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nördlichen Hessenlandes im Ringgau und Werragebirge die Fortsetzung dieses Systems darstellt. Damit verschwindet aber auch diese Reihe, die alsdann nur noch einmal im W. von der Weser im Teutoburger Wald (s. d.), der aus Trias, Jura und Kreide [* 2] zusammengesetzt ist, hervortritt, hinter Ibbenbüren zwar aufhört, aber noch bei Rheine und zuletzt bei Bentheim angedeutet ist. b) Zur nördlichen Reihe gehören die Gebirge in Schlesien [* 3] (mit Ausnahme des schon zu den Karpathen überleitenden Oberschlesischen Steinkohlengebirges auf der rechten Oderseite), die in der Ausdehnung [* 4] von der obern Oder in Mähren [* 5] bis zur Lausitzer Neiße [* 6] auch als Sudeten zusammengefaßt werden.
Die einzelnen Teile derselben sind: das Schlesisch-Mährische Gebirge oder die Sudeten im engern Sinn (Altvater 1490 m) in Mähren und Österreichisch-Schlesien;
das Glatzer Gebirgssystem (s. Glatz), [* 7] aus einer Anzahl von kleinen, nach den verschiedensten Richtungen sich erstreckenden Gebirgen bestehend, die das Glatzer Kesselthal einschließen, und von denen das Glatzer Schneegebirge in der Wasserscheide der Donau, Oder und Elbe am höchsten ist (Großer Schneeberg 1424 m), während das Reichensteiner und Eulengebirge, beide geschieden durch den Neißedurchbruch bei Wartha, zur nördlich vorliegenden Ebene, in welcher der Zobten (728 m) noch eine vorzüglich hervortretende Marke bildet, mit einem Steilrand abfallen und das Sandsteingebirge der Heuscheuer als ein fremdartiges Glied [* 8] innerhalb der meist aus Gneis und Glimmerschiefer bestehenden Gebirgszüge erscheint; das Niederschlesische Steinkohlen- oder Waldenburger Gebirge, das in einer Mulde bei Waldenburg [* 9] zwischen Rotliegendem (südlich), in dem Porphyre und Melaphyre ansehnlich entwickelt hervortreten, älterm Kohlengebirge (Kulm) im N. und dem Gneis des Eulengebirges sich befindet, zahlreiche Kohlenflöze zeigt und sich nordwestwärts in das Katzbachgebirge fortsetzt, das aus den verschiedenartigsten Gesteinen, vom Urthonschiefer an bis zur Kreide, gebildet ist und in der Gegend von Bunzlau [* 10] in der Ebene ganz verschwindet; das Riesengebirge (s. d.) auf der Grenze von Schlesien und Böhmen, das höchste Gebirge des mitteldeutschen Berglandes (Schneekoppe 1601 m), das auf seiner Nordseite, sowie auch das zwischen ihm und dem Katzbachgebirge eingebettete Hirschberger Thal in seiner Grundlage, aus Granit, auf seiner Südseite aus Glimmerschiefer besteht; das Isergebirge (s. d.) mit der Tafelfichte (1155 m), aus Granit und Gneis vorzugsweise zusammengesetzt.
Als weitere Fortsetzung der nördlichen Reihe des Hercynischen Systems sind das umfangreiche Granitgebiet zwischen Görlitz [* 11] und Meißen, [* 12] aus kleinern Bergzügen oder einzelnen Bergen, [* 13] auch Basaltkegeln bestehend, auf der Nordseite teilweise schon unter dem Diluvium [* 14] der Ebene begraben, ferner die Porphyrgebiete von Rochlitz und Halle [* 15] zu betrachten. Letzteres leitet mit seinen Steinkohlenlagern, mit Rotliegendem und Zechstein bereits zum Harz (s. d.) über, welcher auf seiner Südseite fast ganz, auf seiner Nordseite teilweise von Zechstein, der in der Gegend von Eisleben [* 16] durch seine Kupfererze die Grundlage des Mansfelder Bergbaues bildet, eingefaßt ist, im Unterharz vorzugsweise aus Silur, im Oberharz aus älterm Kohlengebirge (Kulm) zusammengesetzt ist, während der hervorragendste Teil, das Brockengebirge (Brocken 1142 m), sowie der Ramberg auf dem Unterharz (Viktorshöhe) nebst der Roßtrappe aus Granit und der Auerberg (Josephshöhe) aus Porphyr bestehen.
