Spitze der auswärtigen Angelegenheiten im
MinisteriumPfuel berufen, welche
Stellung er aber nur kurze Zeit bekleidete, ward
sodann im
Februar 1849 von dem zweiten Gumbinner Wahlbezirk zum Abgeordneten in die Erste
Kammer gewählt und von dieser 1850 in
das Staatenhaus nach
Erfurt
[* 2] entsandt. Im
Sommer 1850 abermals zum Mitglied der Ersten
Kammer gewählt,
schloß er
sich hier der der rechten Seite angehörenden, aber gemäßigtern
ParteiJordan an; 1851 nahm
er an dem
Landtag der
ProvinzPreußen
[* 3] teil und wohnte sodann zu
Berlin
[* 4] der Kammersession von 1851 bis 1852 bei. Bei der Umwandlung der Ersten
Kammer in das
Herrenhaus
ward er vom König zum erblichen Mitglied desselben ernannt; 1861 wurde er Obergewandkämmerer am
Hof.
[* 5] Er starb im April 1874.
AntonioFrancesco, ital. Schriftsteller, geb. 1513 zu
Florenz,
[* 9] trat jung in den Servitenorden,
entfloh aber 1540 aus
Furchtvor derStrafe für ein grobes
Vergehen dem
Kloster, nahm die
Kleidung eines
Weltgeistlichen an und
trieb sich in verschiedenen
StädtenItaliens
[* 10] herum. Nachdem er eine kurze Zeit
Buchdrucker in
Florenz gewesen war, ging er nach
Venedig
[* 11] und verfaßte hier, lediglich des Broterwerbs wegen, eine große
Menge von
Schriften, denen er oft,
um ihnen
Absatz zu verschaffen, die seltsamsten
Titel gab, und die ihm trotz ihres meistens geringen
Gehalts und ihrer Bizarrerien
einen großen
Ruf verschafften. Er war Mitglied verschiedener
Akademien und stand zu verschiedenen bedeutenden Persönlichkeiten
in Beziehung. Mit Pietro
Aretino und Ludovico Domenichi war er anfangs eng befreundet, entzweite sich
aber mit beiden und verfolgte sie seitdem aufs feindseligste. 1553 verließ er aus unbekannten
GründenVenedig und ging schließlich
nach
Monselice, wo er die letzten Jahre seines
Lebens in Dunkelheit zubrachte und 1574 starb. Von seinen zahlreichen Werken
haben nur seine
»Prima libraria« (Vened. 1550) und »Seconda
libraria« (das. 1551-55; beide zusammen, das. 1557) noch heute
einen bedingten Wert wegen der darin enthaltenen litterarischen
Notizen und als erster
Versuch einer italienischen
Bibliographie.
In viele seiner
Schriften sind
Novellen eingewebt, die in neuerer Zeit gesammelt herausgegeben worden sind, zuerst von
Gamba (Vened. 1815), vollständiger von
Salv. Bongi
(Lucca
[* 12] 1852, mit ausführlicher
Biographie).
Laubhölzer sieht man nur an den Rändern derselben
oder an den
Niederungen der größern
Flüsse.
[* 14] Als besonders dürr und recht
eigentlich den
Charakter der russischen
Steppen abspiegelnd erscheint der südliche Teil des
Landes der
Donischen Kosaken, wo der D. B.,
je weiter man nach S. rückt, desto magerer, sandiger und salziger und zuletzt für die
Kultur völlig ungeeignet wird, und
wo einzig das Donthal noch für den Anbau brauchbar erscheint.
Daher drängt sich an dem
Don entlang auch die ganze
Bevölkerung
[* 15] derProvinz dicht zusammen.
