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seines Sohns Manfred in einer Breite [* 2] von 84 m und einer Länge von 77 m erbaut, ward eröffnet und übertrifft das frühere an Großartigkeit.
An der Südseite des Theaterplatzes befindet sich der sogen. Zwinger, 1711-22 nach dem Entwurf von Pöppelmann (s. d.) erbaut und ursprünglich zum Vorhof eines Schlosses bestimmt, das August II. zu bauen beabsichtigte, jedoch wegen Geldmangels unausgeführt ließ. Er bildet ein längliches Viereck, [* 3] ca. 150 m lang, 90 m breit. Eine lange Galerie mit sechs Pavillons und drei Portalen umschließt auf drei Seiten diesen weiten Raum, in dessen Mitte seit 1843 die Bronzestatue Friedrich Augusts (von Rietschel) aufgestellt ist.
Das östliche große Portal mit der daranstoßenden Galerie ward bei dem Dresdener Aufstand durch eine Feuersbrunst zerstört, jedoch in der alten Weise wiederhergestellt (vgl. Hettner, Der Zwinger in Dresden, [* 4] Leipz. 1874). Im Zwinger befindet sich die Sammlung der Gipsabgüsse, das sogen. Mengssche Museum, eine reichhaltige Sammlung, welche eine vollständige Geschichte der plastischen Kunst darstellt. Den Stamm derselben bilden die Abgüsse, welche Raphael Mengs um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von allen bedeutenden Antiken in Rom und [* 5] andern Städten Italiens [* 6] machen ließ.
Später wurde dieselbe noch vervollständigt, so 1839 durch Abgüsse der in London [* 7] befindlichen Bildwerke vom Parthenon in Athen, [* 8] neuerdings durch die Abgüsse der in Olympia ausgegrabenen Bildwerke. Im Zwinger sind ferner das zoologische und anthropologisch-ethnographische Museum, das mineralogisch-geologische Museum und der physikalisch-mathematische Salon untergebracht. An der nördlichen, dem Theaterplatz zugewendeten Seite des Zwingers, wo das projektierte Schloß zu stehen kommen sollte, erhebt sich jetzt der Prachtbau des Neuen Museums, 1854 nach Sempers Entwürfen vollendet. Das Hauptportal dieses Gebäudes ist nach der Hofseite in der Art eines römischen Triumphbogens gehalten und mit zahlreichen Bildwerken geziert. Links und rechts stehen in Nischen die kolossalen Statuen Raffaels (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 9] VII«, [* 10] Fig. 5) und Michelangelos (von Hähnel); weiter auf den Postamenten der vier untern korinthischen Säulen [* 11] links der heil. Georg und Judith, rechts Siegfried und Simson.
Die Attika ist mit freistehenden Standbildern (Giotto und Holbein, [* 12] Dürer und Cornelius, von Hähnel und Rietschel) und mit zahlreichen Reliefs geschmückt. Die Gemäldegalerie, welche das Innere des Museums, und zwar das erste und zweite Stockwerk desselben ganz, ausfüllt, enthält an 2400 Bilder, darunter Meisterwerke, wie die Sixtinische Madonna von Raffael, der Goldschmied Morett von Holbein (die berühmte Madonna ist eine Kopie), die heilige Familie von Giulio Romano, die heil. Cäcilia von Carlo Dolci, die büßende Magdalena von Battoni, die Anbetung der Hirten (heilige Nacht) und drei Madonnenanbetungen von Correggio, die Findung Mosis, die Anbetung der Könige und die Verehrung der Madonna von Paolo Veronese, Madonna mit vier Heiligen von Bagnacavallo, der Zinsgroschen von Tizian, die drei Schwestern von Palmavecchio, Abrahams Opfer von Andrea del Sarto, die heilige Familie auf der Flucht von Rotari, die Kartenspieler von Caravaggio, Hagar und Ismael von Baroccio, Christuskopf von Annib. Carracci, Christus mit der Dornenkrone von Guido Reni, Maria von Ägypten [* 13] von Spagnoletto, die Schweinsjagd, Neptun auf den Wogen, Merkur [* 14] und Argos von Rubens, die drei Kinder Karls I. von van Dyk, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von F. Bol, Brandopfer des Manoah, Raub des Ganymed und das Doppelbildnis des Künstlers und seiner Frau von Rembrandt, eine Flucht der heiligen Familie (Landschaftsstück) und Acis und Galatea (sizilische Küstengegend) von Claude Lorrain, Schlachten [* 15] von Wouwerman, die Jagd, das Kloster und der Judenkirchhof von Ruisdael, kleine niederländische Genrebilder von Teniers, Terborch, Netscher, Dou, A. van Ostade, Metsu, Slingeland, Mieris, Lichteffekte von Schalcken, Abraham und Hagar von van der Werff.
