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2,5, zum Pillauer Tief 4,4 und zum Memeler Tief 6 m. Eigentümlich ist der deutschen Ostseeküste die Haffbildung. Die Haffe sind große Süßwasserseen von nicht erheblicher Tiefe und Mündungsseen von Strömen und werden von der See nur durch schmale Landstriche getrennt: das Kurische Haff durch die Kurische Nehrung, das Frische Haff durch die Frische Nehrung und das Pommersche Haff durch die Inseln Usedom und Wollin. Kleinere Strandseen von ähnlicher Beschaffenheit an der hinterpommerschen Küste sind der Jamundsche, Bukowsche, Vitter, Vieziger, Gardensche und Lebasee. Unter den mit Leuchttürmen versehenen Landspitzen an der Ostsee treten besonders hervor: Kekenishöi auf Alsen, Bülkerhuk am Kieler Busen, Puttgarden auf Fehmarn, Arkona auf Rügen, Rixhöft und Hela in Westpreußen [* 2] und Brüsterort in Ostpreußen.
[Flüsse.]
Unter den 150 Flüssen des Reichs sind 7 Ströme, von denen die Memel, [* 3] Weichsel und Oder zur Ostsee, die Elbe, Weser und der Rhein zur Nordsee, die Donau zum Schwarzen Meer fließen. Die Weser allein gehört ganz zu D.;
Memel, Weichsel, Oder und Elbe haben ihren Ursprung außerhalb;
der Rhein entspringt im Ausland und mündet im Ausland;
die Donau nimmt in Deutschland [* 4] ihren Ursprung und mündet außerhalb.
Wichtige Küstenflüsse sind: der Pregel, [* 5] die Warnow und Trave, die zur Ostsee, die Eider und Ems, [* 6] die zur Nordsee gehen. Die Memel (poln. Niemen, 790 km lang, davon nur 112 in Deutschland) entspringt in Rußland, tritt als ein schiffbarer Fluß bei Schmalleningken ins preußische Gebiet, nimmt rechts die Jura und links die Scheschuppe auf und teilt sich in der Tilsiter Niederung in zwei Hauptarme, Ruß und Gilge, die, wiederum mehrfach verzweigt, in das Kurische Haff münden. In letzteres fließen ferner noch die Minge und Dange nördlich und der Nemonien südlich von den Memelarmen.
Der schiffbare Pregel (118 km lang) entsteht durch die Vereinigung der Inster, Pissa und Angerapp, verstärkt sich links durch die schiffbare Alle, entsendet rechts die Deime zum Kurischen Haff und ergießt sich in das Frische Haff, in das ferner bis zur Nogatmündung noch die Passarge und der Elbing [* 7] fließen. Die Weichsel (1050 km lang, 45 auf der Grenze von Oberschlesien, 239 in Preußen [* 8] und Posen) [* 9] wird bereits an der Grenze von Oberschlesien, wo sie die Przemsa aufnimmt, schiffbar und tritt als bedeutender Strom bei Ottlotschin in das Reich ein, wo sie links die Brahe (in Posen), das Schwarzwasser, die Ferse und Mottlau nebst der Radaune, rechts die Drewenz, Ossa und Liebe aufnimmt, an der Montauer Spitze sich in die Weichsel und Nogat und am Danziger Haupt in die Danziger und Elbinger Weichsel teilt, von denen die Nogat und die im Sommer wasserleere Elbinger Weichsel zum Frischen Haff gehen, die Danziger Weichsel aber in zwei Armen bei Neufähr und Neufahrwasser in die Ostsee mündet.
Der Narew, der ansehnlichste Nebenfluß der Weichsel überhaupt, mündet rechts in Polen, empfängt aber eine Anzahl Flüsse [* 10] aus dem südlichen Ostpreußen. Zwischen Weichsel und Oder sind zahlreiche Küstenflüsse (Rheda, Leba, Lupow, Stolpe, Wipper, Persante, Rega) vorhanden, die alle auf dem Norddeutschen Landrücken entspringen. Die Oder (905 km lang, 769 km schiffbar, davon 741 in Deutschland) ist recht eigentlich ein deutscher Fluß, da nur ein geringer Teil des Oberlaufs sich außerhalb (in Österreich) [* 11] befindet; sie durchfließt die Provinzen Schlesien, [* 12] Brandenburg [* 13] und Pommern, [* 14] wird bei Ratibor [* 15] schiffbar, bildet in Pommern das Pommersche Haff und fließt aus diesem in drei Armen (Peene, Swine und Dievenow) zur Ostsee.
