Beschreibung für wert, und
Prätorius (1618) spricht mit Verachtung von ihr (»Bawren- oder umlaufende
Weiber Leyer«). Dagegen gelangte dieselbe im 18. Jahrh. gleichzeitig mit der
Musette
(Sackpfeife) noch einmal zu außerordentlicher
Beliebtheit, besonders in
Frankreich.
Virtuosen auf der Drehleier traten in
Konzerten auf (Laroze, Janot,
Baton u. a.), es erschienen
Schulen für die Drehleier, Instrumentenmacher verbesserten das
Instrument,
Komponisten schrieben für dasselbe
Sonaten,
Duette etc.
(Baptiste), und Schriftsteller sangen sein
Lob
(Terrasson). Heute ist es wieder zum Bettlerinstrument herabgesunken.
Nicht selten ist die Drehorgel auch mit einem
Tremulanten
versehen, welcher den
Ton intermittierend macht (Wimmerorgel).
Die Drehorgel ist jetzt das verbreitetste
Instrument
der musizierenden Bettler und hat die ältere
Drehleier (s. d.) fast ganz verdrängt. Vgl.
Serinette.
mechanische Vorrichtung, deren sich namentlich die Uhrmacher und
Mechaniker zum
Drehen und
Bohren an
Stelle
einer wirklichen
Drehbank
[* 6] bedienen. In seinen Hauptteilen hat der Drehstuhl große
Ähnlichkeit
[* 7] mit der Prismadrehbank (vgl.
Drehbank),
nur
ist er bedeutend kürzer und ohne jedes eigentliche
Gestell; er wird zu seinem
Gebrauch gewöhnlich in
einen
Schraubstock
[* 8] gespannt, mitunter auf dem Arbeitstisch befestigt. Die Spindelachse erhält ihre Drehung nicht, wie bei
der
Drehbank, durch ein Schwung- oder ein
Tretrad, sondern durch einen Handbogen, an dem sich eine
Schnur oder ein dünner
Riemen
befindet, welcher um eine auf der Spindelachse befestigte
Rolle geschlungen ist. Der Handbogen wird hin-
und hergeführt, dabei wird die
Spindel abwechselnd bald rechts, bald links gedreht. Man unterscheidet zwei Hauptgattungen
von Drehstühlen: den Stiftendrehstuhl, bei welchem das Arbeitsstück zwischen
Spitzen eingespannt ist, und den Dockendrehstuhl,
bei welchem das Arbeitsstück in einem
Futter auf der
Spindel befestigt ist.
(Torsionswage), physikalisches
Instrument zur Messung sehr kleiner
Kräfte; auf das
Gesetz gegründet, daß bei
elastischen
Drähten der
Widerstand, den sie leisten, wenn sie, an einem Ende befestigt, am andern gedreht werden, dem
Winkel
[* 12] proportional ist, um welchen der
Draht
[* 13] gedreht wird. Die Drehwage besteht aus einem feinen Metalldraht, der
in einem gläsernen
Cylinder hängt und ein horizontales Stäbchen trägt, in dessen
Höhe an der Wand des
Cylinders eine Kreiseinteilung
angebracht ist, die zur Messung der Ablenkung des Stäbchens dient.
Der
Draht ist
oben in einem beweglichenZapfen
[* 14] befestigt, so daß er sich in jede beliebige
Lage bringen
läßt. Am
Zapfen ist ein
Index befindlich, der
an einer Kreiseinteilung angibt, welche Torsionskraft anzuwenden ist, wenn
das Stäbchen in einer gewissen
Lage erhalten werden soll. Bringt man das Stäbchen nun auf den
Nullpunkt der
Teilung und läßt
eine abstoßende
Kraft
[* 15] darauf wirken, so wird eine der
Kraft proportionale Ablenkung des Stäbchens erfolgen.
Durch Drehung des
Zapfens kann man dann dasselbe wieder seinem
Nullpunkt nähern und aus der angewandten Torsionskraft berechnen,
in welchem
Maß die abstoßende
Kraft wirksam gewesen ist. Die Drehwage wird nach dem Vorgang
Coulombs vorzüglich zu Messungen
der abstoßenden
Kraft des
Magnetismus
[* 16] und der
Elektrizität
[* 17] gebraucht. Der englische
Physiker Michell (gest. 1793) konstruierte
eine Drehwage, mittels deren er die mittlere
Dichtigkeit der
Erde bestimmen wollte, was später durch
Cavendish,
Reich und
Baily ausgeführt
wurde (s.
