mehr
und eines Gewerbeschiedsgerichts, einer Kreishauptmannschaft, zweier Amtshauptmannschaften, der königlichen Brandversicherungs-Kommission, der Zoll- und Steuerdirektion, eines Hauptzoll- und Hauptsteueramtes, der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, einer kaiserlichen Oberpostdirektion, von 15 Postämtern, eines Bahnpostamtes sowie eines Telegraphenamtes, neben dem noch 12 Postämter als Telegraphenbetriebsstellen thätig sind, des Landesmedizinalkollegiums, zweier Superintendenturen für den Stadt- und Landbezirk und andrer Behörden. In militärischer Hinsicht ist Dresden [* 2] der Sitz des Generalkommandos des 12. deutschen Armeekorps sowie der Stäbe der 23. Infanterie- und der königlich sächsischen Kavalleriedivision, der 45. und 46. Infanterie-, der 23. und 24. Kavallerie- und der 12. Artilleriebrigade.
Die Garnison besteht aus den Grenadierregimentern Nr. 100 und 101, dem Schützenregiment Nr. 108 und Jägerbataillon Nr. 13, dem Gardereiterregiment, 2 Abteilungen Feldartillerie (von dem 12. Regiment), einem Pionier- und einem Trainbataillon. Die Verwaltung der Stadt geschieht durch den Stadtrat und die von ihm abhängigen Behörden, die der Sicherheitspflege durch die königliche Polizeidirektion. Dresden ist eingeteilt in 10 Sicherheits- und Wohlfahrtspolizeibezirke und 42 Armenpflegerbezirke. Als vornehmstes Wahrzeichen der Stadt gilt das an einem Brückenbogen der alten Elbbrücke sichtbare »Brückenmännchen«, welches den Erbauer der Brücke, [* 3] Matthias Fotius oder Photius, darstellen soll.
Umgebung.
(Hierzu »Karte der Umgebungen von Dresden«.)
Was die nächsten Umgebungen der Stadt betrifft, so breitet sich vor der Pirnaischen Vorstadt der königliche Große Garten, [* 4] der Prater von Dresden, aus, der einen Flächenraum von nahezu 150 Hektar bedeckt. Er wurde ursprünglich als Fasanerie unter Kurfürst Georg II. angelegt und war ehedem mit 1500 Statuen geschmückt, von denen jetzt nur noch einige vorhanden sind. In seiner Mitte steht ein gegenwärtig unbewohntes Palais im Renaissancestil, welches im Parterre das Altertumsmuseum, mit sächsischen, besonders kirchlichen, Altertümern, und im ersten Stockwerk das Rietschel-Museum, eine fast vollständige Sammlung von Gipsmodellen der zahlreichen Schöpfungen des berühmten Dresdener Bildhauers, enthält.
Ein Teil des Großen Gartens ist dem Zoologischen Garten eingeräumt worden, der seit 1860 besteht. Vor der Neu- und Antonstadt liegen stromaufwärts die vielbesuchten Restaurationen und Konzertlokale: das Linckesche Bad, [* 5] weiterhin das Schillerschlößchen und Waldschlößchen, letzteres die älteste große Aktienbierbrauerei Dresdens, und die prachtvollen Albrechtsschlösser, die Prinz Albrecht von Preußen [* 6] 1847 erbaute. Stromabwärts, zunächst der Stadt, liegen die schon erwähnten Bahnhöfe [* 7] und der alte Neustädter Kirchhof, auf welchem sich die Gräber des Sprachforschers Adelung, des Dichters Tiedge, Elisas v. d. Recke u. a. und der berühmte »Totentanz« Georgs des Bärtigen befinden. 2 km vor der Stadt, bei der Station Weintraube, liegt auf den Weinbergen der Vergnügungsort Paradies, mit reizender Aussicht, auf einer andern Anhöhe des Weinbergdistrikts »die Lösnitz« das seiner Aussicht wegen berühmte Spitzhaus.