Ihre wichtigsten Zuflüsse sind rechts: die Klodnitz, Malapane, Weida, Bartsch, Warthe (712 km lang, 358 km in Deutschland schiffbar) nebst Netze (440 km lang, 230 km schiffbar) und die Ihna;
links: die Oppa, Glatzer Neiße, Weistritz, Katzbach, der Bober nebst Queis, die Lausitzer Neiße, [* 16] der Müllroser Kanal [* 17] (Schlaube), Finowkanal (Finow), die Uker und Peene.
Unter den Küstenflüssen zwischen Oder und Elbe sind die Recknitz, Warnow (128 km lang, 60 km schiffbar), Trave, Schwentine und Eider (188 km lang, 140 km schiffbar), von denen die letztere bereits zur Nordsee geht, die bedeutendsten. Die Elbe (1165 km lang, 842 km schiffbar, davon 742 in Deutschland) tritt im Elbsandsteingebirge oberhalb Schandau aus Böhmen [* 18] nach Deutschland über, durchfließt das Königreich Sachsen, [* 19] die Provinz Sachsen nebst Anhalt, [* 20] berührt Brandenburg, Hannover, [* 21] Mecklenburg, [* 22] Hamburg [* 23] und Schleswig-Holstein [* 24] und mündet in der Breite [* 25] von 15 km bei Kuxhaven in die Nordsee. In Deutschland empfängt sie rechts: die Schwarze Elster, [* 26] die Havel (356 km lang, 330 km schiffbar) mit Rhin, Dosse und Spree, die Elde und Stör, links: die Mulde, Saale (mit Weißer Elster, Ilm, Unstrut und Bode), Ohre, Jeetze, Ilmenau, Este, Schwinge, Oste und Medem.
Die Weser (451 km lang und schiffbar) entsteht bei Münden aus der Werra (mit Hörsel) und Fulda [* 27] (mit Eder); sie gehört allein unter den deutschen Strömen mit ihrem ganzen Gebiet zu D., fließt meist durch preußische Landesteile, berührt aber auch braunschweigisches, bremisches und oldenburgisches Gebiet, nimmt rechts die Aller (mit Oker und Leine), Lesum und Geeste, links die Diemel, Werre und Hunte auf und mündet unterhalb Bremerhaven, 12 km breit, in die Nordsee.
Die Ems (330 km lang, 224 km schiffbar), in Westfalen [* 28] und Hannover, empfängt rechts die Haase und die Leda, bildet den Dollart und mündet in zwei Armen (Oster- und Westerems) zu beiden Seiten der Insel Borkum in die Nordsee. Der Rhein (1225 km lang, 886 km schiffbar, davon 721 in Deutschland) wird erst unterhalb des Bodensees ein deutscher und zwar nur ein halbdeutscher Fluß, insofern er hier die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz [* 29] bildet. Erst nachdem er bei Basel [* 30] seine Hauptkrümmung vollbracht hat, wird er ein ganz deutscher Strom.
Von Basel bis Mainz [* 31] durchströmt er die Oberrheinische Tiefebene. Bei Bingen [* 32] tritt er in das Gebiet des Schiefergebirges ein, das er am Fuß des Siebengebirges oberhalb Bonn [* 33] verläßt, um von nun an seinen Unterlauf zu beginnen. Unterhalb Emmerich [* 34] verläßt er Deutschland. Unter den Nebenflüssen des Rheins auf der rechten Seite sind die bemerkenswertesten: die Kinzig, Murg, der Neckar (397 km lang, 218 km schiffbar) mit Enz, Jagst und Kocher, der Main (495 km lang, 330 km schiffbar) mit Regnitz, Tauber, Fränkischer Saale, Kinzig und Nidda, die Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe; [* 35]
auf der linken: die Ill, Nahe, Mosel (505 km lang, 344 km schiffbar) mit Orne, Sauer und Saar, Ahr und Erft.
