mehr
Doppelzentner Schaumwein in Flaschen und 50,287 Doppelzentner sonstiger Weine in Flaschen ausgeführt.
[Hopfenbau und Bierbrauerei.]
Hopfen
[* 2] wird in vielen Gegenden
Deutschlands
[* 3] gebaut, nirgends aber besser und mehr als in
Bayern;
[* 4] 1884 nahm
er 46,689
Hektar (davon 26,815 in
Bayern) ein. Das
Produkt der Gegend von
Spalt und
Hersbruck in
Mittelfranken
wird nicht allein über Deutschland,
[* 5] sondern auch ins ferne
Ausland versandt. In der
Provinz
Posen
[* 6] hat die Hopfenkultur ihren
Mittelpunkt
bei
Neutomischel, in
Elsaß-Lothringen
[* 7] bei
Hagenau
[* 8] und
Bischweiler;
[* 9] hier und ebenso in
Baden
[* 10] und
Württemberg
[* 11] nimmt dieselbe zu.
Das Hauptland der Bierproduktion, sowohl in Rücksicht auf die
Menge als auf die
Qualität des Erzeugnisses,
ist
Bayern; daselbst produzierten (nur im Gebiet diesseit des
Rheins) 1882: 5482 Bierbrauereien
(die größten in
München,
[* 12] Regensburg,
[* 13]
Nürnberg,
[* 14]
Augsburg,
[* 15]
Kulmbach) nahe an 12,5 Mill.
hl
Bier. Es spielt daher der
Malzaufschlag in diesem Land in den
Staatseinnahmen
eine ähnliche
Rolle wie die
Branntweinsteuer in
Preußen.
[* 16]
Obgleich die bayrische Bierbrauerei
[* 17] gegenwärtig über ganz Deutschland verbreitet ist, führt dieses Land selbst
doch noch das meiste
Bier aus. Im ganzen Reichssteuergebiet waren im J. 1884/85: 11,537
Brauereien vorhanden, welche über
24,6 Mill.
hl
Bier erzeugten und eine
Steuer von über 19,5 Mill. Mk. entrichteten (s.
Bier);
die gesamte Einfuhr von Bier ins deutsche Zollgebiet betrug 1884: 136,451 Doppelzentner, die Ausfuhr dagegen 1,433,267 Doppelzentner, letztere war seit 1880 um nicht weniger als 367,659 Doppelzentner gestiegen.
Viehzucht.
Im innigsten Verband [* 18] mit dem Landbau steht die Viehzucht. [* 19] Der Wiesenreichtum der deutschen Berg- und Thallandschaften, der Wiesen- und Weidereichtum seiner Hochgebirge, die fetten Wiesgründe seiner Marschen im N., fleißiger Anbau von Klee, Luzerne und andern Futterkräutern machen Deutschland zu einem Land ausgedehntester Zucht des Rindviehs. Für Ostfriesland, die Marschländer an der Nordsee, Mecklenburg, [* 20] Pommern, [* 21] das Frankenland, insbesondere Unter- und Mittelfranken, für das jenseit des Rheins gelegene Glanthal, für die Alpenreviere, vor allen den Algäu, aber auch für Württemberg, die Berglandschaften Thüringens und Hessens ist Rindviehzucht ein Haupterwerb.
Von hier aus wird nicht allein das Binnenland, sondern werden auch Großbritannien [* 22] und Frankreich mit Schlachtvieh versehen, ersteres vor allem über Hamburg [* 23] und Tönning. Aus den Nordseeländern und Mecklenburg geht Butter nicht allein nach England, sondern auch nach überseeischen Ländern, namentlich Südamerika, [* 24] aus dem Algäu Schweizerkäse ins Binnen- und Ausland. Am preußischen Niederrhein deckt die Viehzucht des Landes nicht den Bedarf der dichten Fabrikbevölkerung.
Von den 15,785,322 Stück Rindvieh Deutschlands mit einem Verkaufswert von 3074 Mill. Mk. kommen auf Preußen nach der Viehzählung von 1883: 8,737,199, Bayern 3,037,098, Königreich Sachsen [* 25] 651,329, Württemberg 904,139, Baden 593,526, Elsaß-Lothringen 428,650, Hessen [* 26] 289,105, Oldenburg [* 27] 211,147 etc. Die Ziege ist überall, vor allem in Berggegenden, das Milchvieh des Armen. Auch die Schweinezucht ist überall zu Hause, aber in Westfalen [* 28] und Pommern berühmt.