Aus viel jüngerm Gestein bestehen die letzten Glieder [* 17] dieser Reihe: der Hils, Deister, Süntel, die Bückeberge zwischen Leine und Weser meist aus Jura mit einer starken Entwickelung der denselben überlagernden steinkohlenreichen Wälderformation (Wealden) und das Wiehengebirge im W. von der Weser, das ebenfalls im Jura, nördlich von Osnabrück [* 18] an der Haase, im Tiefland verschwindet. Auf der Nordseite des Harzes breitet sich ein Hügelland im Übergang zum Norddeutschen Tiefland bis zur obern Aller und bis in die Gegend von Magdeburg [* 19] aus. Da ziehen, ganz nahe dem Harz, die Quadersandsteinzüge der Teufelsmauer und des Regensteins hin, entfernter der Huy mit den beiden Fallsteinen, die Asse und der Elm in Braunschweig, [* 20] ein reichhaltiges Braunkohlenbecken von Helmstedt bis Aschersleben, [* 21] das über Buntsandstein und der an Salz [* 22] reichen Zechsteinformation lagert, endlich zum Schluß das Magdeburger Gebirge, das unter der Trias aus Zechstein, Rotliegendem und Kulm besteht, von bedeutenden Porphyrmassen durchbrochen ist, sich von Gommern auf der rechten Elbseite über Magdeburg bis fast an den Drömling erstreckt, aber keine nennenswerten Terrainerhebungen veranlaßt.
Das Innere zwischen den beiden Reihen, das sich nordwestwärts mehr und mehr verengert, wird zwischen dem Riesen- und Isergebirge auf der einen und dem Fichtelgebirge auf der andern Seite durch einen Gebirgszug ausgefüllt, von dem das Lausitzer und das Elbsandsteingebirge (die Sächsische Schweiz) der Kreideformation [* 23] angehören, das Erzgebirge (s. d.) aber, das mit der Gottleuba sich entwickelt, mit dem Keilberg in Böhmen und dem Fichtelberg in Sachsen [* 24] 1238 und 1204 m erreicht, ganz vorzugsweise aus kristallinischen Gesteinen gebildet worden ist: aus Gneis mit reichen Erzgängen an der Freiberger Mulde und Flöha, aus Glimmerschiefer von der Zschopau bis Schneeberg, sodann aus Granit (Johanngeorgenstadt) und endlich wiederum aus Glimmerschiefer bis zur Berührung mit dem Fichtelgebirge.
Auf der Südseite fällt das Erzgebirge in Böhmen mit einem Steilrand ab, auf der Nordseite dacht es sich allmählich längs der beiden Mulden, der Zschopau, Flöha etc. ab. Hier tritt das produktive Steinkohlengebirge neben und unter dem Rotliegenden in zwei Becken hervor, einmal nicht weit von Dresden [* 25] bei Pottschappel, dann in einer langgestreckten Senke von Hainichen über Chemnitz [* 26] bis über Zwickau [* 27] hinaus. Auf der Nordseite dieser Einlagerungen erscheint das kristallinische Gebirge (Granulit) bis Döbeln [* 28] nochmals an der Oberfläche, um dann dem Porphyrgebirge von Rochlitz bis Wurzen [* 29] Platz zu machen. Im W., etwa von Plauen [* 30] ab, schließt sich das Erzgebirge an die Gesteinsmassen des Thüringer Waldes; neben einigen Gebieten von kristallinischen Schiefern nimmt hier besonders die Silurformation, vielfach durchbrochen von Melaphyr, einen weiten Raum ein; dann folgt Mitteldevon, älteres Kohlengebirge (Kulm), bis mit dem Zechstein an der mittlern Orla das Gebirgsland aufhört.
