mehr
anfangende Linie), so hat man ein sehr anschauliches Bild des Kontrastes zwischen den jährlichen Temperaturschwankungen im Innern eines großen Kontinents (Jakutsk) und am Meer (Söndmör).
Statt die Temperaturen in der Mitte zwischen je zwei Vertikallinien anzugeben, kann man sie auch, ohne etwas Wesentliches zu ändern, auf diesen Linien selbst abtragen. In ganz ähnlicher Weise lassen sich auch andre meteorologische, physikalische, chemische, statistische und ähnliche Verhältnisse durch ein Diagramm anschaulich machen. Man trägt dann immer eine gewisse Größe (die Zeit, Temperatur etc.) als Abscisse ab, während die zugehörigen Werte der von ihr abhängigen Größe die Ordinaten bilden, deren Endpunkte man durch eine Kurve verbindet.
Dies Verfahren ist oft das zweckdienlichste Mittel, Ordnung und Übersicht in die Fülle erfahrungsmäßig gefundener Zahlenwerte zu bringen. Solche Diagramme gestatten häufig noch weitere Schlüsse. Bei dem Diagramm, welches z. B. der Indikator [* 2] (s. d.) einer Dampfmaschine [* 3] aufzeichnet, sind die Abscissen proportional dem Weg des Kolbens; die Ordinaten der Kurve aber geben den in jedem Punkte dieses Wegs im Cylinder herrschenden Dampfdruck an; die Fläche zwischen Abscissenachse und Kurve ist dann der vom Dampf [* 4] geleisteten Arbeit proportional.
Stellt man irgend eine Bewegung graphisch dar, indem man als Abscissen die Zeit, als Ordinaten die Geschwindigkeiten aufträgt, so drückt die Fläche zwischen Abscissenachse und Kurve den zurückgelegten Weg aus, und wenn man an irgend einem Punkt eine Tangente an die Kurve legt, so ist die trigonometrische Tangente des Winkels, den diese mit der Abscissenachse einschließt, die Beschleunigung. In manchen Fällen, namentlich in der Meteorologie bei Darstellung der Verteilung des Windes auf die einzelnen Himmelsrichtungen, gibt man dem Diagramm eine andre Anordnung: Ist z. B. an einem Ort bei täglich dreimaliger Beobachtung der Windfahne im Lauf eines Monats N. 3mal, O. 8-, S. 16-, W. 7-, NO. 8-, SO. 5-, NW. 5-, SW. 15-, NNO. 2-, NNW. 3-, SSO. 1-, SSW. 5-, ONO. 3-, OSO. 5-, WNW. 2 und WSW. 5mal beobachtet worden, so kann man dies bildlich darstellen, indem man in einem Kreis [* 5] acht Durchmesser zieht, die den 16 Richtungen der Windrose entsprechen [* 1] (Fig. 2, wo aber nur zwei Durchmesser, von den andern bloß die Endpunkte angegeben sind).
Auf jedem Halbmesser trägt man dann vom Mittelpunkt aus so viel gleichgroße Teile ab, als die Zahl der Beobachtungen ist, welche auf die betreffende Windrichtung kommt. Die Endpunkte (denen in der [* 1] Figur die Zahlen beigeschrieben sind) werden hierauf geradlinig verbunden. Die [* 1] Figur (in welcher auf dem nach S. gerichteten Halbmesser auch der Maßstab [* 6] angegeben ist) zeigt uns, namentlich wenn wir sie durch Schraffieren besser sichtbar machen, sehr deutlich das Vorherrschen der Winde [* 7] aus dem Quadranten von S. nach W.
Vgl. auch Statistische Darstellungsmethoden. - Diagramm des Hipparchos, die Zeichnung des Standes der Sonne, [* 8] des Mondes und der Erde bei Finsternissen, nebst den dazu gehörigen Linien, durch welche Hipparchos (s. d.) die Entfernung der Sonne und des Mondes von der Erde sowie die Parallaxe [* 9] dieser beiden Himmelskörper zu finden lehrte. - In der Musik bezeichnete man mit Diagramm ehedem sowohl die Partitur als eine ausgeschriebene Stimme, bisweilen auch das Liniensystem. - Über Blütendiagramme s. Blüten.
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Temperaturkurven. 2. Windrichtungsdiagramm]