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durch die der Karpidenzahl entsprechende Fächerung des Fruchtknotens und die völlige Entwickelung der bei den Primulinen unterdrückten Kronstaubgefäße verschieden;
enthält die Familien der Sapotaceen, Ebenaceen und Styraceen.
durch die der Karpidenzahl entsprechende Fächerung des Fruchtknotens und die völlige Entwickelung der bei den Primulinen unterdrückten Kronstaubgefäße verschieden;
enthält die Familien der Sapotaceen, Ebenaceen und Styraceen.
L. (Dattelpflaume, Lotuspflaume), Gattung aus der Familie der Ebenaceen, Bäume und Sträucher mit abwechselnden, kurzgestielten, länglichen, ganzrandigen, lederigen Blättern, in den Blattachseln meist gehäuft stehenden, diözischen, selten polygamischen Blüten und kugeligen oder eiförmigen Beeren. Etwa 153 über die ganze Erde zerstreute Arten. Diospyros Lotus L. (gemeine Dattelpflaume, grünes Ebenholz, wildes Franzosenholz) ist ein stattlicher Baum, auch Strauch mit länglich-eiförmigen, behaarten Blättern, bräunlichen Blüten und bläulichschwarzen, zuletzt gelbbraunen, wohlschmeckenden Beeren von der Größe einer kleinen Kirsche, welche roh (schwarze Datteln, Karachurma) gegessen, auch auf Sirup und Wein verarbeitet werden; das graugrünliche, harte Holz wird als Nutzholz verwendet. Der Baum wächst in den Ländern des südlichen Kaukasus bis zum armenisch-kleinasiatischen Hochland, auch (wahrscheinlich eingeführt) im südlichen Europa, vornehmlich in Italien bis Verona, in Piemont, im Kanton Tessin, und wird bei uns in Gärten gezogen.
Diospyros Kaki L. fil., ein Baum oder Strauch von mittlerer Höhe mit auf der Unterfläche behaarten, breit-elliptischen, zugespitzten Blättern und safrangelben, pflaumenartigen, süßen Früchten, welche sowohl roh genossen werden, als auch, wie Feigen getrocknet, als Kakifeigen in den Handel kommen, findet sich in Japan und China und durch Kultur über das ganze südöstliche Asien verbreitet. Die Früchte spielen in Japan eine große Rolle. Bei uns gedeiht er selbst am Rhein nur in sehr geschützten Lagen. Diospyros virginiana L., ein niedrig bleibender Baum mit breitlänglichen, spitzen, nur auf der Unterseite behaarten Blättern, weißlichen Blüten und fleischigen, gelblichroten Früchten (Persimonen) von der Größe der Mispeln, welche sehr zusammenziehend schmecken, aber gefroren einen milden Geschmack annehmen und sowohl roh als auf verschiedene Weise zubereitet gegessen und auf Branntwein verarbeitet werden, wächst in den Vereinigten Staaten besonders auch im Osten und verträgt unsre härtern Winter.
Die unreifen Früchte werden als Wurmmittel, das weiße, sehr harte Holz als Nutzholz verwendet. Diospyros ebenum Retz, ein über 12 m hoher Baum mit schwarzer Rinde, 5 cm langen, lederigen Blättern, weißen, zottigen Blüten und olivenartigen Beeren, in Ostindien, besonders auch auf Ceylon und auf den Malaiischen Inseln, liefert in seinem schweren Kernholz das echte schwarze Ebenholz (s. d.).
Auch Diospyros ebenaster Retz, mit 26 cm langen Blättern und apfelähnlichen Früchten (Mehläpfeln) mit gelbem, schleimigem, säuerlichem Fleisch, auf Ceylon und den Molukken, Diospyros melanoxylon Roxb. (Schwarzholz), ein 6 m hoher Baum mit länglich-lanzettförmigen Blättern, blaßgelben Blüten und runden, saftigen, eßbaren Beeren, in Ostindien, und andre Arten liefern Ebenholz.
Diospyros hirsuta L. fil., auf Ceylon, liefert das Kalamanderholz für Drechsler.
1) Markt im ungar. Komitat Bihar, am Er, mit (1881) 5458 Einw., Winzerschule, reichem Getreide- und vortrefflichem Tabaks- und Weinbau.
