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Stuttg.
1878) und G. F. Wagner (Gedichte und Lustspiele); ferner A. Hoser, J. Eppele, J. G. ^[Johann Georg] Scheifele, Fr. Richter, A. Grimminger u. a. Eine Sprichwörtersammlung lieferte A. Birlinger (»So sprechen die Schwaben«, Berl. 1868),
welcher auch ein »Schwäbisch-Augsburgisches Wörterbuch« (Münch. 1864) herausgab. Die ganze schwäbisch-alemannische Mundart hat Weinhold behandelt in seiner »Alemannischen Grammatik« (Berl. 1863), worin die Entwickelung derselben von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart verfolgt wird.
Den bei weitem größten
Raum unter den drei Hauptmundarten des oberdeutschen Sprachgebiets nimmt die bayrische oder ostl
echische
Mundart ein, außer
Altbayern nämlich noch
Tirol,
[* 2]
Salzburg,
[* 3]
Österreich,
[* 4]
Steiermark
[* 5] bis
Krain
[* 6] und die 13 und 7 deutschen
Gemeinden in Oberitalien
[* 7] (s.
Comuni). Bis ins 13. Jahrh. hinein von dem Alemannisch-Schwäbischen noch wenig verschieden,
trennte sich die bayrische
Mundart hauptsächlich durch die in ihr zuerst auftretende
Verwandlung des alten langen i und u
in die
Diphthonge ei und au. Seitdem aber sind die beiden oberdeutschen
Mundarten immer mehr auseinander
gegangen.
Die bayrische Mundart ist breit und näselnd und verschluckt eine Menge Laute; auch spricht der Altbayer viel langsamer als der Schwabe, desto schneller dagegen der Gebirgsbewohner. Eigenheiten der bayrischen Mundart im engern Sinn sind noch folgende: Das reine hochdeutsche a gebraucht sie fast nie, sondern verwandelt dasselbe in den Mittellaut zwischen o und a (das schwedische å);
statt des hochdeutschen ä läßt sie entweder ein dunkles, dem ö sich näherndes e hören oder, wie in den Verkleinerungs- und Schmeichelwörtern, besonders aber in der Bedingungsform der Verba, ein à (Mittellaut zwischen a und ä);
das hochdeutsche ö erscheint meist wie ein helles e;
das ä, wie das i der Stammsilben, lautet wie ein tiefes î, hell und spitzig aber in den Endsilben ig und lich, die gewöhnlich in i verkürzt werden;
das ai lautet immer wie oa, das ei aber wie ai;
das endende l und ll wandeln sich in ein kurzes und stumpfes j;
die Endsilbe er verändert sich überall in à, doch wird das r wieder hörbar, wenn das folgende Wort mit einem Selbstlauter anfängt, zu dem es hinübergeschleift wird.
Das ch am Ende lautet in den Gebirgsgegenden sehr hart, auch nimmt das r zu Anfang noch zuweilen ein h zu sich (z. B. da Rhieme = der Riemen). Dichterisch wurde diese Mundart besonders von dem ehemaligen Augustiner Marcelin Sturm (Lieder), M. Heigel, Franz v. Kobell und K. Stieler ausgebildet; außerdem findet man Lieder in Hazzis »Statistischen Aufschlüssen von Bayern« [* 8] (1. Teil) und in Firmenichs »Germaniens Völkerstimmen«. Beachtenswert ist auch eine »Sammlung bayrischer Sprichwörter«.
Vgl. A. Zaupser, »Versuch eines bayrischen und oberpfälzischen Idiotikons« (Münch. 1789),
besonders aber Schmellers vorzügliches »Bayrisches Wörterbuch« (2. Aufl. von Fromman, das. 1868-78, 2 Bde.) und in grammatischer Hinsicht das ebenso ausgezeichnete Werk Schmellers: »Die Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt« (das. 1821), worin auch reichhaltige Mundartenproben zu finden sind.
Die
Mundarten des südlichen
Tirol weichen von denen des
mittlern
und nördlichen nicht wenig ab, weil sich in der
Aussprache mehrere
Laute dem
Italienischen nähern. Im ganzen ist
die
Aussprache der
Tiroler hochlaut, kräftig, bestimmt und deutlich.
Vorzüglich stark wird das k gesprochen
und
das a in manchen Gegenden fast so hell wie in
Schwaben; das ü lautet wie in
Bayern nur als Mittellaut zwischen ü und i.