Den Grund zu der Sammlung legte Herzog Georg, der Gönner Lukas Cranachs; ihre Bedeutung erhielt sie jedoch erst seit 1745 durch August II. und namentlich August III., welcher den größten Teil der Galerie des Herzogs von Modena für 1,200,000 Thlr. kaufte. Am reichsten vertreten sind die Italiener und die niederländischen Meister. Einen Katalog der Gemäldegalerie mit historischer Einleitung bearbeitete J. ^[Julius] Hübner (5. Aufl., Dresd. 1884). Das Museum am Zwinger enthält ferner die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen (mehr als 400,000 Stiche, Zeichnungen und Skizzen alter und neuer Meister). Neben dem Museum steht seit 1860 ein Erzstandbild des Komponisten M. v. Weber (nach Rietschels Entwurf).
Südöstlich vom Zwinger liegen die evangelische Hof- oder Sophienkirche (1351-57 als Klosterkapelle der Barfüßer erbaut, 1541 von Herzog Heinrich dem Rat überwiesen und 1602 als Sophienkirche geweiht, 1865-69 nach dem Plan des Professors Arnold im gotischen Stil umgebaut und mit zwei je 66 m hohen Türmen versehen) und der Postplatz mit v. Gutschmids Brunnen [* 16] (auch »Cholerasäule« genannt), einer nach Sempers Entwurf auf Kosten des Freiherrn v. Gutschmid errichteten, 18 m hohen gotischen Spitzsäule von Sandstein und dem Hauptpostgebäude, von dem nicht weit entfernt das neue, schöne Dienstgebäude der kaiserlichen Oberpostdirektion sich befindet. Rechts von der Alten Elbbrücke erhebt sich die breite, vom Fürsten Repnin 1814 erbaute, mit vier Gruppen von Schilling geschmückte (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, [* 17] Fig. 5 u. 6) Freitreppe, welche auf die ihrer Aussicht wegen berühmte Brühlsche Terrasse führt, die (ursprünglich Festungswall, 1738 vom Grafen Brühl als Garten [* 18] zu dem anstoßenden Brühlschen Palais angelegt, 1814 vom Fürsten Repnin verschönert) sich über 400 m weit hoch am Ufer der Elbe hinzieht.
Die Aussicht auf den Strom und sein oberes, mit Dörfern, Villen und Weingärten besäetes Thal [* 19] ist überaus schön. Auf der Terrasse, deren Baulichkeiten einer Umgestaltung entgegensehen, befinden sich die Akademie der Künste, das Ausstellungslokal des Sächsischen Kunstvereins (Brühls Gemäldegalerie), das 1843 vom Hofbaumeister v. Wolframsdorf im Renaissancestil erbaute Caffè reale, das Rietscheldenkmal von Schilling und das 1842 vom vorgenannten Hofbaumeister im Stil des abgebrannten Hoftheaters erbaute große Restaurationsgebäude Belvedere.
Mit der hintern Seite stößt die Terrasse an die Hintergebäude des ehemaligen Brühlschen Palais, das in der Augustusstraße nahe dem Schloß liegt. Es wurde 1737 für den Minister Brühl gebaut und enthält mehrere Statuen von Matielli sowie sechs Höfe und einen ehemals prachtvollen Garten. Im Siebenjährigen Krieg bewohnte es Friedrich II., 1813 Kaiser Alexander. Im J. 1851 tagten darin die sogen. freien Konferenzen. Am Ostende [* 20] der Brühlschen Terrasse steht die 1838-40 im orientalischen Stil von Semper erbaute Synagoge, und dieser gegenüber liegt der ¶
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botanische Garten, an dessen äußerer Ecke sich das über 300 Jahre alte und 1872 restaurierte Monument des Kurfürsten Moritz befindet.
