Gedichte, ihre mißlungenen
Tragödien,
Komödien und
Opern sind nichts als fades Gerede und voll süßlicher
Sentimentalität;
nur die Form der erstern ist vorzüglich. Zu ihrer Zeit aber wurde sie bis in den
Himmel
[* 2] erhoben; man nannte sie »die zehnte
Muse« und »französische
Kalliope«. Am besten gelungen sind ihre
»Idylles«, denen neben ihrer
Anmut und
Eleganz
eine gewisse Natürlichkeit nachzurühmen ist.
Ihre
»Œuvres« (1687, 1695) erlebten viele
Auflagen, besonders
Paris
[* 3] 1747, 2 Bde.,
und 1799, 2 Bde. Eine Auswahl erschien 1882. -
Ihre Tochter Antoinette
Thérèse, geb. 1662, gest. 1718, erhielt für ihr Gedicht
»L'éloge de l'établissement de
Saint-Cyr« 1688 einenPreis von der
Akademie; ihre
Episteln,
Chansons,
Madrigale
etc. finden sich in der
Ausgabe der Werke ihrer
Mutter (1695).
Vgl. Péricaud-Kiné, Les deux Deshoulières
(Lyon
[* 4] 1853);
Deltour, Les ennemis
de
Racine (4. Aufl., Par. 1884).
(nach andern Berterad), Tochter des Langobardenkönigs
Desiderius, ward 770 von
Karl d. Gr. auf Anraten
seiner
MutterBertha, wiewohl der gegen die
Langobarden feindlich gesinnte
PapstStephan IV. dringend davon
abriet, zur
Gattin genommen, aber schon 771, ungewiß ob aus persönlichen
Gründen oder auf Veranlassung
Stephans, verstoßen.
daSettignano (spr. ssettinjāno), ital. Bildhauer, geb.
1428, bildete sich in
Florenz
[* 5] nach
Donatello oder unter dessen Leitung zu einem der edelsten
Meister der
italienischen Frührenaissance aus, welcher großes dekoratives
Geschick mit feinstem
Naturgefühl verband.
Sein Hauptwerk ist
das
Grabmal des
Staatssekretärs Marzuppini in
Santa Croce zu
Florenz, welches durch die reizvolle Ornamentik wie durch die feine
Charakteristik des auf dem
Sarkophag
[* 6] ruhenden Verstorbenen gleich ausgezeichnet ist. Ein Wandtabernakel
in
San Lorenzo ebendaselbst ist in der maßvollen Ornamentik und der feinen
Durchführung der
Figuren ebenso bedeutend. Die
von
Vasari gerühmte Marmorbüste der
MariettaStrozzi, ein Meisterwerk der naturalistischen Porträtbildnerei des 15. Jahrh.,
befindet sich im
Berliner
[* 7]
Museum. Er starb
Aus
Rache hierfür nahm Desiderius die von den
Franken vom
Thron ausgeschlossenen
Söhne von
Karlmann,
Karls d. Gr.
Bruder, in
Pavia auf und verlangte vom
Papste die
Salbung derselben zu
Königen des
Frankenreichs. Als
sich derselbe weigerte,
überzog er ihn mit
Krieg (773).
Da D. alle
AnträgeKarls zurückwies, so zog dieser über die
Alpen,
[* 9] umging
die
Klausen, durch welche Desiderius die Alpenpässe hatte sperren lassen, und schloß diesen in
Pavia ein, das sich 774 ergeben mußte.
Desiderius ward als Gefangener nach
Frankreich gebracht, wo er starb.
Sein Sohn Adalgis, der nach
Konstantinopel
[* 10] geflüchtet war, machte
später mehrere erfolglose Aufstandsversuche und fand sein Ende in der
Verbannung. Die
Sage hat die Geschichte
Desiderius' mannigfach ausgeschmückt.
(lat.), Verzeichnis, besonders spezielle Vermögensaufzeichnung bei gewissen
rechtlichen Veranlassungen, z. B. im
Konkurs Designation der
Aktiva und Passiva des
Gemeinschuldners, beiErbschaften
Designation zur Feststellung der Erbschaftsmasse, bei
Vormundschaften zur Sicherstellung des Mündelvermögens. Eine eidliche Designation oder
Spezifikation hat oft die
Wirkung und
Kraft
[* 12] eines gerichtlich errichteten Inventars; namentlich wird das
Beneficium inventarii
(s. d.) regelmäßig auch auf
Grund einer eidlichen Privatdesignation des
Erben erteilt.
Aktendesignation ist das Verzeichnis einer Anzahl Aktenbände, welche zu verschicken, Besoldungsdesignation
das Verzeichnis der Einkünfte, welche mit der
Stelle eines
Geistlichen oder eines
Lehrers verbunden sind, Kostendesignation
die spezielle Aufzeichnung der
Sporteln und
Vorlagen, welche jemand an eine Behörde zu zahlen hat. Auch versteht man unter
Designation die spezielle Angabe der
Waren, welche ein
Zollamt zu passieren haben. Designationsurteil ist die durch
gerichtliches
Urteil erfolgte Feststellung der Reihenfolge, in welcher die Konkursgläubiger rangieren.
