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Rande der Hügelländer ist die Kreide [* 2] von Lüneburg, [* 3] alsdann die obere weiße Kreide (Schreibkreide mit Feuersteinen) von Rügen, der ebenfalls weiße, kreidige Mergel der obern Kreide von Usedom und Wollin, von den angrenzenden Teilen des pommerschen Festlandes und vom östlichen Mecklenburg [* 4] hervorzuheben. Jura kommt in ziemlich zahlreichen kleinen Partien (oberer Jurakalk) in Pommern, [* 5] Trias bei Lüneburg (insbesondere Gips [* 6] und Salz [* 7] des Buntsandsteins), bei Rüdersdorf unweit Berlin [* 8] (bedeutende Muschelkalkbrüche) vor.
Der Zechsteinbildung ist das Steinsalz von Sperenberg, südlich von Berlin, von Inowrazlaw und Wapno in der Provinz Posen [* 9] beizurechnen. Das Niveau des Tieflandes steigt vom Meeresstrand bis an die Weserberge zu ca. 60 m, an den Hauptflußläufen halb so hoch an; östlich vom Harz erhebt es sich auf 100 m und bis zu den von der See entferntern Punkten in Sachsen [* 10] etc. noch etwas höher. Namentlich ragen über diese Höhen aber die Landrücken empor, deren bedeutendster, der Norddeutsche Landrücken, durch Weichsel und Oder durchbrochen, von Rußland her Ost- und Westpreußen, [* 11] Pommern, Brandenburg, [* 12] Mecklenburg und Schleswig-Holstein [* 13] durchzieht und in Jütland endet.
Ausgezeichnet ist er durch die große Menge von Seen, welche, bei einer mittlern Höhe des Landrückens von 100 m und einer maximalen von 300 m (Turmberg südwestlich von Danzig [* 14] 331 m), ebenfalls ein verhältnismäßig hohes Niveau einnehmen. Der zweite Rücken schließt sich an das oberschlesische Flözgebirge an, verläuft zunächst am rechten Oderufer und enthält hier einige namhaftere, vom Braunkohlengebirge gebildete Anhöhen. Dann geht er noch oberhalb Glogau [* 15] über die Oder zur Lausitz (Rückenberg bei Sorau [* 16] 229 m) hinüber, überschreitet die Spree südlich am Spreewald, bildet den Fläming, der, 201 m hoch, sich zur mittlern Elbe hinzieht, überschreitet diese in der Altmark und läuft in die Lüneburger Heide [* 17] (bis 171 m hoch) aus.
Zwischen beiden Rücken gibt es eine mannigfache Abwechselung von Hügel- und Tiefland: da liegt das Obrabruch in Posen, zwischen Hügeln eingebettet, ferner in Brandenburg das Warthe- und Netzebruch auf der Grenze gegen den Norddeutschen Landrücken, die Platte von Barnim neben dem Oderbruch, das Havelländische Luch innerhalb der großen Havelkrümmung und der Spreewald an der mittlern Spree. In dem Bereich der eigentlichen Küstenebene an der Ostsee sind nennenswerte Hügellandschaften: die Stubbenkammer auf Rügen (159 m), der Gollenberg bei Köslin [* 18] (144 m), die Trunzer Berge bei Elbing [* 19] (198 m) und das Hügelland des Samlandes (Galtgarben 110 m) in Ostpreußen. Die hervorragendsten Landspitzen an der Ostsee aber sind: Arkona auf Rügen (54 m), Rixhöft in Westpreußen (53 m) und Brüsterort in Ostpreußen (32 m).
III. Gewässer.
(Vgl. die »Fluß- und Gebirgskarte«, S. 800.)
Deutschland [* 20] grenzt an zwei Meere, die Nord- und Ostsee. An der Nordsee, welche Deutschland in einer Länge von 300 km (davon kommen 160 auf Schleswig-Holstein, 4 auf Hamburg, [* 21] 44 auf Oldenburg [* 22] und 90 auf Hannover) [* 23] bespült, ist zwischen der Festlandsküste und einem äußern Küstensaum zu unterscheiden; der letztere besteht aus einer Reihe von Inseln, die das 8-16 km breite Wattenmeer seewärts abgrenzen. Von diesen Inseln gehören Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeroog und Spiekeroog zur Provinz Hannover, Wangeroog zu Oldenburg, Neuwerk zu Hamburg, Amrum, Sylt und Röm sowie zahlreiche Inseln im Wattenmeer (Föhr, Pellworm, Nordstrand und die Halligen) zu Schleswig-Holstein.
