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Dampfschiffe zerfallen ihrer Gattung nach in 605 Schrauben-, 44 Räderdampfschiffe und 1 Hydromotor. Das Verhältnis der Schraubendampfer zu den Räderdampfern stellt sich für das gesamte deutsche Küstengebiet wie 92,69 zu 7,31. Von den am nachgewiesenen Segelschiffen waren 181 von Eisen [* 2] und 3417 von Holz [* 3] erbaut, bei 8 Schiffen war das Hauptmaterial Holz und Eisen; von den gleichzeitig vorhandenen 650 Dampfschiffen waren 639 von Eisen und 11 von Holz erbaut.
Als Heimatshäfen für die deutsche Handelsflotte werden 265 Plätze nachgewiesen, von welchen 58 dem Ostseegebiet und 207 dem Nordseegebiet angehören; die wichtigsten derselben sind: Hamburg [* 4] mit 477, Bremen [* 5] mit 335, Rostock [* 6] mit 306, Stralsund [* 7] mit 212, Barth mit 189, Stettin [* 8] mit 155, Brake mit 121, Elsfleth mit 108, Papenburg [* 9] mit 111, Danzig [* 10] mit 104, Kiel [* 11] mit 70, Memel [* 12] mit 60, Rendsburg [* 13] mit 61, Emden [* 14] mit 57 Schiffen etc. Der Schiffsverkehr in den Seehäfen des Deutschen Reichs im J. 1884 bezifferte sich auf 124,897 ein- und ausgegangene Schiffe [* 15] mit einer Ladungsfähigkeit von 20,867,875 Registertonnen; mitgerechnet sind hierbei 2646 Schiffe von 223,099 Registertonnen, welche nicht zu Handelszwecken die deutschen Häfen besuchten. An diesem Verkehr sind Schiffe fremder Flagge in bedeutendem Maß beteiligt, hinsichtlich der Gesamtladefähigkeit übertrifft der Verkehr derselben sogar denjenigen der deutschen Schiffe; doch ist in dieser Beziehung während der sechs Jahre 1879-84 eine nicht unwesentliche Veränderung zu gunsten der deutschen Flagge eingetreten.
Während nämlich im J. 1879 die Beteiligung der deutschen Schiffe dem Tonnengehalt nach sich auf 44,9 Proz., diejenige der fremden Schiffe auf 55,1 Proz. berechnete, stellte sich im J. 1884 der Anteil der erstern auf 49,4 Proz. und derjenige der letztern auf 50,6 Proz., d. h. die Überlegenheit der fremden Flagge, welche sich im ersten Jahr dieser sechsjährigen Periode dem Raumgehalt nach auf 10,2 Proz. bezifferte, hat sich am Ende dieses Zeitraums bis auf 3,6 Proz. verringert. Auch der Zahl der Schiffe nach hat der Anteil der deutschen Flagge im Lauf der sechsjährigen Periode zugenommen.
Unter den Seeplätzen Deutschlands [* 16] nehmen Hamburg und Bremen, bez. Bremerhaven die ersten Stellen ein; beide vermitteln hauptsächlich den Verkehr mit England und den außereuropäischen Plätzen und unterhalten zahlreiche Dampfschiffslinien; über beide geht auch der Hauptstrom der Auswanderung. Dem Raumgehalt der verkehrenden Schiffe nach steht Hamburg mit einem solchen im J. 1884 von 7,340,614 Registertonnen an der Spitze, dann folgen Stettin mit einem solchen von 2,053,343, Bremerhaven mit 1,958,380, Neufahrwasser mit 1,197,112, Kiel mit 960,331, Lübeck [* 17] mit 866,708, Königsberg [* 18] mit 766,259, Swinemünde mit 504,938, Geestemünde mit 469,741, Memel mit 383,806, Altona [* 19] mit 357,160, Pillau mit 327,722, Flensburg [* 20] mit 244,332, Bremen mit 189,167 Registertonnen etc. Die Zusammenstellung der Seereisen deutscher Schiffe gibt einen Nachweis über die Thätigkeit der deutschen Kauffahrteiflotte im Verkehr der deutschen Häfen unter sich, zwischen diesen und dem Ausland und zwischen außerdeutschen Hafenplätzen.