Gravitation).
eine mehr oder minder starke spiralige Drehung von Pflanzenteilen um ihre
Achse,
ist sehr oft eine wirkliche
Mißbildung, die verschiedenartige
Ursachen haben kann; nicht selten treten Drehungen in
Begleitung
andrer monströser
Entwickelungen auf. Bisweilen sind die Drehungen mit starker Austreibung und
Verkürzung des
Stengels verbunden
(Zwangsdrehung). In andern
Fällen sind die Drehungen direkte
Folgen der
Eingriffe von
Parasiten; so verursachen
Insekten,
[* 18] besonders
Blattläuse, an manchen Pflanzenteilen spiralige Zusammendrehungen, welche diesen
Tieren nach außen
Schutz und
Obdach gewähren.
Ein
Schmarotzerpilz verursacht den Drehrost der
Kiefer (vgl.
Rostpilze).
KeineMißbildung ist der gedrehte Wuchs von Baumstämmen,
der an dem spiraligen
Lauf der
Spalten und Faserungen der
Borke und des
Holzes sich bemerklich macht, wie
bei der Roßkastanie. Der
Grund dieser Drehwüchsigkeit liegt wohl in dem Umstand, daß die im spätern
Alter sich neu bildenden
Holz- und
Bastfasern länger sind als die auf gleicher Stammhöhe befindlichen ältern, die in jüngern Lebensjahren des
Baums gebildet
wurden, und daß, weil an diesen
Stellen derStamm sich nicht mehr in die
Länge streckt, die längern
Fasern
des
Gewebes eine schiefe
Lage annehmen müssen.
(Hirnquese, Coenurus cerebralis R.), die Jugendform des beim
Hund und
Fuchs
[* 19] vorkommenden Bandwurms
TaeniaCoenurusSieb., findet sich bei ein- bis zweijährigen
Schafen im
Gehirn
[* 20] und erzeugt die
Drehkrankheit (s. d.), entwickelt sich
aber erst im
Darm
[* 21] des
Hundes zu dem wirklichen Bandwurm
[* 22] (s. d.). Selten findet sich der Drehwurm auch
in der Lendengegend des
Rückenmarks und ruft alsdann die sogen.
Kreuzdrehe hervor; auch bei jungen
Rindernist er mitunter im
Gehirn anzutreffen.
Vgl. Zürn, Die
Schmarotzer in und auf dem
Körper unsrer Haussäugetiere (2. Aufl.,
Weim. 1881).
die erste
ungerade Zahl nach der
Einheit, galt von jeher für eine vorzugsweise heilige Zahl, der
man in der körperlichen
wie in der geistigen
Welt eine hohe Bedeutung und einen geheimen Zauber beilegte. Daß schon den
Hebräern die dreimalige Wiederholung
einer
Handlung bedeutungsvoll war, bezeugen biblische
Stellen (wie
4. Mos. 6, 24. 26;
1. Sam. 20, 41;.
1.Kön.
17, 21. u. a.).
Noah hatte drei
Söhne, von denen die Dreiteilung der
Völker ausging. Der Grieche teilte dem
Hellen, der
Germane
dem Thuiskon drei
Söhne zu. Die auf die indifferente
Eins folgende Zwei erzeugt
Gegensätze, welche insbesondere
den dualistischen
Lehren
[* 23] zu
Grunde liegen, aber durch die Drei wieder zu einer höhern
Einheit verbunden werden.
