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gehende Salza stammen aus den Alpen; [* 2] es sind reißende Gebirgsströme, welche dem größten Strom Zentraleuropas eine unermeßliche Menge Wassers zuführen. Die wichtigsten Nebenflüsse der Donau auf der linken Seite in Deutschland [* 3] sind: die Wörnitz, Altmühl, Nab und der Regen.
[Landseen.]
Nach den nordischen Reichen Schweden [* 4] und Norwegen und Rußland ist kein Land Europas reicher an Landseen als Deutschland. Es hat zwei Zonen, die durch eine Reihe von Seen ausgezeichnet sind, im S. und im N. In der Mitte Deutschlands [* 5] finden sich nur wenige Seen und nur von geringem Umfang. Die südliche Seezone zieht sich längs des Nordfußes der Alpen hin, indem ihre Seen teils noch innerhalb des Gebirges, teils an seinen Ausgängen, teils schon in der Hochebene gelegen sind.
Wie jene in der Schweiz, [* 6] sind es Thalkessel, welche das Wasser ausfüllte; daher ihre beträchtliche Tiefe. Man zählt ihrer im südlichen Bayern [* 7] gegen 70. Der größte aller deutschen Seen ist der Bodensee, der schönste der Königssee bei Berchtesgaden. Zu den größern der Bayrischen Hochebene und der dahinterliegenden Bayrischen Alpen gehören noch der Walchen-, Kochel-, Ammer-, Staffel-, Würm- (Starnberger), Tegern-, Schlier- und Chiemsee. Die nördliche Seezone umgibt die Ostsee auf ihrer ganzen Erstreckung von Schleswig [* 8] bis zur äußersten Ostgrenze gegen Polen.
Sie bildet nur einen Teil und zwar den westlichen des langgezogenen Gürtels von Seen, der sich durch Norddeutschland und Rußlands Ostseeprovinzen bis über Petersburg [* 9] hinaus nach Finnland erstreckt. Die Seen, deren Zahl außerordentlich groß ist (die beiden Mecklenburg [* 10] allein zählen 223), liegen auf einem verhältnismäßig höhern Boden als die benachbarten Stromthäler; ihr Niveau bezeichnet die Scheitelfläche des Norddeutschen Landrückens. Die wichtigsten Seen westlich von der Oder sind: der Plöner und Selenter See in Schleswig-Holstein, [* 11] die Müritz und der Schweriner See in Mecklenburg, die Ukerseen in Brandenburg; [* 12]
zwischen Oder und Weichsel: der Drazigsee auf dem Landrücken, die Madüe am Fuß desselben und unter den Strandseen der Lebasee, alle drei in Pommern, [* 13] der Wdzydzesee in Westpreußen [* 14] und der Goplosee an der obern Netze in Posen; [* 15]
endlich im O. von der Weichsel: der Geserichsee auf der Grenze von West- und Ostpreußen, der Mauer-, Löwentin- und Spirdingsee im ostpreußischen Masurenland.
Außerdem sind noch zu bemerken: der Salzige und der Süße See bei Eisleben [* 16] in der Provinz Sachsen, [* 17] das Steinhuder Meer östlich und der Dümmersee westlich von der Weser im Flachland der Provinz Hannover [* 18] und der Laacher See in der Rheinprovinz. [* 19]
[Kanäle.]
Unter den Kanälen haben eine allgemeine Wichtigkeit: die Verbindung zwischen Memel [* 20] und Pregel [* 21] (Gilge, Seckenburger Kanal, Großer Friedrichsgraben und Deime);
der Elbing-Oberländische Kanal [* 22] zwischen den Seen auf der Grenze von Ost- und Westpreußen wegen seiner geneigten Ebenen;
der Bromberger Kanal (26,5 km) zwischen Brahe und Netze, Verbindungsglied zwischen Weichsel- und Odergebiet;
der Müllroser oder Friedrich-Wilhelmskanal (24 km) zwischen Oder und Spree und der Finowkanal (69,5 km) zwischen Oder und Havel, beide eine Verbindung zwischen dem Oder- und Elbgebiet vermittelnd;
der Plauesche Kanal (57,5 km) zwischen Havel und Elbe;
der Eiderkanal (32 km) zwischen Ostsee und Eider (Nordsee), für kleine Seeschiffe fahrbar;
der Ludwigskanal (176 km) zwischen Regnitz und Altmühl (Main und Donau) verbindet Rhein- und Donaugebiet;
der Rhein-Rhône- (350 km, davon 132 in Deutschland) und der Rhein-Marnekanal (311 km, davon 104 in Deutschland) in Elsaß-Lothringen [* 23] mit Fortsetzungen weit nach Frankreich hinein.