Die Gesamtzahl der von deutschen Schiffen im J. 1884 gemachten Seereisen beträgt 66,711, der entsprechende Raumgehalt 17,017,557 Registertonnen. Die größte Zahl der Reisen deutscher Schiffe zwischen deutschen und fremden Häfen entfällt auf den Verkehr mit Großbritannien [* 21] und Irland (5170 Fahrten), dann folgen der Zahl nach die Reisen zwischen Deutschland [* 22] und Dänemark [* 23] (5165), Rußland an der Ostsee (2304), Schweden [* 24] (1761), den Vereinigten Staaten [* 25] von Nordamerika [* 26] am Atlantischen Meer (1055), Norwegen (952), den Niederlanden (374), Belgien [* 27] (303), Frankreich am Atlantischen Meer (278), Helgoland [* 28] (229), Brasilien [* 29] (210), Italien [* 30] und Malta (135), den Westindischen Inseln (85 Fahrten) etc. Legt man den Tonnengehalt der an den Reisen zwischen deutschen und außerdeutschen Häfen beteiligten Schiffe als Maßstab [* 31] an, so tritt an die erste Stelle der Verkehr mit Großbritannien und Irland, an die zweite derjenige zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika am Atlantischen Meer, dann folgen der Reihe nach der Verkehr mit den russischen Ostseehäfen, der mit Dänemark, Schweden, Brasilien, Belgien, Italien und Malta, Frankreich am Atlantischen Meer, den La Plata-Staaten, den Niederlanden, den Westindischen Inseln, Ostindien [* 32] mit den indischen Inseln, Norwegen und Chile. [* 33]
Der deutschen Binnenschiffahrt dienen Wasserstraßen in einer Länge von 12,441,1 km, davon können mit einem Tiefgang von 1,50 m 2139,2 km, mit einem Tiefgang von 1 m 4623,6 km, mit einem Tiefgang von 0,75 m 2325,4 km und mit einem Tiefgang unter 0,75 m 3352,9 km befahren werden. Am längsten ist die schiffbare Strecke im Flußgebiet des Rheins mit 2789,8 km, dann folgt das Elbgebiet mit 2606,6, das Odergebiet mit 1802,5, das Wesergebiet mit 1175,4, das Donaugebiet mit 746,8, das Emsgebiet mit 466,4, die Küstengewässer der Ostsee westlich der Oder mit 445,4, die ostfriesischen Kanäle mit 441,5, das Weichselgebiet mit 438,1, das Pregelgebiet mit 397,2 km etc. Was die Verkehrsverhältnisse anlangt, so hat sich bis zur neuesten Zeit eine Abnahme des Verkehrs nur bei der Weichsel infolge Verminderung des Floßverkehrs und bei der Donau wegen des Mangels fast jeder Regulierung des meist reißenden Oberlaufs derselben ergeben; bei allen andern Wasserstraßen dagegen hat eine recht erfreuliche, auf Rhein, Elbe und Spree sogar sehr beachtenswerte Steigerung des Wasserverkehrs stattgefunden.
Der Anteil der Binnenschiffahrt am deutschen Güterverkehr läßt sich im ganzen nicht feststellen; dagegen ergibt eine Berechnung des konkurrierenden Güterverkehrs zu Wasser und auf der Eisenbahn an 15 wichtigern Handelsplätzen, nämlich Memel, Tilsit, [* 34] Mannheim, [* 35] Bingen, [* 36] Harburg, [* 37] Hamburg, Heilbronn, [* 38] Mainz-Gustavsburg, Mülhausen [* 39] i. E., Ludwigshafen, [* 40] Passau, [* 41] Koblenz, [* 42] Thorn, [* 43] Dresden [* 44] und Breslau, [* 45] daß der Gesamtverkehr dieser Orte im dreijährigen Durchschnitt 1881-83: 15,641,091 Ton. betrug, wovon auf die Wasserstraßen 6,510,502 T. oder 41,7 Proz. und auf die Eisenbahnen 9,130,589 T. oder 58,3 Proz. entfielen. Der Wasserverkehr zeigte an fast allen Punkten eine steigende Tendenz. Für die Binnenschiffahrt gab es 1883: 18,845 Fluß-, Kanal-, Haff- und Küstenschiffe, davon waren 831 Dampfschiffe;
die Tragfähigkeit war bei 18,372 Schiffen ermittelt und betrug 1,660,371,8 T., darunter 623 Dampfschiffe mit 33,169 T.
Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesen.
Das Eisenbahnwesen ist zwar nicht einheitlich gestaltet, indem 13 deutsche Staaten eigne Bahnen besitzen; dennoch haben mit Ausnahme einiger Lokal- und Industriebahnen sämtliche Bahnen Deutschlands und mit ihnen die Österreichs-Ungarns, der Niederlande [* 46] und Luxemburgs, Russisch-Polens und Rumäniens sowie einige belgische Privatbahnen [* 47] einen gemeinsamen Mittelpunkt in dem 1846 gegründeten Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen unter der Direktion der königlichen Eisenbahndirektion in Berlin. [* 48] Die Gesamtlänge des deutschen Eisenbahnnetzes ¶
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beträgt (1885) 39,081 km. Über die Entwickelung desselben und seinen gegenwärtigen Zustand, die Verwaltungsbehörden etc. s. Eisenbahnen II.
