mehr
das ist das bunte Gemisch der nahezu 40 Mill. Menschen, welche das Donaugebiet bewohnen. Die strategische Bedeutung der Donau beweisen die am Strom liegenden Festungen, als: Ulm, [* 2] Ingolstadt, [* 3] Komorn, Ofen, Peterwardein, Neu-Orsova und bis 1878 Widdin, Nikopoli, Rustschuk, Silistria, Braila. Feste Brücken [* 4] über die Donau sind: bei Ulm, Regensburg, [* 5] Passau, [* 6] Linz, [* 7] Mautern, Wien, [* 8] Budapest [* 9] und Peterwardein. Dazu kommen mehrere Eisenbahnbrücken in Bayern [* 10] und Österreich, [* 11] insbesondere bei Wien (drei) und Budapest. Schiffbrücken bei Preßburg, [* 12] Gran, [* 13] dann zwischen Neusatz und Peterwardein.
Die Schiffbarkeit der Donau beginnt bei Ulm, wo sie bereits Schiffe [* 14] von 200-250 metr. Ztr. trägt; weiterhin, bei Regensburg, wird sie für Schiffe von 600-900 metr. Ztr., beim Eintritt in das österreichische Gebiet für Schiffe von 1000 und noch weiter abwärts von 2-5000 metr. Ztr., ja sogar für Kriegsschiffe fahrbar. Indes hat die Schiffahrt auf der Donau mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, infolge deren der Strom für den Handel noch nicht die Bedeutung zu erlangen vermochte, welche ihm im Verhältnis zu seiner großen Ausdehnung [* 15] und zu dem Reichtum der seinem Gebiet angehörigen Länder zukommt. Zu diesen Schwierigkeiten gehören außer den vorerwähnten Durchbrüchen über Felsgrund, die (abgesehen vom Eisernen Thor) schon großenteils beseitigt wurden, die häufigen und plötzlichen Veränderungen des Fahrwassers sowie auch die verhältnismäßig starke Strömung im Oberlauf und in Ungarn [* 16] eine arge Vernachlässigung des Flußufers, das ebenso Überschwemmungen wie Abspülungen im großen ausgesetzt ist.
In neuerer Zeit wurden sowohl in Bayern als in Österreich-Ungarn [* 17] bedeutende Korrektionsbauten ausgeführt. Hierzu gehören die Donauregulierung bei Wien, welche von 1868 bis 1881 mit einem Kostenbetrag von 32 Mill. Gulden ausgeführt ward und in der Konzentrierung des Stroms von Nußdorf bis Fischamend in einem Normalbett (abgesehen vom Donaukanal) mit Hochwasserbett (mittels in entsprechender Entfernung vom Hauptbett aufgeführter Inundationsdämme), ersteres 285, mit letzterm zusammen 759 m breit, und in der Herstellung eines Landungskais, eines Winterhafens und eines die Stadt vor Überschwemmungen schützenden Sperrschiffs am Eingang des Donaukanals besteht.
Neuerdings wurde die Fortsetzung des Unternehmens aufwärts bis zur Mündung der Isper und abwärts bis an die ungarische Grenze bei Theben in Angriff genommen, woran sich ungarischerseits die Regulierung des der Schiffahrt sehr hinderlichen Stromteils bis Gönyö (unterhalb Raab) [* 18] anschließen wird. Auf ungarischem Gebiet wurde ferner die Regulierung der Donau bei Budapest bereits durchgeführt, während die Angelegenheit der Beseitigung der Stromhindernisse beim Eisernen Thor noch immer nicht über das Stadium des Projekts hinausgekommen ist. Endlich sind die von der europäischen Donaukommission an den Mündungen des Stroms, insbesondere am Sulina-Arm, vorgenommenen bedeutenden Korrektionsbauten zu erwähnen.
Die Befahrung der Donau ist (von den Dampfschiffen abgesehen) vorwiegend Thalfahrt, da die starke Strömung des Flusses die Bergfahrt (Gegentrieb) sehr erschwert. Sie geschieht mit kleinern und größern Schiffen (Waidzillen, Plätten, [* 19] Kelheimern), auch mit Flößen. Die stromaufwärts gehenden Schiffe müssen außerordentlich fest gebaut sein, da sie gegen die reißenden Strömungen anzukämpfen haben, und werden von Pferden des stärksten Schlags gezogen. Seit Einführung der Dampfschiffahrt gehen nur leere Schiffe stromaufwärts.
