Seelen, die nicht vollkommen der
Seligkeit und
Ruhe teilhaftig geworden, schweben zwischen
Himmel
[* 8] und
Erde, kehren auch zuweilen
zu der Stätte ihrer
Heimat zurück; sie schrecken den
Menschen als
Gespenster, erscheinen in mannigfaltigster Gestalt, als
Feuermänner,
Irrwische etc. Der Gespensterglaube hat sich, vielfach ausgebildet,
bis auf die Gegenwart erhalten. Von religiöser Bedeutung waren auch die
Deutschland
[* 9] sehr im Schwange gehende
Zauberei
(Hexen),
die
Beschwörungen, die
Gottesurteile etc.
Außer J.
^[Jacob]
Grimm,
[* 10]
(Götting. 1835, 4. Aufl. 1875-78, 3 Bde.),
sind zu vergleichen: W.
Müller, Geschichte und
System der altdeutschen
Religion (das. 1844);
[* 10]OstafrikanischeGesellschaft, eine 1884 in
Berlin
[* 12] gebildete
Gesellschaft, welche am Ende des genannten
Jahrs
die westlich von
Bagamoyo gelegenen Gebiete
Usegua,
Usagara,
Ukami und Nguru von den dort herrschenden kleinen
Fürsten erwarb, ein Gebiet von 137,500 qkm (2497 QM.)
Umfang. Durch kaiserlichen
Erlaß vom wurde dasselbe unter
deutschen Reichsschutz gestellt. Dies schöne und fruchtbare Bergland wird von zahlreichen
Flüssen bewässert, die alle
zum
IndischenOzean abfließen.
Nur die niedrig gelegenen Teile scheinen ungesund zu sein. Überall ist die
Vegetation eine üppige,
Mais,
Sorghum u. a. liefern reiche
Ernten, und die Tierwelt ist ebenso schön wie mannigfaltig. Die
Bevölkerung
[* 13] zerfällt in zahlreiche
kleine
Stämme, die sämtlich zur großen Völkerrasse der
Bantu gehören.
Später wurden auch die
Landschaften Chutu,
Usambara,
Pare, Aruscha und
Dschagga erworben, von denen die beiden letzten, da sie, am
Fuß des
Kilima Ndscharo hoch
gelegen, möglicherweise zur Besiedelung durch
Europäer sich eignen, besondern Wert haben, der freilich durch die Nachbarschaft
der kriegerischen und raublustigen
Massai beeinträchtigt wird. Der
Sultan von
Sansibar
[* 14] traf zwar Anstalten, diese Erwerbungen
der
Gesellschaft streitig zu machen, zog aber bei dem Erscheinen eines deutschen
Geschwaders auf ein ihm
gestelltes
Ultimatum seine Ansprüche ohne weiteres zurück und trat kurz darauf den guten
HafenDar es
[* 15] Salaam an die
Gesellschaft
ab. Die
Flagge der
Gesellschaft s. Tafel
»Flaggen
[* 16] I«.
[* 17]
In den mit
Frankreich vereinigten Territorien war von einem lebhaften Nationalgefühl bei der
Masse des
Volkes ebensowenig die
Rede wie in den
Staaten des
Rheinbundes.
Vor derNapoleonischen Zeit war dasselbe nicht vorhanden gewesen
und wurde hier auch nicht durch die Fremdherrschaft geweckt, da der unleugbare und auch empfundene
Druck derselben aufgewogen
wurde durch die Vorteile und Erleichterungen, welche die Beseitigung der zahlreichen Überreste des mittelalterlichen Feudalsystems
besonders den niedern
Ständen gebracht hatte.
Die
Bevölkerung des rheinbündnerischen
Deutschland war dem politischen
Leben zu lange entfremdet, als
daß die öffentlichen Zustände und die Zukunft der
Nation sie hätten beunruhigen können. In der
Armee und einem Teil der
Gebildeten entwickelte sich sogar ein kräftiger
Partikularismus; selbst aufrichtige
Patrioten glaubten im
Rheinbund unter des
großen
NapoleonSchutz die wahren
Interessen des deutschenVolkes am besten gewahrt. Nur in einigen Gebieten
Norddeutschlands regte sich der
Haß gegen die Fremdherrschaft, zumal in dem
KönigreichWestfalen,
[* 20] wo sich dieselbe allerdings
auch am widerwärtigsten und schamlosesten gebärdete.