Die übrigen Kanäle, besonders zahlreich in Brandenburg und Hannover, haben nur ein örtliches Interesse. Eine Anzahl von größern Kanälen (Nord-Ostsee-, Berlin-Dresdener, Rhein-Elbekanal) ist projektiert.
Sümpfe, Moore und Brücher gibt es besonders auf der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene: Erdinger und Dachauer Moos östlich und westlich von der Isar, Donauried und Donaumoos an der Donau zwischen Ulm [* 24] und Donauwörth und bei Ingolstadt; [* 25]
sodann in den nördlichen Küstenländern, hier vorzüglich als Hochmoore auf der Grenze der Marsch und Geest in Hannover, Oldenburg [* 26] und Schleswig-Holstein, aber auch weit landeinwärts zu beiden Seiten der Ems, [* 27] Hunte und Weser (das Bourtanger Moor auf der Grenze gegen die Niederlande); [* 28]
ferner in der Nähe der Ostsee die Moore in Hinterpommern, namentlich am Haff und am Lebasee, und in Ostpreußen am Kurischen Haff zwischen Deime und Ruß.
Weiter im Innern gibt es große Moorstrecken noch in Posen (Netze- und Obrabruch, Brandenburg (Havelländisches und Rhinluch, Warthebruch, Spreewald), in der Provinz Sachsen (Drömling an der Aller und Ohre), Westfalen [* 29] etc. Einige von diesen Mooren erscheinen als unkultivierbar, wie das Große Moorbruch in Ostpreußen, andre aber gehen durch Anlage von Kanälen einer Kultur entgegen, besonders in Hannover, wo bereits seit längerer Zeit blühende Moor- (bei Bremen) [* 30] und Fehnkolonien (in Ostfriesland) bestehen.
[Mineralquellen.]
Nur in Kürze gedenken wir der so reichlich über Deutschland verbreiteten Mineralquellen, von denen viele zu den heilkräftigsten Europas gehören. Die an Mineralquellen reichsten Gegenden Deutschlands sind: der Schwarzwald, das Niederrheinische Schiefergebirge, das Wesergebirge, die Sudeten, das Riesengebirge. Ungemein groß ist die Zahl der kohlensäurereichen Quellen des Niederrheinischen Gebirges, von denen die berühmtesten Selters und Geilnau diesseits, Tönnisstein in der Nähe des Laacher Sees jenseits sind; aber es erstreckt sich dieser Kohlensäurereichtum noch weit nordostwärts bis ins Gebiet der untern Weser; dort sind die Stahlquellen von Driburg, Pyrmont, Rehburg und die mit 697 m Tiefe erbohrte warme Solquelle von Rehme (Öynhausen) zu bemerken, zu denen am Südostfuß des Rheinischen Gebirges der warme Strudel von Nauheim hinzukommt.
Wie die Kohlensäureexhalation, so steht wohl auch der Reichtum an Thermen im Gebiet des Niederrheinischen Gebirges in Verbindung mit der frühern vulkanischen Thätigkeit in den Rheingegenden. Wiesbaden, [* 31] Schlangenbad, Ems, Bertrich, die Quellen im Ahrthal, die Schwefelquellen von Aachen [* 32] und Burtscheid gehören zu den besuchtesten des Reichs. Auch der Schwarzwald besitzt in Baden-Baden [* 33] und dem lange verschollenen Römerbad Badenweiler berühmte Thermen; ebenso haben Sudeten und Riesengebirge (Warmbrunn) ihre Thermen. Über ganz Deutschland sind Solquellen (Kreuznach [* 34] u. v. a.), Eisensäuerlinge (Langenschwalbach, Pyrmont), Schwefelquellen u. a. zerstreut, aber keine davon so besucht und verschickt wie die Wässer von Kissingen. [* 35] - Unter den Seebädern sind die wichtigsten an der Nordsee: Borkum, Norderney, Wangeroog, Wyck auf Föhr und Westerland auf Sylt;
an der Ostsee: Borby bei Eckernförde, Kiel, [* 36] Travemünde, Warnemünde, Saßnitz, Putbus, Heringsdorf, Swinemünde, Misdroy, Kolberg, [* 37] Zoppot, Kahlberg, Pillau, Kranz und Schwarzort. ¶
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IV. Klima. Vegetation. Tierwelt.
