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endlich auch beim Hof [* 2] der Umschwung ein. Am 22. Jan. reiste der König nach Breslau, [* 3] und von hier erließ er 3. Febr. den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Der ungeahnte Erfolg desselben (nicht bloß Jünglinge, auch ältere Männer in angesehener Stellung traten in die Reihen, alle Stände, Korporationen, Gemeinden wetteiferten in Gaben für die Ausrüstung der Freiwilligen) ermutigte den König, den entscheidenden Schritt zu thun. Allerdings setzte er im Kampf mit Frankreich seine Dynastie, ja den preußischen Staat selbst aufs Spiel, denn Napoleon hatte schon früher ausgesprochen, daß er einen Fehler begangen, indem er Preußen, [* 4] wenn auch zerstückelt, bestehen ließ, und er würde denselben nicht zum zweitenmal begangen haben. Am 28. Febr. schloß Hardenberg mit Rußland den Vertrag von Kalisch [* 5] ab, der freilich Preußen zur zweiten Rolle verurteilte und für den Frieden nur Unbestimmtes festsetzte. Es folgten nun nacheinander die Stiftung des Eisernen Kreuzes, der Aufruf: »An Mein Volk« vom 17. März, die Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Landsturms, endlich 27. März die förmliche Kriegserklärung an Frankreich.
Der Zweck des Kriegs war nicht bloß die Wiederherstellung des preußischen Staats, sondern ein Aufruf an die Deutschen, welchen Alexander und Friedrich Wilhelm 26. März von Kalisch aus erließen, wie ein 29. März zu Breslau zwischen beiden abgeschlossener Vertrag erklärten zugleich die Befreiung Deutschlands [* 6] vom französischen Joch für den Zweck des Kampfes, verkündeten die Wiedergeburt des Deutschen Reichs, forderten alle Deutschen auf, sich der Erhebung anzuschließen, und bedrohten jeden Fürsten, der dieser Aufforderung nicht Folge leiste, mit Verlust seiner Staaten.
Die freiwilligen Jägerkorps, namentlich die von Major v. Lützow errichtete »schwarze Schar der Rache«, sollten den Kern für die erwartete deutsche Volkserhebung bilden. Diese Hoffnungen erfüllten sich indes nicht. Die Fürsten hielten sich mit wenigen Ausnahmen aus Furcht und Eigennutz neutral oder blieben Napoleon treu; die Stimmung im außerpreußischen Deutschland [* 7] war noch weniger schwungvoll und patriotisch als 1809. Nur einzelne begeisterte Jünglinge aus diesem Teil Deutschlands traten in die Lützowsche Schar ein, wie vor allen der Sänger der Freiheitskriege, Theodor Körner.
So standen Rußland und Preußen vorläufig allein. Ersteres hatte nur einen Teil seines Heers zur Verfügung; Preußen stellte aus den seit 1807 rastlos ausgebildeten Reserven ein reguläres Heer von 128,000 Mann auf, wozu noch 150,000 Mann Landwehr kamen, die allerdings wegen mangelnder Waffen [* 8] und Montur nur zum Teil verwendbar war. Überhaupt wurden die preußischen Rüstungen und die Bewegung der Truppen vielfach gehemmt durch die von den Franzosen noch behaupteten Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe, wenn auch die Feldarmee unter dem Vizekönig Eugen bis an die Elbe zurückgegangen war.
Für den Offensivkrieg waren zunächst nur 36,000 Mann in Schlesien [* 9] verfügbar, welche unter den Befehl Blüchers gestellt wurden, und 54,000 unter York, Bülow und Borstell in der Mark. Den Oberbefehl führte der russische Feldmarschall Kutusow, der aus übertriebener Vorsicht und Eigensinn sofort Scharnhorsts Plan vereitelte, ohne Zögern in Deutschland einzudringen und den Rheinbund zu sprengen, ehe Napoleon herankam. Langsam setzte man sich durch Sachsen, [* 10] dessen König nach Prag [* 11] floh, nach Thüringen in Marsch.
