bis 1866), ebenso Diodor (zuletzt Par. 1842, 2 Bde.,
u. Leipz. 1866-68, 5 Bde.).
Außerdem besitzen wir von ihm Ausgaben des Malalas (Bonn 1831), »Chronicon paschale« (das.
1832, 2 Bde.),
Pausanias (Par. 1845),
Dio Chrysostomus (Leipz. 1857, 2 Bde.),
Dio Cassius (das. 1863-65, 5 Bde.),
Polybios (das. 1866 bis 1868, 4 Bde.),
der »Historici graeci minores« (das. 1870-71, 2 Bde.),
des Zonaras (das. 1868-1875, 6 Bde.).
Über seine Teilnahme an der Herausgabe von Stephanus' »Thesaurus graecae linguae« s. Dindorf 1).
(spr. -nē, Diné, franz.), das Mittagsessen. In
Frankreich die Hauptmahlzeit des Tags, daher dinieren, zu Mittag speisen. Die Dinerstunde ist in Frankreich zwischen 5 und 7 Uhr,
in späterer Stunde wird das Diner zum Dîner-souper. Im Deutschen versteht man unter Diner ein feierliches Mittagsessen, zu welchem
Gäste geladen sind. Die Dinerstunde (nicht die Stunde des täglichen Mittagsmahls) fällt zwischen 3 und 5 Uhr, sehr selten
später. Die Art und Weise, ein Diner anzurichten, hängt von dem Geschmack des Gastgebers und von der Größe des beabsichtigten
Aufwandes ab. Doch haben sich gewisse Regeln festgestellt, die befolgt werden müssen, wenn ein Mittagsessen
den Namen Diner verdienen will.
Zunächst eine Anzahl von Gängen und zwar mindestens sieben: Suppe, Hors d'œuvre (ein Nebengericht unmittelbar vor oder nach
der Suppe), ein Entrée (Fleischvorgericht), ein Relévés (neues, auf ein andres folgendes, pikantes, den Appetit wieder anreizendes
Gericht), Entremets (eine Zwischenspeise), Braten (rôt) und Dessert. Dazu die entsprechende Folge verschiedener
Weine. Eine neue Einrichtung in Paris sind die Dîners-concerts im Grand Hôtel, künstlerisch ausgeführte Konzerte, während
welcher gespeist wird; auch sind Diners als Vereinigungspunkt geistreicher Leute sehr in die Mode gekommen: les Dîners des
Spartiates, des Éclectiques etc.
(port. Dinheiro), frühere span. Rechnungsmünze von verschiedenem Werte;
der kastilische
Dinero = 0,064 Pfennig.
Als Silberprobiergewicht auch im spanischen Amerika gebräuchlich, = 1/12 Marco = 83,3 Tausendteile.
alles, was sich denken läßt oder Gegenstand des Bewußtseins werden kann, also auch der
reine Begriff;
im engern Sinn ein Begriff, dem Realität, Wirklichkeit zukommt, dann auch das Wirkliche in seiner Unabhängigkeit
vom Denken. In diesem Sinn fragt die Metaphysik, was die Dinge »an sich« sind, u. beantwortet diese Frage auf die verschiedenste
Weise.
(althochd. Ding, mittelhochd. Dinc, nord.
Thing), Volksversammlung der alten germanischen und skandinavischen Völker, in der beraten oder das Recht
gesprochen wurde; auch s. v. w. Gericht, Gerichtsort. Noch jetzt ist in Island Thing gleichbedeutend mit Gerichtssprengel, und
auch sonst kommt das Wort in den skandinavischen Reichen in verschiedener Bedeutung und Zusammensetzung vor, z. B. Storthing,
die norwegische Reichsversammlung; Lagthing, der engere Rat derselben; Folkething, die Zweite, Landsthing,
die Erste Kammer in Dänemark.
Echtes Ding nannte man eine Hauptversammlung, zu welcher sich alle Dingpflichtigen, d. h.
alle Freien, einfinden mußten, während beim Nachding nur die Beteiligten erschienen.