2) Markt im Komitat Preßburg, an der Wien-Budapester Eisenbahn, mit 2235 Einw. und großer Zuckerfabrik.
Priesterin aus Mantineia, nach Platons »Gastmahl« (Kap. 22) Lehrerin des Sokrates, der in diesem Dialog aus ihrem Mund über das Wesen und den Ursprung der Liebe spricht;
wahrscheinlich eine von Platon erdichtete Person. - Unter ihrem Namen verherrlichte Hölderlin (s. d.) die von ihm hoffnungslos verehrte Mutter seiner Zöglinge in Frankfurt a. M.
(Diözes, griech. dioikēsis), ursprünglich ein Distrikt, der zu einer Provinz geschlagen und vom Statthalter der letztern mit verwaltet wurde, besonders in Kleinasien; seit Konstantin d. Gr. Unterabteilung der Präfektur. Wie an der Spitze der letztern ein Präfekt stand, so verwaltete die Diözese meist ein Vicarius (mitunter auch ein Prokonsul oder Comes). In der kirchlichen Sprache ist Diözese der Jurisdiktionsbezirk eines Erzbischofs, später auch der eines Bischofs.
Derjenige Geistliche, welcher an einem Orte die bischöfliche Jurisdiktion ausübt, wird Diözesan genannt. Eine geschichtliche Darstellung der alten »Diözesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands« lieferte H. Böttger (Hannov. 1874). In der protestantischen Kirche ist Diözese der Bezirk, über welchen ein Superintendent oder Dekan die kirchliche Aufsicht führt. Die zu einer Diözese gehörigen Gemeinden oder Geistlichen heißen Diözesanen; der Vorsteher einer Diözese (Ephorus, Superintendent, Dekan) führt vorzugsweise den Titel Diözesan. Die ganze Einrichtung wird als Diözesanverfassung bezeichnet.
(griech.), mit zwei Blumenblättern versehen.
s. Anilin, S. 592.
Dichter der neuern attischen Komödie, aus Sinope, im Anfang des 3. Jahrh. v. Chr., Zeitgenosse des Menander und des Philemon, lebte in Athen und starb in Smyrna. Er soll gegen 100 Stücke geschrieben haben, wovon noch etwa 50 ihren Titeln nach und aus Bruchstücken bekannt sind. Diese und die Urteile der Alten lassen ihn als einen der geistreichsten Dichter seiner Zeit erkennen. Seine Stoffe entlehnte er nicht bloß dem alltäglichen Leben, sondern auch dem Mythus. Wie Menander, so diente auch er vorzugsweise den römischen Lustspieldichtern zum Muster; Plautus' »Casina« und »Rudens« sind nach Stücken von Diphilos gedichtet, auch Terenz hat ihn in den »Adelphen« benutzt. Sammlung der Fragmente in Meinekes »Fragmenta comic. graecor.«, Bd. 4.
(Diphtherie, v. griech. diphthera oder diphtheris, Haut, Fell), eine schwere Form der Schleimhautentzündung, welche vorzugsweise den Rachen, Gaumen und die Mandeln befällt (angina diphtherica), aber auch am Dickdarm (Ruhr) und in der Gebärmutter (Kindbettfieber) oder der Harnblase vorkommen kann und anatomisch dadurch charakterisiert ist, daß sich die kranke Schleimhautstelle mit einer gelbgrauen, anfänglich fest aufsitzenden Membran oder Haut (daher der Name) überzieht.