In der weitern Fortsetzung des Systems gegen NW. zeigt sich zwischen den beiden Gebirgsreihen, Thüringer Wald und Harz, an der Unstrut und Gera, [* 31] von Mühlhausen, [* 32] Gotha [* 33] und Erfurt [* 34] bis zur Thüringer Pforte, dem Durchbruch der Unstrut durch das Buntsandsteingebirge, eine ausgedehnte Keupermulde, die durch Muschelkalk mehrfach gegliedert oder begrenzt wird, während dieser meist wieder, namentlich im SO. zwischen der Saale und der schon erwähnten Zechsteinpartie und im NW. zwischen Nordhausen [* 35] und Göttingen, [* 36] von Buntsandstein eingeschlossen ist. Im Muschelkalk liegen in diesem Gebiet der Ettersberg nördlich von Weimar, [* 37] die Hörselberge bei Eisenach, [* 38] ¶
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der Hainich, das obere Eichsfeld, das Ohmgebirge auf dem untern Eichsfeld (zwischen Buntsandstein), das Düngebirge, die Hainleite etc.; im Buntsandstein die Finne südlich von der untern Unstrut, das untere Eichsfeld, der Göttinger Wald. Eine eigentümliche Stellung nimmt hier das Kyffhäusergebirge ein, das vom Harz durch das Thal [* 40] der Goldenen Aue (Helme) [* 41] getrennt ist und mit seinem Zechstein in der südlichen Begrenzung, seinem Rotliegenden in dem Hauptteil, ruhend auf einer Grundlage von kristallinischem Gestein (Granit), eine Verwandtschaft mit dem Harz oder wenigstens mit dem Bergbaurevier von Eisleben offenbart. Zwischen den nordwestlichen Gebirgsreihen in Westfalen [* 42] und Hannover [* 43] entwickeln sich noch kleine Bergmassen, von denen mehrere Steinkohlenlager umschließen; am wichtigsten ist das Steinkohlengebirge von Ibbenbüren (s. d.), mit dem auch dieser Teil zum Tiefland übergeht.
4) Der Jura. Oberhalb des Winkels des Rheins bei Basel, [* 44] zwischen Waldshut und Schaffhausen, [* 45] überschreitet der Gebirgszug des Jura, welchem die in ihm hauptsächlich vertretenen Juraformationen ihren Namen verdanken, den Rhein und die Grenze des Reichs und zieht sich in großer Breite [* 46] als Schwäbischer Jura bis 1014 m (Lemberg [* 47] bei Gosheim) ansteigend, in seinen einzelnen Gliedern aber vielfach den Namen wechselnd (Heuberg, Rauhe Alb, Albuch, Härdtfeld etc.), durch Baden, [* 48] Hohenzollern [* 49] und Württemberg mit nordöstlicher Richtung bis zu dem Becken des Nördlinger Rieses in Bayern, [* 50] alsdann als Fränkischer Jura zuerst noch in gleicher Richtung bis in die Gegend von Regensburg, [* 51] darauf in nördlicher Richtung bis zur Nürnberg-Further Eisenbahn und endlich in fast nordwestlicher über den Main hinaus bis in die Gegend von Koburg. [* 52]
Die breite Hochfläche ist ganz vorherrschend aus dem obern oder Weißen Jura zusammengesetzt, der von Schaffhausen bis Regensburg (von Sigmaringen bis Regensburg an oder nahe der Donau) mit verhältnismäßig nur geringem Höhenrand zu den Tertiär- und Quartärschichten der Schwäbisch-Bayrischen Ebene, auf der entgegengesetzten Seite, im N. auch auf beiden Seiten, aber mit einem hohen, außerordentlich zerrissenen Steilrand abfällt, welchem in Form von Vorbergen der Braune Jura angelagert ist, während die Lias ein großes fruchtbares Plateau bildet, aus welchem sich die obern Juraabteilungen bergartig erheben.
Der Steilrand ist namentlich in Württemberg großartig und vielfach von Bergrutschen gekrönt, welche mauerartige Abstürze erzeugen. Auf der Höhe ist der Jura in der Regel außerordentlich wasserarm, nicht aber in seinen Abfällen, zwischen denen die Bäche mit reicher Wasserfülle hervortreten. Sehr reich ist der Kalkstein des Jura an Höhlen, die besonders in großer Zahl auf der Nordseite des Gebirges in Württemberg und im nördlichen Teil des Frankenjura, in der Fränkischen Schweiz (in der Nähe der Wiesent: Muggendorfer Höhle, Gailenreuther Höhle u. a.), vorkommen.
Auf der Grenze gegen die kristallinischen Gesteine [* 53] des Bayrischen Waldes und des Fichtelgebirges liegen die Becken von Bodenwöhr (Keuper bis Tertiärschichten) und die Keupermulde von Baireuth. [* 54] Auf der entgegengesetzten Seite breitet sich ein großes Gebiet von Keuper und Muschelkalk aus, das in schmalem Strich zwischen Jura und Schwarzwald bis an den Rhein bei Waldshut, zwischen Durlach [* 55] und Wiesloch an die Oberrheinische Tiefebene tritt und von Heidelberg [* 56] bis Meiningen [* 57] den Buntsandstein des Oberrheinischen Gebirgssystems (Odenwald, Spessart, Rhön) begrenzt.