Ungebotenes Ding war die regelmäßige
Versammlung, welche fast allenthalben dreimal des Jahrs (die Hauptversammlung fiel in den Herbst: Herbstding)
nach vorhergegangener Auslegung, d. h. Ladung, gehegt, d. h. gehalten wurde; außerdem fanden noch außerordentliche Dinge
statt, zuweilen auch Botdinge genannt, obwohl dieser Ausdruck gewöhnlich s. v. w. Bußding, d. h. eine solche Versammlung,
welche bei Strafe besucht werden mußte, bedeutet.
Der Dingplatz, die Dingstätte, war in den ältesten Zeiten ein ehemaliger Opferplatz unter freiem Himmel,
auf einem Hügel oder unter heiligen Bäumen. Die Fürsten hatten ihren Platz auf einem Stein (Dingstein); ihn umstanden die
Männer, mit Helm und Schwert bewehrt, die Schilde wurden an Bäumen aufgehängt. Die Richter erhielten einen freien Trunk (Bot-,
Boten-, Bodenwein). Im Mittelalter war das Ding nur noch Gericht. Der Ort, wo es gehalten wurde, hieß Dingstuhl
(Dingbank, Dingstatt, Dingstelle) und war zuweilen durch Rolandssäulen ausgezeichnet.
Nach den verschiedenen Distrikten, für welche das Ding zusammentrat, hieß es Landding, Goding (Gauding), Burgding. Eine Gerichtsstelle
für Erbzinsverhältnisse hieß Dinghof (Hubengericht), der Herr eines solchen Dinghofsherr (Dinggraf), der unter Beisitz der
Dinghofsleute (Hubner), d. h. Besitzer von Erbgütern (Dinggüter), selbst Gericht hielt oder durch einen Beamten (Dingvogt) halten
ließ. Der einem Dingstuhl Unterworfene hieß dingstellig, dingpflichtig, die vor denselben gehörige Klage dingstellige Sache
oder Klage, ein dem Gericht Entflohener dingflüchtig. Den Dingstühlen stand Unverletzlichkeit (Dingfriede) zu.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, Kreis Heiligenstadt, am Ursprung der Unstrut
und an den Eisenbahnen Leinefelde-Treysa und Gotha-Leinefelde, auf dem Eichsfeld, hat 3 Kirchen, ein Amtsgericht, Woll- und Shoddyspinnerei,
Wollwaren- und Teppichfabrikation, Gerberei, Ziegelbrennerei und (1880) 3476 Einw. (156 Evangelische).
1) Franz, deutscher Dichter, geb. 30. Juni 1814 zu Halsdorf in Oberhessen, besuchte das
Gymnasium zu Rinteln, studierte 1831-35 Theologie und Philologie in Marburg, ward dann auf kurze Zeit als Lehrer der deutschen
Sprache an der Erziehungsanstalt für junge Engländer zu Ricklingen bei Hannover angestellt, aber schon 1836 an das kurfürstliche
Lyceum zu Kassel berufen. Von hier ward er 1838 nach Fulda versetzt, da man höchsten Orts an seinen poetischen
Bestrebungen Anstoß nahm. Obschon er sich den Aufenthalt in Fulda durch häufige Ferienreisen und fleißige litterarische
Arbeiten erträglich zu machen suchte, so ward ihm weder unter dem Hassenpflugschen Regiment noch in der Enge des Schuldienstes
wohl, und nachdem er mit seinem »Wanderbuch« (Leipz.