Zur Maas in den Niederlanden fließen die Ruhr (Roer) und Niers, ebendaselbst zur Neuen Yssel die Berkel und zum Zuidersee die Vechte. Die Donau durchströmt in östlicher Hauptrichtung die süddeutsche Hochebene und liegt bei Passau [* 36] noch 287 m ü. M. Sie ist 2780 km lang, 2574 km schiffbar, davon 356 in Deutschland. Die wichtigsten Nebenflüsse der Donau während ihres Laufs durch Deutschland sind auf der rechten Stromseite: die Iller, der Lech, die Isar, der Inn (510 km lang, 226 km in Deutschland), die sämtlich auf der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene in die Donau fließen. Alle diese Nebenflüsse sowie auch die zum Inn ¶
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gehende Salza stammen aus den Alpen; [* 38] es sind reißende Gebirgsströme, welche dem größten Strom Zentraleuropas eine unermeßliche Menge Wassers zuführen. Die wichtigsten Nebenflüsse der Donau auf der linken Seite in Deutschland sind: die Wörnitz, Altmühl, Nab und der Regen.
[Landseen.]
Nach den nordischen Reichen Schweden [* 39] und Norwegen und Rußland ist kein Land Europas reicher an Landseen als Deutschland. Es hat zwei Zonen, die durch eine Reihe von Seen ausgezeichnet sind, im S. und im N. In der Mitte Deutschlands [* 40] finden sich nur wenige Seen und nur von geringem Umfang. Die südliche Seezone zieht sich längs des Nordfußes der Alpen hin, indem ihre Seen teils noch innerhalb des Gebirges, teils an seinen Ausgängen, teils schon in der Hochebene gelegen sind.
Wie jene in der Schweiz, sind es Thalkessel, welche das Wasser ausfüllte; daher ihre beträchtliche Tiefe. Man zählt ihrer im südlichen Bayern [* 41] gegen 70. Der größte aller deutschen Seen ist der Bodensee, der schönste der Königssee bei Berchtesgaden. Zu den größern der Bayrischen Hochebene und der dahinterliegenden Bayrischen Alpen gehören noch der Walchen-, Kochel-, Ammer-, Staffel-, Würm- (Starnberger), Tegern-, Schlier- und Chiemsee. Die nördliche Seezone umgibt die Ostsee auf ihrer ganzen Erstreckung von Schleswig [* 42] bis zur äußersten Ostgrenze gegen Polen.
Sie bildet nur einen Teil und zwar den westlichen des langgezogenen Gürtels von Seen, der sich durch Norddeutschland und Rußlands Ostseeprovinzen bis über Petersburg [* 43] hinaus nach Finnland erstreckt. Die Seen, deren Zahl außerordentlich groß ist (die beiden Mecklenburg allein zählen 223), liegen auf einem verhältnismäßig höhern Boden als die benachbarten Stromthäler; ihr Niveau bezeichnet die Scheitelfläche des Norddeutschen Landrückens. Die wichtigsten Seen westlich von der Oder sind: der Plöner und Selenter See in Schleswig-Holstein, die Müritz und der Schweriner See in Mecklenburg, die Ukerseen in Brandenburg;
zwischen Oder und Weichsel: der Drazigsee auf dem Landrücken, die Madüe am Fuß desselben und unter den Strandseen der Lebasee, alle drei in Pommern, der Wdzydzesee in Westpreußen und der Goplosee an der obern Netze in Posen;
endlich im O. von der Weichsel: der Geserichsee auf der Grenze von West- und Ostpreußen, der Mauer-, Löwentin- und Spirdingsee im ostpreußischen Masurenland.
Außerdem sind noch zu bemerken: der Salzige und der Süße See bei Eisleben [* 44] in der Provinz Sachsen, das Steinhuder Meer östlich und der Dümmersee westlich von der Weser im Flachland der Provinz Hannover und der Laacher See in der Rheinprovinz. [* 45]
[Kanäle.]
Unter den Kanälen haben eine allgemeine Wichtigkeit: die Verbindung zwischen Memel und Pregel (Gilge, Seckenburger Kanal, Großer Friedrichsgraben und Deime);
der Elbing-Oberländische Kanal zwischen den Seen auf der Grenze von Ost- und Westpreußen wegen seiner geneigten Ebenen;
der Bromberger Kanal (26,5 km) zwischen Brahe und Netze, Verbindungsglied zwischen Weichsel- und Odergebiet;
der Müllroser oder Friedrich-Wilhelmskanal (24 km) zwischen Oder und Spree und der Finowkanal (69,5 km) zwischen Oder und Havel, beide eine Verbindung zwischen dem Oder- und Elbgebiet vermittelnd;
der Plauesche Kanal (57,5 km) zwischen Havel und Elbe;
der Eiderkanal (32 km) zwischen Ostsee und Eider (Nordsee), für kleine Seeschiffe fahrbar;
der Ludwigskanal (176 km) zwischen Regnitz und Altmühl (Main und Donau) verbindet Rhein- und Donaugebiet;
der Rhein-Rhône- (350 km, davon 132 in Deutschland) und der Rhein-Marnekanal (311 km, davon 104 in Deutschland) in Elsaß-Lothringen [* 46] mit Fortsetzungen weit nach Frankreich hinein.