Deutschland liegt in der gemäßigten Zone. Nur die Alpen erheben sich in ihren höchsten Gipfeln in die Region des ewigen Schnees; die höchsten Gebirge Mitteldeutschlands bleiben dagegen weit darunter zurück und gestatten sogar auf ihren höchsten Höhen dem Menschen noch sommerlichen Aufenthalt, und nur an einzelnen Punkten, gegen Sonne [* 39] und Wind geschützten Einsenkungen, wie in den Schneegruben des Riesengebirges, halten sich Schneeflecke wohl bis in den Sommer und zuweilen einige Jahre hindurch.
Ist auch das höhere Bergland rauh, so sind dagegen die Einsenkungen im Innern Thüringens, selbst die Elbniederungen, vor allen aber die Einsenkung am Oberrhein, um so milder; hier am Rhein blüht schon die Mandel, blühen selbst die Obstbäume, während die Rücken der Rhön, des Westerwaldes und andrer Gebirge noch mit Schnee [* 40] bedeckt sind; aber selbst auf diesen Höhen gedeihen noch die Kartoffel und passende Arten von Getreide. [* 41] Ganz Deutschland liegt im Gebiet, wo der zurücklaufende warme und feuchte Passatwind siegreich den Kampf mit der kalten Polarströmung besteht, in der Zone der wechselnden Niederschläge, wo der Sommer Regen, der Winter Regen oder Schnee bringt und wässerige Niederschläge in allen Jahreszeiten [* 42] erfolgen. 40-50 cm jährliche Regenhöhe gibt es auf dem Norddeutschen Landrücken, im Posenschen, in dem ebenen Landstrich von Mühlhausen [* 43] in Thüringen bis Bernburg [* 44] etc.; 50-60 cm in der pommerschen und mecklenburgischen Küstenebene von Lauenburg [* 45] (Pommern) bis Lübeck, [* 46] im größten Teil von Schlesien, [* 47] in Brandenburg, in der Ebene des Königreichs Sachsen, in Thüringen bis an das Waldgebirge, in Hannover im weiten Umfang der Lüneburger Heide, [* 48] am Rhein im Übergang aus der Oberrheinischen Tiefebene zum Schiefergebirge etc.; 60-70 cm im nördlichen Ostpreußen, an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, in der Ebene des nordwestlichen Deutschland bis an das Schiefergebirge, in den niedern Gegenden des Erzgebirges, in der Bayrischen Hochebene, im größten Teil von Württemberg [* 49] und in der Oberrheinischen Tiefebene etc. Noch bedeutender ist die Regenhöhe an der Nordseeküste (70-90) und in den Gebirgen: auf dem Riesengebirge bis 110, dem Erzgebirge bis 90, dem Oberharz (Brocken) bis 170, dem Rheinisch-Westfälischen Schiefergebirge bis 105, den Alpen und dem Schwarzwald bis 140, den Vogesen bis 110 cm etc. In der Regel finden in den Monaten Juni, Juli und besonders im August die reichsten Niederschläge statt, während Januar, Februar, März, November und Dezember am geringsten mit ihnen bedacht sind.
Die Temperaturverhältnisse eines Landes finden ihren anschaulichsten Ausdruck in der Vegetation. Da finden wir denn durch ganz Deutschland, wo der Boden sich dazu eignet, Weizenbau; aber nur im Neckar- und Rheinthal reift der Mais auf den Feldern, während er im N. nur zur Grünfütterung benutzt wird. Der Weinstock reicht bis an die untere Werra bei Witzenhausen, im O. bis zu den Sandhöhen der Lausitz und Niederschlesiens (Grünberg), [* 50] selbst in der Mark noch bis zur Havel. Im Mittelalter war die Weinrebe fast über das ganze Gebiet des Deutschen Reichs verbreitet.
Strenge Winter, der Dreißigjährige Krieg und noch mehr die Einsicht, daß der Gewinn aus der Kultivierung der Rebe in nicht günstig gelegenen Gegenden doch nur ein sehr fraglicher sei, haben alsdann ein bedeutendes Rückschreiten veranlaßt. An der Haardt und an der Bergstraße reifen die echte Kastanie und die Mandel, die Walnuß noch in Norddeutschland. Treffliches Obst liefern alle den Spätfrösten nicht ausgesetzten Lagen Schwabens, Frankens, Thüringens; die Küstenländer der Ostsee führen es in Menge aus.