Wir begeben uns jetzt durch den durch das Schloß führenden Tunnel [* 22] (das Georgenthor) in den Kern der alten Stadt. Durch die Schloßstraße gelangen wir zunächst auf den großen und schönen Altmarkt, das eigentliche Zentrum der Altstadt. An demselben steht das 1741-45 erbaute Rathaus, das in den Jahren 1862-65 wesentlich umgebaut und erweitert worden ist, und unweit davon die Kreuzkirche, Dresdens erste Pfarr- und Hauptkirche, in welcher 1539 der erste lutherische Gottesdienst gehalten wurde.
Zweimal durch Feuer und 1760 durch Bombardement zerstört, ward dieselbe nach dem Plan des Baumeisters Schmidt 1764-85 wieder erbaut, aber erst 1792 eingeweiht. Sie ist 63,5 m lang, 45 m breit, faßt gegen 4500 Menschen und hat einen bis zur Mitte des Kreuzes 96 m hohen Turm [* 23] mit schönem Geläute (von Weinhold). In der östlichen Hälfte der Altstadt sind noch das Zeughaus (1559-63 erbaut, 1742-47 restauriert, 1885 umgebaut und zur Aufnahme des Hauptstaatsarchivs wie auch von Sammlungen bestimmt) und der Neumarkt mit dem Bronzedenkmal des Königs Friedrich August II. von Hähnel und der imposanten Frauenkirche zu bemerken, vor welcher das enthüllte Denkmal Martin Luthers steht.
Letztere, in jetziger Gestalt an die Peterskirche in Rom erinnernd, wurde seit 1726 vom Ratszimmermeister Georg Bähr (s. d.) aus Sandsteinquadern erbaut und 1745 vollendet; sie trägt eine mächtige Kuppel, ebenfalls aus Stein, die durch eine Laterne geschlossen wird und 1760 während der Belagerung durch Friedrich d. Gr. den schwersten Bomben widerstand. Die Höhe dieser Kirche beträgt 99,6 m; berühmt ist ihre Orgel von 2602 Pfeifen, ein Werk Silbermanns. Kirchen zählt Dresden außer den Kapellen im königlichen Schloß und im königlichen Palais überhaupt 15: 9 evangelische, 2 römisch-katholische, eine russische (seit 1874), im russischen Stil mit zahlreichen Kuppeln (am Ende der Reichsstraße), eine reformierte, eine englische und eine amerikanische (Methodisten-) Kirche.
In der Nähe der Frauenkirche, am Neumarkt und Judenhof, befindet sich das Museum Johanneum. Dasselbe ist im Ausgang des 16. Jahrh. unter Kurfürst Christian I. als Stallgebäude erbaut und beherbergte später die königliche Gemäldesammlung. Jetzt befinden sich hier nach einem 1872 vollzogenen Umbau des Gebäudes das historische Museum (räumlich verbunden mit der Gewehrgalerie), eine sehr reichhaltige Sammlung von Rüstungen, [* 24] Waffen und häuslichen Gerätschaften, größtenteils Meisterwerken der Kunstindustrie der deutschen und italienischen Renaissance, sowie die sehr wertvolle Porzellan- und Gefäßsammlung, die gegen 10,000 Stück enthält, darunter namentlich sächsische Porzellane vom Beginn der Industrie an sowie chinesische und japanische Arbeiten.
Die Vorstädte.
Geht man zum Besuch der Vorstädte Dresdens über, so fällt zunächst in der Seevorstadt am Georg-, früher Dohnaplatz das 1864-65 nach dem Plan des Professors Arnold im gotischen Stil neu aufgeführte Kreuzschulgebäude, ein städtisches Gymnasium, mit prachtvoller, reich geschmückter Fassade, in die Augen. Vor der Kreuzschule steht das nach Hähnels Modell in Bronze [* 25] gegossene, an 3 m hohe Standbild Theodor Körners (seit 1871). Ebenso bedeutend wie die Kreuzschule ist die in der Wilsdruffer Vorstadt, an der Humboldtstraße, nach dem Plan des Stadtbaurats Friedrich im Renaissancestil ausgeführte Annenrealschule mit Fresken von Diethe.
