Rauchs, Goethes, Schinkels, Wilhelms und Alexanders v. Humboldt, Hufelands und Schillers. In das Jahr 1836 fällt das kolossale Bronzestandbild
Justus Mösers für Osnabrück. Im J. 1844 vollendete er die acht sitzenden Kolossalfiguren der alten preußischen Provinzen
im Weißen Saal des Schlosses zu Berlin. Es folgten zwei Kolossalstatuen des Königs Friedrich Wilhelm III.
in Marmor für Stettin und den Tiergarten zu Berlin. Die letztere Statue drückt den schlicht bürgerlichen Charakter des Fürsten
auf das glücklichste aus. Um das cylindrische Fußgestell schlingt sich ein Relief, welches Gestalten beiderlei Geschlechts
und von jedem Lebensalter in dem heitern Genuß des Lebens in der freien Natur zur Anschauung bringt, eine
Komposition von bezaubernder Anmut und zu den besten Schöpfungen der neuern Plastik gehörend (s. Taf. »Bildhauerkunst IX«, Fig.
2). Für die Schloßbrücke zu Berlin arbeitete er die kolossale Gruppe eines Kriegers, welchem die Viktoria den Kranz reicht
(s. Tafel VII,
Fig. 7), für die Vorhalle des Berliner Museums die Marmorstatue Rauchs und für Jena eine
kolossale Büste des Naturforschers Oken.
Ebendaselbst wurde 1858 seine Erzstatue Johann Friedrichs des Großmütigen enthüllt. Für Jena schuf er außerdem die Kolossalbüste
des Hofrats F. G. Schulze, für Bretten in Baden die Statue Melanchthons. Im J. 1867 vollendete er das in Bronze
gegossene kolossale Reiterstandbild des Königs Wilhelm I. von Preußen für die Kölner Rheinbrücke. Dieses Werk galt auf der
Pariser Weltausstellung von 1867 als das vorzüglichste Reiterbild, welches die moderne Kunst geschaffen, und Drake erhielt die
große goldene Medaille. Eine Bronzestatue Schinkels von Drake ist auf dem Platz vor der Bauakademie in Berlin
aufgestellt worden. Für das Siegesdenkmal in Berlin schuf er eine 8,3 m hohe Viktoria in stark vergoldeter Bronze, bei welcher
es ihm aber nicht gelungen ist, das feine Formengefühl, welches ihm sonst eigen war, auch in dem gewaltigen Maßstab zu bewähren.
Er starb 6. April 1882 in Berlin.
(»Drachenberge«),
bei den holländ. Kolonisten Name des Kathlambagebirges in Südafrika, das zwischen 28 und
31° südl. Br. sich vom Kapland bis zum Vaal Rivier an der Grenze der Transvaalrepublik erstreckt. Es besteht in seinem südlichen
Teil aus drei hintereinander aufsteigenden Ketten, die unter 29° südl. Br. zu einer einzigen zusammenlaufen.
Die höchsten Spitzen des mit mehreren 1800-2500 m hohen Gipfeln besetzten Gebirges sind der Cathkin Peak (3157 m) und der Mont
aux Sources.
Der Charakter der Drakenberge wird durch die für Südafrika so bezeichnenden, oft mit wilden und schroffen Sandsteinfelsen
besetzten Tafelberge bedingt, die häufig jäh in Terrassen absinken und ihre Formen der zerstörenden Wirkung
des Wassers verdanken. Die Drakenberge sind in ihren höhern Teilen kahl und rauh, die zwischen ihnen liegenden Plateaus meist unbewachsen;
oft hausen dort selbst im Sommer Schneestürme. Durchschnitten werden die Drakenberge von zwei Straßen, dem 1650 m hohen Van Reenen-Paß
und dem 1720 m hohen De Beers-Paß.
Arnold, holländ. Philolog, geb. 1. Jan. 1684 zu Utrecht, studierte daselbst und in Leiden die Rechte, vertauschte
aber dieses Studium mit dem der Philologie und wurde 1716 Professor der Geschichte und Beredsamkeit, 1740 auch Bibliothekar zu
Utrecht, wo er 16. Jan. 1748 starb.