Ziegen gab es 1883 in Deutschland 2,639,994, Schweine [* 29] 9,205,791. Pommern und Mecklenburg liefern die besten Gänse. Die Pferdezucht [* 30] Deutschlands ist ebenfalls ein wichtiger Gegenstand der deutschen Landwirtschaft: Ostpreußen, [* 31] Schleswig-Holstein, [* 32] Mecklenburg, Oldenburg, Hannover, [* 33] Braunschweig, [* 34] Lippe [* 35] im N., Elsaß-Lothringen, Württemberg und Bayern im S. züchten nicht bloß ihren Bedarf, die östlichen und nördlichen Gestüte liefern sogar den Heeren Frankreichs und Italiens [* 36] Remontepferde; auch die Ausfuhr von Wagen- und Luxuspferden ist nicht gering.
Von den (1883) 3,522,316 Pferden in Deutschland besitzt Preußen 2,417,138, Bayern 356,316, Königreich Sachsen 126,886, Württemberg 96,885, Mecklenburg-Schwerin 88,146, Baden 66,607, Hessen 47,546, Oldenburg 35,977, Elsaß-Lothringen 138,725. Unter den Gestüten erfreut sich besonders das zu Trakehnen in Ostpreußen eines europäischen Rufs. In Deutschland kommen auf 1 qkm 6,5 Pferde, [* 37] 29,2 Stück Rindvieh, 17 Schweine und 4,9 Ziegen; auf 100 Einw. entfallen 7,7 Pferde, 34,5 Stück Rindvieh, 20,1 Schweine und 5,8 Ziegen.
Die Schafzucht ist vorzüglich in den Gebieten des großen Grundbesitzes bedeutend; sie leidet aber gegenwärtig durch die starke Einfuhr von Wolle aus überseeischen Ländern und nimmt infolgedessen immer mehr ab. Von Sachsen aus hat sich zuerst außerhalb Spaniens die Zucht der edlen Merino- (Eskorial-) Rassen in Deutschland Eingang verschafft; später verbreiteten sich die ebenfalls spanischen Negretti vornehmlich von Böhmen [* 38] aus. Aber erst durch die Kreuzung dieser Rassen, die nach 1820 in Schlesien [* 39] zu Kuchelna bei Ratibor [* 40] zu stande kam und die Eskorial-Negrettirasse hervorbrachte, ward die Einführung der edlen Schafe [* 41] allgemein.
Von den 19,185,362 Schafen, welche man 1883 in ganz Deutschland zählte, kommen auf Preußen 14,747,975, Bayern 1,178,270, Königreich Sachsen 149,037, Württemberg 550,104, Baden 131,461, Hessen 101,663, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz 939,097, bez. 188,078, Sachsen-Weimar 145,442, Oldenburg 160,937, Braunschweig 243,935, Anhalt [* 42] 130,610, Elsaß-Lothringen 129,433. Im Anfang der 60er Jahre waren in Deutschland noch ca. 28 Mill. Schafe vorhanden, 1873 war ihre Zahl auf nicht mehr ganz 25 Mill. und 1883 auf nur wenig über 19 Mill. gesunken. Zu Anfang der 60er Jahre kamen in Deutschland auf 1 qkm noch 52 und auf 100 Einw. 73 Schafe, 1883 dagegen auf 1 qkm nur noch 35,5 und auf 100 Einw. nur 42 Schafe.
Die Einfuhr von Schafwolle ist von 687,555 Doppelzentner (1880) auf 1,056,661 Doppelzentner (1884) gestiegen. Die wichtigsten Verkaufsplätze der ausländischen Wolle sind: Hamburg, Bremen [* 43] und Berlin; [* 44]
im übrigen konzentriert sich der Verkauf der deutschen Wollen auf den alljährlichen Wollmärkten, von denen diejenigen zu Breslau [* 45] und Berlin die wichtigsten sind;
auf beiden werden alljährlich noch gegen 50,000 Doppelzentner Wolle umgesetzt.
