übertrat. Nachdem er unter der
RegierungPauls I. mit dem
Rang eines Obersten seinen
Abschied erhalten, wurde er Oberprokurator
im
Senat, gab aber auch dieses
Amt bald wieder auf und zog sich in den Privatstand zurück. Unter
Alexander I. trat Dmitrijew von neuem
in den
Staatsdienst, ward
Senator und Justizminister und nach dem
Brand von
Moskau
[* 2] Mitglied der zum Wiederaufbau
der Stadt niedergesetzten
Kommission. Nachdem er 1814 von neuem seine Entlassung genommen, lebte er in
Moskau lediglich der
Kunst und starb daselbst 3. Okt.
(a. St.) 1837, eine reiche
Bibliothek und zahlreiche Kunstwerke hinterlassend. Dmitrijew und sein
FreundKaramsin verfolgten dieselbe litterarische
Richtung im gemeinsamen
Kampf gegen die Anhänger des Altslawischen,
indem Dmitrijew die
Poesie von den
Fesseln befreite, von welchen
Karamsin die
Prosa erlöst hatte.
Die
Franzosen, namentlich
Lafontaine (dessen
Fabeln Dmitrijew vorzüglich ins
Russische
[* 3]
übertragen), wurden seine
Muster, und durch sie
gewannen seine Erzeugnisse die leichte und gefälligeGewandung, welche sie
vor der frühern schwerfälligen
russischen
Poesie auszeichnet.
Sein trefflichstes Werk ist das episch-dramatische Gedicht
»Jermak, der Eroberer von
Sibirien«,
das einen nationalen
Stoff mit
Glück behandelt; außerdem lieferte er heroische
Oden, zahlreiche
Lieder (seit Petrows Zeit die
ersten, welche ihre
Stoffe wieder dem Volksleben entnehmen),
geschmackvoll und naiv vorgetragene
Fabeln
und
Erzählungen, von denen vieles, besonders das leicht Singbare, in den
Mund des
Volkes übergegangen ist. Sehr interessant
sind die von Dmitrijew hinterlassenen
Memoiren »Ein
Blick auf mein
Leben« (Mosk. 1866). Seine »Sämtlichen
Schriften« erschienen zuerst
Moskau 1795 (6. Ausg. 1822, 6 Bde.).
Übersetzungen findet man bei Borg,
»Poetische Erzeugnisse der
Russen«
(Riga
[* 4] 1821, 2 Bde.).
Kreishauptstadt im russ.
GouvernementMoskau, auf beiden Seiten des
Flusses Jachroma und an der Neteka, 67 km
von
Moskau, enthält 8
Kirchen, darunter den prächtigen Ußpenskischen
Dom, das Mönchskloster der
MärtyrerBoris und Iljeb,
ein schönes Gerichtshaus, ein kaiserliches Salzmagazin, mehrere Lehranstalten und viele
Fabriken, besonders
in
Leder,
Tuch und
Seife.
Ferner befindet sich hier ein stehender Kaufhof, wo besonders
Handel mit Seidenwaren,
Juchten,
Segeltuch
und
Leinwand,
Wachs,
Lichten,
Getränken und
Früchten unterhalten wird. Der Haupthandel findet jedoch auf dem 14tägigen
Jahrmarkt
im
September statt, wo auch in
Cerealien,
Wolle und
LederGeschäfte abgeschlossen werden. Die Zahl der Einwohner
beträgt (1879) 35,000. Dmitrow war ehedem befestigt. Die Stadt wurde 1154 durch Jurij,
Sohn
Wladimir Monomachs, nach seiner Vertreibung aus dem Großfürstentum
Kiew
[* 5] erbaut.
Kreishauptstadt im russ.
GouvernementOrel, an der Oscheriza, die hier in die Nerussa (zur
Desna) mündet,
gelegen, hat 3
Kirchen, ein schönes Kreisgerichtsgebäude, eine
Kreis- und 2 andre
Schulen und (1881) 6640 Einw.,
welche
Gerbereien (schwarze
Juchten), Seifensiedereien und
Handel mit
Cerealien,
Hanf,
Juchten,
Handschuhen etc. treiben. Dmitrowsk war
früher eine Kronslobode, die zu dem Güterkomplex gehörte, womit
Peter d. Gr. den moldauischen
Hospodar und
FürstenDmitrijKantemir (s. d.) beschenkte, nach dessen
Tode dieselbe wieder an die
Krone zurückfiel. Es leben in Dmitrowsk außer
Russen viele Griechen,
Moldauer und
Walachen, Nachkommen der von
Kantemir herbeigezogenen Ansiedler.
1)
Franz Xaver, poln. Schriftsteller, geb. 1762 in der
ProvinzPodlachien, trat
in den Piaristenorden, ward
Professor der
Poesie undRhetorik in
Warschau
[* 6] und gewann 1794 als Mitglied des von
Kosciuszko eingesetzten
Nationalrats Einfluß auf den
Gang
[* 7] der Ereignisse in seinem Vaterland. Nach
KosciuszkosFall floh er nach
Paris;
[* 8] 1800 nach
Warschau
zurückgekehrt, gehörte er zu den
Gründern der
Gesellschaft der
Freunde der
Wissenschaften und starb Dmochowskiwar in
den
Jahren 1800 bis 1808 das
Haupt der
Koterie des Klassizismus, übersetzte die
»Ilias«, den Vergil u. a.
