Auch in
England ward der
Stoff durch Shadwells
Tragödie »The libertine destroyed« eingeführt (1676); doch war darin
der
Held so grenzenlos verrucht hingestellt, daß er alle
Schranken der Billigung überschritt. Durch
Molière
angeregt, suchte 50 Jahre später auch
Goldoni das alte spanische
Stück seinem Vaterland in der würdigern Gestalt einer regelmäßigen
Komödie vorzuführen. Sie wurde zuerst 1736 in
Venedig
[* 2] unter dem
Titel: »DonGiovanni Tenorio, osia: il dissoluto punito« aufgeführt;
sonderbarerweise aber läßt der Dichter den steinernenGast ganz weg und übergibt einem Blitzstrahl
das Racheamt. In
Deutschland
[* 3] gehörte »Don Juan, oder das steinerne
Gastmahl« (!) bereits seit dem Anfang des 18. Jahrh. zum stehenden
Repertoire der improvisierenden
Schauspieler, die dafür ebensowohl Dorimons und
MolièresStücke wie die
Traditionen der
Italiener
benutzt zu haben scheinen.
Neben diesen dramatischen Bearbeitungen fehlte es auch nicht an
Versuchen,
den
Stoff als
Oper zu behandeln. Den ersten
Anlauf
[* 4] dazu nahm der
FranzoseLe Tellier
[* 5] 1713 in
Paris;
[* 6] 1761 wurde ein
Ballett: »Don Juan«, mit
Musik von
Gluck, in
Wien
[* 7] aufgeführt, und etwa 20 Jahre später ging eine gleichnamige
Oper, komponiert von V.
Righini, in
Prag
[* 8] und anderwärts über die
Bretter.
Alle diese
Arbeiten weit hinter sich zurück ließ
Mozart, der in seinem Meisterwerk:
»Il dissoluto punito, ossía
DonGiovanni« (1787, nach
Dapontes einsichtsvoll gearbeitetem Textbuch komponiert), den ergreifenden
Stoff in seiner tiefen poetischen Bedeutung erfaßte und ihm die klassische Gestaltung gab, die ihn nicht
nur in
Deutschland, sondern in der ganzen zivilisierten
Welt volkstümlich machte.
Unmittelbar nach
Mozart schrieb auch Gazzaniga eine
Oper: »Convitato di pietra«, die 1789 in
Bergamo und
Rom,
[* 9] später in
Mailand
[* 10] und
Paris mit Beifall gegeben ward. Im 19. Jahrh. fuhr die
Don Juan-Sage fort, ein Lieblingsgegenstand poetischer Bearbeitung zu
sein.
Byrons epische
Dichtung »Don Juan« knüpft allerdings nur an den
Namen des
Helden an und entfernt sich im
übrigen ganz von der
Sage. Dagegen sucht
Grabbe in seiner
Tragödie »Don Juan und
Faust« (1829) die alte südliche Volkssage mit der
Faustsage des
Nordens in
Verbindung zu bringen; andre Don Juan-Dramen brachten
Holtei (1834),
Braun v.
Braunthal (1842) u. a. Auch
Lenau hinterließ eine (unvollendete) epische
Dichtung: »Don Juan«, voll dramatischer
Präzision
und genialer Keckheit der
Gedanken. In
Frankreich wurde die
Sage von neuern Dichtern ebenfalls wiederholt behandelt, teils dramatisch,
wie z. B. von A.
Dumas (»Don
Juan de Marana«, 1836),
Mallefille
(1858) u. a. Eine anziehende
Bereicherung der Don Juan-Dichtungen brachte in neuerer Zeit das Heimatsland der
Sage selbst mit José
Zorillas
Drama »Don
Juan Tenorio« (1844; deutsch, Leipz. 1850). Wie nämlich
Goethe der Faustsage eine dem Volksglauben entgegenlaufende,
aber im fortschreitenden
Bewußtsein der Zeit begründete versöhnende Wendung gegeben hat, so wird in
dem
Drama Zorillas auch die Don Juan-Sage,
ohne daß der
Stoff im wesentlichen sich verändert, zuerst ganz im modernen
Geist behandelt.
Übrigens hat derselbe Dichter den Gegenstand auch noch episch-lyrisch in »El
desafio del diablo« (1845) und »Un testigo di bronze« (1845) bearbeitet.
Als jüngstesGlied
[* 11] dieser
Kette von
Dichtungen ist P.
Heyses freilich nur an die alte
Sage anknüpfendes
Drama
»DonJuans Ende« (1883) zu nennen. Ausführliche Nachweise über die
Sage und ihre Bearbeitungen enthält Scheibles
»Kloster«,
Bd. 3,
Abt. 2 (Stuttg. 1846).
Zugleich ist Donne als Lyriker das Haupt jener Dichterschule, welche man die »metaphysische«
nennt. Nur ein falscher Geschmack verleitete Donne zu den Fehlern seines Stils. Er ist getränkt mit dem Wissen seines Zeitalters,
zeigt einen scharfen Verstand, eine reiche, weithin zielende Phantasie, gedrängte Ausdrucksweise und kaustischen Witz. Seine
poetischen Werke erschienen zuerst London 1633, vollständiger 1650 und darauf öfter. Eine neue Ausgabe
mit Einschluß seiner Predigten und Briefe besorgte H. Alford (Oxf. 1839, 6 Bde.);
in Auswahl erschienen sie 1840. Eine Biographie Donnes schrieb Walton (1640, neue Aufl. 1865).