eine aus zwei
Vokalen, von denen der erste betont ist, bestehende Lautgruppe. Die
Aussprache kommt dadurch zu stande, daß bei fortdauerndem Stimmton die Mundstellung von der zum einen
Vokal erforderlichen
in die für einen andern
Vokal gehörige übergeht. In der
Regel ist der erste
Vokal heller als der zweite;
doch kommt auch das umgekehrte
Verhältnis vor, z. B. in pfui und in den noch jetzt in süddeutschen
Mundarten erhaltenen mittelhochdeutschen
Diphthongen ie, uo, üe. Diphthonge der letztern Art werden bisweilen als unechte bezeichnet. Sprachgeschichtlich betrachtet,
verschmilzt sehr häufig ein Diphthóng zu einem einfachen
Vokal, z. B. in
Mutter aus älterm muoter, franz. ai,
au, nach jetziger
Aussprache s. v. w.
e, o; umgekehrt ist z. B. das mittelhochdeutsche î im Neuhochdeutschen zu dem ei geworden,
z. B. in mein aus mîn.
astronom.
Instrument, 1844 von
Dent in
London
[* 3] erfunden, besteht aus drei fein geschliffenen rechteckigen Glastafeln, welche
ein gleichschenkeliges
Prisma
[* 4] einschließen, wobei von den drei Neigungswinkeln der Seitenflächen der eine 90°, folglich
jeder der beiden andern 45° beträgt. Wird das Dipleidoskop
[* 5] vor dem
Objektivglas eines
Fernrohrs so befestigt, daß die dem
rechten
Winkel
[* 6] gegenüberstehende Seitenfläche in der
Ebene des
Meridians liegt und genau senkrecht auf der
Achse des
Fernrohrs
steht, so wird man von allen Gegenständen, welche nicht genau in der
Ebene des
Meridians liegen, im Gesichtsfeld zwei
Bilder
erblicken, wogegen sich bei
Objekten in der Meridianebene diese beiden
Bilder decken. Man kann daher mit
einem jeden mit dem Dipleidoskop versehenen und gehörig aufgestellten
Fernrohr
[* 7] die
Kulmination hell glänzender
Gestirne, besonders der
Sonne,
[* 8] beobachten. Doch gewährt das Dipleidoskop immer nur eine beschränkte Genauigkeit und kann niemals für
eine
Sternwarte
[* 9] an
Stelle des Passageninstruments
(Mittagsfernrohrs) treten.
(diplōma, griech.), eigentlich die aus zwei Blättern zusammengelegte Schreibtafel;
bei den
Römern im allgemeinen eine amtliche
Ausfertigung, namentlich eine durch
Unterschrift und
Siegel beglaubigte
Urkunde.
In dieser Bedeutung war das
Wort Diplom während des ganzen
Mittelalters nicht mehr gebräuchlich, denn alle jene
Staatsschriften,
welche jetzt Gegenstand der
Urkundenlehre oder sogen.
Diplomatik sind, wurden damals mit
Charta,
Pagina,
Literae etc. bezeichnet.
Erst im 17. Jahrh. kam das
Wort Diplom wieder in
Aufnahme, und zwar führte es
Mabillon (durch ein Werk
»De re diplomatica«) in den
wissenschaftlichen Sprachgebrauch und
Joachim in die
deutsche Sprache ein. Es bedeutete damals alle amtlichen
geschichtlichen Aufzeichnungen, besonders solche, welche einer ältern Zeit angehörten. Seitdem die
Diplomatik deutsche Bearbeiter
gefunden, ist das
WortUrkunde für Diplom herrschend geworden; dagegen erhielt Diplom die Bedeutung einer solchen schriftlichen
Erklärung, welche zur
Beglaubigung irgend eines Vorgangs oder Beschlusses von seiten der dabei beteiligten
Personen absichtlich
und beweiskräftig ausgestellt worden ist. In engerer Bedeutung sind DiplomeUrkunden über Erteilung
akademischer
Würden, des adligen
Standes oder über die
Aufnahme in
gelehrte Gesellschaften. Diplomatarium
(Chartularium), eine
Sammlung von
Abschriften oder
Abdrücken alter
Urkunden.