Die Zahl der Maultiere, Maulesel und Esel in Deutschland ist unbedeutend, sie belief sich 1883 auf 9795, davon 7038 in Preußen, 1511 in Elsaß-Lothringen, 287 in Hessen, 235 in Bayern etc. Die Ein- und Ausfuhr von Vieh im freien Verkehr des deutschen Zollgebiets betrug 1872 und 1884:
Einfuhr (Stück): | Ausfuhr (Stück): | |||
---|---|---|---|---|
1872 | 1884 | 1872 | 1884 | |
Pferde, Esel | 59403 | 74666 | 26713 | 19077 |
Rindvieh | 224722 | 110602 | 248784 | 235889 |
Schafe, Ziegen | 264751 | 77801 | 1243595 | [???] |
Schweine | 988701 | 894152 | 227496 | [???] |
Von nur geringer Bedeutung ist die Seidenweberei in Deutschland, die wichtigen Seidenwebereien der preußischen Rheinlande müssen daher ihren Bedarf an Rohseide aus dem Ausland einführen. Der Import von Rohseide in das deutsche Zollgebiet betrug 1880: 29,038 Doppelzentner und ist 1884 auf 37,763 Doppelzentner gestiegen, während davon im erstern Jahr 8832 ¶
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Doppelzentner, 1884: 10,423 Doppelzentner wieder ausgeführt wurden. Die Bienenzucht [* 47] ist für viele Gegenden von nicht geringer Wichtigkeit, Hannover mit seinen Heiden besitzt allein 172,000 Bienenstöcke. Im ganzen hatten die Bienenstöcke in Deutschland 1883 einen Bestand von 1,911,748, darunter 368,174 mit beweglichen Waben; gegen 1873 hat die Gesamtzahl um 421,736 abgenommen, diejenige der beweglichen Waben aber um 74,351 zugenommen, so daß die Bienenzucht in Deutschland im ganzen einen Rückschritt, die Technik derselben aber einen Fortschritt gemacht hat. Die Bienenzucht wird am stärksten in Norddeutschland gepflegt; in Lüneburg [* 48] kommen mehr als 15 Stöcke auf 100 Einw., während in einigen sächsischen und rheinischen Bezirken nur 1-2, im Kreis [* 49] Mannheim [* 50] nur 0,9 Bienenstöcke auf 100 Einw. entfallen. Aus Schlesien gingen bekanntlich Dzierzons Verbesserungen in der Bienenzucht hervor.
[Fischerei.]
Auch die Fischerei, einst für die nördlichen Küsten und Flüsse [* 51] wichtiger noch als gegenwärtig, hat neuerdings dank den Bemühungen des Deutschen Fischereivereins wieder an Ausdehnung [* 52] zugenommen. Trotzdem bleibt die Beteiligung Deutschlands an der Hochseefischerei in der Nordsee sehr gering und ist auf Emden [* 53] (Heringe), Norderney (Schellfische) und einzelne Orte an der Unterelbe (Blankenese) beschränkt. Umfangreicher ist der Fischfang (besonders auf Dorsche) an der Ostseeküste, wo Eckernförde und Travemünde die bedeutendsten Fischereiplätze sind.
Austernfang wird bei den Inseln Sylt, Föhr und Amrum betrieben und bringt eine jährliche Ausbeute von 3-5000 Ton. München, dessen Fischmarkt im ganzen Binnenland der reichste und interessanteste ist, hat auch eine bedeutende Anstalt für die jetzt überall im deutschen Bergland Eingang findende künstliche Fischzucht; eine andre von gleichem Ruf befindet sich bei Hüningen im Oberelsaß. Vor allem erscheint die Zucht der Forellen überall sehr lohnend. Die Einfuhr von frischen Fischen und Flußkrebsen betrug 1884: 139,139, die Ausfuhr 53,928 Doppelzentner.
Waldkultur.
Deutschland besitzt prachtvolle Laub- und Nadelwälder, die nicht bloß den regen Natursinn des deutschen Volkes gefördert haben, sondern auch eine wesentliche Quelle [* 54] seines Nationalwohlstandes geworden sind. Der eigentliche Waldboden findet sich in den Binnenländern, wo Gebirge und Berglandschaften für den Ackerbau oft nur wenig oder gar nicht geeignet sind, in viel größerm Umfang als in den Küstengegenden. Die Waldungen beanspruchen in Schleswig-Holstein nur 6,3, in Hannover 16, Pommern 19,8, Posen 20,2, dagegen in Brandenburg [* 55] 32,5, Hessen-Nassau [* 56] 40, im preußischen Staat überhaupt 23,4 Proz., ferner in Bayern 33, Sachsen 27,4, Württemberg 30,8, Baden 37, Hessen 31,3, Oldenburg 9,2, in ganz Deutschland 25,8 Proz. von der Gesamtfläche, d. h. für das ganze Reich 13,900,000 Hektar; 4,800,000 Hektar sind mit Laubwald bestanden.
Die Kiefer hat ihre Hauptheimat in dem Tiefland östlich von der Elbe, wo aber auch die Buche auf fruchtbarem Boden sich erhalten hat; auf dem Sandboden des bayrischen Franken, in der Rheinebene, in der süddeutschen Hochebene, soweit Kiesboden, herrscht gleichfalls die Kiefer. Die Buche dagegen ist der herrschende Waldbaum der Höhen des deutschen Berglandes, aber auch des Unterharzes und der Küstenländer der Ostsee, während die Eiche, zwar überall auch einzeln zwischen der Buche verbreitet, ihre Hauptheimat auf dem kieseligen Boden der niederrheinischen Gebirge, in Westfalen, am Solling, Spessart, Odenwald und in Oberschlesien hat; mächtige Eichen beherbergen auch die gemischten Waldungen der süddeutschen Hochebene und das Norddeutsche Tiefland.