3) Das Norddeutsche Tiefland
ist durch das mitteldeutsche Bergland im S., durch das Meer im N. natürlich, nach O. und W. nur künstlich abgegrenzt. Sein Hauptbestandteil ist das Diluvium, in seinen untern Schichten frei von nordischen Geschieben (präglaziales Diluvium), während die ungeheure Menge dieser nordischen Geschiebe im mittlern Diluvium im Zusammenhang mit den an vielen Stellen der Norddeutschen Tiefebene beobachteten Schliffen jetzt durchweg als Anzeichen einer allgemeinen Vergletscherung während der Eiszeit [* 58] (s. d.) gedeutet wird.
Über dem Diluvium, teils einfach in besondern Becken übergelagert, teils in den später eingefressenen Thälern und Wasserrissen,
finden sich die jetzigen Bildungen der süßen Gewässer: die Kalktuffe oder Süßwasserkalke, die Brücher, Sumpfmoore, oft
von großer Ausdehnung, der Raseneisenstein und sogen. Ortstein, ein die Vegetation sehr behinderndes Konglomerat
von Brauneisenerz und Sand, in den nordwestlichen Heiden; die fruchtbaren Marschen Nordwestdeutschlands
, die in Gegensatz gegen
die höher gelegene sandige (meist aus Diluvialsand gebildete) Geest treten.
Gleichzeitig fanden und finden Einwirkungen des Meers statt, zu denen zuvörderst die mit Hilfe des Windes gebildeten Sanddünen gehören, welche infolge des Zurücktretens der See seit der Diluvialzeit oft noch ziemlich tief im Land gefunden werden. Ferner die Abschwemmungen an den Küsten, die an der Ostsee mehr ausnahmsweise, an der Nordsee als regelmäßige Erscheinung vorkommen und hier in historischer Zeit, z. B. durch Bildung der Zuidersee, durch Einreißen des Dollart an der Emsmündung im 13. Jahrh., durch das erhebliche Verkleinern der Insel Borkum, durch Zerstörung vieler friesischer Inseln, schon sehr große Veränderungen bewirkt haben.
Dann die Erscheinungen an den Mündungen der Flüsse, [* 59] von denen viele nachweislich einen andern Lauf hatten als jetzt; so die Weichsel, die durch das Netze-Warthethal zur Oder, die Oder, welche über Berlin [* 60] in die Elbe strömten. An den Mündungen bilden sich allmählich aus den Ästuarien Haffe und Deltas, indem an seichten Stellen des Meers nahe den Mündungen die Anhäufungen von Schlick und Detritus zunehmen und allmählich Verlandung herbei führen. Die Gebilde, welche älter sind als das Quartär, sind im Norddeutschen Tiefland selten, aber weithin zerstreut.
Zunächst ist verhältnismäßig am häufigsten die Tertiärformation. [* 61] Miocäne, dunkle Glimmersande kommen vom nordwestlichen Westfalen über die Gegend der Vechte, Ems und [* 62] Haase, dann beiderseits der untern Elbe und auf Sylt vor. Oberoligocäne Mergel und konglomeratartige Sande finden sich bei Celle, [* 63] Sternberg in Mecklenburg, [* 64] Dömitz, mitteloligocäne Thone und Sande um Berlin, Stettin, [* 65] Frankfurt [* 66] a. O.; letztere reichen dann über Magdeburg hinaus in das Hügelland.
Braunkohlen führendes Unteroligocän kommt, ursprünglich mit dem von Magdeburg etc. im Zusammenhang, durch die ganze Mark, in Anhalt, [* 67] der Niederlausitz und in Schlesien vor. Besondere Berücksichtigung verdient das Samland, wo ein unteres glaukonitisches, sandiges und thoniges Gestein, die »blaue Erde«, das Muttergestein des Bernsteins, umfassend, und ein oberes Kohlen führendes Gestein zu unterscheiden ist. Letzteres wird dem mittlern, ersteres dem untern Oligocän gleichgesetzt. Die Kreide ist sehr verbreitet in dem Becken von Münster; [* 68] auch finden sich viele Inselsättel derselben in großer Nähe des Berglandes und zwar zwischen der obern Aller und dem Dümmersee (an der Hunte). In größerer Entfernung vom ¶