(griech.), ursprünglich derjenige, welcher
Diplome verabfaßt (s.
Diplom); dann Bezeichnung
derjenigen, welche im internationalen Staatenverkehr die
Interessen eines
Landes zu vertreten haben (s.
Diplomatie).
Diplomatisch,
auf die
Diplomatie, auf den
Beruf der Diplomaten bezüglich, z. B. eine diplomatische
Mission. Die
Ausdrücke Diplomat und diplomatisch
werden aber auch nicht selten auf andre Lebensverhältnisse
übertragen, um ein
Verfahren nach Art der Diplomaten zu
charakterisieren. Diplomatisierend nennt man eine
Politik, eine
Haltung dann, wenn sie nicht gerade und offen, sondern mehr
auf Umwegen zum
Ziel zu gelangen sucht.
(v. griech. diploma, s.
Diplom), ein
Wort, welches zur Bezeichnung dreier verschiedener Verhältnisse oder Gegenstände dient. Es bezeichnet 1) die
Wissenschaft der
Staatsschriften und Staatsurkunden. In dieser
Richtung bezweckt Diplomatie die Ermittelung des
Inhalts und die Feststellung der Echtheit der Staatsurkunden, zumal der
Staatsverträge, auf Grundlage der
Paläographie, welche
die außer
Gebrauch gekommenen Schriftzeichen früherer
Jahrhunderte enträtselt, und der historischen und philologischen Textkritik.
Soweit die Diplomatie diesen
Zweck verfolgt, erscheint sie einfach als Hilfswissenschaft der Geschichte, zu deren
allerersten Aufgaben es gehört, unter ihren urkundlichen Grundlagen Echtes von Unechtem zu unterscheiden und
Urkundenfälschungen
zu entlarven. Zur
Sicherung der Staatsurkunden gegen Verdunkelung dienen gegenwärtig die Einrichtungen der Staatsarchive.
Diese erste Bedeutung des
Wortes Diplomatie ist fast außer
Gebrauch gekommen, häufiger bedient man sich dafür desWortesDiplomatik.
Auf Grundlage der ersten Bedeutung entstand eine zweite: hiernach ist Diplomatie 2) die
Wissenschaft der auf die auswärtigen Staatsverhandlungen
bezüglichen
Regeln und
Formen.
In demWorte Diplomatie liegt zunächst kein Unterschied zwischen innern und äußern Staatsangelegenheiten
angedeutet. Insofern aber, insbesondere zur Zeit der absoluten
Monarchie, der
Gebrauch und der
Abschluß
von
Staatsverträgen häufiger ward und das innere Staatsleben an
Inhalt u. Bedeutung für die kontinentalen
Staaten einbüßte,
faßte man den äußern
Verkehr als die Hauptzweckbestimmung des Staatsschriftenwesens auf.
Schriftlichkeit, welche seit dem 16. Jahrh., vornehmlich unter dem Einfluß der
Kirche, die regelmäßige Prozeßform im Gerichtsverfahren
geworden war und den alten volkstümlichen
Grundsatz der
Mündlichkeit verdrängt hatte, beherrschte die
äußern Beziehungen der
Regierung mit um so größerm
Recht, als jedermann überall darauf Bedacht nahm, seine
Rechte in urkundlicher
Form zu sichern und Beweismittel für spätere als möglich vorausgesehene Streitfälle zu bewahren. Im Zusammenhang damit
bildete sich eine feste
Technik in der Verwendung, Abfassung, Vorbereitung und Redaktion der für den
auswärtigen
Verkehr bestimmten Staatsurkunden, der
Gebrauch einer
Chifferschrift, das Kurierwesen u. a. Da indessen, zumal
bei der
Verhandlung von
Staatsverträgen, den endgültigen Vereinbarungen überall mündliche Verabredungen vorangehen mußten,
umfaßte allmählich die Bedeutung der Diplomatie jede Art des internationalen Meinungsaustausches. In derSache
selbst war auch der materielle
Inhalt der unter den Vertretern des
Staats getroffenen Vereinbarungen wichtiger als die formale
Technik der urkundlichen Aufzeichnung. So erschien
¶
mehr
denn schließlich 3) Diplomatie gleichbedeutend mit dem Inbegriff der Staatsverhandlungskunst und aller darauf
bezüglichen Regeln. Erst in neuerer Zeit, wahrscheinlich seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts, bediente man sich des Wortes
Diplomatie in diesem erweiterten Sinn. Wann der Sprachgebrauch sich zuerst bildete, ist mit Sicherheit noch nicht festgestellt; jedenfalls
ist er durchaus modern. Diplomatie als Staatsverhandlungskunst ist überall im Gegensatz zu denken zu den Mitteln
der kriegerischen und gewaltsamen Entscheidung von Streithändeln.