Das Post- und das Telegraphenwesen sind einheitlich organisiert, sie unterliegen der Beaufsichtigung des Reichs; indes finden auf Bayern [* 50] und Württemberg [* 51] auf Grund des Artikels 52 der Reichsverfassung diese Bestimmungen nicht volle Anwendung, indem dieselben getrennte Verwaltungen des Post- und Telegraphenwesens haben. Mit der österreichisch-ungarischen Monarchie ist das Deutsche Reich [* 52] durch den Postvertrag vom und den Telegraphenvertrag vom geeinigt. Am Schluß des Jahrs 1884 betrug die Zahl der Postanstalten im Reichspostgebiet 13,405, in Bayern 1464, in Württemberg 559, zusammen 15,428;
die Einnahmen (inkl. Telegraphie) beliefen sich im Reichspostgebiet auf 158,2 Mill. Mk., in Bayern auf 12,3 Mill. Mk., in Württemberg auf 7,1 Mill. Mk., zusammen auf 177,9 Mill. Mk.;
die Ausgaben auf resp. 137, 11,5 und 6, zusammen 154,5 Mill. Mk. Die eingegangenen Briefsendungen betrugen in demselben Jahr im Reichspostgebiet 1501,8 Mill., in Bayern 178 Mill., in Württemberg 80,2 Mill.;
die eingegangenen Pakete ohne Wert im Reichspostgebiet 74 Mill., in Bayern 9,7 Mill., in Württemberg 4,2 Mill.;
die Briefe und Pakete mit Wertangabe resp. 9,1 Mill., 4,7 Mill., 651,500;
die Anzahl der eingegangenen Postanweisungen betrug resp. 51,7 Mill., 4,9 Mill., 2,7 Mill.;
der Gesamtwertbetrag der Geldsendungen resp. 15,061, 2476,4 und 629,5 Mill. Mk. Am Schluß des Jahrs 1884 betrug die Zahl der Telegraphenanstalten im Reichspostgebiet 10,645, in Bayern 1211, in Württemberg 402;
die Länge der Telegraphenlinien resp. 68,387 km, 8398 km, 2781 km und die Länge der Drähte resp. 243,919 km, 36,788 km, 7304 km. Die Anzahl der im J. 1884 ausgegebenen internen Telegramme (ohne Transit) betrug im Reichspostgebiet fast 11,7 Mill., in Bayern 1,1 Mill., in Württemberg 686,905;
die Zahl der internationalen aufgegebenen Telegramme resp. 2,1 Mill., 117,679 und 52,732 Mk.
Geld- und Kreditwesen.
In sämtlichen deutschen Münzstätten: Berlin (Münzbuchstabe A), Hannover [* 53] (B), Frankfurt [* 54] a. M. (C), München [* 55] (D), Dresden (E), Stuttgart [* 56] (F), Karlsruhe [* 57] (G), Darmstadt [* 58] (H) und Hamburg (J), wurden bis Ende 1885 für 1,928,890,830 Mk. Goldmünzen, für 444,491,484 Mk. Silbermünzen, für 35,159,823 Nickelmünzen und für 9,682,638 Mk. Kupfermünzen geprägt und den einzelnen Bundesstaaten überwiesen:
Doppelkronen | 1445733180 Mark |
Kronen | 455195720 " |
Halbe Kronen | 27961930 " |
Fünfmarkstücke | 71648250 " |
Zweimarkstücke | 102510120 " |
Einmarkstücke | 171131669 " |
Fünfzigpfennigstücke | 71484454 " |
Zwanzigpfennigstücke | 27716991 " |
Zehnpfennigstücke | 23502156 " |
Fünfpfennigstücke | 11657667 " |
Zweipfennigstücke | 6213187 " |
Einpfennigstücke | 3469451 " |
Zusammen | 2418224775 Mark. |
Am waren Reichskassenscheine im Gesamtbetrag von 144,845,570 Mk. vorhanden und zwar 2,524,338 Abschnitte zu 5 Mk., 959,854 Abschnitte zu 20 Mk. und 2,260,536 Abschnitte zu 50 Mk.
