die Regeln, nach welchen das Denken sich als logisches, im Gegensatz zu den Gesetzen des Denkens, nach
welchen dasselbe sich als natürliches richtet. Jene sind Normal-, diese Naturgesetze des Denkens; jene beziehen sich auf den
Inhalt (das Was), diese auf die Art und Weise des Gegebenseins (das Wie) der Gedanken. Jene enthalten die Bedingungen, unter
welchen Gedanken für wahr oder falsch, gültig oder ungültig angesehen werden dürfen, diese dagegen
die Bedingungen, unter welchen Gedanken, sie seien wahr oder falsch, Erkenntnisse oder Irrtümer, überhaupt entstehen können,
thatsächlich entstehen und notwendig entstehen müssen.
Angabe der erstern ist Sache der Logik (s. d.) oder Denklehre, Angabe der letztern Sache der Psychologie (s. d.) oder der Lehre
vom Denken (im weitesten Sinn). Werden die Denkgesetze in Worten ausgesprochen, so entstehen daraus die sogen. Grundsätze
oder Prinzipien des (logischen) Denkens, wie der Satz, daß das Nicht-nichtzudenkende wahr, das Nichtzudenkende falsch sei
(Satz der Denknotwendigkeit);
daß jeder Denkinhalt sich selbst gleich und daher jedem andern ungleich sei (Satz der
Identität
und des Widerspruchs);
daß die Wahrheit jedes Denkinhalts entweder ohne Grund (Grundwahrheit) oder in der
Wahrheit eines andern begründet (Folgewahrheit) sei (Satz des zureichenden Grundes);
daß zwischen je zwei einander ausschließenden
Denkinhalten kein dritter (Satz des ausgeschlossenen dritten), oder, daß zu je zwei einander ausschließenden ein dritter,
beide zur Einheit zusammenfassender Denkinhalt möglich sei (Satz der Einheit der Gegensätze; s. Gegensatz).
(Medaille), ein nicht für den Verkehr bestimmtes Metallstück in Form einer Münze, das zur Erinnerung an
eine bestimmte Begebenheit, eine Person etc. verfertigt ist. Dem griechischen Altertum war der Begriff der Denkmünzen oder
Medaillen völlig fremd. Wenn sich auch hin und wieder auf griechischen Münzen Andeutungen eines bestimmten
historischen Faktums finden, wenn auch bisweilen bei besonders wichtigen Ereignissen Münzen von ungewöhnlicher Form und
besonderm Gepräge geschlagen wurden: so sind dies doch immer nur kursierende Geldstücke, nicht, wie in späterer Zeit,
Erinnerungs- oder Schaustücke. So werden z. B. auf sizilischen Münzen häufig die Siege in den Spielen
dargestellt, besonders schön auf den um 400 v. Chr. geprägten syrakusischen Zehndrachmenstücken aus der Zeit Dionysius'
I., mit einem von Viktoria bekränzten Viergespann.
Auch finden sich in dieser Zeit bisweilen die Namen der Stempelschneider auf den Münzen genannt. Die Geldstücke der römischen
Republik zeigen sehr häufig Ahnenbilder oder historische Ereignisse aus der Geschichte der Vorfahren der Münzbeamten.
In der römischen Kaiserzeit treten große, oft mit einem breiten verzierten Rand umgebene Bronzestücke von schönem Gepräge
auf, welche wohl nicht kursierendes Geld waren, sondern vielleicht geschenkweise verteilt wurden.
Seltener sind ungewöhnlich große Silber- und Goldstücke, welche unter Domitian beginnen. In späterer
Zeit, etwa seit 300 n. Chr., finden wir Goldmedaillons der Kaiser, welche, obgleich meist mit Bezeichnung des Münzfußes versehen,
nach dem man die Goldstücke ausprägte, vielleicht eine Art Orden oder Ehrenzeichen waren. In der byzantinischen Zeit verschwinden
diese Stücke; auch das übrige frühere Mittelalter kennt keine Denkmünzen in unserm Sinn.