Endlich bezeichnet
Designation auch die Bestimmung zu einem
Amte, die bloß vorläufige
Berufung, wobei die definitive
Übertragung noch von bestimmten
Bedingungen, z. B. der Bestätigung des
Landesherrn, abhängig gemacht ist.
[* 14] (franz.), das
Verfahren, durch welches man der
Gesundheit schädliche
Stoffe, besonders die als
Überträger von
Krankheiten, als Ansteckungsstoffe, erkannten mikroskopischen Organismen, die
Bakterien, zu zerstören sucht.
Bisweilen rechnet man zur Desinfektion auch die Maßregeln, welche vorbeugend gegen die Entstehung oder Ausbreitung
der Ansteckungsstoffe ergriffen werden, und häufig verwechselt man Desinfektion mit
Desodorisation, indem man die Schädlichkeiten
von den durch übeln
Geruch sich bemerkbar machenden
Stoffen ableitet und den gewünschten Erfolg erreicht
zu haben glaubt, sobald dieser
Geruch verschwunden ist. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß übelriechende
Gase,
[* 15] welche aus faulenden
Substanzen,
Exkrementen etc. sich entwickeln und der
Luft der Wohnräume sich beimischen, nachteilig sind, und insofern sind
alle Maßregeln wertvoll, welche eine gründliche Beseitigung dieser
Gase erreichen. Der Wert des
Eisenvitriols,
der Manganlaugen etc. besteht darin, daß sie gewisse Fäulnisprodukte, wie
Schwefelwasserstoff- und Ammoniakgas, binden und
die
¶
mehr
Verbreitung solcher Gase aus Abtrittsgruben, Klosetten etc. verhindern. Dagegen ist es selbstverständlich vollkommen zwecklos,
den Geruch der übelriechenden Gase durch stark riechende Räuchermittel zu maskieren. Die schädlichen Gase bleiben in dem
Raum, und sie entgehen nur durch die Räucherung der Wahrnehmung, weil die entwickelten Wohlgerüche stärker als jene auf unser
Geruchsorgan wirken. Die einfachste Ventilation würde in diesem Fall sehr viel wirksamer sein, da durch sie die schädlichen
Gase beseitigt werden.
Freilich würde auch gute Ventilation auf die Dauer wenig ausrichten, wenn nicht die Quelle
[* 17] jener Gase verstopft wird. Und dies
gilt für alle Desinfektionsmaßregeln, denen man nicht den Kampf gegen Schädlichkeiten aufbürden soll,
die auf andre Weise leicht und sicher beseitigt werden können. Es wäre thöricht, Zimmer desinfizieren zu wollen, in welche
aus unreinen, feuchten Kellern, aus Kanälen, Abtritten etc. beständig schädliche Gase eindringen, auf deren feuchten WändenTapeten verrotten, unter deren Dielen unreiner Schutt lagert, der gelegentlich durch einsickerndes Scheuerwasser
angefeuchtet wird.
Hier sind diese Übelstände zu beseitigen, und dann wird meist eine besondere Desinfektion gar nicht mehr erforderlich
sein. Reinlichkeit, Trockenheit, reichliche Ventilation sind von der Gesundheitspflege als so wichtige Faktoren für das Wohlbefinden
in den Wohnräumen anerkannt worden, daß auf sie in erster Linie zu achten ist. Nachdem dies aber geschehen,
bleibt noch für die Desinfektion ein weites Gebiet, auf welchem große Anstrengungen gemacht werden müssen, wenn
der Erfolg gesichert werden soll.
Die neuern Untersuchungen haben gelehrt, daß die chemischen Produkte der Fäulnis, welche sich zum Teil durch übeln Geruch
sehr bemerkbar machen, viel weniger zu fürchten sind als die Mikroorganismen, welche jene Fäulnisprozesse
begleiten und vielleicht als deren fermentartig wirkende Urheber zu betrachten sind. Ein Mittel, welches nur die übeln Gerüche
beseitigt, ohne jene Organismen zu töten, leistet also sehr wenig, und es war ein außerordentlicher Fortschritt, als man
den scharfen Unterschied zwischen Desodorisation und Desinfektion machen lernte und vom Desinfektionsmittel verlangte,
daß es jene Organismen töten müsse.
Nun sind, wie es scheint, sehr viele bei Fäulnisprozessen auftretende Bakterien der menschlichen Gesundheit nicht nachteilig,
und manche der gefährlichsten organisierten Krankheitsübertrager mögen in ihrer Entwickelung durch Fäulnisprozesse keineswegs
begünstigt werden; dennoch muß man bis jetzt annehmen, daß faulende Stoffe im allgemeinen als Nährboden
für Bakterien deren Vermehrung und Verbreitung befördern, und so werden sich alle Desinfektionsmaßregeln auf Unterdrückung
von Fäulnisprozessen richten müssen.