Unter den Busen der Nordsee sind der Dollart, der Jadebusen und die busenartig erweiterten Mündungen der Weser, Elbe und Eider zu merken. Die wichtigsten Leuchttürme an der Nordsee sind auf Sylt, auf Amrum, an der Mündung der Eider, auf Neuwerk, vor Bremerhaven (2), Wangeroog, Norderney und Borkum. Die Tiefe am äußern Eingang zur Elbe und Weser beträgt etwa 20, zur Jade 10-15, zur Osterems 23 und zur Westerems 34 m. Die deutsche Küste an der Ostsee ist 1365 km lang; davon kommen 442 auf die Provinzen Ost- und Westpreußen, 427 auf Pommern, 105 auf Mecklenburg, 15 auf Lübeck [* 24] und Oldenburg und 375 km auf Schleswig-Holstein.
Von ganz besonderm Reiz ist die schleswig-holsteinische Ostseeküste. Steilküsten und tiefe, schmal und weit in das Land eindringende Busen (Föhrden) verleihen der oft bewaldeten Uferlandschaft eine hohe Anmut, und die Dünen fehlen hier fast gänzlich. Die wichtigsten Busen an diesem Teil der Küste sind die von Hadersleben, [* 25] Apenrade, Flensburg, [* 26] die Schlei, die Busen von Eckernförde und Kiel, [* 27] unter denen besonders die von Flensburg, Eckernförde und Kiel die ausgezeichnetsten Häfen abgeben.
Zwei größere Inseln liegen an dieser Küste: Alsen, durch den an seiner schmälsten Stelle nur 250 m breiten Alsensund, und Fehmarn, durch den nur 3 m tiefen Fehmarnschen Sund vom Festland getrennt. Zwischen den Inseln Fehmarn und Rügen dringt die Lübecker Bucht tief in das Land hinein und teilt sich im Hintergrund durch die Halbinsel Klützerort in das Lübsche Fahrwasser und in den Busen von Wismar, [* 28] in dem die Insel Pöl liegt; an der holsteinischen Seite ist hier noch die Neustädter Bucht zu erwähnen.
An der pommerschen Küste bildet die Pommersche Bucht an der Mündung der Swine einen nicht unbedeutenden Einschnitt in das Land. Im W. derselben liegt die Insel Rügen, die, sowie die nahe Festlandsküste, von den Meeresfluten außerordentlich zerrissen ist. Da sind die Tromper Wiek an der Nordseite, die Prorer Wiek an der Ostseite von Rügen; sodann zwischen Rügen und dem Festland eine Reihe von Gewässern (der Greifswalder Bodden mit dem Rügenschen Bodden und der Dänischen Wiek, dem Strelasund, auch schlechthin Bodden genannt, und die Prohner Wiek mit dem Kubitzer Bodden), in die von O. das Landtief, von NW. zwischen Hiddensöe und dem Festland das Tief von Barhöft hineinführen.
Andre Gewässer befinden sich im Innern von Rügen, darunter der Große Jasmunder Bodden; noch andre trennen die Insel Zingst und die Halbinsel Dars vom Festland (der Grabow, der Barther, Bodstedter und Saaler Bodden). Von der Mündung der Swine bis zur Landspitze Rixhöft ist die Ostseeküste sehr einförmig; daraus schneidet die Ostsee zwischen dieser Landspitze und der von Brüsterort mit der Danziger Bucht, von der die durch die Halbinsel Hela gebildete Putziger Wiek ein Teil ist, tief in das Land ein.