Man hat von ihm eine mittelmäßige Ausgabe des Silius Italicus (Utr. 1717)
und eine stoffreiche des Livius (Leiden 1738-1746, 7 Bde.; Stuttg.
1820-28, 15 Bde.).
Flecken
im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Nienburg, mit (1880) 680 evang. Einwohnern. Im J. 1547 wurde
hier Erich II. von Braunschweig-Kalenberg von den Hanseaten geschlagen, wodurch sein Unternehmen gegen die
Einführung der Reformation in seinem Land und in der Stadt;
Bremen gelähmt wurde.
athen. Gesetzgeber, war um 621 v. Chr. Archon und bewirkte als solcher eine schriftliche Aufzeichnung der Rechtsgewohnheiten,
namentlich des peinlichen Rechts. An der bestehenden Staatsverfassung wurde nichts geändert, wenn auch die schriftliche
Aufzeichnung ein Zugeständnis der Eupatriden sein sollte. Doch ist im einzelnen über diese größtenteils durch Solon veränderten
oder aufgehobenen Gesetze Drakons zu wenig bekannt, als daß ein sicheres Urteil darüber möglich wäre.
Soviel bekannt ist, bezogen sie sich besonders auf die Bestrafung und Sühnung von Totschlag und Mord; hierüber wurden
genaue Bestimmungen festgesetzt, und ein besonderes Blutgericht, die 51 Epheten, erhielt sich auch bei der Solonischen Gesetzgebung.
Sprichwörtlich war schon im Altertum die übergroße Strenge (drakontische oder drakonische Strenge) dieser Gesetze; weil
der Tod fast für alle Vergehen als Strafe festgesetzt war, sagte man, sie seien mit Blut geschrieben. Bei
solcher Beschaffenheit war die Gesetzgebung Drakons nicht geeignet, eine dauernde Regelung der innern Verhältnisse herbeizuführen,
und mußte daher nach 27 Jahren der Gesetzgebung Solons weichen.
die Drehung (Windung) der Züge in Feuerwaffen. Die schon im 16. Jahrh. gebräuchlichen Züge dienten lediglich
als Schmutzrinnen und waren daher nur gerade; erst Augustin Kutter (gest. 1630) gab ihnen eine schraubenförmige
Drehung zur Führung des Geschosses. Dralllänge ist die Länge, auf der die Züge eine einmalige Umdrehung machen; sie wird in
Metern oder in Geschoßkalibern ausgedrückt. Der Drallwinkel wird durch die abgewickelt gedachte (die Schraubenlinie
als Hypotenuse eines rechtwinkeligen Dreiecks) Zugkante mit der Rohrachse gebildet (bei Handfeuerwaffen
etwa 3°); je größer dieser Winkel, desto stärker der Drall. Zur allmählichen Überführung des Geschosses in die Rotation dient
der Progressivdrall, bei welchem der Drall von 0° in den eigentlichen Enddrall in Kreisbogen- oder parabolischer
Linie übergeht.
(griech.), »Handlung«, aber nicht vollzogene (actum), sondern im Vollzug begriffene (actio),
sofern dieselbe von handelnden Personen ihrer innern Anlage (Charakter) und ihrer äußern Lage (Situation) gemäß soeben ausgeführt
wird; im ästhetischen Sinn diejenige Dichtungsart, welche die Form einer solchen nachahmt, d. h. (nach Lessing) »Begebenheiten
als Handlungen« darstellt, im Gegensatz zum Epos, welches »Handlungen als Begebenheiten« darstellt. Da nun
jede Handlung eine Veränderung in sich schließt, zu dem Vollzug derselben aber Zeit erfordert wird, so folgt, daß beides
auch bei dem Drama der Fall sein muß.
