fordern beschloß und das Einlaufen der Flotte in die Dardanellen anordnete, verlangte Derby nebst Carnarvon seine Entlassung,
und Beaconsfield nahm deshalb den der Flotte gegebenen Befehl zurück. Als aber nach dem Frieden von San Stefano Beaconsfield ein
entschiedenes Einschreiten zur Wahrung der Stellung Englands im Orient für durchaus geboten hielt und deshalb
die Reserven einberief und andre militärische Vorbereitungen traf, schied Derby, der diese Maßregeln nicht billigte, 30. März aus
der Regierung und wurde durch Lord Salisbury ersetzt.
Während er nun im Oberhaus der Orientpolitik Beaconsfields entschiedene Opposition machte, näherte er sich, im Widerspruch
mit den Traditionen seiner Familie, mehr und mehr der liberalen Partei, bis er sich im April 1879 durch
einen offenen Brief an den Konservativen Verein von Lancashire geradezu von der konservativen Partei lossagte. Während der Wahlbewegung
im Frühjahr 1880 machte er seinen weitreichenden Einfluß zu gunsten der Liberalen geltend und trat im Dezember 1882 als Staatssekretär
der Kolonien in das Ministerium Gladstone ein, mit dem er im Juni 1885 seine Entlassung nahm. Er schrieb: »Claims and resources
of the West-Indian colonies« (Lond. 1849).
(Derby-race), das großartigste und interessanteste engl. Pferderennen am Mittwoch vor Pfingsten (Derby-day),
wurde von einem Grafen Derby 1780 ins Leben gerufen und wird jedes Jahr zu Epsom (s. d.) in der Grafschaft
Surrey abgehalten. Es ist ein Flachrennen für dreijährige Pferde, wird über 1½ engl. Meilen gelaufen und trägt seinem Gewinner
ohne Wetten zwischen 6000-7000 Pfd. Sterl. ein. In neuerer Zeit sind mit dem Namen »Derby« auch die Konkurrenzen um größere
Rennpreise benannt worden, welche von Jockeyklubs und Rennvereinen gestiftet wurden.
(spr. darrbischir), Grafschaft im nördlichen England, grenzt nördlich an die Grafschaft York, östlich an
Nottingham und Leicester, südlich an letzteres und an Stafford, westlich an Chester und Lancaster und umfaßt 2665 qkm (48,4
QM.). Der nördliche Teil ist ein Peak (s. d.) genanntes Gebirgsland, im High Peak zu 604 m ansteigend und
vorwiegend aus Bergkalk bestehend. Der südliche Teil ist eine gewellte Ebene, meist fruchtbar und gut angebaut. Von den Flüssen
ist nur der Trent mit seinem Nebenfluß Derwent nennenswert.
Das Klima ist im N. rauh, im S. und W. aber mild und durchaus gesund. Die Grafschaft zählte 1881: 461,914
Einw. Von der gesamten Oberfläche bestehen 18,5 Proz.
aus Ackerland (Klee, Weizen, Hafer, Gerste und Kartoffeln), 61 Proz. aus Weideland und 3,7 Proz.
aus Wald. Der Viehstand zählte 1884: 21,253 Pferde, 145,808 Rinder, 195,059 Schafe und 40,010 Schweine. Derbyshire ist vorzugsweise Fabrik- und
Bergwerksland. Die Bergwerke beschäftigen an 19,000 Arbeiter; gewonnen werden: Steinkohlen (jährlich 8 Mill.
Ton.), Eisen (1882: 1,126,000 T.), Blei, Silber, Zink, Thonerde, Bausteine etc. Der Tropfstein einiger Höhlen (wie der Peakshöhle)
wird vielfach als Zierat verarbeitet. In industrieller Beziehung sind die Baumwollfabrikation mit 14,872 Arbeitern, die Seidenfabrikation
mit 2370 Arb., der Maschinenbau (3853 Arb.) und die verschiedenen Zweige der Eisenindustrie (8435 Arb.) hervorzuheben.
Die Grafschaft liefert außerdem Spitzen (2233 Arb.), ausgezeichnetes Porzellan (803 Arb.), Thonpfeifen u. a. Kanäle und Eisenbahnen
fördern den Verkehr. Hauptstadt ist Derby.
ehedem (im
vortansimatischen Zeitalter) alttürkische Vasallendynastien in
Kleinasien, die unter Oberhoheit des Sultans erbliche Verwalter und Kriegsanführer in ihren Gebieten waren.
Ihre frühere bedeutende
Macht wurde bereits durch Mahmud II. gebrochen.
(ursprünglich Dernburg), 1) Joseph, Orientalist, geb. zu Mainz, jüdischer
Abkunft, studierte in Gießen und Bonn Orientalia und wandte sich 1839 nach Paris, wo er seine Studien fortsetzte und eine höhere
Lehranstalt für Knaben jüdischer Konfession gründete, die er bis 1864 leitete. Dann sich ausschließlich seinen wissenschaftlichen
Forschungen widmend, wurde er 1871 zum Mitglied des Instituts erwählt und erhielt 1876 den für ihn geschaffenen
Lehrstuhl der talmudischen und nachbiblischen Wissenschaften an der École pratique des hautes études.