Die neuere Zeit hat aber auch direkte Beobachtungen über die Widerstandsfähigkeit der hier in Betracht kommenden Organismen
gegen äußere Angriffe gebracht und damit angefangen, den Boden zu schaffen, von welchem aus allein der
Wert bestimmter Desinfektionsmaßregeln beurteilt werden kann. Freilich richteten sich diese Beobachtungen nur auf bestimmte
Organismen, und es scheint, als ob durchaus nicht alle gleich lebenskräftig sind, ja es ist bekannt, daß manche, welche
Dauersporen erzeugen, dadurch die Fähigkeit besitzen, sehr energischen Angriffen zu widerstehen, und selbst
nach langer Zeit aus dem Zustand der Ruhe wieder zu regster Lebensentfaltung übergehen können. Im allgemeinen sind die Bakterien
sehr viel widerstandsfähiger, als man glauben möchte, und es hat sich mit Sicherheit herausgestellt,
daß z. B.
Räucherungen mit Chlor in belegten Krankenzimmern, also in einem Grade, daß Menschen dabei noch ohne Beschwerde
atmen können, daß Besprengungen mit Karbolsäure, welche die Luft mit intensivem Karbolgeruch füllen, kaum eine andre Bedeutung
haben als Räucherkerzen und vielleicht insofern mehr schaden, als nützen, als sie eine Sicherheit vortäuschen, die durchaus
nicht vorhanden ist.
Im deutschen Reichsgesundheitsamt hat man die einzelnen Desinfektionsmittel auf ihre Wirksamkeit geprüft,
indem man dieselben in berechneter Menge in geschlossenen Gefäßen auf künstlich gezüchtete Bakterien von Milzbrand, Rotlauf,
Septichämie etc. sowie auf deren Dauersporen einwirken ließ und nach verschieden langer Einwirkung diese Bakterien auf ihre
Lebensfähigkeit prüfte. Nach den Ergebnissen bezeichnet man als zuverlässige Desinfektionsmittel solche, welche
alle Mikroorganismen und ihre Keime töten, während die unzuverlässigen dies nur in bedingtem Grad erreichen. Es ist auch
zu beachten, daß manche Desinfektionsmittel nur die Lebensthätigkeit der Bakterien herabsetzen, die sich gewissermaßen
wieder erholen, nachdem die Einwirkung des Desinfektionsmittels aufgehört hat. Man darf ferner nicht vergessen, daß die
Bakterien und ihre Keime sich durch die Luft verbreiten, so daß ein desinfizierter Gegenstand, sobald er
mit der Luft wieder in freie Berührung gekommen ist, in kürzester Zeit von neuem infiziert werden kann, wenn nicht durch
die Desinfektion eine solche Veränderung mit demselben vor sich gegangen ist, daß er für die Bakterien und ihre
Entwickelung keinen Boden mehr bietet.
Der Desinfektion unterliegen bewohnte Räume und die in denselben befindlichen Gegenstände, Möbel,
[* 18] Betten, Kleidungsstücke und Wäsche,
allerlei Abfallstoffe und Exkremente, dann auch Leichen und Kadaver sowie lebende Menschen und Tiere. Die Verschiedenartigkeit
dieser Fälle fordert auch ein sehr verschiedenartiges Verfahren und eine Auswahl unter den Desinfektionsmitteln,
welche zum Teil sehr beachtenswerte Nebenwirkungen ausüben und dadurch in manchen Fällen unanwendbar sind.
Das Chlor steht in altbewährtem Ruf als Desinficiens durch sein starkes Oxydationsvermögen; man entwickelt dasselbe am besten
durch Übergießen von Chlorkalk
[* 19] mit Salzsäure und wendet es zur Desinfektion von Wohnungen, Krankenzimmern etc. an.
Das Chlor besitzt zwar keine absolut sichere desinfizierende Wirkung, besonders da sich seine Wirkung wesentlich auf die Oberfläche
erstreckt; indessen wird es, in hinreichender Menge entwickelt, zur völligen Desinfektion leerer Räume sicher genügen. Zu diesem Zweck
räumt man das zu desinfizierende Zimmer gänzlich aus, schafft vornehmlich auch alle Kleidungsstoffe und
Möbel heraus, beseitigt vorteilhaft die Tapeten, da alle diese Stoffe durch das Chlor angegriffen werden, wäscht Fußboden,
Wände, Fenster und Öfen,
[* 20] soweit dies thunlich, mit Sublimatlösungen (s. unten), dichtet alle Fugen und Ritzen an Fenstern etc.
und stellt nun den Chlorkalk in möglichst großen irdenen Schalen, um bei der Chlorentwickelung ein Überfließen
zu verhindern, im Zimmer auf und zwar so, daß ein Teil in der Nähe der Decke,
[* 21] einer in mittlerer Höhe und einer am Fußboden
placiert wird, wodurch ein möglichst gleichmäßiges Durchdringen der Luftschichten mit Chlor bewirkt wird. Um Luft durch
Chlor zu desinfizieren, muß dieselbe 1-1½ Volumprozent des Gases enthalten, und man bedarf deshalb zur
Entwickelung der nötigen MengeChlor für 1 cbm Rauminhalt 0,25 kg Chlorkalk und 0,35 kg Salzsäure. Die
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