Der
Salzburger
Dialekt weicht im ganzen wenig von der
Tiroler
Mundart ab.
Lieder und
Schnaderhüpfel finden sich in
Hübners
»Beschreibung
von
Salzburg« (Salzb. 1796); ein Bruchstück aus einem
Singspiel in diesem
Dialekt ist in der Vorrede zu
Gottscheds
Buch von gleichbedeutenden Wörtern enthalten. Sammlungen von
Schnaderhüpfeln veröffentl
ichten
Franz v.
Kobell, v.
Hörmann u. a. Der österreichische
Dialekt unterscheidet sich im allgemeinen von dem bayrischen durch Weichheit, Feinheit
und
Geschwindigkeit der
Aussprache; doch
ist er im Land ob der
Enns auch gedehnt und singend.
In den Gebirgsgegenden
zwischen
Ungarn
[* 9] und
Österreich, durch
Kärnten und
Krain, ähneln
Aussprache, Wortformen und
Gesänge der salzburgischen und tirolischen,
in
Mähren
[* 10] aber der schlesischen und im mittlern
Lande der bayrischen
Mundart. Die letztere, im eigentl
ichen
Österreich herrschende
verwandelt z. B. wie jene die meisten
a in o, die echt alten ei in ai, die au in à, behält das alte
ie noch als
Doppellaut bei, stumpft die Endsilbe er in à, nur daß sie das r, sobald ein
Selbstlauter folgt, wieder etwas
hörbar macht, und verändert fast jedes ü in ein dickes î. Doch unterscheidet sie sich von der bayrischen
teils durch die eigentümliche Umwandlung einzelner
Laute, teils durch die besondere Formierung derselben. So verwandelt sie
die alten ai oder ay, die in
Bayern oa lauten, in à. Die
Aussprache hat etwas
Stumpfes und Klangloses. Die
Mundart des niedern
Volkes und selbst noch der
Bürger ist sehr unverständlich, jene der Halbgebildeten aber ein Gemisch von
bürgerlicher
Mundart und
Hochdeutsch. Der dreifache Unterschied jeder
Mundart, je nach den verschiedenen Volksklassen, dem
Bauer, dem
Bürger und dem mehr oder minder gebildeten
Stand, ward zuerst von M.
Höfer (»Die Volkssprache in
Österreich«,
Wien
[* 11] 1800) dargestellt. Besondere Sammlungen österreichischer
Volkslieder sind: Meinert,
Alte deutsche
Volkslieder
in der
Mundart des
Kuhländchens (Hamb. 1817, Bd.
1);
Fr. Ziska und Schottky, Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen (Pest 1819; 2. Ausg., das. 1844);
Pogatschnigg und Herrmann, Deutsche [* 12] Volkslieder aus Kärnten (Graz [* 13] 1879).
In österreichischer Mundart dichteten Castelli und Seidl (niederösterreichisch), M. Lindemayr, Kohlheim, Kaltenbrunner, Klesheim (wienerisch), Stelzhamer (obderennsisch), Fellöcker, Rosegger (steirisch). Ein »Etymologisches Wörterbuch« gab Höfer (Linz [* 14] 1815, 3 Tle.); neuere lexikalische Sammlungen für den österreichischen Dialekt sind die von Loritza (Wien 1847), Castelli (das. 1847), des Wiener Dialekts von Hügel (das. 1873). Ein Wörterbuch der tirolischen Volkssprache gaben Schöpf und Hofer (Innsbr. 1862-66) heraus. Über die Mundart der deutschen Bewohner des Böhmerwaldes schrieb J. Ranke ^[richtig: J. Rank] (»Aus dem Böhmerwald«, Linz 1853),
der auch eine Auswahl ihrer
Schnaderhüpfeln mitteilte. Ein sehr reichhaltiges »Kärntisches
Wörterbuch« veröffentl
ichte M.
Lexer (Leipz. 1862). Die
Grammatik der ganzen bayrisch-österreich.
Mundart hat
Weinhold
in historischer
Weise behandelt in
»Bayrische
Grammatik« (Berl. 1867).
