und eine Sammlung von Wendungen der alltäglichen Konversation, von Dositheus selbst mit seiner Arbeit verbunden sind, ist zweifelhaft.
Eine Separatausgabe dieser Übungsstücke besorgte Böcking (Bonn 1832); das juristische Stück, das auf verschiedene Verfasser,
wie Gajus, Paulus, Scävola, zurückgeführt wird, wurde von demselben auch im Anhang zu »Ulpiani
fragmenta« (Leipz. 1855) und von Huschke in »Jurisprudentiae antejustinianae quae supersunt« (4. Aufl.,
das. 1879) herausgegeben.
Vgl. Lachmann, Versuch über Dositheus (in den »Kleinen Schriften«, Bd. 2, Berl.
1877);
Dirksen, Die römisch-rechtlichen Quellen des Magister Dositheus (das. 1857);
Hagen, De Dosithei magister quae feruntur glossis
(Bern
1877).
Nebenfluß der Havel in der preuß. Provinz Brandenburg, entspringt bei Massow unfern der preußisch-mecklenburgischen
Grenze und mündet nach einem 120 km langen Lauf schiffbar bei Vehlgast.
(Ober-Dossenbach), Dorf im bad. Kreis Lörrach, mit einer evang. Kirche und 440 Einw. Hier 27. April 1848 Gefecht zwischen
den Freischaren unter Bornstedt und württembergischen Truppen, worin die letztern siegten.
Dossi, ital. Maler, eigentlich Giovanni di Niccolò Lutero, geb. 1479 in der Nähe von Mantua, lernte bei Lorenzo
Costa in Bologna und schloß sich daher eng an den strengen Stil der ferraresischen Schule an, welchen er
erst in der letzten Zeit seiner Thätigkeit zu größerer Freiheit entwickelte, vermutlich unter dem Einfluß der Venezianer.
Er war 1512 für den Fürstenhof in Mantua, 1532 in Trient thätig und starb 1542 in Ferrara, wo er seinen Wohnsitz hatte.
Seinen Beinamen Dosso Dossi hat er erst um 1532 angenommen und zeichnete sich deshalb auf
seinen Bildern mit einem aus einem D und einem Knochen (ital. osso) bestehenden Monogramm. Er war ein Freund Ariostos und mit
diesem in seiner romantischen Auffassung verwandt. Seine Hauptwerke sind: ein großes für Sant' Andrea in Ferrara gemaltes
Altarbild mit der thronenden, von Engeln und Heiligen umgebenen Madonna in der dortigen Galerie, die Madonna
in der Glorie im Dom, die Himmelfahrt Mariä in San Pietro und die heilige Nacht in der Galerie zu Modena sowie die vier Kirchenväter
in der Dresdener Galerie, alle gleich hervorragend durch Größe und Energie der Charakteristik, durch Tiefe der
Empfindung und durch leuchtende, reiche Färbung, die zusammen eine feierliche Stimmung hervorrufen, zu welcher die Landschaft
bedeutend mitwirkt. Für seine Neigung zur Romantik charakteristisch ist die Zauberin Circe in einer Waldlandschaft (Galerie
Borghese in Rom). In seiner spätern Zeit wurde er flüchtig und manieriert, wofür die allegorischen und mythologischen Wandgemälde
im Schloß zu Ferrara Zeugnis ablegen. - Sein Bruder Giovanni Battista (gest. 1546) soll die Landschaften auf seinen Bildern gemalt
haben.
MohammedChan, Beherrscher von Kabul, geboren um 1798, Sohn Feth Alis, des Ministers Timur Schahs von Afghanistan. Als
nach dem Tode dieses Fürsten dessen Söhne sich um den Thron stritten, riß Dost Mohammed Chans ältester
Bruder, Assim Chan, die Herrschaft an sich und hinterließ sie bei seinem Tod seinen drei jüngern Brüdern. Dost Mohammed Chan bekam 1826 Kabul
und nahm 1835 den Titel König (Padischah) an. Als ein Freund Rußlands und Gegner der Engländer bedrohte er
im Verein mit Persien fortwährend
das indobritische Reich.
Daher ward er 1839 von den Engländern bekriegt und geschlagen und mußte nach Persien fliehen. In sein Land zurückgekehrt,
erlitt er 1840 von den Engländern nochmals eine Niederlage und mußte sich ihnen ergeben. 1842 wieder in seine Heimat entlassen,
ergriff er mit Energie die Regierung von Afghanistan, nannte sich Emir, trat mit den Sikh in Verbindung und
führte ihnen eine Hilfsschar gegen die Engländer zu. Auch jetzt behielten die Engländer die Oberhand, und Dost Mohammed Chan verlor einige
Gebietsteile an dieselben.