Erst im J. 1390 treten in Italien wirkliche Erinnerungsmedaillen auf; es sind die in Kupfer und Silber geprägten schönen Stücke
des Franz Carrara auf die Eroberung von Padua. Im Anfang des 15. Jahrh. sind die bereits 1393 beginnenden rechenpfennigartigen
Erzeugnisse venezianischer Münzmeister bemerkenswert. Schon vor der Mitte des 15. Jahrh. finden wir plötzlich
die Medaillenkunst in ihrer höchsten Blüten der Maler Vittore Pisano aus dem Veronesischen arbeitete bereits um 1440 eine
Anzahl großer Porträtmedaillons in Bronze, nach einem (Wachs-?) Modell gegossen und, wenn der Guß nicht ganz scharf war,
ziseliert oder wohl richtiger erst modelliert, dann in Blei abgegossen und ziseliert und von diesen (in
einigen Exemplaren erhaltenen) Bleimodellen in Bronze abgegossen und wiederum zuweilen ziseliert. Diese großartigen, alle
spätern Werke weit übertreffenden Stücke des Pisano zeigen ein Porträt auf der Vorderseite, auf der Rückseite meist eine
sinnige Allegorie. Bewunderungswürdig ist die großartige Naturwahrheit edler Tiere (Löwe, Pferd, Adler),
welche Pisano für die Rückseiten seiner Medaillen sorgfältig nach der Natur zeichnete, wie uns seine erhaltenen
mehr
Studienblätter beweisen. Besonders schön sind die Medaillons auf Lionello von Este, Alfons, König von Neapel, und auf Piccinino;
sehr merkwürdig ist das Medaillon auf den vorletzten byzantinischen Kaiser, Joannes Paläologos, welcher 1439 in Florenz war.
Keiner seiner Zeitgenossen und Nachfolger hat Pisano erreicht; doch verdienen Erwähnung die ihm an Großartigkeit
der Auffassung am nächsten stehenden Marescotti und Matteo de Pastis, der im Porträt vorzügliche Sperandio, Boldu, Guazzaloti
oder Guacialoti u. a. Merkwürdig sind die von italienischen Künstlern (z. B.
vom Maler Gentile Bellini) verfertigten trefflichen Porträtmedaillons des als Kunstfreund bekannten Sultans Mohammed, welcher 1453 Konstantinopel
eroberte.
Geprägte Schaustücke (kursierendes Geld) finden wir vor 1500 in Bologna und Mailand; die Stempel sind vielleicht
von dem berühmten Maler und Goldschmied Francesco Francia verfertigt. In späterer Zeit, besonders aber im 16. Jahrh., zeichnen
sich die oft gegossenen italienischen Medaillen durch freie und geistreiche Arbeit aus. Interessant sind die guten, aber vom
Künstler selbst überschätzten geprägten Stücke des Benvenuto Cellini; doch weisen auch das 17., sogar
noch das 18. Jahrh. manche gute Leistung in Italien auf.
Gute französische Gußmedaillen des 16. Jahrh. sind selten. In Deutschland begann diese Kunst etwas später als in Italien,
einer der ersten und zugleich der vorzüglichste Medailleur ist Albrecht Dürer, dem man mit Sicherheit
mindestens zwei gegossene einseitige Stücke zuschreiben kann: einen weiblichen Kopf von vorn (seine Frau), von 1508, und seinen
Vater (gest. 1502), von 1514. Die übrigen deutschen Medaillen (meist Bildnismedaillen, von den Dargestellten zur Verteilung
an Freunde bestimmt) sind zuerst ebenfalls gegossen und oft ziseliert, meist zweiseitig und namentlich
in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. oft von außerordentlicher Schönheit und Sorgfalt der Arbeit, besonders die Nürnberger,
Augsburger, auch die Schweizer.
Unter letztern sind die von Jakob Stampfer die ausgezeichnetsten; die den meisten andern weit überlegenen Nürnberger Künstler
sind sämtlich unbekannt, doch hat möglicherweise der berühmte Kupferstecher H. S. Beham 1540 derartige
Werke in Speckstein geschnitten. Gut und kräftig sind die Arbeiten des schon zu seiner Zeit sehr geschätzten Augsburgers Hans
Schwarz, meist 1518 und 1519. Von der Mitte des 16. Jahrh. an begann die Kunst zu sinken; geprägte, weniger kunstvolle Medaillen
werden häufiger, doch erhält sich in Deutschland wie auch in Frankreich und den Niederlanden bis ins 17. Jahrh.
hinein eine vortreffliche Technik.