Die mitteldeutschen Mundarten
sind so unendlich mannigfaltig und bisher so unbeachtet geblieben, daß es unmöglich ist, genaue Nachweise über sie alle zu geben. Doch lassen sich diese so verschiedenen Dialekte mit einiger Sicherheit in gewisse Hauptgruppen teilen. Zunächst die fränkischen Mundarten am Ober- und Mittelmain, an der Oberwerra und der Rhön. Man hört sie vom Odenwald und Spessart bis an das Fichtelgebirge und ¶
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vom Rennsteig des Thüringer Waldes bis beinahe an den Ausfluß [* 16] der Wernitz in die Donau. Am nächsten sind sie mit den schwäbischen und bayrischen Mundarten verwandt, denn wenn auch in ihnen die in diesen eigentümliche Aussprache des st und sp im Inlaut als schd und schb aufhört, so haben sie dafür nicht selten die Aussprache des bloßen s als sch; aber die Nasentöne nehmen ab, der breite, kräftige, aufgeblasene Ton der südlichen Dialekte verwandelt sich in einen geschmeidigen und spitzigen.
Die Grenze zwischen der Mundart des Mittelmains, der westfränkischen, und der des Obermains, der ostfränkischen, zieht sich
nach Schmeller von der obern Wernitz längs der Wasserscheide zwischen Tauber und Regnitz zum Main, überschreitet
diesen Fluß östlich
von Würzburg,
[* 17] da, wo derselbe nicht mehr, wie von seiner Quelle
[* 18] an, Mâ sondern Mê genannt wird, und wendet
sich westlich von Schweinfurt
[* 19] gegen die Quellen der Saale, wo schon die Mundart der obern Werra, die hennebergische,
beginnt.
Die vorzugsweise fränkische oder ostfränkische Mundart weist an Stelle der alten, noch in Bayern und der Schweiz [* 20] hörbar als Doppellaute gesprochenen ïe ein ei, öfters auch ein öi auf, an Stelle der alten uo, welche noch in Bayern diphthongisch lauten, ein ou, während die langen o größtenteils in aù, wo u den Ton hat, die eigentlichen au der Schriftsprache aber meist in a verwandelt werden; das alte ai geht gewöhnlich in à über. Doch findet auch hier große Verschiedenheit statt.
Dichterisch ausgebildet wurde diese Mundart von den Nürnbergern Grübel, Zuckermandel, W. Marx und W. Weickert und dem Koburger Fr. Hofmann. Ein Idiotikon für den Nürnberger Dialekt von Häslin findet sich im »Deutschen Museum« (November 1781). Der hennebergische Dialekt herrscht östlich der obern Fulda [* 21] bis fast zur obern Saale und umfaßt vorzugsweise die gesamte Werragegend oberhalb Salzungen bis Themar, über welches hinaus er schon fränkische Elemente aufnimmt. Er charakterisiert sich durch die Bewahrung des altdeutschen û; welches sowie das altdeutsche î hier und auch in einem großen Teil Thüringens und Hessens nicht in das neuhochdeutsche au, resp. ei übergegangen ist; ferner durch die Verwandlung der Endsilbe ung in ing, des w am Anfang eines Wortes (häufig) in b, des ei in ê und der Endsilben agen in ö, z. B. Hus statt Haus, Méning statt Meinung, bie statt wie, Wö statt Wagen, geschlö statt geschlagen.
Statt des n am Ende läßt er häufig einen bloßen Nasenhauch hören. Dichterisch wurde dieser Dialekt in neuerer Zeit vielfach ausgebeutet. Einzelne Gedichte brachte schon das »Koburg-Meiningische Taschenbuch« (1804 ff.). Gedichtsammlungen veröffentlichten: Neumann (im Wasunger Dialekt),
einzelne Gedichte: Klett (»Gaul böck dich«, im Suhler Dialekt), Reinhard und Deckert (in Schleusinger Mundart), Wucke (im Salzunger Dialekt), Schneider (im Meininger Dialekt) u. a. Ein hennebergisches Idiotikon gab Reinwald, von einem andern veröffentlichte Brückner Proben.
Vgl. Spieß, Beiträge zu einem hennebergischen Idiotikon (Wien 1881);
Derselbe, Die fränkisch-hennebergische Mundart (das. 1873).
Die Mundarten der Rhön, die durch das Ulsterthal mit der Werragegend, durch das Saale- und Sinnthal mit dem Main, durch das Kinzigthal mit der Wetterau und durch die Fulda mit Niederhessen in Verkehr stehen, haben durch die Einwirkung der mehr als tausendjährigen Herrschaft des Stifts Fulda einen gewissen allgemeinen Charakter angenommen, ohne jedoch ihre ursprünglichen Bestandteile ganz zu verleugnen. Ein charakteristisches Kennzeichen des Rhöndialekts ist der Gebrauch der Diminutivendung »lich« (statt »lein« oder »chen«) und zwar für den Plural, während der Singular »le« hat (z. B. das Häusle, die Häuslich).