In der weitern Umgebung Dresdens sind anzuführen auf dem rechten Elbufer, aufwärts von der Albrechtsburg: das Dorf Loschwitz, wo Schiller im Sommer 1786 wohnte und den größten Teil seines »Don Karlos« dichtete;
etwas weiter Wachwitz und der königliche Weinberg mit hübschem Schloß, Hosterwitz, wo in einem isoliert stehenden Haus Weber seinen »Freischütz« und »Oberon« komponierte, und das königliche Lustschloß Pillnitz;
auf dem linken Ufer, Loschwitz gegenüber, Blasewitz, durch die »Gustel von Blasewitz« bekannt, mit einer Schiller-Linde und seit 1859 einem Denkstein des Dichters.
Etwa 2 km südlich von der Stadt, oberhalb der großen Gartenrestauration Bergkeller, liegt das Dorf Räcknitz, mit dem Denkmal Moreaus, der hier tödlich verwundet wurde, unfern davon Zschärtnitz, welches eine der schönsten panoramaartigen Ansichten von Dresden und den Weinbergen ober- und unterhalb der Stadt bietet; weiter landeinwärts die Goldene Höhe und in südwestlicher Richtung vor der Stadt die bedeutenden Aktienbierbrauereien und Bierwirtschaften Feldschlößchen, Plauenscher Lagerkeller, Reisewitz mit schönem Park und der Felsenkeller im Plauenschen Grund.
Geschichte.
Der Name Dresden ist slawischen Ursprungs und bedeutet »Stadt am Wege« (»Straßburg«); [* 8] er ist von dem slaw. droga (draga, tschech. dráha, russ. doroga, Weg, Fahrstraße) abzuleiten und lautet bei den Tschechen Dràždàny (wendisch Droždin). Dresdens Ursprung reicht in die Zeit zurück, wo die Milciener in dieser vor 1000 Jahren noch mit dichtem Wald bedeckten Gegend feste Wohnsitze suchten. Auf dem linken Elbufer deuten Ostra (Ostrow), Poppitz, Fischersdorf, der Taschenberg und Elbberg auf den frühsten Ursprung der Stadt zurück.
Nachdem König Heinrich I. um 922 die Slawen unterworfen hatte und Meißen [* 9] Sitz eines Markgrafen und eines Bischofs geworden war, trat auch Dresden unter die Pflege deutscher und christlicher Kultur; aber erst der zweite erbliche Markgraf, Otto der Reiche, soll die erste markgräfliche Burg in Dresden erbaut haben. Die älteste Kirche des Ortes, Zu Unsrer Lieben Frauen, war mit ihrem wunderthätigen Marienbild, wie später die Kreuzkirche mit einem Splitter vom heiligen Kreuz, [* 10] schon frühzeitig der Zielpunkt zahlreicher Wallfahrten.
Ottos Sohn, Markgraf Dietrich von Meißen, hatte in Dresden bereits zeitweilig seine Residenz; denn aus seiner Zeit stammen die ältesten Urkunden von 1206, 1215 und 1216, in welchen Dresden zuerst und zugleich als zeitweilige Residenz des Markgrafen und besonders als Stadt (civitas) erwähnt wird. Die Entwickelung der Stadt beschränkte sich vorzugsweise auf den auf dem linken Ufer gelegenen Stadtteil, der, obgleich von geringem Umfang, schon jetzt mit Mauern und Gräben umgeben war, während Altdresden am rechten Ufer (die jetzige Neustadt) [* 11] in der Entwickelung zurückblieb.
Nach Heinrichs des Erlauchten Tod (1288) kam bei der Teilung des Landes unter seine Erben Stadt und Pflege an seinen jüngsten Sohn, Friedrich den Kleinen, der kaum ein Jahr nach dem Tod seines Vaters sein Gebiet an den böhmischen König Wenzel verkaufte, ohne deshalb seinen Wohnsitz und seine Hofhaltung in Dresden aufzugeben. Nach seinem Tod fiel Dresden und das dazu gehörige Gebiet infolge des Kriegs, in welchen Friedrichs Neffe und Erbe Friedrich der Freidige mit Brandenburg [* 12] verwickelt gewesen war, an den Markgrafen Waldemar von Brandenburg, nach dessen Tod 1319 jedoch das ganze Land, das Heinrich der Erlauchte zusammengebracht hatte, wiederum an Friedrich den Freidigen kam, der aber als Landgraf von Thüringen vorzugsweise auf der Wartburg Hof [* 13] hielt. Unter den folgenden Markgrafen erfreute sich die Stadt einer fortschreitenden Entwickelung trotz der vielfachen ¶
mehr
innern und äußern Anfechtungen und Unfälle, worunter besonders Pest und Krieg und 1429 die Einäscherung eines großen Teils der Stadt durch die Hussiten zu erwähnen sind. Bei der Teilung Sachsens zwischen Ernst und Albert 1485 kam an letztern und blieb seitdem ununterbrochen Residenz der sachsen-albertinischen Linie. Am 15. und wurde der größte Teil der Stadt ein Raub der Flammen. Durch Alberts Sohn, Herzog Georg den Bärtigen, wurden 1521-28 die Befestigungen verstärkt und ward 1534-37 das Georgenschloß erbaut.