1839-43, 2 Bde.),
seinem Roman »Unter der Erde« (das. 1840) und den »Liedern eines
kosmopolitischen Nachtwächters« (Hamb. 1841),
namentlich aber mit den letztgenannten, zu einem gewissen litterarischen Erfolg
gelangt war, nahm er seinen Abschied, ließ sich zunächst, an der Redaktion der »Allgemeinen Zeitung« beteiligt, in Augsburg
nieder, ging dann als Korrespondent derselben nach Paris, London und Wien, verheiratete sich 1843 mit der
berühmten Sängerin Jenny Lutzer (s. unten) und ward vom König von Württemberg mit dem Titel eines Hofrats, später eines Legationsrats,
als Kabinettsbibliothekar berufen. Von 1844 bis 1850 lebte er in Stuttgart; 1851 ward er, nachdem seine
mehr
Tragödie »Das Haus der Barneveldt« ungewöhnliche Wirkung gethan, von König Maximilian II. zum Intendanten des bayrischen Hof-
und Nationaltheaters zu München ernannt. Hier bildete er eins der hervorragendsten Glieder der poetisch-gelehrten Tafelrunde
und der »norddeutschen Kolonie«, welche der König um sich versammelt hatte, erzielte mit seiner Bühnenleitung glänzende
Resultate, unter denen das große, in den Annalen der deutschen Theatergeschichte unvergeßliche Gesamtgastspiel
vom Jahr 1854 in erster Linie stand, zog sich aber den bittersten Haß der ultramontanen bayrisch-nativistischen Partei zu.
Den Intrigen derselben gelang es 1856, seine plötzliche Entlassung zu bewirken. Im nächstfolgenden Jahr schon ward Dingelstedt als
Generalintendant der großherzoglichen Hofbühne nach Weimar berufen, deren Leitung er bis 1867 behielt,
und auf der er nach eigner Bearbeitung den ganzen Cyklus der Shakespeareschen »Historien« zuerst zur Aufführung brachte.
Im Herbst 1867 ward er zum artistischen Direktor des Wiener Hofoperntheaters ernannt, 1872 mit der Direktion des Hofburgtheaters
betraut, die er bis an seinen Tod führte. Er starb 15. Mai 1881 in Wien.
Schon 1867 durch den bayrischen Adel ausgezeichnet, war Dingelstedt vom Kaiser von Österreich 1876 in den Freiherrenstand erhoben worden,
wie es ihm denn das Geschick an äußern Erfolgen und Ehren nicht fehlen ließ. Dingelstedt ist in seinem gesamten Schaffen ein
poetischer Repräsentant der Übergänge, welche von der gestaltlosen Geistreichigkeit der jungdeutschen Belletristik zu einem
kräftig-anschaulichen Realismus, von der rhetorisch-politischen Lyrik zum vollen Lebensbild, zu Gestalten, in denen politische
Leidenschaft lebt, herüberführen. Er nahm als Lyriker seinen Ausgangspunkt zu gleicher Zeit von der naiven subjektiven Lyrik,
deren Töne er, wie seine »Gedichte« (Stuttg.
1845, 2. Aufl. 1858) erweisen, immer wieder zu treffen wußte, und von der politischen Poesie der 40er Jahre, deren Durchschnittsleistungen
er in den heißblütigen, kräftigen und anschaulichen besten »Liedern des kosmopolitischen
Nachtwächters«, in den Meisterstücken: »Aus der Nordsee«, »Die Flüchtlinge« etc.
weit hinter sich ließ. Die Lebensbilder der nichtpolitischen Gedichte, der leidenschaftliche und dabei
plastische und farbenvolle Cyklus »Ein Roman« und die »Bilder aus dem Münchener Totentanz« verraten ein unausgelebtes episches
Talent. Die Gedichtsammlung »Nacht und Morgen« (Stuttg. 1851) schloß sich an die Nachtwächterlieder an, ohne jedoch einen
dichterischen Fortschritt zu bekunden.
Als Erzähler bethätigte sich Dingelstedt durch zwei größere Werke, den schon erwähnten Roman »Unter der Erde«
und »Die Amazone« (Stuttg. 1868, 2. Aufl. 1869),
letzteres ein echt modernes Produkt, welches ein ernstes Problem und tiefe
Empfindungen in keck spielender, frivol-humoristischer Weise behandelt. Unter seinen Novellen, die in verschiedenen Sammlungen,
wie: »Licht und Schatten in der Liebe« (Kassel 1838),
»Frauenspiegel« (Nürnb. 1838),
»Heptameron« (Magdeb.