Zuständlich gewürdigt, erscheinen die Beziehungen der Staaten zu einander überall stets als friedliche oder kriegerische.
Dieser Zweiteilung entspricht auch die Gegenüberstellung von Diplomatie und Heerführung (Strategie). Der Abbruch
der diplomatischen Beziehungen unter mehreren Staaten erscheint deswegen als Zeichen einer ernsthaften, häufig zum Krieg führenden
Verwickelung, anderseits die Wiederanknüpfung diplomatischer Verhandlungen während des Kriegs als Vorbedeutung friedlicher
Gesinnungen.
Krieg und Diplomatie schließen sich im gewissen Maß gegenseitig aus. Wofern es sich nicht um die Einleitung eines ernst gemeinten
Friedensschlusses handelt, wäre es auf seiten eines Feldherrn verkehrt, zu »diplomatisieren«, ebenso auch
der Aufgabe des Diplomaten fremd, seinerseits vorzeitig mit Gewalt zu drohen, ein Verhalten, welches dem Endzweck der Friedenserhaltung
meistenteils schwere Nachteile zufügt, wie aus neuester Zeit das Verhalten des Herzogs von Gramont vor dem Ausbruch des französisch-deutschen
Kriegs im Juli 1870 besonders deutlich erkennen läßt.
Ehe der Krieg von seiten eines Staats nicht beschlossene Sache ist, darf die Diplomatie niemals eine kriegerische Sprache
[* 12] führen. Auch
im bürgerlichen Verkehr ist daher das »Undiplomatische« gleichbedeutend mit dem Unklugen.
Zuweilen können allerdings diplomatische Verhandlungen und kriegerische Operationen nebeneinander hergehen. Meistenteils wird
dies dann der Fall sein, wenn der eine Teil durch StaatsVerhandlungen, die nicht ernsthaft gemeint sind, Zeit für die bessere
Vorbereitung seiner militärischen Operationen zu gewinnen sucht.
Lange Zeit vor dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs schwebten unter den beteiligten Mächten fruchtlose Friedensverhandlungen.
Napoleon I. suchte 1814 mit den Verbündeten in Chaumont zu verhandeln, und ebenso knüpfte Thiers während
der Belagerung von Paris
[* 13] 1870 im November Unterhandlungen an. Solange es einen auswärtigen Staatsverkehr gibt, besteht auch
eine Verhandlungskunst. Es ist daher Mißverständnis oder Unklarheit, wenn viele Schriftsteller den Satz aufstellen, daß
erst seit dem Ende des 15. Jahrh. mit der Ausbildung des gegenwärtigen Staatensystems eine Diplomatie entstanden
sei.
Schon die antiken Staatswesen hatten eine bestimmte Tradition und herkömmliche Regeln für ihre Verhandlungen mit den Nachbarstaaten.
Insbesondere gilt dies von Sparta, Karthago
[* 14] und Rom;
[* 15] von jeher ward Philipp vonMakedonien als einer der gewandtesten Unterhändler
angesehen. Was das Mittelalter anbelangt, so haben unbestreitbar seit dem 10. Jahrh.
die Päpste vorzugsweise durch ihre kirchliche Diplomatie ihre Machtstellung begründet und behauptet; unter den weltlichen
Staaten war es vorzugsweise Venedig,
[* 16] dessen Diplomatie und Gesandtschaftswesen frühzeitig einen hohen Grad von Festigkeit
[* 17] und Geschicklichkeit
erkennen lassen.