Sein Nachfolger Heinrich der Fromme führte 1539 hier die Reformation ein. Kurfürst Moritz, Sohn und Nachfolger des letztern, gab den Festungswerken der Altstadt eine andre Gestalt, legte die Moritzstraße an und sorgte für eine zweckmäßige Verwaltung der Stadt. Sein Bruder und Nachfolger August ließ das Straßenpflaster anlegen, die Kreuzschule, die Annenkirche, das Zeughaus, den Jägerhof nebst vielen andern öffentlichen Gebäuden erbauen und wurde der Gründer der Bibliothek und der meisten wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde auch die Stadt am rechten Ufer befestigt.
Die glänzendste Periode der Stadt begann mit der Regierung Friedrich Augusts I. (Augusts II., 1694-1733). Das 1685 abgebrannte Altdresden wurde nach einem großartigen Plan wieder aufgebaut und von da an Neustadt-Dresden genannt. Es erhoben sich das Blockhaus, die Ritterakademie, die Kaserne, das Japanische Palais, die Zwingergebäude, die Neustädter Kirche, die jetzige Frauenkirche und andre hervorragende Bauwerke; auch die Kunstsammlungen sowie die Bibliothek erhielten die wertvollsten Bereicherungen.
Friedrich August II. (III., 1733-1763) vollendete mehrere vom Vater angefangene Gebäude und ließ 1739-54 die prächtige katholische Hofkirche erbauen. Nachdem die Preußen im österreichischen Erbfolgekrieg, nach der Schlacht von Kesselsdorf Dresden erobert hatten, kam hier der Friede zwischen Österreich, [* 15] Preußen und Sachsen [* 16] zu stande. Der Siebenjährige Krieg brach Dresdens Blüte [* 17] auf längere Zeit. Friedrich II. nahm bei Pirna [* 18] die sächsische Armee gefangen und rückte in Dresden ein.
Als sich Anfang November 1758 die Reichsarmee und die österreichische Hauptarmee unter Daun Dresden näherten, ließ der preußische Gouverneur, Generalleutnant Graf von Schmettau, die Pirnaische wie später (1759) auch die Wilsdruffer Vorstadt abbrennen. Nach der Schlacht bei Kunersdorf [* 19] erschienen die feindlichen Truppen vor Dresden, verdrängten die Preußen zunächst aus der Neustadt und nahmen nach einer von diesen 4. Sept. geschlossenen Kapitulation Besitz von der ganzen Stadt.
Die härtesten Leiden [* 20] aber trafen die Stadt bei der erfolglosen Belagerung und dem Bombardement durch die Preußen unter Friedrich d. Gr. selbst (Juli 1760). Unter der vormundschaftlichen Regierung des Prinzen Xaver (1763-68) wurde die Stadt nicht nur wiederhergestellt, sondern auch sehr bedeutend erweitert und 1764 die Akademie der Künste gegründet. Friedrich August III. (als König von Sachsen Friedrich August I., 1768-1827) brachte zur Vollendung, was der Vormund begonnen.