Aber auch hier ist die Küste, wie weiter nördlich bis zur russischen Grenze, meist einförmig. Die Dünenbildung [* 29] ist von der Swine an vorherrschend; sie entwickelt sich aber am großartigsten auf den Nehrungen, besonders auf der Kurischen. Die Tiefe am Eingang zum Busen von Apenrade beträgt 22-33, zu dem von Flensburg 23-28, zur Schlei 2,2, zum Busen von Kiel 12, zur Neustädter Bucht 4,5, zur Trave 5, zum Hafen von Wismar 3, im Tief von Barhöft 2,5, im Landtief 3,2, am Eingang zur Swine 8, zur Persante 4,6, Wipper 3, Stolpe 4, zur Weichsel bei Neufahrwasser 5,4 und bei Neufähr ¶
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2,5, zum Pillauer Tief 4,4 und zum Memeler Tief 6 m. Eigentümlich ist der deutschen Ostseeküste die Haffbildung. Die Haffe sind große Süßwasserseen von nicht erheblicher Tiefe und Mündungsseen von Strömen und werden von der See nur durch schmale Landstriche getrennt: das Kurische Haff durch die Kurische Nehrung, das Frische Haff durch die Frische Nehrung und das Pommersche Haff durch die Inseln Usedom und Wollin. Kleinere Strandseen von ähnlicher Beschaffenheit an der hinterpommerschen Küste sind der Jamundsche, Bukowsche, Vitter, Vieziger, Gardensche und Lebasee. Unter den mit Leuchttürmen versehenen Landspitzen an der Ostsee treten besonders hervor: Kekenishöi auf Alsen, Bülkerhuk am Kieler Busen, Puttgarden auf Fehmarn, Arkona auf Rügen, Rixhöft und Hela in Westpreußen und Brüsterort in Ostpreußen.
[Flüsse.]
Unter den 150 Flüssen des Reichs sind 7 Ströme, von denen die Memel, [* 31] Weichsel und Oder zur Ostsee, die Elbe, Weser und der Rhein zur Nordsee, die Donau zum Schwarzen Meer fließen. Die Weser allein gehört ganz zu D.;
Memel, Weichsel, Oder und Elbe haben ihren Ursprung außerhalb;
der Rhein entspringt im Ausland und mündet im Ausland;
die Donau nimmt in Deutschland ihren Ursprung und mündet außerhalb.
Wichtige Küstenflüsse sind: der Pregel, [* 32] die Warnow und Trave, die zur Ostsee, die Eider und Ems, [* 33] die zur Nordsee gehen. Die Memel (poln. Niemen, 790 km lang, davon nur 112 in Deutschland) entspringt in Rußland, tritt als ein schiffbarer Fluß bei Schmalleningken ins preußische Gebiet, nimmt rechts die Jura und links die Scheschuppe auf und teilt sich in der Tilsiter Niederung in zwei Hauptarme, Ruß und Gilge, die, wiederum mehrfach verzweigt, in das Kurische Haff münden. In letzteres fließen ferner noch die Minge und Dange nördlich und der Nemonien südlich von den Memelarmen.
Der schiffbare Pregel (118 km lang) entsteht durch die Vereinigung der Inster, Pissa und Angerapp, verstärkt sich links durch die schiffbare Alle, entsendet rechts die Deime zum Kurischen Haff und ergießt sich in das Frische Haff, in das ferner bis zur Nogatmündung noch die Passarge und der Elbing fließen. Die Weichsel (1050 km lang, 45 auf der Grenze von Oberschlesien, 239 in Preußen [* 34] und Posen) wird bereits an der Grenze von Oberschlesien, wo sie die Przemsa aufnimmt, schiffbar und tritt als bedeutender Strom bei Ottlotschin in das Reich ein, wo sie links die Brahe (in Posen), das Schwarzwasser, die Ferse und Mottlau nebst der Radaune, rechts die Drewenz, Ossa und Liebe aufnimmt, an der Montauer Spitze sich in die Weichsel und Nogat und am Danziger Haupt in die Danziger und Elbinger Weichsel teilt, von denen die Nogat und die im Sommer wasserleere Elbinger Weichsel zum Frischen Haff gehen, die Danziger Weichsel aber in zwei Armen bei Neufähr und Neufahrwasser in die Ostsee mündet.
Der Narew, der ansehnlichste Nebenfluß der Weichsel überhaupt, mündet rechts in Polen, empfängt aber eine Anzahl Flüsse [* 35] aus dem südlichen Ostpreußen. Zwischen Weichsel und Oder sind zahlreiche Küstenflüsse (Rheda, Leba, Lupow, Stolpe, Wipper, Persante, Rega) vorhanden, die alle auf dem Norddeutschen Landrücken entspringen. Die Oder (905 km lang, 769 km schiffbar, davon 741 in Deutschland) ist recht eigentlich ein deutscher Fluß, da nur ein geringer Teil des Oberlaufs sich außerhalb (in Österreich) [* 36] befindet; sie durchfließt die Provinzen Schlesien, [* 37] Brandenburg und Pommern, wird bei Ratibor [* 38] schiffbar, bildet in Pommern das Pommersche Haff und fließt aus diesem in drei Armen (Peene, Swine und Dievenow) zur Ostsee.