Von dem französisch gewordenen und dem rheinbündnerischen
Deutschland konnte also die
Befreiung vom französischen
Joch nicht
ausgehen. Sie war nur möglich, wenn beide oder eine der deutschen Großmächte,
Österreich
[* 21] und
Preußen,
sich an die
Spitze stellte. Hier waren das Staatsbewußtsein und das Nationalgefühl so stark gewurzelt, daß man die Demütigungen
durch den übermütigen
Sieger bitter und nachhaltig empfand, und die
Erinnerungen einer glorreichen Geschichte erhielten die
Hoffnung auf Wiedererhebung und Herstellung der frühern
Größe wach. Zuerst machte
Österreich 1809 einen
Versuch, das
¶
mehr
französische Joch zu brechen. Mit glänzendem Heldenmut erhoben sich die Völker des habsburgischen Kaiserstaats, und die
Waffenthaten der Armee waren des höchsten Lobes würdig. Aber der Krieg wurde zu voreilig begonnen und zu langsam geführt.
Auch blieb Österreich ohne Bundesgenossen; die Empörungsversuche in Deutschland gegen die Fremdherrschaft blieben vereinzelt
und wurden rasch unterdrückt. Und nach dem Mißlingen des Unternehmens fiel Österreich in eine selbstsüchtige
und engherzige dynastische Politik zurück.
Das schon bekannt gemachte Edikt »über den erleichterten Besitz und freien Gebrauch des Grundeigentums« hob den Unterschied
der Stände in Bezug auf den Grundbesitz auf und befreite namentlich den Bauernstand von einer MengeLasten
und Schranken; die Städteordnung vom gab den städtischen Gemeinwesen die freie Verwaltung ihrer Angelegenheiten
durch selbstgewählte Behörden zurück. Kreis- und Gemeindeverfassung sollten nach SteinsIdeen die Grundlage der Provinzialstände
bilden, und diese Selbstverwaltung sollte nicht bloß die Last der büreaukratischen Verwaltung erleichtern, sondern auch
die Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre wieder beleben.
Und wie der Ministerrat an der Spitze derRegierung stand, so sollte das gesamte Volk durch die Reichsstände vertreten werden,
welche ausgedehnte Befugnisse der Gesetzgebung, Steuerbewilligung etc. erhalten sollten. Die vollständige Durchführung dieser
Pläne wurde freilich durch Steins Entlassung vereitelt (November 1808), und das nun folgende MinisteriumAltenstein war seiner Aufgabe, Steins Werk zu vollenden, durchaus nicht gewachsen. Die Adelspartei strengte allen ihren Einfluß
an, die verhaßten Reformen, von denen sie denUntergang des Staats erwartete, rückgängig zu machen oder wenigstens zu sistieren.
In der auswärtigen Politik verfiel man wieder in den alten Fehler unentschlossenen Schwankens. Endlich
sah der König selbst ein, daß der Weg, den Stein vorgezeichnet, mit Energie eingeschlagen werden müsse, und berief 1810 Hardenberg
als Staatskanzler an die Spitze derRegierung. Hardenberg ordnete vor allem das wieder in Unordnung geratene Finanzwesen, indem
er alle Steuerbefreiungen aufhob, eine neue Verbrauchs- und Luxussteuer einführte und die Klostergüter
einzog, um die Verpflichtungen gegen Frankreich erfüllen zu können.
Aber die Katastrophe dieser Armee brachte auch endlich die Rettung, allerdings wieder ohne, ja gegen den WillenFriedrichWilhelms,
der inmitten der Franzosen zu Potsdam
[* 29] keinen Entschluß zu fassen wagte. GeneralYork war es, der den entscheidenden Schritt that.
Als Befehlshaber des trotz tapferer Kämpfe noch ziemlich intakten preußischen Hilfskorps wäre er im
stande gewesen, Ost- und Westpreußen
[* 30] vor den Russen zu schützen und den Franzosen den Rückzug zu decken sowie Zeit zu neuen
Rüstungen
[* 31] und Verstärkungen zu geben. Indem er nun aber auf eigne Verantwortung durch die Konvention von Tauroggen
von den Franzosen abfiel und sein Korps einstweilen eine neutrale Stellung einnehmen ließ, zwang er diese,
bis an die Elbe zurückzuweichen. Er rückte nun in Preußen ein und organisierte im Verein mit den PräsidentenAuerswald und
Schön die Volkserhebung in dieser Provinz. Der Landtag, der in Königsberg zusammentrat, unterstützte York mit der
großartigsten Opferbereitschaft. Die arme, ausgesogene Provinz verpflegte und ergänzte nicht nur bis zum Frühjahr das Yorksche
Korps, sondern brachte auch nach wenigen Wochen ein Heer von 33,000 Mann auf. Inzwischen trat
¶