Die französische Revolution führte viele Emigranten nach Dresden, noch mehr aber die letzte Teilung Polens. Als die sächsischen Truppen mit in das Unglück von Jena [* 21] verwickelt worden waren, besetzte der französische General Thiard 25. Okt. Dresden; doch ward es 20. Dez., nachdem der Kurfürst dem Rheinbund beigetreten war und die Königswürde angenommen hatte, sächsische Königsstadt. Während des Kriegs mit Österreich 1809 war Dresden eine Zeitlang von den Österreichern besetzt. Im J. 1810 begann man mit Abtragung der Festungswerke, doch ward diese Arbeit beim Ausbruch des russisch-französischen Kriegs unterbrochen. Vom 16.-28. Mai 1812 fand in Dresden eine glänzende Zusammenkunft Napoleons, des Kaisers von Österreich, des Königs von Preußen und verschiedener andrer Fürsten statt.
Im J. 1813 war die Stadt ein Hauptpunkt der Operationen Napoleons, der sich hier an beiden Ufern des Elbstroms mit seinem ganzen Heer aufgestellt und Pirna, den Lilienstein, den Königstein u. Stolpen in seine Berechnungen gezogen hatte, so daß die Gegend einem großen verschanzten Heerlager glich. Am 13. März rückte der Marschall Davout mit 12,000 Mann von Meißen nach Dresden vor und übernahm daselbst den Oberbefehl. Da vor der Neustadt bereits Scharmützel mit Kosaken stattgefunden hatten, ließ der Marsch all 19. März einen Pfeiler und zwei Bogen [* 22] der Elbbrücke sprengen und zog mit seinen Truppen ab, worauf die Russen 22. März Dresden besetzten.
Nach der Schlacht bei Großgörschen wurde die Stadt von den Russen geräumt, und 12. Mai kehrte der König wieder nach Dresden zurück. Die Franzosen befestigten nun die Neustadt, und als im August nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich der Krieg von neuem ausbrach, blieb Dresden der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee und war 26. und 27. Aug. den Angriffen der böhmischen Armee ausgesetzt (Schlacht bei Dresden). Da aber der Hauptangriff auf die nur mit 30,000 Mann besetzte Stadt nicht am 25., sondern am 26. erfolgte, so daß Napoleon Zeit hatte, von seinem Zug nach Schlesien [* 23] gegen Blücher noch rechtzeitig am 26. vormittags zurückzukehren, größere Truppenmassen in die Stadt zu werfen und selbst die Leitung der Verteidigungsoperationen zu übernehmen, so war der günstigste Moment verpaßt und die Franzosen gerettet.
Schon hatten sämtliche Garden und die Reiterei unter Latour-Maubourg die Elbe passiert, als 26. Aug., nachmittags 4 Uhr, [* 24] die Verbündeten in sechs Heerhaufen unter fortwährendem Geschützdonner vor die Stadt rückten. Nach 6 Uhr waren die Preußen bis in die Pirnaische Vorstadt eingedrungen, die Schanze vor dem Freiberger Schlag war von den Österreichern genommen und das weit stärkere Werk vor dem Moczinskischen Garten von einem ungarischen Regiment erstürmt worden. Da unternahmen die Franzosen einen allgemeinen Angriff.
Aus dem Rückhalt stürmten die Garden mit 16 Kanonen hervor und trieben die Preußen aus der Vorstadt zurück; auch das Werk vor Moczinskis Garten war gegen 7 Uhr wieder genommen. Bei Einbruch der Nacht zogen die Verbündeten in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurück; die Franzosen aber lagerten sich vor den Schlägen und in den Vorstädten. Vergebens griff am Morgen des 27. Aug. Napoleon wiederholt das Mitteltreffen der Verbündeten auf den Höhen von Zschärtnitz und Räcknitz, wo Moreau tödlich verwundet wurde, an, und gegen 10 Uhr wandte er sich gegen den rechten Flügel, welcher aus Russen und Preußen bestand. Endlich gelang es dem König von Neapel, [* 25] den linken österreichischen Flügel der Verbündeten, welcher sich von Döltschen an der westlichen Thalwand des Plauenschen Grundes bis gegen Gorbitz an der Heerstraße nach Freiberg [* 26] ausdehnte, völlig zu umgehen, indem er mit dem Armeekorps Victors und der Reiterei unter Latour-Maubourg gegen Mittag aus dem Engpaß von Cotta und dem Zschoner Grund bei ¶