Unweit davon, an der Annenkirche, ist der Annabrunnen mit der von Henze modellierten, in Bronze gegossenen Statue der »Mutter Anna«, bemerkenswert. In der von hier aus nahen Friedrichstadt sind das königliche Hebammen- und Entbindungsinstitut, ein 1869 vollendeter großer und schöner Bau, und das Stadtkrankenhaus (früher das Marcolinische Sommerpalais), in welchem Napoleon I. während des Waffenstillstandes 1813 wohnte, in der Neustadt [* 26] das am Albertsplatz nach dem Plan des Architekten Schreiber von einem Aktienverein erbaute Albert-Theater sowie endlich das königliche Gymnasium auf dem Platz des frühern sogen. schwarzen Holzhofs die bemerkenswertesten neuern Bauwerke.
Seit 1873 ist im N. der Neustadt der selbständige Gutsbezirk Albertstadt entstanden, ein ungeheurer Komplex militärischer Neubauten, welche sich rechts und links hinter dem Alaunplatz an den Ufern der Prießnitz ausdehnen. Am entgegengesetzten Ende der Stadt, hinter dem Böhmischen Bahnhof, hat sich ein weiterer Stadtteil (»amerikanisches Viertel« und »Schweizer Viertel«) gebildet, dessen Mittelpunkt das Gebäude des neuen Polytechnikums am Bismarckplatz ist.
Bevölkerung, Industrie, Handel etc.
Die Zahl der Bewohner betrug einschließlich Albertstadt 220,818 (1885: 245,515) und zwar 105,896 männlichen und 114,922 weiblichen Geschlechts. Hierunter befanden sich 8502 aktive Militärpersonen. Dem religiösen Bekenntnis nach waren unter den Bewohnern 200,951 Lutheraner, 1847 Reformierte, 13,864 Römisch-Katholische und 2228 Juden; die übrigen verteilen sich auf eine größere Zahl fremder Konfessionen [* 27] und das evangelische Dissidententum. Wie alle größern Städte, verdankt auch Dresden das schnelle Anwachsen seiner Volkszahl der Zuwanderung, und es sind daher auch nicht mehr als 87,362 Einw. oder 39,56 Proz. derselben ortsgebürtig. Der Zuzug erfolgt zumeist aus dem Königreich Sachsen [* 28] sowie den angrenzenden Kreisen der preußischen Oberlausitz und der Provinz Sachsen.
Die industrielle und kommerzielle Thätigkeit Dresdens ist nicht unbedeutend. Hervorzuheben sind als blühende Industriezweige: die Strohflechterei (1882: 67 Betriebe mit 2543 zum großen Teil zu Hause beschäftigten Personen), die Kunstblumen- und Federschmuckmanufaktur, die Brauerei, die Kunstgärtnerei, die Fabrikation von physikalischen Instrumenten, Chemikalien, Parfümerien und künstlichen Mineralwässern (Dr. Struves berühmte Anstalt), von Leder und Lederwaren, Handschuhen, Lampen, [* 29] die Droguenappretur, die Eisenindustrie, die Buch- und Steindruckerei (1882: 71 Betriebe mit 1419 beschäftigten Personen), die Tabaksindustrie (1882: 48 Fabriken mit 1638 beschäftigten Personen), die Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwarenfabrikation (1882: 7 Fabriken mit 757 beschäftigten Personen), die Herstellung photographischer Papiere (1882: 6 Fabriken mit 156 beschäftigten Personen), die Tapeten-, Spielkarten-, Kunstmöbel-, Siderolith-, Thon- und Fayencewarenfabrikation, der Pianofortebau (1882: 33 Betriebe mit 805 beschäftigten Personen), die Färberei, Glockengießerei, Gold- und Silberwaren-, Sprit-, Seifen- und Nähmaschinenfabrikation (1882: 13 Fabriken mit 899 beschäftigten Personen), der Dampfschiff- und Maschinenbau, die Kammgarnspinnerei. An kommerziellen Anstalten und Vereinen besitzt Dresden eine Fonds- und eine ¶