I und II kann man auch leicht zur
Deckung bringen, wenn man das eine in der
Ebene verschiebt. Bei I und III ist aber durch
bloße
Verschiebung in der
Ebene keine
Deckung möglich; ein
Wesen, das sich nur zwei Dimensionen vorzustellen vermag, würde
es also für unmöglich halten, die beiden
Dreiecke überhaupt zur
Deckung zu bringen.
Nun wissen wir aber,
daß dies wohl möglich ist, wenn wir nur das eine
Dreieck,
[* 2] etwa III, aus der
Ebene herausdrehen, indem wir beispielsweise
die Seite AB ruhig liegen lassen, die
Spitze C aber in die
Höhe heben und einen
Halbkreis beschreiben lassen, worauf
das
Dreieck wieder in die
Ebene fällt und nun bloß noch gehörig verschoben werden muß. In derselben Verlegenheit wie unsre
hypothetischen zweidimensionalen
Wesen gegenüber den beiden symmetrischen
Dreiecken I und III befinden wir selbst uns angesichts
symmetrischer räumlicher
Objekte, z. B. der beiden unregelmäßigen symmetrischen
Tetraeder der
[* 1]
Fig. 2: obwohl dieselben
in allen
Stücken übereinstimmen, können wir sie doch nicht zur
Deckung bringen, sowenig wie wir den linken
Handschuh an die
rechte
Hand
[* 3] anziehen können.
Könnten wir die Gegenstände aus dem
Raum von drei Dimensionen in den von vier Dimensionen bringen, so würde dies nach dem
Zurückbringen in den dreidimensionalenRaum wohl möglich sein. Auch könnte es als
Beweis für die reale
Existenz der vierten Dimension
[* 4] des
Raums gelten, wenn irgend eine
Operation, die nur im vierdimensionalen
Raum ausführbar ist
wirklich ausgeführt würde. In neuerer Zeit sind diese
Dinge im Zusammenhang mit dem
Spiritismus vielfach besprochen worden.
Zöllner hielt denBeweis für die reale
Existenz der vierten Dimension durch den Amerikaner Slade für
erbracht, während andre die Leistungen Slades in das Gebiet der Taschenspielerei verwiesen.
(Banniza), Getreidemaß in derWalachei, = 85,159
Lit., im Innern des
Landes aber nur halb
so groß, in
Braila= 34,063L., in der
Moldau= 21,755L. (nach deutschen Konsulatsberichten 20,735L.).
(lat.), Verminderung, Verkleinerung; in derMusik eine
Verkürzung der Notenwerte und
zwar in der
Regel auf die Hälfte, besonders in kontrapunktischen
Sätzen als
Nachahmung eines
Themas in
Noten von halbem Wert
beliebt. In der
Mensuralmusik wurde die Diminution oft nicht durch kleinere Notenwerte, sondern durch Veränderung des
Tempos ausgedrückt.
Das älteste Diminutionszeichen ist ein vertikalerStrich durch das Tempuszeichen ^o, ^C. Das ^C haben
wir in ähnlicher Bedeutung noch beim
Allabreve (s. d.). Statt durch den
Strich
bezeichnete man aber die Diminution auch durch die
Zahl 2 oder 3 beim Tempuszeichen, O2, O3, auch wohl durch ^[img] oder ^[img] innerhalb eines Tonstücks; doch war das
dann eigentlich nicht eine Diminution, sondern eine
Proportion (s. d.).
(lat.), »Verkleinerungssilben«,
deren es im
Deutschen zwei gibt, das oberdeutsche »lein«, in
Dialekten le, l oder lî (z. B. Häuslein, schwäbisch Häusle,
fränkisch Häusl, schweizerisch Hüeslî),
und das ursprünglich niederdeutsche, jetzt aber in der hochdeutschen Schriftsprache
durchaus herrschende »chen«, plattdeutsch »ken«
(z. B. Männchen, Männeken). Die erstere Form kommt hier und da auch
am
Verbum vor (tänzeln, liebeln). Diminutivsilben finden sich fast in allen Sprachstämmen, unter den neuern europäischen
Sprachen besonders häufig im
Italienischen und in den slawolettischen
Dialekten. Die mit Diminutivsilben gebildeten
Wörter heißen Diminutiva.
(lat., literae dimissoriales oder dimissoriae),
Urkunden, welche bezeugen, daß ein
Geistlicher die
Berechtigung zur Vornahme einer Amtshandlung auf einen andern
Geistlichen überträgt.
Schon das vortridentinische
Kirchenrecht
bestimmte, daß ohne Dimissorialien weder fremde
Geistliche zur Vollziehung geistlicher
Handlungen zugelassen, noch fremde
Parochianen in eine andre
Gemeinde aufgenommen werden sollten. Auch die evangelische
Kirche hält den
Grundsatz fest, daß ein
Pfarrkind eine geistliche Amtshandlung von einem andern
Geistlichen als dem, zu dessen
Parochie es gehört, nur nach Erlangung
eines Dimissoriums von demselben vollziehen lassen darf, daher man mit Dimissoriale vorzugsweise dieUrkunde
bezeichnet, wodurch der zur Entgegennahme des ehelichen
Konsenses berechtigte
Pfarrer diese seine Befugnis einem andern
Pfarrer
überträgt. Das deutsche
Reichsgesetz vom welches die obligatorische
Zivilehe einführte, gestattet in analoger
Weise dem zuständigen Standesbeamten durch schriftliche Ermächtigung die
Übertragung der Befugnis zur Eheschließung auf
einen andern Standesbeamten.