Indessen genügt die Bildung einer solchen Ausschwitzungsmembran nicht zur Definition des Wesens der Diphtheritis. Bei der diphtheritischen Entzündung ist das Gewebe der Schleimhaut selbst, meist in der ganzen Dicke derselben, schwer erkrankt; die Schleimhaut ist in verschiedenem Grad geschwollen, außerordentlich blutreich, ihr Gewebe mit zahlreichen roten wie weißen Blutkörperchen, welche aus den Blutgefäßen ausgetreten sind, stark infiltriert. Die Schicht der Epithelzellen, welche die freie Schleimhautfläche überzieht, wird entweder frühzeitig abgestoßen, oder sie verschmilzt mit der aus den Blutgefäßen ausgesickerten und auf der Schleimhautoberfläche geronnenen faserstoffigen Exsudatmembran. Leichtere Grade dieser Entzündungsform können sich wohl wieder zurückbilden, ohne augenfällige Spuren zu hinterlassen; in schwereren Fällen aber stirbt die erkrankte
Schleimhautpartie ab, wird in einen feuchten, schmutzig graubraunen Schorf umgewandelt und stellt ein brandiges Geschwür dar, welches sich beim Übergang zur Heilung allmählich reinigt, aber einen Substanzverlust zurückläßt, welcher nur mit Hinterlassung einer Narbe ausheilt. Die Ursachen der Diphtheritis sind noch nicht ganz einwurfsfrei festgestellt, indessen nimmt man mit hoher Wahrscheinlichkeit an, daß die massenhaft an den erkrankten Stellen vorkommenden kleinsten Pilze (Bakterien) die eigentlichen Träger des diphtheritischen Giftes seien. Für diese Deutung spricht das Vorkommen eines sogen. Inkubations- oder Latenzstadiums, d. h. einer mehrtägigen Pause zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, ferner das epidemische Auftreten der Rachendiphtheritis, die notorische Übertragbarkeit sowie der Umstand, daß man durch absichtliche Übertragung der sogen. Diphtheriepilze auf die Schleimhaut (sogar auf die Hornhaut des Auges) von Tieren die Diphtheritis künstlich hervorrufen kann.
Es ist daher die epidemische Diphtheritis des Rachens (brandige Bräune, s. Tafel »Halskrankheiten«; Fig. 5) eine mit Recht gefürchtete, in hohem Grad ansteckende Krankheit, deren Ansteckungskeime von großer Widerstandsfähigkeit sind, wochen- und monatelang angetrocknet liegen können, um dann auf geeignetem Nährboden sofort mit alter Bösartigkeit weiterzuwuchern. Ein kleinster Fetzen der Diphtheritishaut, den der Kranke beim Bepinseln aushustet, kann dem Arzte, der nicht mit größter Sorgsamkeit demselben ausweicht, Auge und Leben kosten, wie zahlreiche traurige Erfahrungen gelehrt haben. Auch diese Ansteckungsfähigkeit kleinster Mengen deutet auf einen parasitischen Ursprung, und wenn die Diphtheritis in milderer Form niemals ausstirbt, dagegen zuweilen sich zu verheerenden Epidemien steigert, so ist auch dieser Wechsel in der Bösartigkeit nur bei der Annahme eines lebenden Kontagiums einigermaßen verständlich (vgl. Mykosen).
Seitdem die Diphtheritis zu Anfang der 60er Jahre unsers Jahrhunderts in unsern Gegenden aufzutreten begann, hat sie allmählich an Ausdehnung und Bösartigkeit stetig zugenommen, und sie ist jetzt als einheimische Epidemie definitiv bei uns eingebürgert. Die Diphtheritis besitzt von allen entzündlichen Krankheiten die größte Sterblichkeitsziffer und fordert die weitaus meisten Opfer im zarten Kindesalter. Die Gesetze, welche den Ausbruch und die Verbreitung dieser Volkskrankheit regeln, kennen wir nicht; es hängen dieselben nicht von den Witterungsverhältnissen ab, sondern die Diphtheritis erhebt sich zu epidemischer Verbreitung im Winter wie im Sommer.
Bei ihrer Verbreitung im Binnenland hält sie sich nicht an die Verkehrswege, auch zeigen die herrschenden Winde keinen Einfluß auf dieselbe. Begünstigt wird in den Städten die Verbreitung der Diphtheritis durch schlechte hygieinische Beschaffenheit der Wohnungen, durch feuchte, verdorbene Luft, besonders in Kellerwohnungen, durch schlechte Nahrung und Unsauberkeit. Die Sterblichkeitszahl betrug nach den Ermittelungen des Gesundheitsamtes vom Jahr 1876 in Augsburg 0,8 Proz. aller Verstorbenen, in Straßburg 0,9, Breslau 1,9, Hannover 2,6, Köln 3,3, Stettin 4,1, Quedlinburg 7,3, Nordhausen sogar 12 Proz.