Der Gesamtnotenumlauf der 18 Notenbanken, welche in Gemäßheit des § 8 des Reichsbankgesetzes vom zur Ausgabe von Noten berechtigt sind, betrug im J. 1884: 1061 Mill. Mk.; sie hatten bei einem Grundkapital von zusammen 268 Mill. Mk. und einem Reservefonds von zusammen 38 Mill. Mk. an Aktiven 1740 Mill. Mk. und an Passiven 1727 Mill. Mk. Im J. 1885 betrug der Gesamtumsatz der Reichsbank 73,200 Mill. Mk. Banknoten waren durchschnittlich 727 Mill. Mk. im Umlauf und mit 80,57 Proz. durch Metall gedeckt.
Die Grundstücke hatten einen Buchwert von über 19 Mill. Mk., der Reservefonds betrug über 22 Mill. Mk. Die Bilanz der sämtlichen deutschen Banken (ohne Noten- und ohne Hypothekenbanken), nämlich der Diskontogesellschaft in Berlin, des Berliner [* 59] Kassenvereins, von 73 Banken mit Aktienkapital bis 10 Mill., 7 Banken mit Aktienkapital von 10-15 Mill., 14 Banken mit Aktienkapital über 15 Mill., 5 dividendenlosen Banken und 7 Maklerbanken, ergibt pro 1882 folgendes Resultat in Millionen Mark: Aktiva: Aktienkapital 917,1, Kassa 182,8, Wechsel 408,2, Effekten 205,5, Lombard 142,7, Debitoren 841, Immobilien 70;
Passiva: Accepte 285, Kreditoren 510, Depositen 181,5, Reserven 101,8;
Gewinn- und Verlustkonto: Bruttogewinn 110,1, Unkosten 15, Reingewinn 69,9, verteilte Dividende 62,7 oder in Prozenten des Aktienkapitals 6,8 Proz. Bei den 26 deutschen Hypothekenbanken betrug Ende 1882 in Millionen Mark das Aktienkapital 215,3, Reserven 26,3, Bruttogewinn 61,5, Nettogewinn 15,9, verteilte Dividende 13,5 oder 6,24 Proz. des Aktienkapitals. Im J. 1884 gab es im Deutschen Reich 879 Vorschuß- und Kreditvereine mit 451,779 Mitgliedern und 163 Konsumvereine mit 114,423 Mitgliedern.
Zur Vertretung der Interessen von Handel und Gewerbe dienen endlich in Deutschland die Handels- und Gewerbekammern, deren Organisation in den einzelnen Staaten indes noch eine ziemlich verschiedene ist. Während in Preußen, [* 60] Baden, [* 61] Hessen [* 62] nur Handelskammern vorhanden sind, werden die betreffenden Funktionen in Bayern, Sachsen, [* 63] Württemberg, Sachsen-Meiningen durch Handels- und Gewerbekammern wahrgenommen; in einer größern Zahl kleiner Staaten, wie Anhalt, [* 64] Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, [* 65] existiert eine gesetzliche Vertretung des Handels und der Industrie überhaupt nicht; in andern Staaten wieder, wie in den beiden Mecklenburg, [* 66] Oldenburg, [* 67] Sachsen-Koburg-Gotha, wird eine solche Vertretung durch Privatvereine wahrgenommen.
Die Zahl der Handels- und Gewerbekammern in den einzelnen deutschen Staaten verhält sich im übrigen folgendermaßen: Baden 8 Handelskammern, Braunschweig [* 68] 1 Handelskammer, Bremen 1 Handels- und 1 Gewerbekammer, Elsaß-Lothringen [* 69] 4 Handelskammern und 2 Gewerbekammern, Hamburg 1 Handels- und 1 Gewerbekammer, Hessen 6 Handelskammern, Lübeck 1 Handels- und 1 Gewerbekammer, Preußen 79 Handelskammern, unter denen die kaufmännischen Korporationen zu Berlin, Stettin, Magdeburg, [* 70] Tilsit, Königsberg, Danzig, Memel und Elbing [* 71] sowie das Kommerzkollegium zu Altona die Funktionen von Handelskammern übernehmen; Reuß [* 72] ä. L. und Reuß j. L. je 1 Handelskammer, Sachsen 5 Handels- und Gewerbekammern, Sachsen-Meiningen 3 Handels- und Gewerbekammern, Sachsen-Weimar 1 Gewerbekammer, Württemberg 8 Handels- und Gewerbekammern.
Die wichtigsten Seeplätze sind schon oben angeführt. Für den Binnenhandel sind ganz besonders von Bedeutung Berlin, Leipzig [* 73] und Frankfurt a. M.; nächstdem in Norddeutschland Breslau, Magdeburg, Frankfurt a. O., Braunschweig, Köln, [* 74] denen sich für den Export der Erzeugnisse der eignen Fabriken ¶