(griech. Dikasterion), bei den alten Griechen
Name für
Gerichtshof, besonders Spruchgericht. Außer dem
Areopag, dem ältesten und angesehensten,
gab es in
Athen
[* 11] anfangs noch vier »Blutgerichtshöfe« mit Kollegien von 51 Mitgliedern,
die unter dem Vorsitz des Archon
Basileus über
Totschlag, Anstiftung zum
Mord u. dgl. aburteilten.
Nach Einführung des
Geschwornengerichts
(Heliäa) durch
Solon wurden zehn Dikasterien in der Stadt
Athen errichtet, in welchen
Geschworne (die Zahl derselben schwankte nach der Bedeutung des vorliegenden
Falles zwischen 200 und 2000) unter dem Vorsitz
der sechs untern
Archonten
(Thesmotheten) zu
Gericht saßen.
Jeder
Geschworne wurde durch dasLos einem bestimmten Dikasterium zugewiesen und erhielt seit
Perikles als
Entschädigung
den sogen. »Richtersold« (Dikastikon Misthos),
bestehend aus ursprünglich 2, später 3 Obolen (= 40
Pfennig) für den Sitzungstag, ausbezahlt. Die
Athener lagen dem Geschwornendienst
mit leidenschaftlichem
Eifer ob, weshalb sie
Aristophanes in den
»Wespen« und andern
Komödien verspottet.
Seit dem
Mittelalter verstand man unter Dikasterium ein Richterkollegium, welches keine bestimmte
Gerichtsbarkeit über einen gewissen
Bezirk hatte, sondern bloß im Auftrag und auf Ersuchen andrer
Gerichte oder von
Privatpersonen rechtliche
Entscheidung erteilte.
InDeutschland
[* 12] bestanden als Dikasterien früher zahlreiche Schöffenstühle und Juristenfakultäten.
Dikasterialtafel, in
Ungarn
[* 13] eine Gerichtsstelle, an welche vom
Komitat appelliert wird.
(griech.), eine von v.
Hagenow angegebene Art
Camera lucida
[* 14] zum Nachzeichnen von Naturkörpern in natürlichen,
verkleinerten oder vergrößerten
Dimensionen.
eine der
Horen
[* 15] (s. d.), die Tochter des
Zeus
[* 16] und der
Themis, zeigt nach Hesiod
ihrem
Vater alle Unthaten der
Menschen, namentlich Rechtsverletzungen von seiten der
Richter, an und verfolgt selbst die Missethäter,
obschon in
Nebel gehüllt und mit
Thränen in den
Augen. Bei den Tragikern ist Dike oft nur die
Personifikation des
Rechts und erscheint
auch wohl bewaffnet mit einem
Netz oder mit einer
Keule oder mit einem
Schwert, stets als unbeugsames, streng
strafendes
Wesen, häufig zusammengestellt mit der Rachegöttin.
Äschylos schildert, wie sie das von der Aisa
(»Schicksal«) geschärfte
Schwert in des Frevlers
Brust stößt, und wie sie, wenn
auch spät, doch sicher mit der Poine
(»Vergeltung«) in des Missethäters
Wohnung dringt. Sinnig nennt
Pindar als Tochter der Dike die Hesychia
(»Ruhe, Sicherheit«). In der Folgezeit ward sie mit
Asträa (s. d.) identifiziert und
auch als Belohnerin des
Guten verehrt. An dem berühmten
Kasten des
Kypselos war Dike abgebildet als ein schönes weibliches
Wesen,
das ein andres häßliches, die Adikia (»Ungerechtigkeit«),
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mehr
würgend fortzieht und schlägt. Derselbe Gegenstand hat sich auf einem griechischen Vasenbild gefunden.