Krimkriegs die Abhaltung der Wiener Konferenzen im April 1855, nach deren erfolglosem Ausgang er aus dem Ministerium schied. 1856 nahm
er auch als Senator seine Entlassung, weil der Kaiser dieser Körperschaft Mangel an Initiative zum Vorwurf gemacht hatte. Seine
Muße benutzte er, um durch eine »Histoire diplomatique de la crise orientale« (Brüss. u.
Leipz. 1858) sein Verhalten in der orientalischen Frage zu rechtfertigen. 1862 ließ sich Drouyn de l'Huys wiederum zur Übernahme des auswärtigen
Ministeriums bereit finden.
Obwohl Freund Österreichs und der Kurie, unterzeichnete er 1864 die Septemberkonvention mit Italien. Seine Bemühungen für die
Polen, die amerikanischen Südstaaten und Dänemark blieben erfolglos. In der deutschen Frage suchte er 1866 vor
allem Frankreichs Interessen zu fördern durch ein Protektorat über Süddeutschland und Abtretung linksrheinischer Gebietsteile.
Als aber Bismarck im August 1866 die französischen Kompensationsforderungen ablehnte, erklärte der Kaiser, da er für einen
Krieg mit Preußen nicht gerüstet war, diese für eine Eigenmächtigkeit Drouyns, der 1. Sept. seine Entlassung
erhielt. Seitdem beschäftigte er sich mit Ackerbau und Akklimatisationsfragen und starb
Vgl. d'Harcourt, Les quatre
ministères de M. Drouyn de l'Huys (Par. 1882).
1) Johann Gustav, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Treptow an der Rega, studierte
in Berlin, ward dort 1829 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster, 1833 Privatdozent und 1835 außerordentlicher Professor daselbst. 1840 als
Professor der Geschichte nach Kiel berufen, wirkte Droysen eifrig für die deutsche Sache in den Herzogtümern. Er
verfaßte die Kieler Adresse (1844), nahm teil an der Schrift der neun Kieler Professoren über das »Staats- und Erbrecht des Herzogtums
Schleswig« (Kiel 1846) und schrieb mit Professor Samwer die »Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik« (1. u. 2. Aufl.,
Hamb. 1850). Von der provisorischen Regierung der Herzogtümer als Vertrauensmann an den Bundestag nach
Frankfurt gesandt und später von einem schleswig-holsteinischen Bezirk in die Nationalversammlung gewählt, nahm er, ein eifriges
Glied der Gagernschen Partei und Schriftführer des Verfassungsausschusses, dessen Verhandlungen er (Leipz. 1849) veröffentlichte,
bis Mai 1849 an den Beratungen teil. 1851 folgte Droysen einem Ruf als Professor der Geschichte nach Jena, wo
er durch Stiftung eines historischen Seminars zu ernstern historischen Studien hinleitete. 1859 ward er als Professor der Geschichte
nach Berlin berufen und entfaltete hier in der Folge auf dem Katheder und in seinem Seminar eine glänzende Wirksamkeit. Er starb Die
ungewöhnliche Vielseitigkeit, die staunenswerte Schaffenskraft und glänzende Formgewandtheit Droysens
kommen in seinen zahlreichen Schriften zum Ausdruck. Zuerst bekannt machte er sich als geschmackvoller Übersetzer des Äschylos
(Berl. 1832, 2 Bde.; 4. Aufl.
1884) und des Aristophanes (das. 1836-38, 3 Bde.; 3. Aufl.
1881, 2 Bde.) sowie durch die größern Werke: »Geschichte
Alexanders droysen Gr.« (das. 1833; 3. Aufl., Gotha 1880)
und »Geschichte des Hellenismus« (Hamb. 1836-43, 2 Bde.; 2. Aufl.,
Gotha 1877). Dann folgten die glänzend geschriebenen »Vorlesungen über die Geschichte
der Freiheitskriege« (Kiel 1846, 2 Tle.) und das »Leben des Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg«, eine meisterhafte Biographie
(Berl.
