Gemahl stets mit treuer
Liebe zur Seite. Nach dem
Tode desselben rettete sie 1615 ihre
Söhne aus gänzlicher Abhängigkeit
von dem albertinischen Kurhaus, war eine Gönnerin der neuen Lehrmethode des wandernden
PädagogenWolfgang Ratich und verbesserte
die
Gehalte der
Professoren an der
UniversitätJena
[* 2] durch einVermächtnis von 20,000
Gulden. Sie selbst lebte
schlicht und einfach, ihr Hofstaat war eine
Schule der
Gottesfurcht und Thätigkeit. Infolge eines
Sturzes in den Ilmfluß starb
sie
Als gute Haushälterin nahm sie von den fremden
Gesandten gern
Geschenke an und suchte ihr
Vermögen zur
Sicherung ihrer
Kinder
möglichst zu vermehren. Auf einem ihr vom
Kurfürsten geschenkten
StückLandes in
Berlin
[* 7] erbaute sie die Dorotheenstadt und
legte die
»Linden« an. Zu denKindern des
Kurfürsten aus erster
Ehe wußte sie kein gutes
Verhältnis herzustellen,
namentlich nicht zum
KurprinzenFriedrich; Zwischenträgereien und Gerüchte verschlimmerten das Zerwürfnis, so daß man die
Kurfürstin sogar der
Vergiftung des
MarkgrafenLudwig, der 1687 plötzlich starb, verdächtigte und der
Kurprinz aus
Berlin floh.
Die Beschuldigung, daß sie ihren Gemahl zu einem
Testament beredet, welches den Kurstaat zerstückelt
haben würde, ist als nichtig nachgewiesen. Sie ließ es ruhig geschehen, daß
Friedrich III. das durchaus zweckmäßige
Testament
umstieß. Sie starb, ein Jahr nach ihrem Gemahl, in
Karlsbad.
Später lebte er in
Halle und starb hier Von seinen meist mit Abbildungen versehenen
Schriften
sind zu erwähnen: »Opferstätten und Grabhügel der
Germanen und
Römer
[* 18] am
Rhein« (Wiesb. 1819-1821, 2 Bde.);
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Düsseldorf,
[* 21]
Kreis
[* 22]
Solingen,
[* 23] an der
Wupper, 3 km südöstlich
von
Solingen, besteht aus 85 auf einem Flächenraum von 1929
Hektar zerstreut liegenden Ortschaften (darunter Krahenhöhe).
[* 28] (Dörpt, esthn.
Tartulin, lett. Tehrpat, in den russischen
Chroniken Jurjew, in den deutschen
Quellen Darpt, Derpt,
lat. Tarbatum genannt), Kreisstadt im russ.
GouvernementLivland, liegt am schiffbaren
Embach, über welchen
eine
Brücke
[* 29] aus
Granit führt, und ist neben
Riga
[* 30] die ansehnlichste und bestgebaute Stadt der
Provinz. Von der
Station Taps der
Baltischen
Eisenbahn führt eine Zweigbahn nach Dorpat Freundliche
Hügel umgeben die Stadt; am rechten
Ufer des
Flusses erhebt sich
der Domberg, welcher früher die
Citadelle der Stadt, die
Domkirche, den
Palast des
Bischofs etc. trug, von
denen jetzt nur noch
Ruinen vorhanden sind. Jetzt befinden sich darauf die
Bibliothek, die
Sternwarte,
[* 31] eine
Reihe medizinischer
Institute und große, freie
Plätze, die zu
Gartenanlagen und
Promenaden benutzt sind. Dorpat besitzt mehrere evangelische und 2 russische
Kirchen. In der
Nähe des Dombergs liegen die wichtigsten Gebäude der Stadt, die
Universität und das
Rathaus,
ferner der Marktplatz und der Kaufhof. - Ihm gegenüber, inmitten neuer
Gartenanlagen, steht das
¶
mehr
Denkmal des aus Livland stammenden russischen FeldmarschallsBarclay de Tolly. Zur Rechten und Linken, wo ein größerer Raum zwischen
dem hohen Ufer und dem Fluß bleibt, entwickelt sich die Stadt. Jenseit des Embachs befindet sich noch ein nicht unbedeutender
Teil der Stadt. Jüngst angelegte Deiche, die sich die Embachufer entlang ziehen, schützen die Stadt vor
dem Frühlingswasser und bieten zugleich schöne Spaziergänge. Die Einwohner, (1881) 29,727 an
Zahl, sind überwiegend Deutsche,
[* 33] im übrigen Russen und Esthen, welch letztere besonders die dienende Klasse der Dorpater Bevölkerung
[* 34] bilden.
Von industriellen Etablissements bestehen in Dorpat große Bierbrauereien, Brot-, Zigarren-, Kachelfabriken, 2 größere Buchhandlungen, 5 Buchdruckereien, 3 Pianofortefabriken.
Der Handel in Landesprodukten (besonders Holz,
[* 35] Getreide,
[* 36] Flachs) ist ansehnlich, wird durch den schiffbaren Embach gefördert,
auf dem vier Dampfboote regelmäßige Fahrten über den Peipussee bis nach Pskow unternehmen. Die städtische Bank, deren Reingewinn
teilweise zu Schulzwecken verwandt wird, hat einen jährlichen Umsatz von 50-60 Mill. Rubel. Im Januar findet
ein Jahrmarkt statt.