Währenddessen hatte Napoleon, schon Ende 1812 nach Paris [* 12] zurückgekehrt, mit Aufbietung aller Kräfte gerüstet. 350,000 Mann wurden im Kaiserreich ausgehoben, und wenn auch nur ein Teil sofort für Deutschland verfügbar war, so stellten die Rheinbundstaaten doch bereitwilligst ihre Kontingente. Das Wiedererstarken der französischen Macht machte sich schon Anfang April an der untern und mittlern Elbe bemerkbar, wo die Franzosen dem weitern Vordringen der leichten Truppen der Alliierten ein Ziel setzten. Am 2. April kam es in Lüneburg [* 13] und am 5. bei Möckern zu den ersten blutigen Zusammenstößen, bei denen sich die Tapferkeit und der Opfermut der Preußen und Russen herrlich bewährten.
Ende April stießen die Vortruppen der Verbündeten, welche 90,000 Mann stark waren, schon auf die französische Hauptarmee (120,000 Mann), welche Napoleon durch Franken und Thüringen bis an die Saale herangeführt hatte, und Wittgenstein, der nach Kutusows Tode den Oberbefehl erhalten, beschloß, dieselbe, während sie im Marsch war, 2. Mai bei Großgörschen in der Ebene von Lützen [* 14] anzugreifen. Der Angriff mißlang infolge von Wittgensteins ungeschickter Leitung. 8000 Preußen und 2000 Russen bedeckten das Schlachtfeld, Scharnhorst und Blücher waren verwundet; aber keine Kanone, kein Gefangener ging verloren, und den Franzosen, die noch größere Verluste erlitten, wurden auch Trophäen abgenommen.
Trotzdem wurde auf Verlangen der russischen Generale der Rückzug angetreten, um hinter der Spree bei Bautzen [* 15] eine neue Stellung zu nehmen. Sachsen wurde preisgegeben, und der König Friedrich August schloß sich sofort Napoleon an. Am 20. und 21. Mai griff dieser die Alliierten, die ihm den Übergang über die Spree verwehren wollten, bei Bautzen an und zwang sie 21. Mai zum Rückzug, der in aller Ordnung vor sich ging. Napoleon hatte erheblichere Verluste erlitten als die Alliierten und sowohl Kanonen als Gefangene eingebüßt.
Das glückliche Treffen bei Hainau (25. Mai) bewies allerdings, daß der Mut der Truppen ungebeugt war; indessen die Lage war sehr bedenklich. Die Russen wollten bis Polen zurückgehen, um sich neu zu rüsten. Preußen war noch nicht im stande, allein den Krieg auf sich zu nehmen, denn die Rüstung [* 16] der Landwehr war noch nicht vollendet; überdies war das Hauptheer schon von der Mark abgeschnitten, indem dies nach Schweidnitz [* 17] abschwenkte, während die Franzosen Breslau besetzten. Da gewährte Napoleon 4. Juni den Waffenstillstand von Poischwitz, da sein Heer zu arg mitgenommen war und er sowohl Verstärkungen heranziehen, als seine Verbindungen nach Westen herstellen wollte.
Das preußische Volk empfand die Kunde vom Waffenstillstand wie einen Donnerschlag, und das Unglück von Hamburg, [* 18] das den Franzosen wieder in die Hände fiel und von Davoût aufs grausamste behandelt wurde, wie der Überfall der Lützowschen Freischar (17. Juni) bei Kitzen vermehrten noch den schmerzlichen Eindruck der bisherigen Unglücksfälle. Trotzdem verlor man den Mut nicht. Die Rüstungen wurden mit allem Eifer und bewundernswertem Opfermut vollendet, Ende Juni waren 140,000 Mann Landwehr kriegstüchtig, und Rückerts, Schenkendorfs und Körners Lieder fachten die Begeisterung bis zur höchsten Glut an. Der Waffenstillstand aber brachte auch einen gewichtigen Vorteil durch den Beitritt Österreichs zur Koalition gegen Napoleon, ohne den ein Sieg nicht sicher war. Kaiser Franz I. und sein Minister Metternich wollten zwar keinen deutschen Freiheitskrieg, sondern bloß die 1805 und 1809 verlornen Provinzen wiedergewinnen und hatten bisher dies ¶
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dadurch zu erreichen gesucht, daß sie eine drohende bewaffnete Stellung in der Flanke der kriegführenden Mächte einnahmen. Napoleon hatte indes alle Zugeständnisse schroff abgelehnt. Jetzt machte Metternich neue Versuche, und die Verbündeten im Vertrauen auf Napoleons Übermut gingen im Vertrag von Reichenbach [* 20] (27. Juni) auf Österreichs Vorschlag ein, sich mit der Abtretung des Großherzogtums Warschau, [* 21] Illyriens und Hannovers begnügen zu wollen, wogegen Österreich [* 22] im Fall der Ablehnung sich ihnen anzuschließen versprach. Napoleon lehnte wirklich auch diese geringfügigen Zugeständnisse ab; der in Prag versammelte Friedenskongreß löste sich 11. Aug. auf, und am 12. erfolgte die österreichische Kriegserklärung.