Der Verlauf der Rachendiphtheritis beginnt gewöhnlich mit unbedeutendem Frösteln, Mattigkeit, Mangel an Appetit, selten mit einem Schüttelfrost. Die Kranken klagen dabei über Schlingbeschwerden, welche anfangs nicht eben sehr lästig sind. Untersucht man jetzt die Schleimhaut des Rachens und des Gaumens, so findet man sie bereits stark gerötet und mit weißgrauen Flecken oder zusammenhängenden Membranen überzogen; auch entdeckt man am Hals einige angeschwollene Lymphdrüsen.
Dies sind schlimme Zeichen, welche eine schwere und gefährliche Krankheit erwarten lassen, auch wenn kein Fieber vorhanden ist und die Patienten bisher sich verhältnismäßig so wohl fühlten, daß sie kaum im Bett bleiben mögen. Hatte die Krankheit einen stürmischen Anfang mit einem Frostanfall und Erbrechen genommen, so pflegt auch der weitere Verlauf derselben ein schwerer zu sein. Allerdings erreichen weder die Schlingbeschwerden noch das Fieber in der Regel einen besonders hohen Grad; aber die Kranken sehen blaß und eingefallen aus, die Augen sind matt, der Puls ist klein und sehr frequent, große Hinfälligkeit und Teilnahmlosigkeit für alle Vorgänge in ihrer Umgebung bemächtigt sich der Kranken.
Die Bildung fauliger Geschwüre im Rachen ist mit einem sehr übeln und penetranten Geruch aus dem Mund verbunden; aus dem Mund und nicht selten auch aus der Nase fließt eine mißfarbige, stinkende Flüssigkeit ab. Bei der Untersuchung des Harns findet man denselben sehr häufig reich an Eiweiß. In günstigen Fällen währt der Zustand 2-3 Wochen, dann reinigen sich die Geschwüre, die Gefahr ist vorüber, und es folgt ein oft recht langes Stadium der Rekonvaleszenz. In bösartigen Fällen kann schon nach wenigen Tagen unter den Erscheinungen schnell fortschreitender Erschöpfung, aber meist bei ganz klarem Bewußtsein der Tod eintreten.
Merkwürdigerweise zeigen viele Patienten trotz tief gehender Veränderungen an der Rachenschleimhaut ein kaum gestörtes Befinden, so daß ihr Zustand nicht die geringste Besorgnis zu erregen scheint. Aber gerade solche Patienten erleiden häufig gegen alle Erwartung einen plötzlichen Kräfteverfall und gehen in kürzester Frist zu Grunde. Am gefährlichsten steht es für den Kranken, wenn die Diphtheritis mit Kehlkopfskrupp verbunden ist, und namentlich, wenn die Diphtheritis im Verlauf einer Scharlachepidemie aufgetreten ist. Ist der Tod erfolgt, so findet man am Orte der Erkrankung selbst massenhafte Bakterienhaufen, sehr oft aber solche auch in den Nieren oder der stets geschwollenen Milz, jedenfalls als Zeichen einer schweren Allgemeininfektion parenchymatöse Entzündungen des Herzens, der Nieren und Leber, zuweilen Blutungen der Netzhaut und der Gehirnsubstanz.
Als Nachkrankheiten stellen sich zuweilen Lähmungen ein, allein diese schließen sich niemals unmittelbar an die an, sondern treten erst auf, wenn der ehemalige Patient seit 2-4 Wochen vollkommen genesen zu sein scheint. Am häufigsten werden der weiche Gaumen und die Rachenmuskeln gelähmt, so daß das Schlingen sehr erschwert und die Sprache eine näselnde wird. Hierzu gesellen sich häufig Lähmungen der Augenmuskeln mit Verlust des Akkommodationsvermögens, wobei die Kranken anfangen zu schielen. Auch die Arme oder Füße, namentlich die letztern, werden oft von einer Lähmung betroffen. Es ist noch nicht gelungen, den Zusammenhang dieser Lähmungen mit der Diphtheritis aufzuklären. Übrigens geben diese diphtheritischen Lähmungen eine gute Prognose: sie gehen fast in allen Fällen nach kürzerer oder längerer Dauer vollständig vorüber.
