gab er im
Januar 1794 seinen
»Vieux cordelier« heraus, ein
Blatt
[* 2] voll
Geist,
Witz und beißender
Satire, in
dem er die Tyrannei
der Schreckensmänner schilderte und zur wahren
Freiheit, zur Mäßigung und vernünftigen Handhabung der
Gesetze aufforderte.
Hébert, den er besonders angriff, klagte ihn an, die Wiederherstellung des
Königtums zu beabsichtigen,
und
Robespierre, nachdem er seinen
Freund vorher anscheinend verteidigt, trug in voller Versammlung auf die
Verbrennung aller
Nummern des
»Vieux cordelier« an. Als Desmoulins trotzdem die
Männer des
Terrorismus und die
Jakobiner nur noch heftiger angriff, ließ
Robespierre Desmoulins,
Danton u. a. verhaften, worauf namentlich
Saint-Just, Desmoulins persönlich verfeindet,
dessen
Verurteilung betrieb.
Auf dem
Blutgerüst rief er aus, auf die
Guillotine deutend: »Dies ist also der
Lohn für den ersten
Apostel der
Freiheit!
Die Ungeheuer, die mein
Blut fordern, werden mich nicht lange überleben!« Seine
Gattin, die alles aufgeboten, um ihn zu retten,
bestieg, erst 23 Jahre alt, 14
Tage nach ihm das
Blutgerüst. Außer einer
MengePamphlete und
Flugblätter
schrieb Desmoulins: »Discours de la lanterne aux
Parisiens« (2. Aufl., Par. 1792);
»Satires du choix des meilleures pièces de vers
qui ont précédé et suivi la révolution« (das. 1792);
»Histoire des Brissotins, ou fragments de l'histoire
secrète de la révolution et des six premiers mois de la république« (das. 1793, 2. Aufl.
1794).
(spr. dänŏartähr),Gustave, franz.Kultur- und Litterarhistoriker, geb. zu
Bayeux, lebt als Mitarbeiter verschiedener
Journale in
Paris. Von seinen
Schriften sind besonders diejenigen, welche sich mit
dem Kulturleben des 18. Jahrh. beschäftigen, als Seitenstücke zu den verwandten
Studien der
BrüderGoncourt bemerkenswert.
Sein von der
Akademie preisgekröntes Hauptwerk in dieser
Richtung ist:
»Voltaire et la société française
au XVIII. siècle« (Par. 1867-75, 8 Bde.).
Außerdem nennen wir: »Les cours galantes« (1859-64, 4 Bde.);
»La musique française au XVIII. siècle.
Gluck et
Piccini« (2. Aufl. 1875);
(spr.
dänŏajeh), 1)
AugusteGaspardLouisBoucher,
Baron, franz. Kupferstecher, geb. zu
Paris, bildete
sich seit 1791 bei Lethière, dann in der
Akademie und arbeitete seit 1799 im
AtelierTardieus. SeinenRuf
begründete er 1804 mit dem
Stich von
RaffaelsMadonna im
Louvre, genannt la belle jardinière, und widmete seitdem seinen
Grabstichel
vornehmlich Raffaelschen Werken, deren
Reihe er 1846 mit der
Sixtinischen Madonna beschloß, die aber ganz mißverstanden und
in moderne französische
Eleganz und Koketterie übersetzt ist. Zu seiner Zeit hochgerühmt war das von
ihm nach
Gérard gestochene Bildnis
Napoleons I. im Krönungskostüm (1808), das zur Verteilung an fremde
Fürsten bestimmt
war. 1825 wurde er zum ersten Kupferstecher des
Königs ernannt, 1828 zum
Baron erhoben und starb in
Paris.
Von seinen geologischen
Schriften erwähnen wir: »Mémoire
sur la craie et les terrains tertiaires de
Cotentin« (1825);
»Sur quelques systèmes de la formation oolithique du
Nord-Ouest
de la
France« (1825);
»Sur les cavernes et brèches à ossements des environs de
Paris« (1842);
»Observations
sur les terrains tertiaires du
Nord-Ouest et de l'Ouest de la
France« (1852-53).
3)
Louis, franz. Journalist und Schriftsteller, geb. 1805 in
dem Dorf Replonges
(DepartementAin), arbeitete zuerst auf einem Notariatsbüreau, ehe er (1828) nach
Paris kam, um sich hier
derOpposition anzuschließen. Der
Reihe nach an den hervorragendsten Blättern liberaler
Richtung thätig,
gründete er 1832 den
»Charivari«, wurde Mitbegründer des
»Siècle«, und nachdem er sich auch als Schriftsteller (zuerst unter
dem
Pseudonym Derville) schon einen bedeutenden
Namen gemacht hatte (durch
Vaudevilles, besonders aber durch die mehrfach aufgelegten
Romane: »Aventures deJean-Paul Choppart«, 1836;
»Aventures de
RobertRobert«, 1840;
»Mémoires d'une pièce
de cent sous«, 1837),