. wohl bewässert. Bewohnt wird es
von den Wadschagga, einem Bantuvolk, das sich durch körperliche
Schönheit, Liebenswürdigkeit und Fleiß
hervorthut. Sie sind
Ackerbauer und
Viehzüchter und haben sogar
Stallfütterung und großartige, über Schluchten und
Berge
weggeführte
Wasserleitungen.
Das schmale bewohnte Land besteht aus etwa 15 verschiedenen kleinen
»Königreichen«, unter denen Mudschama und Kilama die
bedeutendsten sind. DerHandel des
Landes ist lebhaft, und alljährlich treffen hier Kaufleute von der
Suaheliküste ein, welche Baumwollstoffe, Glasperlen und Metallwaren gegen
Elfenbein etc. umtauschen. Besucht wurde das Land
zuerst durch den deutschen
MissionärRebmann, näher erforscht 1861 durch
v. d.
Decken.
(vulgär auch Srawak,Srawnik), eine im 1. oder 2. Jahrh.
n. Chr. durch Pârçwanâtha vom
Buddhismus abgezweigte
und von seinem Nachfolger im Lehramt, Wardhamâna oder Mahâwira, über
Indien verbreitete
Sekte, die sich jedoch später in
Litteratur wie
Dogma den
Brahmanen näherte, um dadurch ihren Verfolgungen zu entgehen. Die
Sekte nahm ihren Anfang
im südlichen
Bihar in
Bengalen und verbreitete sich von hier aus über
Dschodhpur nach der Westküste
(Gudscharat und
Malabar);
ihr Hauptsitz wurde das südliche
Dekhan, wo sie bei den großartigen
Felsentempeln thätig wurden, die wir in
Ellora und sonst
bewundern.
Von der
Sekte der Çaiwa später stark verfolgt, sind sie jetzt auf 4-5 Mill. zusammengeschmolzen. Sie
haben sich in die zwei Hauptabteilungen der Digambara oder nackten Dschaina, welche sich jedoch nur beim häuslichen
Mahl bis auf die Schamgegend entkleiden und sonst bunte Gewänder tragen, und der Swêtambara, welche weiße Gewänder
tragen, gespalten, und diese zerfallen wieder in zahlreiche Unterabteilungen. In der
Philosophie fassen
die Dschaina alle
Dinge unter den zwei
Kategorien des Vernünftigen (Dschiwa) und Empfindenden (Adschiwa) zusammen.
Dschiwa ist die
Seele, welche zwar stets vollkommen ist, aber durch die menschlichen
Handlungen gefesselt wird und durch die
strenge Befolgung der Vorschriften der
Religion wieder befreit werden muß; sie ist das Genießende, Adschiwa
dagegen der Gegenstand des Genusses (alles
Materielle) und der Fesselung der
Seele. Erreicht wird die
Befreiung durch die
Erkenntnis
vom
Wesen der
Dinge, welche durch strenge Befolgung der
Lehrsätze der
Religion vermittelt wird. Diese gipfeln in einer geradezu
lächerlichen Ängstlichkeit gegen die
Tötung irgend eines lebenden
Wesens, wovon das Verbot,
Fleisch zu
essen, die notwendige
Folge ist, während sich die Errichtung von Hospitälern für gebrechliche etc.
Tiere als eine Verirrung
darstellt.
Genau ausgearbeitet sind die
Regeln, welche sich auf Überwindung des Dranges der verkörperten
Seele zur Beschäftigung mit
den sinnlichen Gegenständen beziehen.
Lehren
[* 2] des
Buddhismus, der Waiçeschika- und
Sânkhya-Philosophie
(s.
IndischeReligionen) sind hier zu einem
System verschmolzen, das
Brahmanen als Mittelspersonen zum
Heil nicht notwendig erklärt.
WerBefreiung erreicht hat, erhält in dem im
Detail ausgebildeten, den
Purâna (s. d.) entlehnten, aber an Übertreibungen noch
reichern kosmogonischen
System
als Dschina
(»Heiliger«, woher der
Name der
Sekte) oder Tîrthankara (als
Gott) eine
Wohnung im höchsten Teil der
Welt. In zahlreichen niedrigern
Regionen über der
Erde haust die übrige sehr zahlreiche,
vielfach abgestufte und höchst phantastisch aufgeputzte Götterwelt.
Die
Guten, d. h. die
Priester und frommen
Männer, sind folgerichtig über die
Hörer (Çrâwaka) oder
Laien gesetzt; erstere
sollen die
Regenzeit mit dem
Studium und dem Nachdenken über die heiligen
Schriften zubringen. Kastenartige
Sonderung ist zugelassen. Im
Ritual bildet durchaus das brahmanische
Zeremoniell die Grundlage, so daß
Brahmanen die gottesdienstlichen
Verrichtungen im
Tempel
[* 3] und im
Haus des eines
Priesters bei
Geburten etc. bedürfenden Dschaina verrichten können.
Eigentümlich sind ihre
Feste der 24 Dschinas, von denen wir aber nur den 23. und 24. oder die
oben als
Gründer und Verbreiter genannten zwei
Männer als geschichtliche
Personen betrachten dürfen. Die Dschaina haben überaus anregend
auf die Bewohner des südlichen
Indien, namentlich auf die
Drawida (s. d.), eingewirkt.