Der Verkehr auf der Donau ist einerseits rein lokal, anderseits aber eigentlicher Handelsverkehr, welcher den Güteraustausch in einer Mannigfaltigkeit und Massenhaftigkeit vollführt, die sich aus den höchst verschiedenartigen Produktions- und Kulturverhältnissen der in dem Stromgebiet der Donau liegenden Länder erklären. Auf dem Hauptstrom selbst vermittelt vor allem die Dampfschiffahrt einen großen Verkehr in Getreide, [* 20] außerdem aber in andern Waren und zwar wertvollern Rohprodukten des Ostens und Industrieerzeugnissen des Westens.
Die Ruderschiffahrt führt voluminösere Verkehrsobjekte, wie Holz, [* 21] Getreide, Salz, [* 22] Kohlen, Steine, Ziegel, Kalk. Außerdem führen die zahlreichen Nebenflüsse der Donau die verschiedenen Erzeugnisse der von ihnen durchzogenen Länder zu, insbesondere die Iller und die Traun Schnittholz, der Inn Zement, die Salzach Salz, die Waag Eisen [* 23] und Holzgeräte, die Theiß und Maros Getreide und Salz, die Drau Binderholz, die Save Getreide und Holz etc. Der gesamte durch die Donau und ihre Zuflüsse vermittelte Warenverkehr wurde das letztemal 1865 ziffermäßig erhoben und mit 88,9, bez. nach Abschlag der doppelt gezählten Posten mit 61,8 Mill. Wiener Zentner festgestellt. Er dürfte sich seither auf mindestens 50 Mill. metr. Ztr. gehoben haben.
Von der obigen Ziffer entfielen auf die obere Donau (Ulm-Preßburg) samt Nebenflüssen 31,5, auf die mittlere Donau (Preßburg-Orsova) samt Nebenflüssen 54,5 und auf die untere Donau (Orsova-Sulina) 14 Proz.; nach Hauptgattungen der Frachten auf Bau- und Werkholz 28,1, auf Brennholz 18,9, auf Getreide 21,5, Kohlen 7,3, Salz 5,2, Steine, Ziegel, Kalk und Sand 4,6, sonstige Kaufmannsgüter 14,4 Proz. Hinsichtlich der Art des Transports wurden 65,5 Proz. aller Frachten durch die Ruderschiffahrt, 24,4 durch die Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft, 10,1 Proz. durch Konkurrenzdampfboote und Segelschiffe auf der untern Donau befördert. Im J. 1882 bezifferte sich der Schiffsverkehr in Passau auf 3333 Fahrzeuge; den Donaustrudel bei Grein passierten in der Thalfahrt 4331 Fahrzeuge, auf der Bergfahrt 1408 Dampfboote und Schleppboote; auf dem Donaukanal in Wien verkehrten 6408 Ruderfahrzeuge und Flöße. In Sulina endlich liefen in demselben Jahr 1692 Schiffe mit 915,259 Ton. ein, wobei unter den Dampfern die englische, unter den Segelschiffen die ottomanische und griechische Flagge überwogen.
Den hervorragendsten Anteil an der Vermittelung des Donauhandels nimmt die 1830 gegründete Erste k. k. privilegierte Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft. Ihre Betriebslinien (4394 km) umfassen (1883) den Hauptstrom von Regensburg bis Sulina (2547 km) und neun Seitenarme desselben, ferner die Drau (156 km), Theiß (614 km), Save (602, samt Nebenflüssen 664 km), den Franzenskanal (117 km) und Begakanal (114 km). Auch von der Sulinamündung nach Odessa [* 24] (182 km) sind regelmäßige Fahrten eingerichtet. Das Aktienkapital der Gesellschaft wurde von 105,000 Gulden in 1830 allmählich bis auf 25,200,000 Guld. erhöht; mit Hinzurechnung der Anlehen hat die Gesellschaft ein Vermögen von rund 45 Mill. Guld. ö. W. engagiert. Die Gesellschaft besitzt 186 Dampfboote von 16,784 Pferdekräften und außerdem 727 eiserne Schleppboote; die Leistung derselben betrug 1883:
Zahl der Reisenden | 3586342 |
Zurückgelegter Weg derselben (Kilom.) | 148543014 |
Güter in Tonnen | 1644427 |
Güter nach Tonnenkilometern | 820753958 |
Die vorzügliche Organisation und technische ¶
mehr
Leitung sichern dieser Gesellschaft ungeachtet des Verlustes ihres Privilegiums doch eine natürliche Übermacht, welche sich auch darin manifestiert, daß die eine Zeitlang konkurrierende Bayrische Dampfschiffahrtsgesellschaft 1862 den Mitbewerb aufgab und ihren Schiffspark der Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft verkaufte, und daß die in den letzten 60er Jahren entstandene Vereinigte Ungarische Dampfschiffahrtsgesellschaft ebenfalls 1874 liquidieren mußte. Auf der untern Donau konkurrieren einerseits rumänische Schiffahrtsgesellschaften (Crucea alba) unter Begünstigungen ihrer Regierung, anderseits die seewärts heraufkommenden Fahrzeuge aller Flaggen, [* 26] besonders englische.