(Wallis),
gemustertes
Baumwollgewebe, dessen
Muster aus Köperstreifen gebildet sind, die auf der rechten Seite etwas erhaben
erscheinen, weil zur
Kette etwas stärkere
Fäden genommen werden als zum
Einschlag. Diese
Zeuge, welche die feinste
Sorte des
Barchents bilden, kommen weiß, farbig gestreift, auch bunt gefärbt vor. Geschnürter Wallis
besitzt feine
Streifen, die nur drei
Kettenfäden enthalten. Man verwendet den Dimity vornehmlich zu
Negligee- und Unterkleidern.
die von
Mitscherlich zuerst beobachtete
Eigenschaft gewisser
Substanzen, in zwei nicht aufeinander zurückführbaren Kristallformen
auftreten zu können. Die meisten kristallisierbaren
Körper können zwar mehr als eine Gestalt annehmen,
einige sogar sehr viele; allein alle diese Gestalten können aus einer einzigen
Grund- oder Stammform abgeleitet werden. Die
zahlreichen
Formen des
Kalkspats gehören sämtlich dem hexagonalen Kristallsystem an und sind von demselben
Rhomboeder ableitbar.
Der
¶
Dimorphe Körper zeigen in beiden Formen gewöhnlich abweichende physikalische und chemische Eigenschaften: verschiedene Farbe,
Dichtigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien etc. Die Entstehung der einen oder der andern Kristallform dimorpher Substanzen
hängt wesentlich von der Wärme
[* 11] ab: geschmolzener Schwefel erstarrt monoklinometrisch, kristallisiert
aber aus Lösungen bei gewöhnlicher Temperatur rhombisch;
eine Lösung von kohlensaurem Kalk gibt bei 100° Aragonit, bei gewöhnlicher
TemperaturKalkspat etc. Aber auch Beimischungen fremder Körper bestimmen die Entstehung der einen oder der andern Form.
Arsenige Säure
[* 12] kristallisiert aus saurer oder neutraler Lösung in Oktaedern, aus alkalischer in rhombischen Formen. Kohlensaurer
Strontian bedingt in Lösungen von kohlensaurem Kalk die Entstehung von Aragonit. Die einzelnen Formen dimorpher Substanzen scheinen
vorzugsweise bestimmten Temperaturgrenzen zu entsprechen und gehen durch Wärmewirkung ineinander über. Monoklinometrischer
Schwefel wird bei gewöhnlicher Temperatur undurchsichtig und verwandelt sich in ein Aggregat rhombischer
Kristalle.
[* 13]
Aragonit zerfällt beim Erhitzen in Kalkspatkristalle. Diese Umwandlung wird beschleunigt durch Erschütterung, Berührung,
Licht
[* 14] und erfolgt auch durch den Einfluß andrer Körper (monoklinometrischer Schwefel wird augenblicklich rhombisch, wenn er
mit gesättigter Lösung von Schwefel in Schwefelkohlenstoff in Berührung gebracht wird). Bei dem Übergang der einen Form
in die andre beobachtet man gewöhnlich lebhafte Wärmeentwickelung, die um so bemerkbarer ist, je plötzlicher
die Umänderung stattfindet; manchmal wird dagegen auch Wärme gebunden.
In der Zoologie bezeichnet Dimorphismus die Zwiegestalt der Individuen einer und derselben Tierart. Am allgemeinsten
verbreitet ist der Dimorphismus der Geschlechter und erreicht häufig einen sehr bedeutenden Grad. Meistenteils haben
hierbei die Weibchen die jugendliche Gestalt besser beibehalten als die Männchen, doch findet bei parasitisch lebenden Tieren
oft das Gegenteil statt, wie z. B. nicht selten das Weibchen zu einem festgewachsenen, unförmlichen
Sack wird, indes das Männchen mit Hilfe seiner Gliedmaßen frei umherschwärmt. Auch kommt es bei Krebsen
und Würmern vor, daß ein oder mehrere Männchen als Schmarotzer auf oder in dem alsdann viel größern Weibchen hausen. -
Eine andre Art des Dimorphismus hat innerhalb desselben Geschlechts statt. So gibt es bei einigen Schmetterlingen und Käfern zweierlei
durch Größe, Gestalt und Farbe verschiedene Weibchen, bei einigen Krebsen zweierlei Männchen. Auch existiert
Dimorphismus bei Larven von Insekten,
[* 15] z. B. bei Schmetterlingsraupen. - Bei dem Saisondimorphismus treten beide Geschlechter je nach Klima
[* 16] und Jahreszeit in wechselnder Gestalt auf, so daß eine Winter- und Sommerform, auch wohl noch eine dritte Form unterschieden
werden kann, die man früher für eigne Arten angesehen hat.
Endlich kommt Dimorphismus auch noch, mit Heterogonie
(s. d.) verbunden, bei Blattläusen und Verwandten vor, wo die parthenogenetisch sich fortpflanzenden Weibchen eine andre
Gestalt besitzen als die normalen. Vgl. Polymorphismus.