Von großer Bedeutung ist es bei der Diphtheritis, Schutzmaßregeln gegen ihre weitere Verbreitung zu treffen. Nur der Arzt und das Wartepersonal soll sich in der Nähe der an D. Erkrankten aufhalten, alle andern Personen sind zu entfernen, und wenn Kinder im Hause sind, so thut man gut, sie aus dem Ort zu
entfernen, um die Möglichkeit einer weitern Ansteckung abzuschneiden. Die Krankenzimmer müssen wohl gelüftet werden, die Fenster sollten womöglich gar nicht geschlossen werden, und die höchste Sorgfalt muß auf Lüftung und Reinigung aller Räume verwendet werden, in welchen ein Kranker mit Diphtheritis gelegen hat.
Über die Behandlung der Diphtheritis gehen die Ansichten weit auseinander. Die meisten Ärzte huldigen einer lokalen Behandlung der Diphtheritis, indem sie die häutigen Belagmassen von der Schleimhaut abkratzen und die Schleimhaut mit Ätzmitteln bepinseln oder mit dem Ätzstift eingreifend touchieren. Gewöhnlich wird der Höllenstein in Lösung oder Substanz als Ätzmittel benutzt; manche Ärzte geben der konzentrierten Salzsäure, der Chromsäure, dem Liquor ferri sesquichlorati oder andern Ätzmitteln den Vorzug.
Viele erfahrene Ärzte halten dagegen eine solche örtliche Behandlung der Diphtheritis für gänzlich nutzlos und sind nur bestrebt, auf das Allgemeinbefinden kräftigend einzuwirken. Solange wir indessen ein durchschlagendes Mittel nicht haben, scheint es geboten, örtlich die Ausbreitung der Pilze wenigstens nach Möglichkeit zu bekämpfen; möglichst frühzeitig lasse man mit einer angenehm sauer schmeckenden Zitronensäurelösung alle fünf Minuten gurgeln. Nur die dauernde Berührung der Säure gibt Aussicht auf Abschwächung der Diphtheritisorganismen, so daß man bei Kindern die Flüssigkeit, die ohne Schaden verschluckt werden darf, wenigstens 2-3 Tage lang in kurzen Pausen durch Zerstäubung in Mund und Nase an die kranken Flächen zu bringen hat.
Daneben versuche man bei Beginn kalte Umschläge und Eispillen, später, wenn die Eiterung nicht mehr zu hindern ist, warme Breiumschläge um den Hals. Die Hauptaufgabe des Arztes bleibt, die Kräfte des Kranken durch China- und Eisenpräparate, durch Wein und kräftige Nahrung aufrecht zu erhalten. Jede schwächende Behandlung, zumal Blutentziehung, ist unter allen Umständen zu vermeiden, namentlich auch in dem Fall, wenn Krupp des Kehlkopfes zur Diphtheritis hinzutritt, welcher übrigens für sich, am besten durch frühzeitige Tracheotomie, zu behandeln ist. Gegen die diphtheritischen Lähmungen hat man den galvanischen Strom, kalte Douchen, Seebäder etc. empfohlen. Da diese Lähmungen jedoch erfahrungsmäßig von selbst heilen können, so ist es schwer zu sagen, ob jener Behandlung ein erheblicher Einfluß beizumessen ist.
Vgl. Seitz, Diphtheritis und Krupp, geschichtlich dargestellt (Berl. 1877);
Francotte, Die Diphtherie (deutsch, Leipz. 1885);
Schottin, Die diphtheritische Allgemeinerkrankung (Berl. 1885).
Diphtherie der Rinder (bösartiges Katarrhalfieber, akute Kopfkrankheit), durch spezifische Infektion in der Schleimhaut des Schlundkopfes, des Kehlkopfes, der Nasen- und Kieferhöhlen sowie in der Luftröhre und in den Bronchien entstehende exsudative Entzündung, wobei sich Fibrin in größern oder geringern Mengen abscheidet und die Schleimhaut in ihren obern Schichten brandig abstirbt. Mit dieser schweren Störung ist immer eine Blutvergiftung verbunden, durch welche Fieber, Pulsfrequenz, Appetitmangel und große Schwäche verursacht werden.