1851, 8. Aufl. 1877). Droysens Hauptwerk
ist die bis in die Regierungszeit (bis 1756) Friedrichs d. Gr. reichende »Geschichte
der preußischen Politik« (Leipz. 1855-85, 14 Bände in 5 Abteilungen, die ersten 7 bereits in 2. Auflage), eine umfassend angelegte,
auf der Fülle bisher unbenutzter archivalischer Schätze beruhende Darstellung der Entwickelung Preußens an sich und in seinem
Verhältnis zu Deutschland in der Richtung, die in der Stiftung des deutschen Kaisertums ihren Abschluß gefunden hat. Kleinere
Werke sind herausgegeben in den »Abhandlungen zur neuern Geschichte« (Leipz.
1876); bemerkenswert sind auch die »Grundzüge der Historik« (das. 1868, 3. Aufl. 1883).
Vgl. M. Duncker, Joh. Gust. Droysen (Berl.
1885).
2) Gustav, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Jena und Berlin unter seinem Vater und
in Göttingen unter Waitz Geschichte, habilitierte sich 1864 in Halle, wurde Ostern 1869 als außerordentlicher Professor nach
Göttingen und 1872 als ordentlicher Professor nach Halle berufen. Droysen schrieb außer zahlreichen Spezialarbeiten
über Ereignisse des 16. und 17. Jahrh. in den »Forschungen
zur deutschen Geschichte« (z. B. »Studien zur Belagerung und Zerstörung Magdeburgs«, »Die Schlacht bei Lützen«),
der »Zeitschrift
für preußische Geschichte« und dem »Archiv für sächsische Geschichte« (»Aus den dänischen Büchern« u. a., »Albrechts I.
Bemühungen um die Nachfolge im Reich« (Leipz. 1862);
»Arlanibaeus, Godofredus Abelinus sive scriptorum
de Gustavi Adolfi expeditione princeps« (Berl. 1864);
»Gustav Adolf« (Leipz. 1869-70, 2 Bde.),
worin die einseitig kirchliche Auffassung Gustav Adolfs bekämpft, gleichzeitig aber in fast ebenso einseitiger Weise dem König
nur politische Motive untergelegt werden;
»Herzog Bernhard von Weimar« (das. 1885, 2 Bde.).
Er gab auch »Schriftstücke von Gustav Adolf, zumeist an evangelische Fürsten Deutschlands« (Stockh. 1877)
heraus.
(Droißig), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Weißenfels, unweit der Eisenbahn Leipzig-Gera-Eichicht,
hat eine Pfarrkirche, ein Schloß des Fürsten von Schönburg-Waldenburg mit einem 1852 vom Fürsten Otto Viktor gegründeten und
dem Staat geschenkten Lehrerinnenseminar (nebst Gouvernanteninstitut und Töchterpensionat) u.
(1880) 1586 evang. Einw. Die genannten
Anstalten stehen unmittelbar unter dem preuß. Unterrichtsministerium.
(spr. droh), 1) Pierre Jacquet, Mechaniker, geb. zu La Chaux de Fonds im Kanton Neuenburg,
studierte in Basel
Theologie, widmete
sich aber dann der Uhrmacherei und erfand außer dem Glocken- und Flötenspiel in Uhren eine Pendeluhr,
die mittels der Vereinigung zweier Metalle von ungleicher Dehnbarkeit im Gang blieb, ohne aufgezogen zu werden, sowie einen
schreibenden Automaten. Er starb in Biel. - Sein Sohn Henri Louis Jacquet, geb. zu La Chaux de Fonds, verfertigte
einen Automaten in der Gestalt eines klavierspielenden Mädchens, das nach geendigtem Spiel aufstand und
die Gesellschaft grüßte; starb in Neapel.
2) Jean Pierre, geb. 1746 zu La Chaux de Fonds, Medailleur, führte mehrere Verbesserungen in der Münzkunst ein, prägte 1786 in
Paris Gold- und Silberstücke nach einem selbsterfundenen Verfahren, besorgte hierauf in England mit Boulton
die Ausprägung der Kupfermünzen und wurde nach seiner Rückkehr vom Direktorium zum Aufseher der Medaillenmünze ernannt.