1841, 2 Bde.),
»Sieben friedliche Erzählungen« (Stuttg. 1844, 2 Bde.),
»Novellenbuch« (Leipz. 1856),
erschienen, sind einzelne, wie: »Das Mädchen von Helgoland«, »Deutsche Nächte in Paris«, von
seltener Farbenfülle und Energie der Darstellung, während viele andre matter und farbloser erscheinen und sich nur durch
größere Schärfe des Stils über gewöhnliche belletristische Produktion erheben. Einen sehr bedeutenden dramatischen Anlauf,
dem er leider keine Folge gab, nahm Dingelstedt mit dem Trauerspiel »Das Haus der Barneveldt« (1850), das noch immer
den besten dramatischen
Dichtungen der Periode nach 1848 hinzugezählt werden muß.
Daß ein Autor von so großer Weltbildung und mannigfachen Lebenserfahrungen, von so ausgeprägter Lust
des Schauens und Schilderns sich in der Wiedergabe äußerlich und innerlich erlebter Dinge mit Glück bewegt, erweisen die
Reiseskizzen »Jusqu'à la mer. Erinnerungen an Holland« (Leipz. 1847),
die Essays seines »Litterarischen Bilderbuchs« (Berl.
1880),
vor allem das prächtige, hochinteressante Fragment einer Selbstbiographie unter dem Titel: »Münchener
Bilderbogen« (das. 1879). Aus seiner langjährigen und erfolgreichen dramaturgischen Thätigkeit
erwuchsen die »Studien und Kopien nach Shakespeare« (Wien 1858),
die Bühnenbearbeitung der Shakespeareschen »Historien« (Berl.
1867, 3 Bde.),
die Übertragung einer Reihe Shakespearescher Dramen (»Der Sturm«, »Was ihr wollt«, »Wie
es euch gefällt«, »Die Komödie der Irrungen«) für die Hildburghäuser Shakespeare-Ausgabe sowie eine
Übertragung von Beaumarchais' »Figaros Hochzeit« (Hildburgh. 1865),
endlich die dramaturgische Studie »Eine Faust-Trilogie« (Berl.
1876). In den Jahren 1859-65 fungierte Dingelstedt als Präsident der Schiller-Stiftung; auch war er Mitbegründer der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft.
Die Ausgabe seiner »Sämtlichen Werke« (Berl.
1877, 12 Bde.) erwies sich als eine vortreffliche
Auswahl.
Vgl. Ad. Stern, Zur Litteratur der Gegenwart (Leipz. 1880);
Rodenberg, Heimaterinnerungen an F. Dingelstedt und Fr. Ötker (Berl.
1882).
2) Jenny, geborne Lutzer, Bühnensängerin, Gattin des vorigen, geb. 4. März 1816 zu Prag, machte ihre Gesangstudien am dortigen
Konservatorium und begann ihre Bühnenlaufbahn, nachdem Ciccimara in Wien ihre musikalische Ausbildung vollendet
hatte, zu Prag im Mai 1832 in der Titelrolle von Rossinis »Fräulein vom See«. Einem Ruf nach Wien Folge leistend, verließ sie
Prag und gehörte bis 1845 (1844 ausgenommen), zur Kammersängerin ernannt, dem Wiener Kärntnerthor-Theater an. Sie erhielt
die für die damalige Zeit ungemein hohe Gage von 16,000 Gulden pro Jahr.
Durch Gastspiele errang sie sich während der Ferien auf den meisten großen Bühnen außerhalb Wiens ebenfalls verdienten Ruhm
und wurde besonders 1842 in London gefeiert. 1843 verheiratete sie sich mit Franz Dingelstedt und zog sich bald darauf von der Bühne
zurück, was in Wien Anlaß gab, ihr zu Ehren eine Medaille zu schlagen. Sie starb in der Nacht vom 2. zum 3. Okt. 1877 in
Wien. Das Beste, was sie als Sängerin leistete, war die Prinzessin in »Robert der Teufel« und die Königin in den »Hugenotten«,
wenn auch im allgemeinen die Rollen heitern Genres ihrem Künstlernaturell besser zusagten als die der
großen Oper.