Abgesehen von den künstlerisch interessanten Stücken, sind im 16. und besonders im 17. Jahrh. eine große Masse von historisch
merkwürdigen und von satirischen Schaustücken erwähnenswert. In späterer Zeit, namentlich im 18. Jahrh.,
finden wir eine große Vorliebe für sogen. restituierte Medaillen, d. h. ganze Suiten von Bildnissen berühmter
Männer oder Königsreihen; bereits Tobias Wolf, einer der ausgezeichnetsten Medailleure des 16. Jahrh., auch der sonst lobenswerte
Schweizer Hedlinger haben derartige Arbeiten verfertigt. Je größer im 17. und 18. Jahrh. die Masse der (fast immer geprägten)
Medaillen wird, desto weniger bieten dieselben künstlerisches oder wissenschaftliches Interesse; es sind
meist geschmacklose Erzeugnisse der Perücken- und Zopfzeit, nur die dargestellten Personen verleihen ihnen einigen Reiz. Zu
erwähnen sind die oft noch vorzüglichen deutschen Medaillen Gustav Adolfs, die des Großen
Kurfürsten (zum Teil von dem vortrefflichen,
auch als Eisenschneider berühmten Gottfried Leygebe), die des ersten preußischen Königs, die Ludwigs
XIV.
Wenig Erfreuliches bieten die meist schlecht ausgeführten Medaillen Friedrichs d. Gr. Einen neuen Aufschwung nimmt die Medaillenkunst
unter Napoleon I., dessen schöne Medaillen, meist von Andrieu, mit trefflichen Köpfen und geistreich gedachten Rückseiten
allen neuen Künstlern Vorbilder sein sollten. In neuerer Zeit haben sich besonders Barre in Paris, welcher
ein unerreichtes Meisterstück der Prägekunst im Renaissancestil mit den Köpfen der Familie Ludwig Philipps verfertigte, Wyon
in London, L. Wiener in Brüssel und Voigt in München (zuletzt in Rom) ausgezeichnet; doch ist es keinem der neuern Medailleure
gelungen, die ideale Schönheit des Pisano und seiner Nachfolger und die kraftvolle Naturwahrheit der deutschen
Medaillen des 16. Jahrh. auch nur annähernd zu erreichen. - Den Übergang der Medaillen zu den Münzen bilden die auf besondere
Ereignisse geprägten Geldstücke, fast nur (abgesehen von den antiken Münzen) der neuern Zeit angehörend, z. B. die Krönungsthaler,
Siegesthaler, auch die früher sehr beliebten Geldstücke mit Allegorien, Bibelsprüchen (Spruchgroschen)
etc. Eine andre Art der Denkmünzen sind die als Ehrenzeichen verteilten Metallstücke, deren Vorbild die erwähnten Goldmedaillons
der römischen Kaiserzeit sind.
Die Medaillenkunde hat eine zahlreiche Litteratur. Ein wichtiges Sammelwerk sind die Tafeln des Heraus (neuer Abdruck, Wien
1828), ferner die betreffenden Teile des »Trésor de numismatique, etc.« mit unbrauchbarem Text.
Vgl. ferner
Bergmann, Medaillen auf berühmte etc. Männer des österreichischen Kaiserstaats (Wien 1844-57);
J. ^[Julius] Friedländer, Münzen
und Medaillen des B. Cellini; Andrea Guacialoti; welche sind die ältesten Medaillen? (Berl. 1855);
Derselbe, Die italienischen
Schaumünzen des 15. Jahrhunderts (1430-1530), mit autotypen Abbildungen (das. 1880-82);
Armand, Les médallieurs
italiens (Par. 1879, 2 Bde.);
Grüber, Roman medaillons in the British Museum (Lond. 1874, mit 66 Tafeln);
Erman, Deutsche Medailleure
des 16. und 17. Jahrhunderts (Berl. 1884).
Eine lehrreiche Übersicht gewährt die im Berliner Museum ausgestellte Auswahl (vgl. Friedländer und Sallet, Das königliche
Münzkabinett, Berl. 1877).