Gaetano, Opernkomponist, geb. zu
Bergamo, machte seine
Studien unter
SimonMayr daselbst und dem
Pater Mattei in
Bologna und widmete sich anfangs bloß der Kirchenkomposition im strengen
Stil. Nach der Rückkehr in seine
Vaterstadt (1814), wo er die
Stelle eines Bassisten und Archivars an der
KircheSanta MariaMaggiore bekleidete,
konnte er jedoch nicht lange der Anziehungskraft widerstehen, welche die
Bühne auf alle italienischen
Komponisten ausübt,
und fünf Jahre später brachte er seine erste
Oper: »Enrico di Borgogna« in
Venedig zur Aufführung. Sie gefiel zwar, machte
aber ebensowenig wie 19 andre
Opern, die er von 1818 bis 1828 schrieb (»L'Ajo nell' imbarazzo«, »Elvira«,
»Alfredo il
Grande«, »Olivo e Pasquale«, »Alahor
in
Granada«,
[* 17] »Chiara e Serafino« u. a.),
größeres Aufsehen. Erst mit dem »Esule di
Roma«
[* 18] (1828 in
Neapel
[* 19] aufgeführt) hob sich sein Erfolg und sein
Ruf. In raschester
Folge erschienen jetzt von ihm in
Genua
[* 20] »Alina, regina di Golconda«, in
Neapel¶
mehr
»Gianni di Calais«,
[* 22] »Il Giove di grasso«; ferner »Il
Paria«, »Il castello di Kenilworth«, »Il diluvio universale«, »Francesca di Foix«, »Imelda de' Lambertazzi«, »La
Romanziera« u. a., sämtlich für Neapel. Eine neue Periode für Donizetti bezeichnete seine »Anna Bolena« (1831 für Mailand
[* 23] geschrieben),
der bis 1835 nebst mehreren andern die Opern: »L'elisir d'amore«, »Fausta«, »Il Furioso«, »Parisina«
folgten. In einer Art Wettstreit mit Bellini bei der ItalienischenOper zu Paris,
[* 24] in welchen er 1835 mit seinem »Marino Faliero«
gegen Bellinis »Puritani« eintrat, mußte er letzterm weichen, errang aber
noch in demselben Jahr mit seiner »Lucia di Lammermoor« (für Neapel) und »Belisario« (für Venedig) um
so größern Erfolg. Donizetti war inzwischen 1834 zum Kapellmeister und Lehrer der Komposition am Konservatorium zu Neapel ernannt worden,
erhielt darauf 1836 auch die Professur des Kontrapunktes und wurde 1838, nach ZingarellisTode, Direktor der Anstalt, gab jedoch
diese Stellung 1840 auf, um zum zweitenmal sein Glück in Paris zu versuchen, diesmal mit entschiedenem
Erfolg, denn er fand sowohl in der GroßenOper mit seiner »Favorite« als auch in der Komischen mit seiner »Fille du régiment«,
wenn auch nicht beim ersten Erscheinen dieser Werke, so doch bei den spätern Aufführungen, enthusiastischen Beifall.
Nachdem er 1842 seine »Linda di Chamounix« für Wien
[* 25] komponiert hatte, wurde er zum österreichischen
Hofkapellmeister ernannt, brachte 1844 seine »Catarina Cornaro« in Neapel auf die Bühne und begab sich darauf ein drittes Mal
nach Paris, um hier neue Siege zu erringen. Allein infolge übermäßiger Anstrengungen im Komponieren und einer zügellosen
Hingabe an die Genüsse des Lebens fiel er hier plötzlich in einen völligen Stumpfsinn, aus dem ihn kein
Mittel wieder zu erwecken vermochte.
Zunächst im Irrenhaus zu Ivry bei Paris untergebracht, dann in seine Vaterstadt zurückgeführt, starb er hier Donizetti, der
mit fabelhafter Leichtigkeit und Schnelligkeit produzierte, hat im ganzen 70 Opern komponiert, wobei er
freilich auf die Instrumentierung meist nur geringe Sorgfalt verwendete. Unter seinen ernsten Opern sind »Lucrezia Borgia«
(1834) und »Lucia di Lammermoor« (1835) unstreitig die besten; unter den komischen verdienen »L'elisir
d'amore« (1832),
»La fille du régiment« (1840) und »Don Pasquale« (1843) durch ihre Frische und Originalität
den Vorzug, wenn er auch in dieser Hinsicht hinter Rossini zurückstehen muß. Donizetti ist in allen seinen Werken durchaus Italiener
und verfolgt die Richtung der Oper, welche von dem letztgenannten Meister angebahnt worden war. Er sorgt in erster Reihe für
leichten und bequemen Genuß durch augenblicklich ansprechende und erregende Melodien, doch zeigt er nicht
selten auch eine bewunderungswürdige Tiefe der Empfindung und dramatische Kraft.
[* 26] - SeinBruder Giuseppe, geb. 1814, war längere
Zeit Direktor der Militärmusik des Sultans in Konstantinopel,
[* 27] wo er 1856 starb.