Ihre Litteratur, die sich der brahmanischen
anschließt, ist sehr reichhaltig und meist in den Volkssprachen der
Drawida geschrieben; ein großer
Teil der kanaresischen Litteratur ist ihr Werk. Der »Tschintamani«, das
beste tamulische Gedicht, hat einen Dschaina zum Verfasser.
(engl.
Jeypore, Jaipur), 1) ein unter britischem
Schutz stehender Radschputenstaat in
Ostindien,
[* 6] umfaßt 37,454
qkm (681 QM.) mit (1881) 2,534,357 Einw.,
wovon 2,315,219
Hindu. DerBoden ist im ganzen eben (nur im N. und
NW. erheben sich granitische
Hügel bis
zu 90 m
Höhe) und, soweit die Einwirkung des
Wassers geht, fruchtbar und reich an
Weiden. Das
Klima
[* 7] ist sehr heiß; die
Temperatur
erreicht durchschnittlich im Mai 37, im Juli 33, im
Dezember 19° C. Die im Land entspringenden
Flüsse
[* 8] verrinnen im
Sand.
Regent ist ein
Maharadscha, der von seinen
Unterthanen ein Steuereinkommen von 10 Mill. Mk. bezieht; sechs kleinere
Staaten sind
ihm tributpflichtig. Er selbst zahlt an die englisch-indische
Regierung einen
Tribut von 800,000 Mk.
Schon im 18. Jahrh. hatte
Dschai Singh, der Erbauer der Hauptstadt und einer der berühmtesten indischen Astronomen, den
Ruf seines
Landes als eines wohlgeordneten
Staats begründet. An der
Spitze derGeschäfte steht ein königlicher
Rat (Darbar) von fünf
Mitgliedern, mit einer den Bestimmungen für die englisch-indischen gesetzgebenden
Körper nachgebildeten
Geschäftsordnung.
Die englischen Aufsichtsbeamten üben auf die
Verwaltung großen Einfluß aus. Die Hauptstadt Dschaipur zahlt
(1881) 142,578 Einw. und wird wegen ihres
Reichtums an
Palästen,
Gärten und Luxusanlagen als die schönste Stadt ganz
Indiens
gepriesen. Sie wurde erst von dem
Vater des jetzigen
Maharadscha angelegt, der die ganze
Bevölkerung
[* 9] des 14 km entfernten,
tief in den
Bergen
[* 10] liegenden
Alt-Dschaipur (Amber) hierher brachte. Die neue Stadt ist von einer hohen
Mauer mit
bronzenen
Thoren umgeben, hat einen großen
Palast des
Maharadscha, eine 1867 von den Engländern angelegte
Kunstschule und außerhalb
der
Thore einen herrlichenPark. Im Land sind 33
Volksschulen nach
¶
mehr
europäischem Vorbild, 379 nach indischem Muster. Der auf das Wohl seines Landes bedachte Fürst war bei der großen Hungersnot
allein von allen Herrschern Radschputanas bestrebt, das Elend zu mildern. Dafür wurden seine Salutschüsse von der englischen
Regierung von 17 auf 19 erhöht. Doch finden seine Befehle vielfach keine Ausführung, Steuerwesen
und Justiz liegen noch im argen. Eine merkliche Besserung brachte der Vertrag vom durch welchen der Salzsee Sambar,
bis dahin in gemeinschaftlichem Besitz von Dschaipur und Dschodhpur, in das Eigentum der englisch-indischen Regierung überging.
Der See war der Zankapfel zwischen den Radschas und ihren Vasallen gewesen; die Salzgewinnung
[* 12] ging nicht
ohne Unruhe von statten, Angriffe auf die Salzkarawanen waren an der Tagesordnung. Seit die englisch-indische Regierung das Salzlager
ausbeutet, herrscht Ruhe und Ordnung. Die Ende 1880 zur Vollendung gebrachte Radschputana-Eisenbahn durchzieht Dschaipur von NO. nach
SW.; nach dem Sambarsee ist eine Zweigbahn gebaut. 1883 veranstaltete der Fürst in seiner Hauptstadt eine
epochemachende Ausstellung kunstgewerblicher Gegenstände aus ganz Indien.
2) (Dschaipur Zemindari) Kleiner englisch-ind. Vasallenstaat, am Rande der Ostghats zwischen 17½ bis 20° nördl. Br. und 81 1/3-84°
östl. L. v. Gr.; der Umfang beträgt 29,851 qkm (542 QM.) mit (1881) 694,673 Einw.,
fast ausschließlich hinduisierten vorarischen Urbewohnern. Der Fürst ist ein Radschpute hoher Kaste, seine
Familie nahm im 15. Jahrh. Besitz vom Land. Von den Ebenen im O. und dem Tafelland des östlichen Dekhan durch die Lage im stark
bewaldeten Gebirge abgeschlossen, war das Fürstentum bis 1848 nur dem Namen nach abhängig; damals brachen
Palastunruhen aus, die Aufstände im Gefolge hatten; 1860 griff die englisch-indische Regierung direkt in die Verwaltung ordnend
ein. S. Karte »Ostindien«.