Zur Hebung [* 27] der Donauschiffahrt vom technischen Standpunkt wird neuestens die auf der Elbe und anderwärts bewährte Einrichtung der Seil- oder Kettenschiffahrt (Touage) besonders ins Auge [* 28] gefaßt. Die Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft hat seit 1869 eine Kette von Wien bis Preßburg und in den letzten Jahren von Wien aufwärts (1883 bis Pöchlarn) gelegt und auf diesen Strecken 6 Kettenschiffe und 1 Seilschiff in Verwendung. Auch soll die Touage auf der obern Donau bis Passau ausgedehnt werden.
Völkerrechtliche Verhältnisse der Donau.
Was die administrativen und völkerrechtlichen Verhältnisse der Donau betrifft, so wurde durch den Pariser Friedensvertrag vom erklärt, daß die Schiffahrt auf der Donau keinerlei Abgaben unterworfen werden dürfe, welche allein auf die Thatsache der Beschiffung des Flusses gegründet wären. Es wurde eine europäische Donaukommission eingesetzt, in welcher Deutschland, [* 29] Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, [* 30] Italien, [* 31] Rußland und die Türkei [* 32] durch je einen Abgeordneten vertreten sind, und welche beauftragt wurde, die zur Erhaltung der Schiffbarkeit notwendigen Arbeiten auf der Strecke von Isaktscha bis zu den Donaumündungen auszuführen.
Diese ursprünglich provisorische Institution besteht bis heute noch, da ihr Mandat durch die auf der Pariser Konferenz abgeschlossene neue Schiffahrtsakte vom und ferner durch das sogen. Londoner Protokoll der Pontuskonferenz vom verlängert wurde. Durch den Berliner [* 33] Vertrag vom wurde die Strecke neutralen und internationalen Charakters, die früher aufwärts bis Isaktscha reichte, bis zum Eisernen Thor verlängert und auch Rumänien [* 34] eine Stelle in der Donaukommission eingeräumt.
Die Ausführung der Arbeiten zur Beseitigung der Schiffahrtshindernisse am Eisernen Thor wurde Österreich-Ungarn allein anvertraut, welches seiner Zeit das Recht der Erhebung einer provisorischen Taxe zur Deckung der Kosten ausüben darf. Über den Entwurf eines Schiffahrts-, Strompolizei- und Überwachungsreglements für die Strecke vom Eisernen Thor bis Isaktscha und über die Zusammensetzungen der zur Überwachung dieser Polizeivorschriften berufenen gemischten oder Uferstaatenkommission konnte bisher eine Einigung nicht erzielt werden.
Herodot läßt den Strom im Keltenland am Pyrene (Brenner) entspringen, die Römer [* 35] nach dem zweiten Punischen Krieg bei den Osismiern in der heutigen Bretagne; seit Cäsars Zügen verlegte man den Ursprung in die südlichen Alpen, [* 36] bis man nach dem Zug des Tiberius gegen die Vindelizier vom Bodensee aus die wahre Quelle [* 37] der Donau fand.
Vgl. Peters, Die Donau und ihr Gebiet, eine geologische Studie (Leipz. 1875);
Götz, Das Donaugebiet mit Rücksicht auf seine Wasserstraßen etc. (Stuttg. 1882).