Dimorphe
Körper zeigen in beiden
Formen gewöhnlich abweichende physikalische und chemische
Eigenschaften: verschiedene
Farbe,
Dichtigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen
Chemikalien etc. Die Entstehung der einen oder der andern Kristallform dimorpher
Substanzen
hängt wesentlich von der
Wärme
[* 7] ab: geschmolzener
Schwefel erstarrt monoklinometrisch, kristallisiert
aber aus
Lösungen bei gewöhnlicher
Temperatur rhombisch;
eine
Lösung von kohlensaurem
Kalk gibt bei 100°
Aragonit, bei gewöhnlicher
TemperaturKalkspat etc. Aber auch Beimischungen fremder
Körper bestimmen die Entstehung der einen oder der andern Form.
Arsenige Säure
[* 8] kristallisiert aus saurer oder neutraler
Lösung in
Oktaedern, aus alkalischer in rhombischen
Formen. Kohlensaurer
Strontian bedingt in
Lösungen von kohlensaurem
Kalk die Entstehung von
Aragonit. Die einzelnen
Formen dimorpher
Substanzen scheinen
vorzugsweise bestimmten Temperaturgrenzen zu entsprechen und gehen durch Wärmewirkung ineinander über. Monoklinometrischer
Schwefel wird bei gewöhnlicher
Temperatur undurchsichtig und verwandelt sich in ein
Aggregat rhombischer
Kristalle.
[* 9]
Aragonit zerfällt beim Erhitzen in Kalkspatkristalle. Diese Umwandlung wird beschleunigt durch
Erschütterung, Berührung,
Licht
[* 10] und erfolgt auch durch den Einfluß andrer
Körper (monoklinometrischer
Schwefel wird augenblicklich rhombisch, wenn er
mit gesättigter
Lösung von
Schwefel in
Schwefelkohlenstoff in Berührung gebracht wird). Bei dem Übergang der einen Form
in die andre beobachtet man gewöhnlich lebhafte Wärmeentwickelung, die um so bemerkbarer ist, je plötzlicher
die Umänderung stattfindet; manchmal wird dagegen auch
Wärme gebunden.
In der
Zoologie bezeichnet Dimorphismus die Zwiegestalt der Individuen einer und derselben Tierart. Am allgemeinsten
verbreitet ist der Dimorphismus der
Geschlechter und erreicht häufig einen sehr bedeutenden
Grad. Meistenteils haben
hierbei die Weibchen die jugendliche Gestalt besser beibehalten als die Männchen, doch findet bei parasitisch lebenden
Tieren
oft das Gegenteil statt, wie z. B. nicht selten das Weibchen zu einem festgewachsenen, unförmlichen
Sack wird, indes das Männchen mit
Hilfe seiner
Gliedmaßen frei umherschwärmt. Auch kommt es beiKrebsen
und
Würmern vor, daß ein oder mehrere Männchen als
Schmarotzer auf oder in dem alsdann viel größern Weibchen
hausen. -
Eine andre Art des Dimorphismus hat innerhalb desselben
Geschlechts statt. So gibt es bei einigen
Schmetterlingen und
Käfern zweierlei
durch
Größe, Gestalt und
Farbe verschiedene Weibchen, bei einigen
Krebsen zweierlei Männchen. Auch existiert
Dimorphismus bei
Larven von
Insekten,
[* 11] z. B. bei Schmetterlingsraupen. - Bei dem
Saisondimorphismus treten beide
Geschlechter je nach
Klima
[* 12] und
Jahreszeit in wechselnder Gestalt auf, so daß eine
Winter- und Sommerform, auch wohl noch eine dritte Form unterschieden
werden kann, die man früher für eigne
Arten angesehen hat.
Endlich kommt Dimorphismus auch noch, mit
Heterogonie
(s. d.) verbunden, bei
Blattläusen und Verwandten vor, wo die parthenogenetisch sich fortpflanzenden Weibchen eine andre
Gestalt besitzen als die normalen. Vgl.
Polymorphismus.
(spr. -nāng),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementCôtes du Nord, links an der
Rance, über welche ein prächtiger
Viadukt von 250 m
Länge und 40 m
Höhe mit zehn
Bogen
[* 14] führt, am
Kanal,
[* 15] welcher die
Ille mit der
Rance verbindet, und an einem
Zweig der Westbahn. Auf einem kegelförmigen
Hügel stehen die Überreste eines alten
Schlosses der
Herzöge von
Bretagne. Der Platz
Bertrand du
Guesclins, auf welchem dieser 1359 mit
dem englischen
Ritter Contorbie kämpfte, ist seit 1823 mit einem (schlechten) Standbild des
Helden geziert, während sein
Herz in der
Kirche St.-Sauveur beigesetzt ist.
Die Stadt ist noch zum Teil mit
Mauern,
Türmen und
Thoren umgeben, hat mehrere merkwürdige
Kirchen (St.-Sauveur,
St.-Malo), ein
Collège,
Fabriken für landwirtschaftliche
Instrumente,
Leder,
Thonwaren
[* 16] etc. und (1881) 9830 Einw.
Der
Hafen von Dinan nimmt
Schiffe
[* 17] von 150
Ton. auf. Zur Ausfuhr kommen besonders
Cerealien,
Mehl,
[* 18]
Leinwand,
Holz
[* 19] etc. 1 km von der
Stadt entspringt in einem reizenden
Thal
[* 20] eine eisenhaltige
Mineralquelle (mit Badeanstalt).
[* 21] Dinan wird wegen
seines milden
Klimas, seiner angenehmen Umgebung und des billigen
Lebens jetzt von vielen Engländern bewohnt. 11 km entfernt
liegt der als Fundort römischer
Altertümer interessante
OrtCorseul. Dinan war im
Mittelalter Sitz einer Vizegrafschaft, die 1280 an
das Herzogtum
Bretagne fiel.
von den Franzosen unter dem Herzog von Nevers im Sturm und wieder 1675 von ihnen erobert, dann 1703 nebst dem nahen Bouvignes
geschleift und von Jourdan abermals genommen und wieder geschleift. Die jetzigen Festungswerke wurden seit 1815 errichtet.