Die übrigen Kanäle, besonders zahlreich in Brandenburg und Hannover, haben nur ein örtliches Interesse. Eine Anzahl von größern Kanälen (Nord-Ostsee-, Berlin-Dresdener, Rhein-Elbekanal) ist projektiert.
Sümpfe, Moore und Brücher gibt es besonders auf der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene: Erdinger und Dachauer Moos östlich und westlich von der Isar, Donauried und Donaumoos an der Donau zwischen Ulm [* 47] und Donauwörth und bei Ingolstadt; [* 48]
sodann in den nördlichen Küstenländern, hier vorzüglich als Hochmoore auf der Grenze der Marsch und Geest in Hannover, Oldenburg [* 49] und Schleswig-Holstein, aber auch weit landeinwärts zu beiden Seiten der Ems, Hunte und Weser (das Bourtanger Moor auf der Grenze gegen die Niederlande); [* 50]
ferner in der Nähe der Ostsee die Moore in Hinterpommern, namentlich am Haff und am Lebasee, und in Ostpreußen am Kurischen Haff zwischen Deime und Ruß.
Weiter im Innern gibt es große Moorstrecken noch in Posen (Netze- und Obrabruch, Brandenburg (Havelländisches und Rhinluch, Warthebruch, Spreewald), in der Provinz Sachsen (Drömling an der Aller und Ohre), Westfalen etc. Einige von diesen Mooren erscheinen als unkultivierbar, wie das Große Moorbruch in Ostpreußen, andre aber gehen durch Anlage von Kanälen einer Kultur entgegen, besonders in Hannover, wo bereits seit längerer Zeit blühende Moor- (bei Bremen) [* 51] und Fehnkolonien (in Ostfriesland) bestehen.
[Mineralquellen.]
Nur in Kürze gedenken wir der so reichlich über Deutschland verbreiteten Mineralquellen, von denen viele zu den heilkräftigsten Europas gehören. Die an Mineralquellen reichsten Gegenden Deutschlands sind: der Schwarzwald, das Niederrheinische Schiefergebirge, das Wesergebirge, die Sudeten, das Riesengebirge. Ungemein groß ist die Zahl der kohlensäurereichen Quellen des Niederrheinischen Gebirges, von denen die berühmtesten Selters und Geilnau diesseits, Tönnisstein in der Nähe des Laacher Sees jenseits sind; aber es erstreckt sich dieser Kohlensäurereichtum noch weit nordostwärts bis ins Gebiet der untern Weser; dort sind die Stahlquellen von Driburg, Pyrmont, Rehburg und die mit 697 m Tiefe erbohrte warme Solquelle von Rehme (Öynhausen) zu bemerken, zu denen am Südostfuß des Rheinischen Gebirges der warme Strudel von Nauheim hinzukommt.
Wie die Kohlensäureexhalation, so steht wohl auch der Reichtum an Thermen im Gebiet des Niederrheinischen Gebirges in Verbindung mit der frühern vulkanischen Thätigkeit in den Rheingegenden. Wiesbaden, [* 52] Schlangenbad, Ems, Bertrich, die Quellen im Ahrthal, die Schwefelquellen von Aachen [* 53] und Burtscheid gehören zu den besuchtesten des Reichs. Auch der Schwarzwald besitzt in Baden-Baden [* 54] und dem lange verschollenen Römerbad Badenweiler berühmte Thermen; ebenso haben Sudeten und Riesengebirge (Warmbrunn) ihre Thermen. Über ganz Deutschland sind Solquellen (Kreuznach [* 55] u. v. a.), Eisensäuerlinge (Langenschwalbach, Pyrmont), Schwefelquellen u. a. zerstreut, aber keine davon so besucht und verschickt wie die Wässer von Kissingen. [* 56] - Unter den Seebädern sind die wichtigsten an der Nordsee: Borkum, Norderney, Wangeroog, Wyck auf Föhr und Westerland auf Sylt;
an der Ostsee: Borby bei Eckernförde, Kiel, [* 57] Travemünde, Warnemünde, Saßnitz, Putbus, Heringsdorf, Swinemünde, Misdroy, Kolberg, [* 58] Zoppot, Kahlberg, Pillau, Kranz und Schwarzort. ¶