Österreichs Beitritt lähmte allerdings vollständig die in Kalisch verkündete deutsche Politik Rußlands und Preußens. [* 23] Metternich war sich der günstigen Machtstellung Österreichs zu wohl bewußt und riß die Leitung der Politik bald ganz an sich. Sein Bemühen war, die bedrohten Rheinbundstaaten in ihrer vollen Souveränität und Macht zu erhalten und Preußen nur zu dem größten unter diesen Mittelstaaten werden zu lassen; auch Napoleon sollte bloß gedemütigt, Frankreichs Rheingrenze nicht angefochten werden. Er durchkreuzte daher die kriegerische Aktion immer wieder durch Friedensverhandlungen und verhinderte wiederholt die volle Ausbeutung eines errungenen Siegs.
Trotz alledem gewährte Österreichs Anschluß eine bedeutende Machtverstärkung, und als auch Schweden [* 24] und England der Koalition beitraten, konnte man, von englischen Subsidien unterstützt, 480,000 Mann ins Feld stellen, denen Napoleon nur 440,000 entgegenzusetzen hatte. Der am 12. Juli Trachenberg verabredete Kriegsplan der Verbündeten teilte die Heeresmasse in drei Armeen: die böhmische oder Hauptarmee, 230,000 Mann (120,000 Österreicher, 60,000 Russen, 50,000 Preußen), unter Schwarzenberg;
die schlesische, 100,000 Mann (60,000 Russen, 40,000 Preußen), unter Blücher;
die Nordarmee, 128,000 Mann (80,000 Preußen, 30,000 Russen, 18,000 Schweden), unter dem Kronprinzen von Schweden, Bernadotte.
Die oberste Leitung erhielt Schwarzenberg, in dessen Hauptquartier sich auch die drei verbündeten Monarchen Alexander, Friedrich Wilhelm und Franz begaben.
Die drei Armeen sollten so gegen Napoleon, der in Dresden [* 25] stand, operieren, daß beim gleichzeitigen Vorgehen gegen Sachsen von Böhmen, [* 26] Schlesien und der Mark aus diejenige, gegen welche Napoleon mit seiner Hauptmacht sich wenden würde, zurückweichen, diesen nach sich ziehen und so den andern Zeit und Raum verschaffen sollte, in Sachsen einzubrechen und womöglich im Rücken Napoleons sich zu vereinigen. Diesem Plan gemäß ging Blücher 15. Aug. bis an den Bober vor.
