150 Schw.), Braunschweig (1870, 42 Schw.), Frankfurt a. M. (1870, 64 Schw.), Flensburg (1874, 76 Schw.), Berlin (Paul Gerhardt-Stift,
1876, 55 Schw.), Sarata in Südrußland (1867, 21 Schw.), Nowawes bei Potsdam (Oberlinhaus), Gallneukirchen in Oberösterreich,
Stettin (Stift Salem), Hamburg (Bethlehem), Arnheim und Philadelphia in Nordamerika. Das Diakonissenhaus in Kaiserswerth besaß 1885: 693 auf 200 Arbeitsfeldern
thätige Schwestern. Die Gesamteinnahme der Mutterhäuser außer den sechs zuletzt genannten betrug 1883: 5,607,886 Mk.
Auch gehören hierher die Schwestern der Barmherzigkeit (sisters of mercy) in Davenport und Plymouth und das Haus der Barmherzigkeit
in Clever bei Windsor.
Vgl. Schäfer, Die weibliche Diakonie (Hamb. 1880, 3 Bde.).
Athanasios (eigentlich der Diakonus A.), griech. Freiheitskämpfer und Geistlicher, geb. 1788, war der erste
Palikare des Odysseus (s. d.), wurde 1820 von den Truppen als dessen Nachfolger zum Armatole von Livadia ernannt, war Anfang 1821 erster
Führer des griechischen Aufstandes in Osthellas, fiel in Alamana bei Thermopylä in die Gefangenschaft
des Omer Bryonis und wurde, als er den Übertritt zu den Türken zurückwies, grausam getötet.
Sein Tod ward in den Volksliedern
gefeiert und auch dramatisch bearbeitet.
(Deakovár, Djakovo), Markt im slawon. Komitat Veröcze, Sitz eines katholischen Bischofs, mit schöner
Kathedrale, bischöflichem Seminar, Frauenkloster, (1881) 3755 Einw., lebhaftem Handel, Weinbau und Bezirksgericht.
Zeichen, Schriftzeichen, welche einesteils die richtige Aussprache der Wörter (wie z. B. im Hebräischen
der Punkt, welcher das Sin vom Schin unterscheidet), andernteils das Verständnis erleichtern sollen, wie die Interpunktionszeichen,
Klammern etc. In grammatischen Werken werden diakritische Zeichen sehr vielfach
angewandt, um die Aussprache fremdsprachlicher Laute zu bezeichnen;
so wird z. B. das gutturale n des Sanskrits
(vgl. das deutsche n in Ding) mit einem n und Punkt darüber (^ ) ausgedrückt.
(griech., Mundart), provinzielle oder örtliche Abart einer Sprache, wobei die Verschiedenheit aber nicht so
weit gehen darf, daß die gegenseitige Verstehbarkeit aufhört; denn tritt dies ein, so wird der Dialékt zur
besondern Sprache. Freilich ist die Grenze zwischen Sprache und Dialékt oft schwer zu ziehen; so ist das Niederländische ursprünglich
vom Deutschen nicht stärker verschieden als die plattdeutschen Dialekte, wird aber doch der politischen und litterarischen
Selbständigkeit der Holländer wegen als besondere Sprache angesehen. In gewissem Sinn kann man sagen,
daß Dialekte überall früher da sind als Sprachen,
d. h. die sprachliche Zersplitterung ist um so größer, je geringer
die Kultur ist, und eine Spracheinheit auf einem größern Gebiet entsteht erst da, wo sich ein Kulturmittelpunkt gebildet
hat.
Daher findet sich bei unzivilisierten Völkern oft eine unverhältnismäßig große Menge von Dialekten;
so sprachen z. B. die etwa 50 Individuen, die vor einigen Jahrzehnten von der Urbevölkerung
Tasmanias noch übrig waren, vier verschiedene Dialekte, in denen so gewöhnliche Begriffe wie »Auge«, »Hand« u. dgl. durch verschiedene
Wörter ausgedrückt wurden. Ebenso befördern Wanderungen und Isolierung in Bergländern oder auf Inseln
die Ausbildung von Dialekten (s. Sprache und Sprachwissenschaft). Wo eine Schriftsprache entsteht, da werden die Dialekte immer
mehr zurückgedrängt, kommen aber manchmal infolge politischer oder sozialer Umwälzungen wieder plötzlich an die Oberfläche.
So haben sich nach der Völkerwanderung die romanischen Sprachen gebildet, nicht aus der lateinischen Schriftsprache, sondern
aus den alten lateinischen Volksdialekten, dem sogen. Vulgärlatein.
Auch ohne solche gewaltsame Umwälzung wird die Schriftsprache häufig durch die Dialekte beeinflußt, indem durch den Prozeß
der von Müller sogen. dialektischen Wiedererzeugung veraltete Formen und Wörter der Schriftsprache durch andre, aus dem frischen
Quell des Dialekts genommene ersetzt werden. Aus diesen Gründen ist es ein Zeichen oberflächlicher Auffassung,
die Dialekte als bloße »Patois« für der Beachtung unwert zu halten; sie empfehlen sich vielmehr der emsigen Durchforschung
des Gelehrten (J. Grimm, A. Schmeller, R. Weinhold) wie der künstlerischen Handhabung von seiten des Dichters (R. Burns, Jasmin,
Hebel, F. Reuter, die altgriechischen Dialektdichter, wie Sappho, Anakreon etc.). Über die deutschen Dialekte
s. Deutsche Sprache.
(griech.), eigentlich die Kunst der Unterredung und Gesprächsführung; in dem Sprachgebrauch der Philosophie
anfangs die Kunst eines regelmäßigen wissenschaftlichen Verfahrens mit Begriffen, also s. v. w. Logik. Allmählich bildete
sich aber der Sprachgebrauch dahin um, daß man unter Dialéktik die Kunst des logischen Scheins, die Fertigkeit,
den Gegner durch die falsche Anwendung logischer Formen, versteckte Fehlschlüsse etc. zu täuschen, verstand. So wurde die
Dialéktik von den Sophisten geübt.
Der Erfinder der Dialéktik als Unterredungskunst soll Zeno sein. Nach ihm haben sie Platon und Aristoteles, jeder nach eigner Ansicht,
bestimmt; jenem ist sie die Methode des höchsten spekulativen Denkens, welches seinen Gegenstand in reinen
Begriffen vollständig durchdringt, diesem die Kunst, einen Gegenstand durch Denken von allen Seiten zu betrachten, in welchem
Sinn sie vorzüglich bei den Scholastikern gelehrt wurde. In der neuern Philosophie, namentlich bei Hegel, hat der Begriff der
Dialéktik und des Dialektischen die Bedeutung des Ausdrucks für die angeblich allein wissenschaftliche, dem
Gegenstand der Erkenntnis selbst immanente Methode erhalten. Dialéktik ist ihr zufolge die Aufzeigung der dem Gegenstand selbst innewohnenden
Widersprüche, kraft deren alles Endliche in sein eignes Gegenteil umschlägt, um sich aus dieser Diremtion zu einer höhern,
reichern Einheit wieder zusammenzufassen. Das Dialektische steht in der Mitte zwischen dem abstrakt Verständigen,
welches an der festen Bestimmtheit der Begriffe festhält, und dem wahrhaft spekulativen Denken, welches die Einheit des Entgegengesetzten
als das Affirmative, das in ihrer Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist, auffaßt. Im
mehr
gewöhnlichen Sprachgebrauch versteht man unter Dialéktik in guter Bedeutung die angewandte Logik, in übler die sophistische Disputierkunst.