Schon früher hatte
er eine
»Poetik« (1788) abgefaßt, die lange als maßgebend galt, und
war an der Herausgabe des bekannten Werkes
»De l'établissement
et du renversement de la constitution du 3 mai 1791 en Pologne« (Warsch.
1793, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1793)
beteiligt. Auch redigierte er die Monatsschrift »Pamietnik Warszawski«
und gab die Werke
Krasickis heraus.
2)
FranzSalezius, Sohn des vorigen, geb. 1801 zu
Warschau, war
Redakteur verschiedener
Zeitschriften, Buchhändler und Landwirt
und starb 1871 in
Warschau. Er veröffentlichte
ca. 300
Bände belletristischen und historischen
Inhalts
und machte sich in den 20er
Jahren als eifriger Gegner der
Romantik bemerkbar. Hervorzuheben sind seine »Wspomnienia od r.
1806-30«
(»Erinnerungen«, Warsch. 1858).
Der Dnjepr hat einen
Lauf von 2036 km
Länge (nach Strelbitskys Berechnung nur 1712), wovon über 700 km auf die
Krümmungen kommen.
Sein Stromgebiet umfaßt ein
Areal von 527,000 qkm (9571 QM.). Seine
Ufer sind besonders auf der linken
Seite
hoch und bestehen aus vielen zum Teil aneinander hängenden
Kreide-,
Thon- und Mergelhügeln;
das Flußbett ist 90-360
m breit, bei seinem Erguß ins
Meer hat der Dnjepr sogar eine
Breite von 15 km. Von
Smolensk bis
Kiew kann er ohneGefahr
von Fahrzeugen und
Flößen befahren werden;
von da an aber setzen Hügelreihen quer durch den
Strom, deren Granitbasis sein
Bett
[* 10] felsig und für die
Schiffahrt gefährlich macht;
noch weiter südwärts, zwischen Kaidak und Chortizkaja, auf einer
Strecke
von 37 km befinden sich die berüchtigten
Porogen
(Stromschnellen) des Dnjepr, welche die
Schiffahrt vollständig
hemmen und erst bei
Alexandrowsk eine Fortsetzung der
Fahrt ermöglichen.
Solcher
Porogen gibt es im ganzen 16, wovon einige
großartige Naturszenerien,
¶
mehr
ähnlich dem Rheinfall von Schaffhausen,
[* 12] darbieten. Nach ihnen sind die Saporoger, ein Kosakenstamm (s. Kosaken), benannt. Man hat übrigens
in der Neuzeit Versuche gemacht, durch Sprengungen den Strom von den Klippen
[* 13] zu befreien, und es ist dies auch schon für mehrere
Wasserfälle von Erfolg gewesen. Der Fluß ist übrigens an allen Stellen reißender und tiefer als die
Wolga oder derDon. Er hat viele Inseln, ein zum Teil sandiges, zum Teil steiniges und mergeliges Bett und zwar kalkiges, aber
gesundes Wasser.
Unter den zahlreichen Nebenflüssen des Dnjepr sind die wichtigsten rechts: der Drut oder Druz, die schiffbare
Beresina (s. d.), der Pripet oder Przypiec (ebenfalls schiffbar) mit dem südlichen Styr und Goryn und der nördlichen Pina, der
Teterew und der Ingulez. Links empfängt der Dnjepr die Sosha, die bedeutende Desna mit dem Sem, die Sula, den Psiul, die Worskla,
den Orel und die Samara. Der Dnjepr ist sehr fischreich und hat größere und schmackhaftere Fische
[* 17] als der
Don, weil sein Wasser reiner ist; doch erstreckt sich der vorzüglichste Fischfang von seiner Mündung an nur bis nach Cherson.
Erst vom GouvernementMohilew an erhält der Dnjepr größere Bedeutung für den größten Teil Süd- und Westrußlands. Es werden
nach Südrußland große MassenKalk, Balken, Pech, Teer und andre Waldprodukte verschifft und dafür Branntwein,
Salz
[* 18] und Korn eingetauscht. 1882 gingen auf dem Dnjepr 5339 Fahrzeuge und 799 Flöße ab, welche 28,120,208 PudWaren im Wert von
15,500,620 Rubel transportierten. Der Wert des Floßholzes betrug außerdem 506,803 Rubel. In demselben Jahr kamen an 3629 Fahrzeuge
und 2207 Flöße, welche 19,495,386 PudWaren im Wert von 9,058,907 Rubel bargen.
Der Wert derFlöße belief sich außerdem auf 767,085 Rubel. Der größte Floßholzhandel ist
in Rogatschew. Die Schiffahrt findet
überhaupt nur im Frühjahr und in der ersten Hälfte des Sommers statt; im August wird der Strom zu flach. Schiff- und Barkenbau
treibt man in Homelj, Ljubitsch, Brjänsk und dem Dorf Wetka. Die meisten Barken und Flöße, welche bis
Nikopol und Cherson kommen, werden als Brennholz verkauft; die bis Krementschug kommenden aber kehren meistens wieder mit Ladung
zurück. Seit 1835 existiert auf dem Dnjepr auch Dampfschiffahrt; es fahren gegenwärtig 17 Dampfer auf dem
Strom, die meistens Privatleuten gehören.