Napoleon zog ihm entgegen, während er Marschall Oudinot mit 70,000 Mann nach Norden [* 27] schickte, um die Landwehr zu zerstreuen und Berlin, [* 28] diesen Herd des Aufstandes, wenn es sich nicht ergebe, zu zerstören. Aber die Landwehr unter Bülow, 50,000 Mann stark, griff Oudinot südlich von Berlin bei Großbeeren an und schlug ihn gegen Bernadottes Willen, der Berlin hatte preisgeben wollen, mit geringem eignen Verlust zurück (23. Aug.); ein Korps von 12,000 Mann unter Girard, welches Oudinots Unternehmen von Magdeburg [* 29] aus unterstützen sollte, wurde 27. Aug. bei Hagelsberg vernichtet. Die böhmische Armee brach nun über das Erzgebirge in Sachsen ein; 25. Aug. war sie vor Dresden, zögerte aber mit dessen Besetzung, so daß Napoleon, der auf die Kunde vom Marsch der Hauptarmee aus der Lausitz herbeieilte, vorher die Stadt erreichte. Ein am Nachmittag des 26. unternommener Angriff der Alliierten mißlang, und 27. Aug. schlug Napoleon durch einen energischen Angriff den linken, österreichischen Flügel des Feindes und zwang ihn zum Rückzug nach Böhmen. Hier sollte Vandamme, durch Eilmärsche zuvorkommend, den Verbündeten den Weg verlegen und ihren Rückzug in eine vernichtende Niederlage verwandeln. Indes die übrigen Korps verfolgten nicht energisch genug, und Vandamme wurde selbst 30. Aug. bei Kulm nach tapferm Kampf gefangen genommen. Ein noch härterer Schlag für die Franzosen war, daß Macdonald, der mit 100,000 Mann Blücher in Schlesien weiter hatte verfolgen sollen, von diesem 26. Aug. an der Katzbach bei Liegnitz [* 30] angegriffen und mit einem Verlust von 30,000 Mann und 100 Kanonen in die Flucht geschlagen wurde. Napoleon zog nun selbst wieder nach der Lausitz, während Marschall Ney mit dem verstärkten Oudinotschen Korps einen neuen Angriff auf Berlin versuchen sollte. Die preußischen Truppen der Nordarmee standen südlich von Jüterbog; [* 31] Bernadotte hatte den Sieg bei Großbeeren nicht ausgebeutet, kaum das Vordringen nach Süden gestattet, und wiederum wider Willen des Kronprinzen griffen Bülow und Tauenzien 6. Sept. bei Dennewitz mit 50,000 Mann das 70,000 Mann starke Heer Neys an. Die Niederlage desselben war eine vollständige, 15,000 Gefangene und 80 Kanonen ließ er in den Händen der Sieger, und es war kaum möglich, das Heer wieder zu reorganisieren; zahlreiche Rekruten desertierten, und auch die Rheinbundstruppen zeigten sich mißmutig.
Die Lage Napoleons wurde von Tag zu Tag schwieriger. Blücher wich in der Lausitz einer Schlacht aus, der Kaiser konnte ihm nicht weit folgen, sondern mußte der böhmischen Armee wegen sich nach Dresden zurückziehen, und als Blücher mit der schlesischen Armee rechts ab nach der Mittelelbe marschierte, York 3. Okt. bei Wartenburg den Elbübergang erzwang und auch die Nordarmee nun die Elbe überschreiten mußte, stellte sich Napoleon bei Leipzig [* 32] (s. d.) auf. Der größte Teil seines Heers stand im Südosten der Stadt bei Wachau und Liebertwolkwitz, im Norden stand bloß Marmont mit 20,000 Mann. Im ganzen hatte er 180,000 Mann gegen 200,000 Verbündete, die Nordarmee war noch nicht herangezogen.
Die böhmische Armee griff 16. Okt. von Süden her an; aber infolge ungeschickter Anordnungen Schwarzenbergs waren ihre Kräfte verzettelt, und von dem vielen, was man unternahm, gelang nichts: weder glückte es den Österreichern, Lindenau im Rücken der Franzosen zu nehmen, noch den Preußen und Russen, Wachau, den Schlüssel von Napoleons Stellung, zu erstürmen. Nach ungeheuern Verlusten mußten die Verbündeten zurückweichen. Hier konnte Napoleon sich den Sieg zuschreiben.
Eine völlige Niederlage der böhmischen Armee wurde nur verhindert durch das Yorksche Korps, welches, allerdings mit dem Verlust eines Drittels seiner Mannschaft, Möckern erstürmte, Marmonts Korps zertrümmerte und diesen sowie Ney hinderte, dem Kaiser nach Wachau zu Hilfe zu kommen. Napoleon konnte sich nicht entschließen, den Rückzug anzutreten, solange derselbe noch ungestört geschehen konnte; er wollte die 170,000 Mann Besatzungen in den Weichsel-, Oder- und Elbfestungen nicht preisgeben, auch sich nicht für besiegt erklären. Er bot 17. Okt. den Verbündeten, freilich unter ganz ungenügenden Bedingungen, Frieden an. Die Alliierten ließen das Anerbieten unberücksichtigt und griffen, durch die Nordarmee und das ¶