Geographische Breite, [* 51] Höhe über dem Meer, Umgebung bestimmen die mittlere Temperatur eines Ortes; mit der Entfernung von der See wächst der Unterschied zwischen den kältern und wärmern Monaten. Längs der Ostseeküste oder in der Nähe derselben steigt die jährliche Durchschnittswärme von 6,2° C. im nordöstlichen Ostpreußen bis auf 8,4° zu Kiel, während der dahinterliegende Norddeutsche Landrücken in Westpreußen noch nicht 6° (Schönberg, 250 m hoch, 5,7°) und in den höhern Lagen weiter westlich, selbst bis Hinrichshagen in Mecklenburg, noch nicht 8°, an seinen Gehängen aber und in den niedrigern Teilen über 8° zeigt (Stettin [* 52] und Schwerin 8,2°). Vom Norddeutschen Landrücken bis zu den Bergländern im O. von der Elbe bewegt sich der jährliche Durchschnitt zwischen 7,5 und 8,6 (Berlin [* 53] 9°), fällt im schlesischen Bergland auf 6-7, zu Wang im Riesengebirge in einer Höhe von 574 m auf 4,46°. Ähnlich ist es im Königreich Sachsen: in der Ebene 7-8,5° (Dresden [* 54] ausnahmsweise 9,2), in den niedrigern Berglandschaften 6-7, in den höhern Teilen des Erzgebirges 4-5° (Reizenhain 777, Oberwiesenthal 917 m ü. M.). In der Tiefebene im W. von der Elbe ergibt der jährliche Durchschnitt wenig unter 8,5° längs der Elbe, ein Geringes mehr an der Nordseeküste (auch in Schleswig), weiter westlich von der Weser bis zum Rhein 9-10, zu Köln [* 55] selbst 10,1°. Im Bergland vom Harz bis zum Main zeigen die mäßig hohen Landschaften 7-8,5, der Brocken (1142 m hoch) nur 2,4°. Auf der Höhe des Schiefergebirges, das bis dahin wenig beobachtet worden ist, dürfte auf den rauhen Flächen der jährliche Durchschnitt 6° nicht übersteigen; die Rand- und Thalstationen haben aber 7,5-10 (Koblenz [* 56] 10,5°). Im nordöstlichen Bayern findet man in den Regionen von 400-550 m Höhe 6-7, in den tiefer gelegenen 7,5-10°. Auf der Bayrischen Hochebene haben die hoch gelegenen Punkte (Bogenhausen, Kempten) [* 57] 7°, Hohenpeißenberg (971 m hoch) nur 6, die Stationen in den Bayrischen Alpen (Mittenwald, 910 m ü. M.) ebenfalls 6-7, dagegen die tiefer und günstiger gelegenen Teile (Lindau, [* 58] München, [* 59] Freising, [* 60] Passau) [* 61] 7,5-9, Reichenhall sogar über 10°. Im südwestlichen Deutschland zeigen unter 7,5° nur die hoch gelegenen Orte (Freudenstadt, 729 m hoch, 7), die in der Höhe von 350-400 m 7,5-8,5, von 200-350 m 9-10 und endlich die Orte in der Oberrheinischen Tiefebene bis Straßburg [* 62] sowie auch das Neckarthal bis Stuttgart [* 63] hinauf 9,5 bis 11° (Stuttgart 9,6, Heilbronn [* 64] 10,2, Heidelberg [* 65] 10,8, Darmstadt [* 66] 10,3, Mannheim [* 67] 10,5, Karlsruhe [* 68] 10,4, Straßburg 9,8°). Nach dem Stande der Sonne ist Deutschland, wie Europa [* 69] überhaupt, mit einem viel größern Wärmequantum bedacht, als ihm eigentlich zukommt; Berlin z. B. hätte nur das Klima [* 70] von Petersburg zu beanspruchen.
Diese im allgemeinen günstige Lage, veranlaßt hauptsächlich durch den Einfluß des Golfstroms, ist aber auch die Ursache der gewaltigen Schwankungen nicht allein in den Monats- (am wenigsten im September), sondern auch in den Jahresmitteln: Schwankungen, deren Unterschiede im jährlichen Mittel 3-4°, in dem Mittel der Monate Mai und Juni 6-7 und im Mittel der Wintermonate 12-13° zeigen. So betragen nach vieljähriger Beobachtung die Unterschiede im Januar in Berlin 17°, Breslau [* 71] 16, Danzig [* 72] 12, im April in Berlin 9, Breslau 12, Danzig 6, im September in Berlin 5, Breslau 7, Danzig 5 und im Dezember in Berlin 16, ¶