Regelmäßig stellt sich entzündliche Infiltration der weichen Hirnhaut und infolgedessen starke Benommenheit des Bewußtseins, selbst förmliche Schlafsucht ein. Ebenso konstant ist die Trübung der Augen (Entzündung der Kornea und der Iris). Als Symptome sind außerdem schniebendes Atmen und Unvermögen zum Stehen zu beachten. Die Diphtheritis kommt sporadisch oder in größerer Verbreitung innerhalb eines Viehbestandes vor. Auf andre Tiere oder auf den Menschen ist sie nicht übertragbar. Die Behandlung der ausgebildeten Krankheit ist nur selten von Erfolg. Am meisten hat sich die Applikation von Kalkwasser auf die kranken Schleimhäute des Kopfes und die Einatmung von Kalkdämpfen bewährt. In prophylaktischer Hinsicht ist die sofortige Trennung der kranken von den gesunden Rindern und die Desinfektion des Standorts der kranken Tiere erforderlich.
Diphtherie der Schafe, eine eigentümliche Infektionskrankheit, der vorwaltend die Lämmer unterworfen sind. Als Ursache ist das Betreiben einer Weide, die kurz zuvor mit Jauche gedüngt wurde, bekannt. Die Diphtheritis kann aber auch im Stall durch spezifische Miasmen veranlaßt werden. 3-8 Tage nach der Infektion zeigen die Tiere Fieber, Mangel an Appetit, Rötung der Schleimhäute und Verfall der Kräfte, zuweilen Durchfall. Mit wenigen Ausnahmen gehen die erkrankten Lämmer stets zu Grunde.
Die Sektion ergibt in der Rachenschleimhaut eine ausgebreitete Entzündung mit Ertötung des Epithels und flächenartige Modifikation der obern Schleimhautschicht, zuweilen auch das Vorhandensein tieferer Geschwüre. Die in den andern Organen des Körpers befindlichen Veränderungen haben einen symptomatischen Charakter und stehen mit der Blutvergiftung in ursachlichem Zusammenhang. Von einer Behandlung der kranken Tiere ist kein Erfolg zu erwarten. Es erübrigt daher nur, auf die Entfernung der Krankheitsursachen Bedacht zu nehmen und insbesondere die Lämmerherden nicht auf Weiden gelangen zu lassen, auf welchen kurz zuvor eine Düngung mit Fäkalstoffen, resp. mit Jauche stattgefunden hat.
Diphtherie des Geflügels. Bei Tauben, Hühnern, Pfauen und Puten, aber auch bei Gänsen und Enten kommt die Diphtheritis vor, die sich als eine ansteckende Seuche charakterisiert und zuweilen mehrere Monate in einem Gehöft herrscht. Die Diphtheritis besteht in einer kruppösen (faserstoffigen) Entzündung und oberflächlichen Modifikation der Schleimhäute, vorzugsweise der Maul- und Rachenhöhle und der Augen. Durch Resorption der Krankheitsprodukte vollzieht sich eine eigentümliche Blutvergiftung mit sekundärer Affektion der meisten innern Organe.
Das an D. leidende Geflügel zeigt beschwerliches, von rasselnden und pfeifenden Geräuschen begleitetes Atmen; die Körpertemperatur steigt bis 42° und darüber; vermehrtes Durstgefühl und verminderte Futteraufnahme. Schwer erkrankte Tiere niesen und husten viel. Die Schleimhäute des Mauls und der Nase sind mit kruppösen Exsudaten bedeckt. Nicht selten kompliziert sich das Leiden mit Lungenentzündung und mit kruppöser Darmentzündung. Durchschnittlich erliegen 40 Proz. des Bestandes der Seuche.
Zuweilen verläuft dieselbe günstiger. Bei Vernachlässigung der Behandlung kann der Verlust auf 80 Proz. steigen. Für das Heilverfahren ist die Vernichtung des Infektionsstoffes die Hauptsache. Der Kausalindikation wird entsprochen durch Einrichtung von Kontumazställen, durch schleunige Trennung der gesunden von den kranken Tieren, Vergraben oder Verbrennen der gestorbenen Tiere und sorgfältige Desinfektion der Ställe mit Karbolsäure. Bei den erkrankten Tieren ist die häufige Verabreichung einer 2proz. Alaunlösung oder Tannin in Wasser nützlich. Auch leistet ein Zusatz von Salzsäure zum Trinkwasser gute Dienste. Die faserstoffigen Belege in der Maul- und Nasenhöhle sind behutsam abzustreifen. In geeigneten Fällen ist die Bepinselung der kranken Schleimhäute mit Höllensteinlösung oder Jodtinktur zu versuchen.