Die 1632 gestiftete und 1802 erneuerte Universität, deren Gebäude auf dem Grunde der alten Marienkirche aufgeführt ist,
zählte 1884: 73 Professoren, Dozenten und Lektoren und 1522 Studierende. Sie besteht aus fünf Fakultäten: der evangelisch-theologischen,
der historisch-philologischen, der physiko-mathematischen, der juristischen und der medizinischen. Mit
der Universität sind verbunden: ein theologisches Seminar, ein medizinisches Institut, ein chirurgisch-klinisches Institut (nebst
einem großen Barackenlazarett), eine ophthalmologische Klinik, ein Institut für Geburtshilfe, ein anatomisches Theater, eine
Bibliothek von mehr als 230,000 Bänden, ein Kunstmuseum, ein zoologisches und mineralogisches Institut, ein chemisches Laboratorium,
eine durch Struve und Mädler berühmt gewordene Sternwarte und ein botanischer Garten
[* 37] (vgl. »Die deutsche
Universität Dorpat«, Leipz. 1882). Das Museum vaterländischer Altertümer enthält eine bedeutende Sammlung von Münzen,
[* 38] alten
Waffen
[* 39] etc., zum Teil aus den alten Heidengräbern entnommen.
Mit der Universität sind auch eine Medizinische, eine Naturforscher- sowie die Gelehrte Esthnische Gesellschaft verbunden. Außerdem
besitzt Dorpat die 1846 gegründete Veterinäranstalt, ein Gymnasium, 2 Schullehrerseminare, eine städtische und 2 private höhere
Töchterschulen. In Dorpat hat die Livländische ÖkonomischeGesellschaft ihren Sitz, die eine eigne Zeitschrift: »Baltische Wochenschrift«,
herausgibt.
Vgl. W. Stieda, Die gewerbliche Thätigkeit der Stadt Dorpat (Dorp. 1879).
Geschichte. Dorpat wurde 1030 von dem russischen GroßfürstenJaroslaw I. gegründet. Allein die ihnen damit
auferlegte russische Herrschaft wußten die Esthen wieder abzuschütteln, und sie erfreuten sich ihrer alten Freiheit, bis 1224 die
an der Düna erblühte deutsche Kolonie trotz tapferster Verteidigung die Eroberung dieser letzten und stärksten Esthenburg
durchführte. Im J. 1225 erhob Hermann, Bischof von Esthland, Dorpat zum Sitz eines eignen unabhängigen Bistums,
und Dorpat erreichte unter der bischöflichen Herrschaft eine hohe Blüte.
[* 40]
Zwischen dem 14. und 15. Jahrh. hob sich die Stadt noch mehr, schloß sich dem Hansabund an
und rivalisierte in Reichtum und Macht selbst mit Riga und Reval.
[* 41] Im J. 1268 wurde das feste Schloß aus
dem Domberg fruchtlos von den Russen belagert, dagegen die damals aus Blockhäusern bestehende Stadt von Grund aus verbrannt. 1304 hielt
der
livländische Ordensmeister mit seinen Beamten und den Bischöfen hier die erste allgemeine Versammlung des Landes; 1427 wurde
Dorpat wiederum von den PleskowerRussen belagert, die aber von den Litauern vertrieben wurden. 1525 folgte
Dorpat dem Beispiel der Schwesterstädte und nahm die protestantische Lehre
[* 42] an. Mit dem übrigen Land verlor auch Dorpat seine Selbständigkeit
durch die Einfälle der Heere des russischen ZarenIwan des Schrecklichen.
Diesem gelang es, die Stadt zu erobern. Der Bischof wurde nach Rußland abgeführt, die Stadt
konnte nicht wieder von den Deutschen erobert werden und verfiel unter der 25jährigen Herrschaft der Russen. Schwer litt sie
durch das Blutbad von 1571: ReinholdRosen wollte sie denPolen in die Hände spielen, der Anschlag mißlang aber, worauf ein großer
Teil der unschuldigen Bewohner von den Russen niedergemacht wurde, ein andrer nach Rußland in die Verbannung
wanderte, während ihre Häuser dem Erdboden gleich gemacht wurden.
Dennoch sah sich Rußland gezwungen, im Frieden mit StephanBáthori 1582 an Polen abzutreten. 1600 wurde die Stadt von den Schweden
[* 43] erobert, fiel aber 1603 wieder an die Polen, welche nun durch die härtesten Mittel die katholische Lehre
in der eifrig protestantischen Stadt einzuführen suchten, aber den heftigsten Widerstand fanden und die Stadt endlich 1625 an
GustavAdolf verloren. Allerdings wurde Dorpat 1656 von den Russen erobert und wieder ein Teil der Bevölkerung in die
Gefangenschaft geführt; allein bald fiel die Stadt wieder an die Schweden zurück, und erst 1704 wurde sie unter Peter d. Gr.
vom russischen FeldherrnScheremetjew erobert und blieb seitdem unter russischer Herrschaft.
Wegen vermeintlicher Verbindungen mit Schweden wurde 1708 zum drittenmal der größte Teil der Bewohner tief ins Innere Rußlands
versetzt, und die Stadt verfiel völlig. Erst nach mehreren Jahren durften die Bewohner zum Teil wieder
heimkehren, und nun begann sich Dorpat von den wiederholten Kriegen und Zerstörungen zu erholen und hat sich seit Katharina II.
und Alexander I. zu einer eleganten, fast neuen Stadt entwickelt. In denJahren 1763 und 1775 ward es von
großen Bränden heimgesucht und beidemal von der KaiserinKatharina II. im Wiederaufbau unterstützt. Seit 1783 ist Dorpat Kreisstadt
im GouvernementLivland.