Gleichwohl gab er seine den Engländern feindliche Politik noch nicht auf, suchte sich vielmehr durch
Bündnisse zu stärken, Herat an sich zu bringen und seinen Einfluß in Persien und Bochara geltend zu machen. Hierdurch ward
er aber Rußlands Rival. Durch eignes Interesse zu den Engländern hingezogen, schloß er 1855 mit diesen einen Vertrag ab; doch
lehnte er das Ansinnen der Engländer, eine stehende Gesandtschaft an seinem Hof zu errichten, ab. Im J. 1862 geriet
Dost Mohammed Chan in Streit mit seinem Neffen, dem Gouverneur Achmed von Herat, welcher längere Zeit fortdauerte und zuletzt 1863 zur Eroberung
Herats durch Dost Mohammed Chan, der von den Engländern unterstützt ward, führte. Dost Mohammed Chan starb
aber schon zwölf Tage nach dem Fall Herats, 9. Juni 1863, worauf ein erbitterter Streit um die Thronfolge zwischen
seinen Söhnen ausbrach.
Feodor Michailowitsch, hervorragender russ. Romanschriftsteller, geb. 11. Nov. (30. Okt.) 1821
zu Moskau, ward in der kaiserlichen Ingenieurschule zu Petersburg erzogen und erhielt dann als Offizier eine Anstellung
im Ingenieurdepartement, nahm aber schon nach wenigen Jahren (1844) seinen Abschied, um ganz seinen litterarischen
Neigungen zu folgen. Das erste Werk, durch welches er die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, war der Roman »Die armen Leute« (1846),
der von seinem Talent, das in einer bemerkenswerten Begabung für die Darstellung geheimster Seelenregungen gipfelte, bereits
Zeugnis ablegte. Kleinere Novellen und Erzählungen, wie: »Weiße Nächte«, »Der Doppelgänger« etc., folgten
nach. Um diese Zeit wurde seine litterarische Thätigkeit gewaltsam unterbrochen: in den Prozeß des Kommunisten Petroschewskij
^[richtig: Petraschewskij] verwickelt, ward Dostojewskij zu zwölfjähriger Sträflingsarbeit in den Bergwerken Sibiriens verurteilt
und im Dezember 1849 dahin abgeführt.
Die Thronbesteigung Alexanders II. brachte Dostojewskij zunächst Befreiung von den Zwangsarbeiten, bald auch (1859)
die Erlaubnis zur Rückkehr nach St. Petersburg. Hier schrieb Dostojewskij die »Memoiren aus einem Totenhaus« (Petersb. 1860; deutsch,
Leipz. 1864), eins seiner eigentümlichsten Werke, in welchem er seine Erlebnisse in Sibirien mitteilte und besonders durch
die meisterhafte und ergreifende Schilderung der dort büßenden Verbrecher das Interesse in hohem Grad
fesselte.
Sodann erschienen: »Die Erniedrigten und Beleidigten«, Bilder aus dem Leben des städtischen Proletariats (1861),
und sein Hauptwerk:
»Verbrechen und Strafe« (Petersb. 1868 u. öfter; deutsch von
Henckel u. d. T.: »Raskolnikow«,
Leipz. 1882, 3 Bde.), ein großer
Roman, in welchem das Werden der verbrecherischen That und die Rückwirkung derselben auf die Seele des Übelthäters
mit psychologischem Tiefblick dargestellt werden. Die spätern Erzählungen des talentvollen Dichters: »Die Teufel« (1867),
»Der Idiot« (1869),
»Der Sprößling« (1875),
stehen jenem Werk nach, da der Dichter immer mehr einem konfusen und zugleich
intoleranten Mystizismus zum Opfer fiel. Derselbe gibt sich denn auch in dem letzten
mehr
großen Roman des Dichters: »Die Gebrüder Karamasow« (1881; deutsch, Leipz.
1884),
wie in den kleinen Monatsheften kund, die er 1876-77 unter dem Titel: »Tagebuch eines Schriftstellers« herausgab, und
worin er über die verschiedensten Themata nach Herzenslust phantasierte. Dostojewskij starb 28. Jan. (a. St.) 1880 in Petersburg. - Sein
Bruder Michail (gest. 1864 in Pawlowsk) machte sich als Übersetzer von Schillers »Don Karlos« (1848) und
Goethes »Reineke Fuchs« (1861) bekannt.