Eine wesentliche Veränderung ist in der neuern Zeit insofern vor sich gegangen, als erstens (allerdings
erst seit dem 16. Jahrh.) ein ständiges Gesandtschaftswesen in Europa
[* 18] aufkam und zweitens seit dem WestfälischenFrieden die
Beziehungen der
europäischen Staaten zu einander auf eine allgemeine Rechtsgrundlage gegenseitiger Anerkennung gestellt waren.
Die antike und mittelalterliche Diplomatie ging in bewußter Weise von den einseitigen Vorteilen und Machtzwecken
des eignen Staats als der alleinigen Norm ihres Handelns aus.
Die moderne Diplomatie steht auf einer doppelten Grundlage: auf dem Gesamtrecht einer europäischen Staatengesellschaft
und auf dem berechtigten Eigennutz der einzelnen Staaten, so daß sie zwischen diesen beiden Thatsachen des völkerschaftlichen
Zusammenlebens eine friedliche Vermittelung und Ausgleichung zu suchen hat. Vorderhand ist freilich der
Gesichtspunkt des eignen Vorteils und der egoistischen Machterweiterung in der Praxis der Diplomatie überall der entscheidende gewesen.
Allein das Vorhandensein eines Prinzips der menschlichen Handlungen ist niemals zu verwechseln mit dem jeweiligen Stand seiner
Verwirklichung in der Praxis. Ebendeswegen ist nicht zu bestreiten, daß die moderne Diplomatie auf ganz andrer
Grundlage steht und stehen soll als die antike oder mittelalterliche. Obgleich der Eigennutz die in der diplomatischen Praxis
herrschende Thatsache ist, darf man nicht vergessen, daß die auf sittlichen Grundsätzen ruhende Staatslehre gegen diese Praxis
zu jeder Zeit Widerspruch erhoben hat, und daß die Diplomatie sich nicht enthalten konnte, die Berechtigung der
idealen Ziele des menschheitlichen Lebens bei sehr wichtigen Gelegenheiten anzuerkennen: sie unterdrückte den Sklavenhandel;
sie befreite die großen europäischen Ströme von den Hindernissen der Schiffahrt;
Die Zwecke der Diplomatie sind also über die Landesgrenzen der einzelnen Staaten hinaus erweitert und auf eine sittliche
Basis gestellt worden, indem man die Harmonie der Gesamtinteressen als wünschenswertes Ziel anerkennt.
Ebenso haben sich im Vergleich zu früher die Mittel der Diplomatie völlig verändert. Der Eigennutz der Staaten in Kollision mit dem
Eigennutz gleich mächtiger kann nimmer zum Ziel gelangen, außer durch Gewalt, Hinterlist, Lüge oder Vertragsbruch. Machiavellismus
und Jesuitismus beherrschten daher die alte Diplomatie. Jedes zweckdienliche Mittel war erlaubt, weil es als notwendig
galt.
Wenn auch solche Mittel gegenwärtig nicht aus der Praxis verschwunden sind, so werden sie doch durch die öffentliche Meinung
gebrandmarkt: sie verstecken sich hinter Ableugnungen und Entschuldigungen, während sie früherhin sich dreist und einfach
als verdienstlich und berechtigt betrachteten. Den Nachwirkungen der ehemaligen Verderbnis der Staatssitten
ist es zuzuschreiben, daß sich selbst heute noch an die Diplomatie dieselbe unvolkstümliche Vorstellung knüpft wie an die Wirksamkeit
der geheimen Staatspolizei, und daß manche in der Verhandlungskunst nichts andres erblicken wollen als die Kunst des Hinterhalts
und der Übervorteilungen. Ob von einer Wissenschaft der Diplomatie, nicht bloß von einer Kunst, gesprochen werden
könne, ist zweifelhaft. Sicherlich gibt es gewisse Maximen und Regeln für die Diplomatie wie für jede andre Kunst. Die bloße Technik
der Formalien im schriftlichen Verkehr der Regierungen hat indessen keinen Anspruch darauf, eine Wissenschaft zu heißen,
und ebensowenig scheint es zulässig, mit Pölitz die Gesamtheit der für Staatsverhandlungen nützlichen Kenntnisse in andern
Wissenszweigen (Völkerrecht,
¶