Er erfand auch das Stoßwerk
mehr
mit einem aus drei Teilen bestehenden, sogen. gebrochenen Prägring, welcher innen vertiefte
Buchstaben enthielt und erhabene Randschrift lieferte. Bei der Restauration 1814 verlor er seine Stelle und starb in
Paris.
3) François Xavier Joseph, franz. Moralphilosoph, geb. zu Besançon, ward 1824 Mitglied der französischen
Akademie und 1838 Präsident der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften;
starb Die hauptsächlichsten
seiner vornehmlich der Moralphilosophie gewidmeten Schriften sind: »Essai sur l'art d'être heureux« (Par. 1806, 8. Aufl.
1857; deutsch von Blumröder, Ilmenau 1826);
»Éloge de Montaigne« (Par. 1812, 3. Aufl. 1815);
»Application de la
morale à la politique« (das. 1825; deutsch von Blumröder, Ilmenau 1827);
»Œuvres morales« (Par. 1826, 2 Bde.);
»Économie politique, ou principes de la science des richesses« (das.
1829; 3. Aufl. von Chevalier, 1854; deutsch, Berl. 1830);
»Histoire du règne de Louis XVI pendant les années où l'on pouvait
prévenir ou diriger la révolution française« (Par. 1838-42, neue Aufl.
1858; deutsch von Luden, Jena 1842);
»Pensées sur le Christianisme« (Par. 1844, 9. Aufl. 1860;
deutsch von Reithmaier, 2. Aufl., Straub. 1844),
wozu die »Aveux d'un philosophe chrétien« (1848 u.
öfter), in denen der ehemalige Sensualist und Epikureer seine Jugendgeschichte beichtet, einen Anhang
bilden.
4) Gustave, franz. Dichter, geb. zu Paris als Enkel von Droz 2), bildete sich nach beendeten Schulstudien zum Maler
aus, vertauschte indes 1864 den Pinsel mit der Feder und widmete sich ganz der Litteratur, in der er auf dem Gebiet der Novelle
und des Romans ganz ungewöhnliche Erfolge errang. Zuerst Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, zog
er sich später von aller journalistischen Thätigkeit zurück; um ungestört seinen Arbeiten leben zu können, in denen ein
gesunder Zug
in der Auffassung des Lebens hervortritt, wenn sie auch von bedenklichen Pikanterien nicht frei sind.
Vorzüglich gelingt ihm das kleine Sittenbildchen, und seine frischen, vielfach schalkhaften Darstellungen
des Junggesellen- und Ehelebens dürften ihm wohl das meiste Publikum verschafft haben. Von seinen Werken sind zu nennen:
»Monsieur, Madame et Bébé« (Par. 1866, 120. Aufl. 1885);
»Entre nous« (das. 1867);
»Le cahier bleu de Mademoiselle Cibot« (1868);
»Autour d'une source« (1869);
»Un paquet de lettres« (1870);
»Babolain« (1872);
»Une femme génante« (1875);
»Les étangs« (1876);
»Tristesses et sourires« (1883);
»L'enfant« (1885) u. a.
5) Numa, schweizer. Staatsmann, geb. zu La Chaux de Fonds im Kanton Neuenburg,
trat nach Absolvierung der Volksschule bei einem Graveur
in die Lehre, studierte in seinen Mußestunden die alten Sprachen, wurde 1860 Lehrer in einer Pension, 1864 Redakteur
des »National Suisse« zu La Chaux de Fonds, 1869 Abgeordneter in dem Großen Rate des Kantons, 1871 Mitglied des Staatsrats und
Erziehungsdirektor sowie 1872 Abgeordneter Neuenburgs in dem schweizerischen Ständerat, der ihn 1875 zu seinem Präsidenten
wählte, worauf ihn die Bundesversammlung noch in derselben Session in den Bundesrat berief. Im Dezember 1880 wurde
er zum Vizepräsidenten des Bundesrats und im Februar 1881 an Stelle Anderwerts zum schweizerischen Bundespräsidenten erwählt.