Jene besteht in der (entweder betrübenden oder erfreulichen) Schicksalswendung des dramatischen »Helden« (tragischer, komischer
Glückswechsel); unter dieser versteht man den Zeitraum, der zwischen Beginn und Schluß der nachgeahmten
Handlung als verflossen gedacht wird (derselbe kann, wie in Schillers »Wallenstein«, einige Tage, aber auch, wie in Shakespeares
»Macbeth«, mehrere Jahre betragen). Auf jener beruht, da jede im Vollzug begriffene Handlung ein kontinuierliches Geschehen,
d. h. eine Reihe
mehr
nicht bloß aufeinander (in der Zeit), sondern auseinander (als Ursachen und Wirkungen) folgender Zustände, umfaßt, die ästhetische
Forderung der Einheit der Handlung im D. Der kausale Zusammenhang der in demselben nacheinander vorgeführten Reden und Thaten
erzeugt den Schein, als hätten wir eine im Vollzug begriffene, also gegenwärtige Handlung vor uns. Daher
dürfen die einzelnen Teile der Handlung im D. nicht bloß (zeitlich) auf-, sondern sie müssen (kausal) aufeinander folgen,
d. h. durch einander motiviert sein; »die Kategorie der Kausalität ist«, wie Schiller an Goethe schreibt, »die Kategorie der
Tragödie« und des Dramas überhaupt.
Die Einheit der Handlung im D. ist nicht mit der Einheit der Person (des »Helden«) zu verwechseln; letztere
ist bloß episch, indem dieselbe Person Gegenstand sehr verschiedener, in der Zeit nacheinander folgender Begebenheiten sein
kann, ohne daß diese letztern, wie es das Drama verlangt, untereinander notwendig im Kausalzusammenhang stehen müssen.
Dieselbe ist für das Drama das wichtigste Erfordernis, schließt aber weder aus, daß der Haupthandlung
Nebenhandlungen (Episoden) eingewebt werden (Max und Thekla im »Wallenstein«),
noch, daß neben derselben eine zweite Handlung,
gleichsam ein zweites Drama, für welches seinerseits wieder die Forderung der Einheit der Handlung gilt, gleichzeitig ablaufe
(das Drama im Haus Glosters neben jenem im Haus Lears bei Shakespeare). Dramen mit einer einzigen Handlung heißen
einfache, solche mit doppelter und mehrfacher Handlung zusammengesetzte; von ersterer Art sind die meisten antiken und die
»klassischen« Dramen der Franzosen, von letzterer die meisten spanischen (besonders im Lustspiel, wo die Handlung der Diener jene
der Herren kopiert) und englischen, besonders Shakespeares. So gerechtfertigt die Forderung der Einheit der
Handlung ist, die schon Aristoteles in seiner Lehre von der Tragödie allen andern voranstellte, sowenig ist es die von den französischen
Ästhetikern (infolge ihres Mißverständnisses der »Poetik« des Aristoteles als angeblich von diesem stammend) aufgestellte
Forderung der sogen. »Einheit der Zeit und des Ortes« im D. Unter jener verstanden sie, daß die wirkliche
Dauer der nachahmenden Handlung jene der nachgeahmten entweder gar nicht, oder daß letztere doch nicht den Zeitraum eines
Sonnentags (24 Stunden) überschreiten dürfe; unter dieser, daß die nachgeahmte und demgemäß auch die nachahmende Handlung,
das Drama, während ihrer ganzen Dauer an demselben Ort vor sich gehen müsse.
Dramen wie Shakespeares »Macbeth«, dessen Handlung seine ganze Regierungszeit (18 Jahre) umfaßt, oder »König Lear«, der teilweise
in Frankreich, teilweise in England spielt, galten ihnen für unerlaubt, weil sie dem Zuschauer zumuten, in Gedanken weite Zeiträume
und große Länderdistanzen zu überspringen. Der Erfolg bewies aber, daß sich die Einbildungskraft dergleichen
Gedankensprünge über Zeit und Raum hinweg gern gefallen läßt, wenn die psychologischen Bedingungen der Motivierung der
Handlungen der Personen durch deren Charakter und Situation genau eingehalten werden.