Während der Spessart die herrlichsten »Holländer« für den Schiffbau liefert, ist der Wald auf dem Orber Reisig (Hessen-Nassau) und auf vielen rheinländischen Gebirgen Niederwald und als solcher wichtig für die Lohgerbereien durch die Eichenlohe, die er als Schälwald liefert. Von größter Wichtigkeit für Deutschland sind aber seine herrlichen Bestände von Fichten und Tannen in den Alpen, [* 57] im Böhmerwald, auf dem Schwarzwald, Wasgenwald, Thüringer Wald und Frankenwald, auf dem Oberharz und Riesengebirge.
In den Alpen gesellt sich dazu die Lärche; die den höchsten Alpen angehörige Zirbelkiefer findet sich nur noch in einzelnen Beständen. Der Nadelwald vor allem gibt Tausenden der Waldbewohner durch Holzschlag und den Transport des Holzes Nahrung. 1883 zählte man in der deutschen Forstwirtschaft 91,630 Erwerbsthätige, und insgesamt fanden 427,000 Personen in diesem Beruf ganz oder teilweise ihren Lebensunterhalt. Zahlreiche Schneidemühlen beleben die einsamsten Waldgründe.
Ansehnliche Dampfschneidemühlen gibt es besonders am Finowkanal und an der Alten Oder in Brandenburg, woselbst stets von Oderberg bis Liepe für Berlin, Hamburg etc. bestimmte, aus den Ostprovinzen, aus Polen und Galizien kommende Bauhölzer im Wert von 20 Mill. Mk. lagern; andre große Holzplätze, die das Holz [* 58] zum Export zubereiten, sind Memel [* 59] und Danzig. [* 60] Viele Hände finden Beschäftigung in der Verarbeitung des Holzes zu den mannigfachsten Gegenständen, wie zu Weißbüttnerwaren, Kisten und Schachteln, Küchengeräten, zu Holzschuhen, Sieben und Peitschenstielen (Rhön), allerlei Tischlerarbeiten, Spielwaren bis zu den kunstreichsten Schnitzereien, wie sie vornehmlich aus Zirbelholz im bayrischen Ammergau, gegenwärtig aber auch in Sachsen im Erzgebirge und zwar auch aus Bein und Elfenbein verfertigt werden.
Hervorzuheben sind die Möbelfabriken von Mainz; [* 61]
die Tischlerwaren von Berlin, München, Stuttgart, [* 62] Hanau, [* 63] Nürnberg, Koburg [* 64] etc.;
die Drechslerwaren von Berlin, Hamburg, Danzig (aus Bernstein), [* 65] Ruhla (Pfeifenköpfe aus Meerschaum), Waltershausen, Frankenhausen (aus Perlmutter), Nürnberg, Fürth, [* 66] Stuttgart, Geislingen, Freiburg [* 67] i. Br. etc.;
die Spielwaren von Sonneberg, [* 68] für welche jedoch das Papiermaché immer mehr in Aufnahme kommt, und die einen besonders großen Absatz nach Amerika [* 69] finden. Im Schwarzwald ist die Fabrikation der ursprünglich hölzernen Schwarzwälder Uhren [* 70] fortgeschritten zur Fabrikation von Taschen-, Stand- und Spieluhren.
Wie Sonneberger Spielwaren, so erzeugt das Sächsische Erzgebirge auch Schwarzwälder Uhren.
VII. Industrie.
Bergbau und verwandte Industrien.
Berg- und Hüttenbau blühen gegenwärtig vor allem in Schlesien, am Niederrhein, in Sachsen, am Harz. Die edlen Metalle, Gold [* 71] und Silber, sowie daneben Blei [* 72] und Kupfer [* 73] treten freilich gegen Steinkohlen, Eisen, [* 74] Zink erheblich zurück. Die ganze jährliche Ausbeute von Gold in Deutschland beträgt 460 kg; wichtiger ist die Silbergewinnung, [* 75] die sich auf Sachsen, den Harz, das mansfeldische Kupferschiefergebirge und die Regierungsbezirke Oppeln, [* 76] Aachen, [* 77] Wiesbaden [* 78] und Arnsberg [* 79] vorzugsweise beschränkt; 1884 wurde sie auf 248,000 kg angegeben, davon entfielen auf Preußen 182,095, Sachsen 60,309 und auf die übrigen deutschen Staaten ca. 5711 kg. Ganz besonders tritt ¶