Ihre wichtigsten Zuflüsse sind rechts: die Klodnitz, Malapane, Weida, Bartsch, Warthe (712 km lang, 358 km in Deutschland schiffbar) nebst Netze (440 km lang, 230 km schiffbar) und die Ihna;
links: die Oppa, Glatzer Neiße, Weistritz, Katzbach, der Bober nebst Queis, die Lausitzer Neiße, [* 39] der Müllroser Kanal [* 40] (Schlaube), Finowkanal (Finow), die Uker und Peene.
Unter den Küstenflüssen zwischen Oder und Elbe sind die Recknitz, Warnow (128 km lang, 60 km schiffbar), Trave, Schwentine und Eider (188 km lang, 140 km schiffbar), von denen die letztere bereits zur Nordsee geht, die bedeutendsten. Die Elbe (1165 km lang, 842 km schiffbar, davon 742 in Deutschland) tritt im Elbsandsteingebirge oberhalb Schandau aus Böhmen [* 41] nach Deutschland über, durchfließt das Königreich Sachsen, die Provinz Sachsen nebst Anhalt, [* 42] berührt Brandenburg, Hannover, Mecklenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein und mündet in der Breite [* 43] von 15 km bei Kuxhaven in die Nordsee. In Deutschland empfängt sie rechts: die Schwarze Elster, [* 44] die Havel (356 km lang, 330 km schiffbar) mit Rhin, Dosse und Spree, die Elde und Stör, links: die Mulde, Saale (mit Weißer Elster, Ilm, Unstrut und Bode), Ohre, Jeetze, Ilmenau, Este, Schwinge, Oste und Medem.
Die Weser (451 km lang und schiffbar) entsteht bei Münden aus der Werra (mit Hörsel) und Fulda [* 45] (mit Eder); sie gehört allein unter den deutschen Strömen mit ihrem ganzen Gebiet zu D., fließt meist durch preußische Landesteile, berührt aber auch braunschweigisches, bremisches und oldenburgisches Gebiet, nimmt rechts die Aller (mit Oker und Leine), Lesum und Geeste, links die Diemel, Werre und Hunte auf und mündet unterhalb Bremerhaven, 12 km breit, in die Nordsee.
Die Ems (330 km lang, 224 km schiffbar), in Westfalen [* 46] und Hannover, empfängt rechts die Haase und die Leda, bildet den Dollart und mündet in zwei Armen (Oster- und Westerems) zu beiden Seiten der Insel Borkum in die Nordsee. Der Rhein (1225 km lang, 886 km schiffbar, davon 721 in Deutschland) wird erst unterhalb des Bodensees ein deutscher und zwar nur ein halbdeutscher Fluß, insofern er hier die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz [* 47] bildet. Erst nachdem er bei Basel [* 48] seine Hauptkrümmung vollbracht hat, wird er ein ganz deutscher Strom.
Von Basel bis Mainz [* 49] durchströmt er die Oberrheinische Tiefebene. Bei Bingen [* 50] tritt er in das Gebiet des Schiefergebirges ein, das er am Fuß des Siebengebirges oberhalb Bonn [* 51] verläßt, um von nun an seinen Unterlauf zu beginnen. Unterhalb Emmerich [* 52] verläßt er Deutschland. Unter den Nebenflüssen des Rheins auf der rechten Seite sind die bemerkenswertesten: die Kinzig, Murg, der Neckar (397 km lang, 218 km schiffbar) mit Enz, Jagst und Kocher, der Main (495 km lang, 330 km schiffbar) mit Regnitz, Tauber, Fränkischer Saale, Kinzig und Nidda, die Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe; [* 53]
auf der linken: die Ill, Nahe, Mosel (505 km lang, 344 km schiffbar) mit Orne, Sauer und Saar, Ahr und Erft.
Zur Maas in den Niederlanden fließen die Ruhr (Roer) und Niers, ebendaselbst zur Neuen Yssel die Berkel und zum Zuidersee die Vechte. Die Donau durchströmt in östlicher Hauptrichtung die süddeutsche Hochebene und liegt bei Passau [* 54] noch 287 m ü. M. Sie ist 2780 km lang, 2574 km schiffbar, davon 356 in Deutschland. Die wichtigsten Nebenflüsse der Donau während ihres Laufs durch Deutschland sind auf der rechten Stromseite: die Iller, der Lech, die Isar, der Inn (510 km lang, 226 km in Deutschland), die sämtlich auf der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene in die Donau fließen. Alle diese Nebenflüsse sowie auch die zum Inn ¶