Letztere bilden den Hebel der fortschreitenden Handlung; die durch das Frühere als Grund erregte Erwartung des
Spätern als dessen Folge macht die dramatische Spannung im Zuschauer, dagegen die durch seine Handlungsweise (seine That als
Ursache) auf sich gezogene Folge (sein Los als Wirkung) das dramatische Schicksal für den »Helden« aus (nach Schillers Wort: »In
deiner Brust sind deines Schicksals Sterne«). Da beide auf der Voraussetzung strengen kausalen Bedingtseins
aller Teile des vor unsern Augen sich vollziehenden Geschehens beruhen, so wird durch die Herrschaft des Zufalls im D. die
Spannung in bloße Neugierde, durch die Aufhebung des Kausalzusammenhangs zwischen That und Los das Schicksal in Laune und Willkür
verwandelt.
Beides ist gleich undramatisch, im Komischen aber, dessen Charakter nach Aristoteles unschädliche Ungereimtheit
ist, noch eher zulässig als im Tragischen, dessen Wesen nach ebendemselben darin besteht, daß es Furcht und Mitleid weckt.
Die Aufhebung des Kausalgesetzes durch Laune und Zufall ist selbst ungereimt und kann, vorausgesetzt, daß sie keinen (zu großen)
Schaden stiftet, Lachen erregen; das unverdiente, d. h. unmotivierte, Schicksal aber ist ungerecht und erzeugt,
wenn es traurig ist, als grund- und zwecklose Grausamkeit Empörung (Müllners und Werners sogen. Schicksalstragödien). Da
der Fortschritt im D. von den Gründen zu den Folgen (progressiv) erfolgt, so müssen zuerst jene, wie sie in den Charakteren
und in der Situation der handelnden Personen gegeben sind, auseinandergesetzt und dann ihrer eignen treibenden
Kraft, die zu diesen führt, überlassen werden.
Jenes geschieht am Anfang (Exposition), diese erfolgen im ganzen Umfang am Schluß des Dramas (Katastrophe); der zwischen beiden
gelegene Zeitpunkt, in welchem die Schicksalswendung (zum Bessern oder Schlimmern) eintritt, heißt die Peripetie. Diese drei
Hauptteile der fortschreitenden Handlung, welche in keinem Drama fehlen dürfen, können je nach der größern oder geringern
Ausdehnung derselben durch Abschnitte der Dichtung (Akte, bei der theatralischen Aufführung Aufzüge genannt) sichtbar gemacht
oder in ununterbrochener Folge (einaktige Dramen) aneinander gereiht werden.
Zwischen dieselben werden bei Erweiterung der Handlung weitere Akte eingeschoben, in der Regel in der Weise,
daß die Gesamtzahl der Akte eine ungerade bleibt (meistens fünf; in den Dramen der Inder und Chinesen steigt die Zahl, bei
den letztern bis zu 21). Die Erweiterung der Handlung wird durch Einführung von Elementen herbeigeführt, die den Vollzug
der Handlung verzögern (retardierende), die Beschränkung derselben durch solche, die ihn beschleunigen
(accelerierende Elemente).
Aus dem Widerstand der erstern und dessen Besiegung durch die letztern geht das Tempo der Handlung gewöhnlich in der Art hervor,
daß im ersten, dritten und fünften Akte die vorwärts dringenden, im zweiten und vierten die Widerstand leistenden Faktoren
die Oberhand haben. So bilden im »Wallenstein« die immer von neuem auftauchenden Bedenken des Helden das
retardierende, die Aufstachelungen seiner Genossen das accelerierende Element seines Treubruchs, seine Gewalt über das Heer
das verzögernde, die Macht seiner Feinde das beschleunigende Element seines Untergangs.
Die Abwechselung der beiden den vermuteten Ausgang bald aufhaltenden, bald näher rückenden Faktoren in der
Zeit, die sich mit der Systole und Diastole des Blutumlaufs vergleichen läßt, gibt dem Gang des Dramas jenen Schein organischen
Lebens, auf welchem hauptsächlich sein Reiz und seine anschauliche Gegenwart beruhen. Es ist, als ob wir im innersten Kern
der sich entwickelnden Dinge ständen und unter gläserner Hülle ihrem Werden zuschauten. Erhöht wird
der Reiz durch alles, was diesen Schein der Gegenwärtigkeit vermehrt, also nicht bloß durch die Richtigkeit der Motivierung
des Verlaufs der Handlung durch die Handlungen der im Handeln begriffenen Personen sowie dieser Handlungen durch Charakter und
Situation der