Das Westfränkische unterscheidet sich vom Ostfränkischen besonders dadurch, daß in ihm die Doppellaute ie und ei, statt in i und a, in äi und ê übergehen. Nicht ohne Einfluß blieb das Niederdeutsche auf dasselbe. Die sogen. rheinische Mundart, zwischen dem Unterrhein und der Lahn, gehört, ebenso wie die eben besprochene west- und ostfränkische, zu dem Komplex der oberfränkischen Mundarten; da die Grenze derselben in Hessen, [* 22] namentlich bei Alsfeld, großenteils mit der Grenze des Oberlahngaues zusammenfällt, so scheinen im allgemeinen die beiden Lahngaue, die Wetterau, der Maingau, die beiden Rheingaue, der Niedgau und anliegende Gegenden dieses Sprachgebiet zu bilden.
Hierher gehören: die Frankfurter Lokalpossen von Malß (»Volkstheater in Frankfurter Mundart«, 2. Aufl., Frankf. 1850),
W. Pfeiffer und W. Sauerwein;
die Gedichte von Fr. Stoltze (»Frankfurter Krebblzeitung« und »Gedichte«);
die Mainzer Posse »Herr Hampser als Stadtrat«;
Lennigs komische Dichtungen in Pfälzer Mundart (»Etwas zum Lachen«, »Die Weinproben« etc.);
die pfälzischen Gedichte von Fr. v. Kobell, Nadler, Woll etc. -
Das Gebiet des Rheins von Luxemburg, [* 23] Trier, [* 24] Koblenz, [* 25] nördlich bis nach Düsseldorf [* 26] und Aachen, [* 27] bildet dann wieder eine zusammengehörige Mundartengruppe, die niederrheinische oder mittelfränkische.
Die hierher gehörigen Mundarten sind mitteldeutsche mit den hauptsächlichsten Erscheinungen der hochdeutschen Lautverschiebung; doch sind sie in einigen Punkten auf niederdeutscher Stufe stehen geblieben und haben besonders das gemeinsam, daß sie sämtlich dat, et, wat haben statt des in allen übrigen mitteldeutschen Gegenden herrschenden verschobenen das, es, was. Außerdem stimmen sie darin mit dem Niederdeutschen überein, daß sie wie dieses, hochdeutschem b entsprechend, in- und auslautend v, resp. f haben, z. B. kölnisch Wif (Weib), Plural: Wiver.
Man bezeichnet sie daher als Übergangssprache von den hochdeutschen Mundarten zu den niederdeutschen. Man kann sie wiederum in drei Nebendialekte teilen: den luxemburg-lüttichschen, den trierschen und den kölnischen. Die luxemburg-lüttichsche Mundart wird gesprochen von Diedenhofen [* 28] bis an den Ausfluß der Sure in die Mosel, von da längs der Sure und Oure bis Vianden, von wo sie sich fast in gerader Richtung nach Westen bis an das Wallonische zieht. Die triersche Mundart zieht sich von Saarlouis über den Gau zwischen Mosel und Saar längs der Grenze des Luxemburgischen bis St. Vith, von da längs der kölnischen Grenze bis an den Rhein.
Sie spricht die Vokale noch gedehnter und langsamer als die vorige. Die kölnische Mundart beginnt mit den Hofgerichtshöfen Bütgenbach, Amel und Büllingen. Einen ganz andern Dialekt spricht man vier Stunden über Prüm von Hillesheim bis zur Aar und dem Rhein. Dichterisch behandelten den Luxemburger Dialekt H. Meyer (»E Schreck ob de Letzeburger Parnassus«, Letzeburg 1829),
den Aachener F. Jansen (»Gedichte«, Aachen 1820) und Jos. Müller (»Gedichte und Prosa«, 2. Aufl., das. 1853),
den Trierer Loyen (»Gedichte«, Trier 1850),
den Kölner [* 29] Dialekt Wallraf (»Die Postation«, Fastnachtsposse Köln [* 30] 1818) u. a.
Vgl. J. ^[Joseph] Müller und Weitz, Aachener Idiotikon (Aachen 1836);
Hönig, Wörterbuch der Kölner Mundart (Köln 1877).
Die westerwäldischen Mundarten hat Schmidt in seinem »Westerwäldischen ¶