Daher war schon
den Pythagoreern die Dreizahl
(Trias)
¶
mehr
die vollkommenste, denn sie sahen in ihr als der Vereinigung der Monas (Einheit) und Dyas (Zweiheit) die erste Verbindung der
von ihnen angenommenen Grundprinzipien aller Dinge. Auch Aristoteles legt der Trias eine besondere Bedeutung bei, indem er alles
aus Anfang, Mittel und Ende bestehen läßt, und die Gewinnung eines die Endglieder vermittelnden oder
überragenden mittlern Teils darf überhaupt wohl als das Hauptmotiv der Triadenbildungen angesehen werden. So stuft man
Klassen, Ämter, Orden,
[* 25] Titel gern in drei Grade ab, wie Lehrling, Geselle und Meister, oder zerlegt Symbole in drei Glieder,
[* 26] wie Glaube,
Liebe, Hoffnung.
Der Dreifuß war bei den Griechen das Attribut des orakelgebenden Gottes, das Dreieck bei den Indern das des
Krischna, bei den Ägyptern das Symbol der Inkarnation des Osiris
[* 27] und des Apis,
[* 28] bei den Persern das der Fruchtbarkeit des Mithras.
Im altindischen Brahmanismus finden wir die Trias als Brahma (Weltschöpfer), Wischnu (Erhalter und Beschützer) und Siwa (Zerstörer
des Weltalls). Wir begegnen ihr ferner bei den alten Ägyptern, welche die drei Grundvokale I, A, O zur
symbolischen Bezeichnung einer Dreieinigkeitslehre gebrauchten, die von dort in das System der Neuplatoniker überging.
Auch die überwiegende Mehrheit der christlichen Bekenntnisse zählt die DreieinigkeitGottes zu ihren Fundamentallehren (s.
Trinität), und selbst in neuern philosophischen Systemen (bei Fichte,
[* 29] Hegel etc.) spielt die geheimnisvolle
Dreizahl eine Rolle. Für die Bedeutung derselben bei den Alten sprechen sonst noch zahlreiche Umstände. Es gab drei donnerschmiedende
Kyklopen,
[* 30] drei Parzen, drei Horen
[* 31] und anfangs drei, später dreimal drei Musen.
[* 32] Geryon, Hekate,
[* 33] Gorgo, Sphinx
[* 34] und Chimära waren dreigestaltig,
und Kerberos
[* 35] hatte drei Köpfe.
Die Römer
[* 36] schlachteten an den Suovetaurilien dreierlei Vieh und stellten um den Eßtisch drei Sofas, jedes mit drei Plätzen.
Sie hatten dreierlei kurulische Würden, dreierlei Bänke des Senats und zuletzt auch dreierlei Stände. SchonRomulus zählte
drei Tribus, und wenn die Triumvirate, welche den Sturz der Republik zur Folge hatten, auch zufällig gewesen
sein mögen, so vertraute man inRom
[* 37] wichtige Aufgaben doch meist drei Männern an. Das dreimalige Aufgebot bei christlichen
Vermählungen, das dreimalige Läuten vor dem Gottesdienst, das dreimalige Ausschreiben bei gerichtlichen Verhandlungen, der
dreimalige Aufruf bei Versteigerungen, das dreimalige Lebehoch u. a. erinnern daran, daß
auch die Gegenwart der Zahl Drei wenigstens gewohnheitsmäßig noch eine besondere Bedeutung beimißt. Auch in der
Logik tritt die Dreizahl bedeutsam auf. Sie zählt drei Funktionen des Verstandes: Begriffs-, Urteils- und Schlußbildung, und
leitet bei der letztern aus zwei gegebenen Urteilen das dritte ab, sowie sie zu der Thesis und Antithesis
als die Verbindung von beiden noch die Synthesis hinzufügt. Die Grammatik führt drei Geschlechts- und Zahlformen, dreierlei
Casus obliqui und Steigerungsgrade, dreierlei
Personen und Zeiten auf. - In der Musik bezeichnet die Ziffer 3 bei der Baßbezifferung
die Terz, auch den vollkommenen Dreiklang, in welchem Fall gewöhnlich noch eine 5 darübersteht; in ausgeschriebenen
Stimmen deutet sie eine Triole an. - Auch in der Mathematik spielt die Dreizahl eine Rolle: drei Dimensionen hat der Raum, und
danach zerfällt die Geometrie in drei Teile, die Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie;
die einfachste Figur ist das Dreieck,
welches drei Seiten, drei Ecken, drei Winkel hat und durch drei Stücke bestimmt ist u. dgl. m.