Herausgabe der
WittelsbacherKorrespondenz ein. Nachdem er als Landwehroffizier in einem westfälischen
Regiment den
Mainfeldzug
von 1866 und den
Krieg gegen
Frankreich 1870/71 mitgemacht hatte, habilitierte er sich an der
Universität zu
München
[* 2] als
Privatdozent
der Geschichte und ward 1875 zum außerordentlichen, 1884 zum ordentlichen Mitglied der königlich bayrischenAkademie
der
Wissenschaften und 1885 zum ordentlichen
Honorarprofessor ernannt. Er gab sehr wertvolle, mit großer Gründlichkeit und
Sachkenntnis gearbeitete »Beiträge zur Reichsgeschichte 1547-52«
(Münch. 1873-80, 3 Bde.) heraus, ferner: »Des Viglius von
Zwichem
Tagebuch des
Schmalkald. Donaukriegs« (das. 1877),
»Monumenta Tridentina« (das. 1883 ff.) und schrieb:
»KaiserKarl V. und die römische
Kurie 1544-46« (das. 1877-81);
(Dryiden), die
Priester der kelt.
Völker im alten
Gallien und
Britannien, zwar keine erbliche
Kaste, doch ein
festgeschlossener
Orden,
[* 3] der den ersten, vom
Kriegsdienst und allen öffentlichenLasten freien
Stand bildete
und als
Träger
[* 4] der
Religion und gesamten geistigen
Bildung in höchstem Ansehen stand. Den
Namen leitet
Plinius vom griech. drys
(»Eiche«) ab, welche den Druiden besonders heilig war.
Voß und andre gingen auf das keltische Dru
(»Glaube«) zurück;Barth hält
das angeblich altbritische und noch jetzt in
Wales übliche
Wort Derwydd oder Dryod (»weiser Mann«) für
das Ursprüngliche.
Die Druiden lebten nicht abgesondert vom
Volk, wohnten aber in Wäldern und zerfielen in drei
Klassen: Drysiden,
Barden und
Vaten
(Priester, Wahrsager und
Sänger, Naturkundige). An der
Spitze des Ganzen stand ein gewählter Oberpriester; die gewöhnliche
Ordenskleidung bestand aus einem kurzen Unterkleid mit eng zugehenden Ärmeln und aus einem
Mantel (bardocucullus).
Die
Aufnahme in den
Stand der Druiden wurde selbst von den
Söhnen der angesehensten
Familien erstrebt. Die Neuaufgenommenen genossen
einen bisweilen 20jährigen
Unterricht in der
Religion,
Medizin, Rechtskunde,
Mathematik,
Astronomie
[* 5] und Naturkunde.
Nichts durfte niedergeschrieben und veröffentlicht werden; auch war der gnomische
Vortrag ganz für das
Gedächtnis und ein esoterisches
Wissen berechnet. Die sonst übliche
Schrift der Druiden bestand aus eigentümlichen
Charakteren,
welche von den
Römern für griechische gehalten wurden.
IhreZeitrechnung scheint einen hohen
Grad von Vollkommenheit gehabt
zu haben. Zur Betrachtung der Himmelskörper sollen sie sich sogar schon der Vergrößerungsgläser (der
sogen. Druidenköpfe, aus
Kristall oder
Glas
[* 6] geschliffen) bedient haben.
IhreHeilkunde war mystisch-religiös. Als mächtiger
Talisman und
Insignie des
Ordens galt das mystische Schlangenei, aus dem
Geifer von
Schlangen
[* 7] zusammengeformt, im Mondschein aufgefaßt und im
Busen getragen; als das wirksamste
Mittel gegen
Gift und
Unfruchtbarkeit der
Tiere die
Mistel, am sechsten
Tag des Märzmondes feierlich mit goldener
Sichel geschnitten.
Die druidische Religionslehre hüllte sich in das tiefste
Dunkel. Wir wissen nur, daß sie eine
Vorsehung über den Volksgöttern,
eine
Wanderung der unsterblichen
Seele, ein Jenseits und eine ewige
Materie mit Veränderungen der gegenwärtigen Form durch
Feuer und
Wasser annahmen.
Den
Gottesdienst verrichteten sie teils auf
Höhen, teils in dichten Eichenhainen.
Noch heute werden in
Frankreich zahlreiche
Anhöhen als Druidenberge bezeichnet, wie
man inEngland die großen Steingehege der
heidnischen Vorzeit
Druidentempel (s. d.)
benennt. Auch
Quellen,
Seen,
Wälder,
Felsen und besonders
Inseln gehörten zu den heiligen Stätten der Druiden. Für
Druidenaltäre gelten die häufig gefundenen
Dolmen oder großen
Tafelsteine, welche auf senkrechte
Pfeiler so gestellt wurden,
daß sie beweglich blieben.