Sein Hauptwerk ist der »Essai sur l'histoire et la géographie de la Palestine«
(Par. 1867). Außerdem veröffentlichte er, abgesehen von zahlreichen Beiträgen zu Geigers jüdischen Zeitschriften etc.,
die arabischen Inschriften der Alhambra (mit Übersetzung),
die arabischen Fabeln von Lokman (1846), die
zweite Ausgabe der »Makamen des Hariri« (»Séances de Hariri«, Par. 1847-52, mit Reinaud),
eine Reihe von epigraphischen Noten im
»Journal asiatique« (1877 besonders erschienen),
»Manuel du lecteur« (1871),
»Opuscules d'Aboul-Walid« (1880, mit seinem Sohn
Hartwig),
»Deux versions hébraïques du livre de Kalîlâh et Dimnâh« (1881),
Abhandlungen über himjaritische Texte, hebräische Punktation u. a. Derenbourg ist auch Mitherausgeber des »Corpus inscriptionum semiticarum«
der Akademie.
2) Hartwig, Orientalist, Sohn des vorigen, geb. zu Paris, studierte in Göttingen und Leipzig und erhielt von ersterer
Universität den Doktortitel für seine gekrönte Preisschrift »De pluralium linguae arabicae et aethiopicae
origine et indole« (Götting. 1867), arbeitete 1867-70 an dem Katalog der arabischen Handschriften der französischen Staatsbibliothek
und lehrt seit 1875 Arabisch an der École des langues orientales; 1879 wurde er zum Professor ernannt. Er gab unter anderm
den arabischen Grammatiker Sîbawaihi (»Le livre de Sîbawaihi«,
arabischer Text, Par. 1881) und einen Katalog der arabischen Handschriften des Eskorial heraus.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Halberstadt, an der Holzemme, durch Zweigbahn mit Langenstein
(Linie Halberstadt-Blankenburg) verbunden, mit evang. Kirche, Zuckerfabrik, bedeutendem Ackerbau und (1880) 2852 Einw. Derenburg, zuerst 998 erwähnt,
war ehemals Hauptort einer Grafschaft, die zeitweise zu dem Stift Gandersheim und dem Bistum Halberstadt gehörte
und im 17. Jahrh. an Brandenburg kam.
in dem oberösterreichischen Dorf Neuhofen von evangelischen Eltern bäuerlichen Standes, mit denen er nach dem Bauernaufstand 1625 seine
Heimat verließ, trat erst in ein Reiterregiment des Herzogs Johann Ernst von Weimar, endlich als Offizier in schwedische Dienste.
Er ward 1635 bereits Oberstleutnant und zeichnete sich unter Banér und Torstensson als Reiterführer aus.
Auch zu diplomatischen Missionen nach Stockholm und an Rákóczy ward er verwendet. Bald ward er zum Generalmajor befördert. 1646 heiratete
er eine reiche Erbtochter, Frl. v. Schaplow, und lebte nach dem Westfälischen Frieden auf deren Gut Gusow in der Mark Brandenburg,
bis er 1654 als Generalmajor der Kavallerie in brandenburgische Dienste trat.
In der Schlacht von Warschau 1656 nahm er das feste Kloster Priment im Sturm und ward dafür zum Generalleutnant, zum
Wirklichen Geheimen Kriegsrat und zum Generalfeldzeugmeister ernannt. Auch auf dem Kriege gegen Schweden 1658-1659 begleitete er den
Kurfürsten. 1670 erhielt er die Würde eines Generalfeldmarschalls und die Oberleitung der Reiterei u. Artillerie.
An dem Feldzug 1672-1673 nahm er wegen eines Streits mit dem Fürsten von Anhalt nicht teil. 1674 in den Reichsfreiherrenstand
erhoben, ging er als Gesandter nach Holland, um einen Allianz- und Subsidienvertrag abzuschließen, und begleitete darauf den
Kurfürsten auf dem Feldzug im Elsaß.
Während des Kriegs gegen die in die Mark Brandenburg eingebrochenen Schweden bemächtigte er sich mit außerordentlicher
Kühnheit der von den Schweden besetzten Stadt Rathenow und bahnte dadurch dem Kurfürsten den Weg zu dem berühmten Sieg bei
Fehrbellin bei dem er selbst tapfer mitkämpfte. 1677 leitete er die Belagerung von Stettin
und ward nach dessen Eroberung Statthalter von Hinterpommern und dem Fürstentum Kammin und Obergouverneur aller pommerschen
Festungen.
Trotz seines vorgerückten Alters begleitete er den Kurfürsten in den neuen Feldzug, führte bei dem Angriff auf Rügen das Mitteltreffen
und war unter den ersten, die die Insel betraten. Nachdem er durch die Eroberung Stralsunds die
Schweden vom deutschen Boden vertrieben, setzte er mit 9000. Mann und 30 Kanonen auf Schlitten über das Frische und Kurische Haff
und schlug die Schweden bei Tilsit 1679. Er starb Mit seinem ältesten Sohn, Friedrich, Freiherrn
von Derfflinger, der, zu Gusow geboren, als Generalleutnant starb, erlosch sein Geschlecht; der jüngere war schon 1686 vor
Ofen geblieben.
Vgl. König, Authentische Nachrichten von dem Leben Derfflingers (Stendal 1786);