Menschenopfer waren bis zur römischen Kaiserzeit nicht selten; doch scheinen die meisten derselben nur feierliche Verbrecherhinrichtungen
gewesen zu sein und zu
Lustrationen gedient zu haben. Die
Opfer wurden gewöhnlich massenhaft in riesige
Weidengeflechte gesteckt und verbrannt. Vor dem
Altar
[* 8] stand der Druide weiß gekleidet und mit Eichenlaub bekränzt, bei allen
seinen
Bewegungen dem
Lauf der
Sonne
[* 9] folgend. Ein Hauptgeschäft für ihn war die Erforschung des Götterwillens aus den Zuckungen
und
Eingeweiden der
Opfer, aus demFlug derVögel,
[* 10] aus kosmischen und atmosphärischen
Erscheinungen,
Träumen
etc. Götterbilder wurden erst mit der Einführung römischer
Kultur allgemein.
Der Einfluß der Druiden erstreckte sich zur Zeit ihrer
Blüte
[* 11] auf alle Teile des Volkslebens. Alljährlich wurde von ihnen an
einem heiligen
Ort im Gebiet der
Karnuten (der heutigen
Diözese vonChartres) ein großer
Gerichtstag für
alle
Gaue des
Landes gehalten. Neben dem männlichen
Druidenorden kommt auch ein weiblicher (Druiaden, Druidenfrauen) mit eignen
Vorsteherinnen vor; diese Druiaden waren vorzüglich Wahrsagerinnen oder sogen. kluge
Frauen, blieben unverheiratet und nahmen
später eine ziemlich tiefe
Stufe der
Gesellschaft ein, wenngleich ihre Macht länger dauerte als die der
Druiden; man nannte sie damals fanae oder fatuae.
Als ursprüngliche
Heimat des Druidentums nennt
CäsarBritannien, und es ist wahrscheinlich, daß hier die ersten Grundlagen
des
Instituts ihre
Ausbildung gefunden haben, von da aber und zwar erst nach dem Zug
des
Bellovesus (um 587
v. Chr.) nach
Gallien gekommen sind. Hieraus erklärt sich auch, warum man bis jetzt noch nirgends unter den
Kelten außerhalb
Galliens und
Britanniens deutliche
Spuren des Druidentums angetroffen hat. Die
Römer
[* 12] lernten die Druiden zuerst durch
Cäsar kennen,
der eine
Spaltung zwischen diesen und dem
Adel für seine politischen
Zwecke klug auszubeuten wußte.
UnterAugustus wurden die druidischen
Menschenopfer, unter
Claudius alle
Gottesdienste dieser Art verboten.
Schon vorher indessen, mit der Romanisierung der
Gallier, hatten die Druiden meist aufgehört, ein vom
Staat anerkannter
Stand zu
sein. Dennoch wußten sie durch ihre Zauber- und Wahrsagerkünste das
Volk noch lange
an sich zu ketten, ja sich selbst
in dem für fremden
Aberglauben so empfänglichen
Rom
[* 13] Eingang zu verschaffen.
Noch in weit spätern
Zeiten, als die Druidenschulen
sich längst in Kollegien christlicher
Professoren verwandelt hatten, z. B. in
Bordeaux,
[* 14]
Chartres,
Toulouse,
[* 15]
Narbonne u. a. O.,
behauptete der von jenen aus ins Volksleben ausgeströmte
Aberglaube sein zähes
Leben und hat sich teilweise
bis auf unsre
Tage vererbt. In
Britannien bestanden die Druiden besonders als
Barden fort, ebenfalls über die Römerzeit hinaus,
namentlich in
Wales.
Vgl.
Davies, Mythology and rites of the British Druids (Lond. 1809);
eine Oberbehörde für ein gewisses Gebiet
»Großhain«. In Amerika wurde 1849 der »Großhain der Vereinigten
[* 22] Staaten« gebildet, welchem die oberste Leitung zusteht. Sie
haben, wie der Freimaurerorden, drei Grade. In Deutschland, wo der Orden wieder im Rückgang begriffen ist, besitzt der Druidenorden 30 Haine
mit ca. 850 Mitgliedern. Als Organ des Vereins erscheinen in Nordamerika
[* 23] »Der Erzdruide« (Albany) und in Berlin
[* 24] die »Deutsche
[* 25] Druidenzeitung«.